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Emanuel lernt in Rom auf der Piazza Navona die unwiderstehliche Maria kennen. Eine Torta di Mandorla und ein Averna besiegeln ihre Liebe, die beide für etwas ganz Besonderes, Außergewöhnliches halten, wie so viele Liebende, und die doch letztlich mit Betrug und im Haß endet. Da trifft Emanuel einen Mann, der den Kampf gegen Gleichgültigkeit und Zerstörungssucht der Menschen aufgenommen hat. Am Ende liegt ein Revolver zwischen ihnen auf dem Tisch, und Emanuel muß sich entscheiden... Eine spannende, dramatische und zugleich gefühlvolle Geschichte.

Produktbeschreibung
Emanuel lernt in Rom auf der Piazza Navona die unwiderstehliche Maria kennen. Eine Torta di Mandorla und ein Averna besiegeln ihre Liebe, die beide für etwas ganz Besonderes, Außergewöhnliches halten, wie so viele Liebende, und die doch letztlich mit Betrug und im Haß endet. Da trifft Emanuel einen Mann, der den Kampf gegen Gleichgültigkeit und Zerstörungssucht der Menschen aufgenommen hat. Am Ende liegt ein Revolver zwischen ihnen auf dem Tisch, und Emanuel muß sich entscheiden... Eine spannende, dramatische und zugleich gefühlvolle Geschichte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.06.1998

Maria heißt das Trampolin
An den Stromschnellen des Schicksals: Gabriel Baryllis Rache

Es war Mord. Der Filmregisseur Emanuel Haller sitzt im Café "La dolce vita" an der Piazza Navona in Rom und kippt einen Averna nach dem anderen. Er ist am Ende der Fahnenstange angekommen: "Meine Ehe war gescheitert, mein letzter Film unwiederbringlich ruiniert, meine Wohnung verloren, mein Geld für die nächsten zehn Jahre gepfändet, die Aussicht, jemals wieder Arbeit zu finden, gleich Null und meine tägliche Schlaflosigkeit das einzige, worauf ich mich verlassen konnte." Zwei Jahre zuvor saß er schon einmal an diesem Ort und erblickte in der atemberaubend hübschen Maria am Nebentisch die Liebe seines Lebens. Nach nur einer gemeinsamen Nacht führte er sie zum Traualtar. Doch die Schöne war nichts als des Schrecklichen Anfang, und Hallers Traum vom ewigen Glück war spätestens nach einem Seitensprung Marias mit seinem ekligen Produzenten ausgeträumt. Ein abgekartetes juristisches Nachspiel legte anschließend seine Existenz restlos in Trümmer.

Da die Gründe für das Scheitern der großen Liebe im Beziehungsalltag in einschlägigen Ratgebern nachzulesen sind, hat sich Gabriel Barylli offenkundig der Mühe enthoben gefühlt, die Ausgangskonstellation seines jüngsten Romans plausibel zu machen. Maria bleibt als fleisch- oder besser papiergewordene Männerphantasie trotz ihrer Traummaße völlig konturlos. Sie dient nur als erzählerisches Trampolin, um Haller auf die notwendige tragische Fallhöhe zu katapultieren. Baryllis Figuren haben keine Zukunft, aber auch keine Vergangenheit. Das erste ist fatalistisch, das zweite fatal. So bleibt der amour fou bloße Behauptung, die als Hypothek auf dem ganzen erzählerischen Gebäude lastet. Zudem kleidet der österreichische Erfolgsautor seine bis dato wenig originelle Geschichte in abgetragenste Fummel des Metaphernfundus, von den "Stromschnellen des Schicksals" bis zum "gebrochenen Finger meines Herzens".

Nach einem knappen Drittel des Buches fühlt sich auch der Leser ziemlich gerädert, jedoch: "Es geht immer noch einen Abgrund tiefer, als man glaubt ertragen zu können." An Hallers Tisch tritt ein älterer Herr, um ihm nach einigen Drinks seine Leidensgeschichte zu entlocken. Indem der namenlose Fremde, ein ehemaliger Arzt, ihm kräftig Salz in die Wunden streut, ruft er verborgene Rachephantasien hervor. Dann wechseln die Rollen; der Unbekannte offenbart sich als Schicksalsgenosse, dessen Liebesglück Jahre zuvor ebenfalls auf grausamste Weise zuschanden ging. Doch griff er dereinst zur Waffe und richtete seine Peiniger höchstpersönlich.

Er erzählt von der folgenden Zeit im Gefängnis, in der er sein ökologisches Coming out erlebte, Kindheitserinnerungen eine verlorene mystische Einheit von Natur und Selbst erahnen ließen. "Tiefer und tiefer dehnte ich mich in die Erde aus und wurde dabei immer weiter und formloser, bis ich so weit vorgedrungen war, daß ich das Gefühl hatte, die gesamte Erde zu spüren. (. . .) Ich wurde zum Wind, der die Wipfel bog, und wurde zum Licht, das alle Wipfel des Waldes miteinander verband." Dergleichen bereits aus früheren Werken Baryllis bekannten New-Age-Schwulst muß der Leser seitenlang über sich ergehen lassen.

Nach seiner Entlassung hat sich der Arzt zum Rächer der enterbten Natur berufen gefühlt und fortan kaputtgemacht, was uns kaputtmacht: Politiker, Industrielle und andere einflußreiche Umweltzerstörer werden auf brutalste Weise ermordet. Auch Haller soll erkennen, daß Gewalt der einzige Ausweg aus seiner und der Welt desolaten Lage ist. Und er erweist sich als lernfähig: "Ich war viel zu sehr mit meinem privaten Leben beschäftigt, um so etwas wie Verantwortung zu fühlen für meine Umgebung."

Hesses "Steppenwolf" stand Barylli nicht nur beim Nachnamen seines Helden Pate. In der Tradition einer neoromantischen Gegenmoderne macht er für alle Übel dieser Welt die Entfremdung unserer Zivilisation von der Natur verantwortlich. Öko-Terror gegen Beziehungsprobleme, das wäre die Quintessenz aus der Erzählstruktur des Romans, der von der Endlichkeit irdischen Fühlens ausgeht und in fundamentalistischer Zivilisationskritik endet.

Meint Barylli das ernst? Reichlich vermessene Verweise auf Filme Fellinis drehen der wirrköpfigen Botschaft einige metafiktionale Locken. Also alles nur ein Sturm im Rotweinglas, ein "magisches Theater" wie bei Hesse? Natürlich ist der Racheengel nicht weniger Phantasma als die vergötterte femme fatale Maria. Es bleibt offen, ob der Arzt seine Taten wirklich begangen hat. Sein Zuhörer jedenfalls scheint schließlich bereit, den Staffelstab der Rache aufzunehmen. Der Klappentext nennt Barylli "einen der bekanntesten (. . .) Buchautoren der Gegenwart". Das gibt zu denken, denn es mag Leser geben, die seinen Roman als Manifest einer ökologischen Stadtguerrilla verstehen werden. Auch mit heißer Luft kann man Wind säen. Weiß Barylli wirklich, was er tut? RICHARD KÄMMERLINGS.

Gabriel Barylli: "Denn sie wissen, was sie tun". Roman. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1998. 320 S., geb., 36,- DM.

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