Vor dem Hintergrund der Wissenstransformation um 1800, im Zuge derer sich der Mensch als dynamisches historisches und sprachliches Subjekt entdeckt, kreisen die Lehrjahre um das Thema der Kulturinitiation, verstanden als Vermittlung imaginärer Wünsche und Bedürfnisse an die Bedeutungsökonomie einer Gesellschaft. Die Untersuchung analysiert die enge Verwandtschaft zwischen den Sprachursprungsdebatten des 18. Jahrhunderts und der Symboltheorie Goethes vor allem unter wahrnehmungstheoretischen Aspekten, stellt sich die Frage nach der Bedeutung visueller, akustischer, taktiler Formen der Wahrnehmung von Welt für das zeichenschöpferische Vermögen des Menschen und diskutiert die brisante Rolle der Geschlechterdifferenz für diesen Prozeß. Über die Analyse der Frauenreihe in den Lehrjahren wird die Institutionalisierung des Imaginären innerhalb der symbolischen Ordnung nachvollziehbar, auch Goethes Verständnis der Zusammenhänge zwischen Text und Leben. In den Liebeserfahrungen Wilhelms öffnet sich die Textökonomie auf eine semantische Tiefendimension, die als Motor der Weltbewährung des Subjekts die sich in unbewußten erotischen Strebungen vollziehende Substitution des immer schon entzogenen, mütterlich-weiblich codierten Ursprungs ausmacht.
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