Das Buch „Denn wir waren Krieger“ von Wajima Safi könnte kein aktuelleres Thema haben. Zwar beginnt die Geschichte von Layla und Jamal nach dreijähriger Flucht aus Afghanistan mit ihrer Ankunft in München schon 1980, aber Geschichten wie ihre wiederholen sich auch heute täglich zig-fach.
Layla
erzählt einerseits von ihrem Leben in Deutschland, andererseits in Rückblicken von ihrem Leben in…mehrDas Buch „Denn wir waren Krieger“ von Wajima Safi könnte kein aktuelleres Thema haben. Zwar beginnt die Geschichte von Layla und Jamal nach dreijähriger Flucht aus Afghanistan mit ihrer Ankunft in München schon 1980, aber Geschichten wie ihre wiederholen sich auch heute täglich zig-fach.
Layla erzählt einerseits von ihrem Leben in Deutschland, andererseits in Rückblicken von ihrem Leben in Afghanistan. Und in dieser Erinnerung lebt sie auch noch nach ihrer Ankunft in München, sie vermisst die Heimat und wird ihr Heimweh nie los. Laylas innere Konflikte zwischen Tradition und dem neuen Leben in Deutschland sind erdrückend und sehr eindrucksvoll beschrieben. Sie schafft es selbst nicht, in der neuen Heimat anzukommen, schafft es aber auch nicht, ihren Kindern eine Brücke in die neue Welt zu bauen (obwohl ihr Sohn Omar in München geboren wird). Bis zuletzt bleiben sie Fremde. Ihr Mann hingegen findet ziemlich schnell Anschluss und hat mit den Gefühlen, die sie plagen weniger Probleme. Anders als Layla, hat Jamal auch nie wirklich vor, nach Afghanistan zurückzukehren.
Das Buch ist eine beeindruckende Studie dessen, was Krieg und Flucht in den Menschen auslösen können. Das Gefühl von Entwurzelung, Heimweh, Trauer, Erinnerung und Festhalten an Traditionen ist in jeder Zeile greifbar. Aber auch Sehnsucht, Wünsche, Träume, Familienzusammenhalt und Hoffnung. Der Leser spürt genau, dass es einen Unterschied zwischen „Heimat“ und „Zuhause“ gibt, zwischen „an einem Ort wohnen“ und „an einem Ort leben“ und auch, dass eine brechend volle Wohnung mit unzähligen Menschen nicht zwingend Nähe und Geborgenheit bedeuten muss.
Ich fand das Buch verstörend und enorm bedrückend. Alle Charaktere blieben oberflächlich und unnahbar, etwas, das Laylas Leben in Deutschland ausmacht. Lose Bekanntschaften, kaum Bestreben, die neue Sprache zu lernen und immer auf Distanz zu allen. Die innere Zerrissenheit von Layla fängt die Autorin (vielleicht unbeabsichtigt) auch in ihrer Sprache ein. Denn einerseits ist diese sehr schlicht gehalten, aber gleichzeitig sehr bildreich und wortgewaltig. Wegen der Authentizität und der vielen, oft unterschwelligen Andeutungen, die mich als Leser sehr nachdenklich gemacht haben, klare 5 Sterne und ein wohlwollendes Hinwegsehen über die zum Teil fehlerhafte Grammatik.