Brigitte Werner, die Autorin des heiß geliebten und so erfolgreichen Kinderbuchs "Kotzmotz der Zauberer", hat eine neue Geschichte für Kinder geschrieben: über das Anderssein und den Umgang damit. Und über eine Freundschaft, die vieles verändert - selbst Menschen, von denen man es nie geglaubt hätte.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.11.2011Augen, die im Gesicht tanzen
„Denni, Klara und das Haus Nr. 5“, über die Freundschaft zwischen zwei besonderen Kindern
Ein Ferien-Freu- und Feierabend verbreitet heitere Stimmung, draußen wartet der Sommer. Doch gibt es auch diese kummerschwarzen Tage, da krumpelt sich ein Herz ganz zusammen, fühlt sich an wie eine zerknüllte Zeitung. Und macht man etwas falsch, dann flattert im Haus das Schämen herum – man bekommt kaum Luft. Wenigstens kann das Schlafland, das weit seine Pforten öffnet, über die Scham hinweghelfen.“
In solch einfühlsamen Worten und liebevollen Bildern setzt Brigitte Werner die hellen und düsteren Situationen ihrer Geschichte über einen Jungen mit Down-Syndrom gegeneinander, man taucht in die Geschehnisse ein, sie machen froh oder schmecken schrecklich bitter wie eine schwerverträgliche Medizin.Wie schon mit ihrem Roman Kotzmotz der Zauberer verzaubert die Autorin ihre Leser, ihre phantasievolle Sprache gibt der Geschichte von Denni, Klara und das Haus Nr. 5 eine unverwechselbare Eigenart. Den neuen Mieter Denni, der in Nr. 5 einzieht, lernt Klara schnell kennen, er ist ein lustiger und spontaner Junge – manches findet Klara an ihm aber auch komisch. Doch danach kann sie ihre berufstätige Mutter erst fragen, wenn die, müde von der Arbeit, ihren Kopf freigeräumt hat, sodass er Platz hat, um die Erlebnisse und Fragen der Tochter aufzunehmen.
An diesem Denni also ist manches ungewohnt, zum Beispiel hat er besondere Augen, die tanzen in seinem Gesicht herum. Jungen aus der Nachbarschaft lästern über ihn, er sei voll plemplem und voll behindert, er sehe aus wie ein Pfannkuchen. Habe ein Mondgesicht. Klara schämt sich, findet sich schwach und feige, weil sie mit Denni davonrennt anstatt ihn zu verteidigen. Beschimpft sich selbst als eine elendige feige beschissene Schissbuchse. Manchmal muss man wohl so hart mit sich selbst sein, damit einem klar wird, wie man mit Menschen nicht umgehen sollte.
Die Mutter erklärt Klara, dass es immer dumme oder bösartige Leute geben wird, die jegliches Anderssein beschimpfen und Angst davor haben. Das Schimpfen ist, wie manche fälschlicherweise meinen, ein Mittel, um mit der Angst fertig zu werden. Denni, sagt die Mutter, braucht Klara zur Unterstützung wegen seines Andersseins. Klara freut sich über Dennis leuchtende Augen und sein Lachen. Ihre Welt kommt wieder in Ordnung. Und damit beginnen die gemeinsamen Ferienabenteuer: Diese Ferientage werden die schönsten, die man sich denken kann, auch wenn natürlich ein paar kummerschwarze Tage dazwischen sind – Klaras Mut und der Kampf um Klaras Freundschaft mit Denni siegen, und mit ihnen bleibt die Erkenntnis, dass jemand, der behindert ist, auf seine Weise ganz normal sein kann. Auch besserwissende skeptische Mitmenschen – einige Hausbewohner von Nr.5 gehören dazu – finden Dennis Normalität auf einmal gar nicht so schlecht.
Ein gewinnendes Buch, dessen charakteristische Zeichnungen von Birte Müller die Sprachbilder der Autorin einfühlsam, ohne Zuckerguss, ergänzen. (ab 8 Jahre) BIRGIT WEIDINGER
BRIGITTE WERNER: Denni, Klara und das Haus Nr. 5. Illustrationen von Birte Müller. Verlag Freies Geistesleben 2011. 149 Seiten, 14,90 Euro.
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„Denni, Klara und das Haus Nr. 5“, über die Freundschaft zwischen zwei besonderen Kindern
Ein Ferien-Freu- und Feierabend verbreitet heitere Stimmung, draußen wartet der Sommer. Doch gibt es auch diese kummerschwarzen Tage, da krumpelt sich ein Herz ganz zusammen, fühlt sich an wie eine zerknüllte Zeitung. Und macht man etwas falsch, dann flattert im Haus das Schämen herum – man bekommt kaum Luft. Wenigstens kann das Schlafland, das weit seine Pforten öffnet, über die Scham hinweghelfen.“
In solch einfühlsamen Worten und liebevollen Bildern setzt Brigitte Werner die hellen und düsteren Situationen ihrer Geschichte über einen Jungen mit Down-Syndrom gegeneinander, man taucht in die Geschehnisse ein, sie machen froh oder schmecken schrecklich bitter wie eine schwerverträgliche Medizin.Wie schon mit ihrem Roman Kotzmotz der Zauberer verzaubert die Autorin ihre Leser, ihre phantasievolle Sprache gibt der Geschichte von Denni, Klara und das Haus Nr. 5 eine unverwechselbare Eigenart. Den neuen Mieter Denni, der in Nr. 5 einzieht, lernt Klara schnell kennen, er ist ein lustiger und spontaner Junge – manches findet Klara an ihm aber auch komisch. Doch danach kann sie ihre berufstätige Mutter erst fragen, wenn die, müde von der Arbeit, ihren Kopf freigeräumt hat, sodass er Platz hat, um die Erlebnisse und Fragen der Tochter aufzunehmen.
An diesem Denni also ist manches ungewohnt, zum Beispiel hat er besondere Augen, die tanzen in seinem Gesicht herum. Jungen aus der Nachbarschaft lästern über ihn, er sei voll plemplem und voll behindert, er sehe aus wie ein Pfannkuchen. Habe ein Mondgesicht. Klara schämt sich, findet sich schwach und feige, weil sie mit Denni davonrennt anstatt ihn zu verteidigen. Beschimpft sich selbst als eine elendige feige beschissene Schissbuchse. Manchmal muss man wohl so hart mit sich selbst sein, damit einem klar wird, wie man mit Menschen nicht umgehen sollte.
Die Mutter erklärt Klara, dass es immer dumme oder bösartige Leute geben wird, die jegliches Anderssein beschimpfen und Angst davor haben. Das Schimpfen ist, wie manche fälschlicherweise meinen, ein Mittel, um mit der Angst fertig zu werden. Denni, sagt die Mutter, braucht Klara zur Unterstützung wegen seines Andersseins. Klara freut sich über Dennis leuchtende Augen und sein Lachen. Ihre Welt kommt wieder in Ordnung. Und damit beginnen die gemeinsamen Ferienabenteuer: Diese Ferientage werden die schönsten, die man sich denken kann, auch wenn natürlich ein paar kummerschwarze Tage dazwischen sind – Klaras Mut und der Kampf um Klaras Freundschaft mit Denni siegen, und mit ihnen bleibt die Erkenntnis, dass jemand, der behindert ist, auf seine Weise ganz normal sein kann. Auch besserwissende skeptische Mitmenschen – einige Hausbewohner von Nr.5 gehören dazu – finden Dennis Normalität auf einmal gar nicht so schlecht.
Ein gewinnendes Buch, dessen charakteristische Zeichnungen von Birte Müller die Sprachbilder der Autorin einfühlsam, ohne Zuckerguss, ergänzen. (ab 8 Jahre) BIRGIT WEIDINGER
BRIGITTE WERNER: Denni, Klara und das Haus Nr. 5. Illustrationen von Birte Müller. Verlag Freies Geistesleben 2011. 149 Seiten, 14,90 Euro.
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