Die Studie beleuchtet das Phänomen von Deportationen in Persien in der Zeit vor Alexander dem Großen. Das Sujet ist aus mehreren Gründen herausfordernd und anspruchsvoll und entbehrte deshalb lange der wissenschaftlichen Aufarbeitung. Zum einen ist die Quellenlage problematisch: Neben dem Mangel an indigenen Überlieferungen sind die zur Verfügung stehenden gräko-römischen Quellen von zahlreichen Klischees geprägt, die es zunächst auszuräumen gilt. Zum anderen muss das Phänomen der Deportation theoretisch erfasst und von anderen Migrationsprozessen unterschieden werden. Chiara Matarese gelingt es durch eine detaillierte und kritische Analyse der Quellen, die Auslöser und die Ziele der persischen Deportationen deutlich zu machen und die Komplexität dieses vielfältigen Phänomens darzustellen. Die Autorin beantwortet zusätzlich entscheidende Fragen beispielsweise danach, ob die Deportierten zu Sklaven gemacht wurden, oder zu ihrem Identitätsverständnis nach der Umsiedlung. Dabei wirddeutlich dass sich die Perser in Praxis und Herrschaftsauffassung in vielem als gelehrige Nachfolger der Herrscher des Neuassyrischen und des Neubabylonischen Reiches zeigten. Die Deportationspraxis stellte hier keine Ausnahme dar.