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"Neapel sehen und sterben" hieß es früher: weil in Neapel ein bißchen Pathos nie fehl am Platz ist und weil die Schönheit der südländischen Stadt legendär war. Sogar die Armut wurde als pittoresk empfunden. Birgit Schönau entwirft ein sehr zeitgemäßes, liebevolles, doch immer differenziertes Porträt des modernen Neapel samt kampanischem Umland. O' core de Napule - ins Herz der Neapolitaner - führen ihre Geschichten den Leser: zum sich selbst als "letzten Ritter" stilisierenden Camorrista Don Raffaele Cutolo, zum Zigarettenverkäufer, der die kleine Autogrammkarte eines Fußballspielers mit…mehr

Produktbeschreibung
"Neapel sehen und sterben" hieß es früher: weil in Neapel ein bißchen Pathos nie fehl am Platz ist und weil die Schönheit der südländischen Stadt legendär war. Sogar die Armut wurde als pittoresk empfunden. Birgit Schönau entwirft ein sehr zeitgemäßes, liebevolles, doch immer differenziertes Porträt des modernen Neapel samt kampanischem Umland. O' core de Napule - ins Herz der Neapolitaner - führen ihre Geschichten den Leser: zum sich selbst als "letzten Ritter" stilisierenden Camorrista Don Raffaele Cutolo, zum Zigarettenverkäufer, der die kleine Autogrammkarte eines Fußballspielers mit ebensolcher Ehrfurcht aufbewahrt wie ein Heiligenbildchen, oder zum linksdemokratischen Bürgermeister, der, obwohl er mit der Kirche nichts im Sinn hat, in die neapolitanische Weihnachtskrippe - erste Reihe, vor dem Jesuskind - gestellt wird. Protestierende Zigarettenschmuggler, blutende Heilige, Pizzabäcker und die letzten Anhänger der Bourbonen bevölkern die chaotischste und vitalste Stadt I taliens. Über verschlungene Wege führt uns Birgit Schönau ins Pompeji der Hunde, zu den Magiern und Kartenlegern auf den "italienischen Blocksberg" bis nach Amalfi, wo man mit einem Lift sogar bis zum Mond fahren kann.
Autorenporträt
Birgit Schönau, geb. 1966 in Westfalen, lebt nach dem Studium der Geschichte und Journalistik seit 1992 in Rom und beobachtete jeden Schritt der politischen Karriere Silvio Berlusconis. Sie berichtet für die Süddeutsche Zeitung und die Wochenzeitung DIE ZEIT.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.02.2001

Europa

"Der älteste Nabel der Welt: Entdeckungen in Neapel und Kampanien" von Birgit Schönau. Picus Verlag, Wien 2000. Gebunden, 132 Seiten, 26 Mark. ISBN 3-85452-735-7.

Sie haben nichts als Amore im Kopf, essen unaufhörlich Pizza, und ihre Schutzheilige ist Sophia Loren. So sieht der typische Italiener aus, allemal für die, die noch nie in Italien waren. Natürlich würde der Mailänder, Genueser oder Florentiner ob so viel Unkenntnis entrüstet den Kopf schütteln. Und recht hätte er, unterscheiden sich seine Landsleute in den Städten Norditaliens dank der egalisierenden Kraft der Globalisierung mittlerweile kaum noch von den Bewohnern Frankfurts, Berlins oder Hamburgs. Ganz anders der Neapolitaner, dessen Einzigartigkeit dieses empfehlenswerte Buch ein Denkmal setzt.  Ihn stört es überhaupt nicht, die gängigen Klischees zu bedienen. Im Gegenteil: der geschäftstüchtige Neapolitaner zelebriert sie geradezu; schließlich weiß er, was gut für den Fremdenverkehr ist. Und der Tourismus, so erfährt man von Birgit Schönau in einfühlsamen, aber nie unkritisch geschriebenen Reportagen, ist nun einmal eine der Haupteinnahmequellen der Stadt.  Neapel ist die italienischste aller italienischen Städte, wenn nicht gar die einzige Stadt Italiens, Palermo vielleicht ausgenommen, in der romantische Mythen, im Norden des Landes längst entzaubert,  überlebt haben. Sei es die Familienehre der Camorra, der Glaube an Blutwunder, unterstützt von der katholischen Kirche, oder das Recht auf  Blutrache - für die Mehrheit der Neapolitaner, so berichtet die Autorin, gewürzt mit einer gehörigen Portion Ironie, gehören diese Mythen immer noch zum Alltag. Es ist tatsächlich der Reiz des Andersartigen, das diese von hoher Arbeitslosigkeit und wuchernder Kriminalität gebeutelte Stadt für den Nordeuropäer so anziehend macht. Hier findet der emotional ausgehungerte Rationalist aus dem Norden auf offener Straße eine immerwährende Commedia dell'Arte vor, denn alle Neapolitaner sind Schauspieler. Wo sonst etwa kann man noch Eifersuchtsdramen in engen Gassen unter baumelnder Wäsche hautnah miterleben? (Nag.)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ziemlich hingerissen beschreibt dieser mit "Nag" kürzelnde Rezensent seine Begegnung mit Birgit Schönaus "einfühlsamen, aber nie unkritisch geschriebenen Reportagen" über "die italienischste aller italienischen Städte". Auch der Einzigartigkeit der Neapolitaner werde in diesem "empfehlenswerten Buch" ein Denkmal gesetzt. Ob "Familienehre der Camorra", der Glaube an Blutwunder oder das Recht auf Blutrache - mit einer "gehörigen Portion Ironie" beschreibe die Autorin, wie diese Mythen für die Neapolitaner immer noch zum Alltag gehörten. Weshalb diese von Arbeitslosigkeit und Kriminalität gebeutelte Stadt "für den emotional ausgehungerten Nordeuropäer" eine "immerwährende Commedia dell’Arte biete.

© Perlentaucher Medien GmbH