Von Takt schlagenden Affen und zu Popsongs tanzenden Kakadus
Wir Menschen sind musikalische Kreaturen. In allen vergangenen und gegenwärtigen Kulturen gibt es Musik, und dennoch verstehen wir überraschend wenig davon, woher diese Affinität kommt und welchen Zweck sie hat. Macht uns Musikalität menschlich? Oder sind auch Tiere musikalisch? Und wenn ja, was würde uns diese Gemeinsamkeit über die gemeinsame biologische Natur von Musik verraten?
Henkjan Honing reist um die Welt, um mit Kollegen zu forschen und um Vögel, Rhesusaffen, Schimpansen oder Robben zu beobachten oder sogar mit ihnen zu kommunizieren. Er beschreibt Studien mit musikbegabten Zebrafinken und ihrem einzigartigen Trällerdialekt, aber auch den verblüffenden weltbekannten Kakadu Snowball, der rhythmisch zu den Backstreet Boys tanzt, und Ronan, einen kalifornischen Seelöwen, der die Band Earth, Wind & Fire liebt.
- Unterscheidet Musik oder Musikalität den Menschen vom Tier?
- sympathische, spannende und persönliche Forschungsreise
- aufschlussreiche Einblicke in die Arbeit mit Tieren unter Laborbedingungen
- erzählendes Sachbuch mit einem interdisziplinären Blick auf die Musik
- grafisch anspruchsvoll gestaltet und toll ausgestattet in Naturleinen
Auf den Spuren von Musikalität bei Mensch und Tier
Honing ist getrieben von der Überzeugung, dass wir nicht allein sind dass Musikalität eine lange Entwicklungsgeschichte hat und somit auch bei Tieren, zumindest bei unseren nicht so weit entfernten Artverwandten, den Affen, gefunden werden sollte. Auch Charles Darwin vermutete bereits, dass Rhythmus wahrscheinlich allen Tieren gemeinsam ist. Das Empfinden von Rhythmus und das Erkennen von Melodien sind die Grundlagen von Musikalität. Tiere sollten also Schläge wahrnehmen und Melodien erkennen können, um diese These zu stützen.
Auf der Suche nach Affen, die den Takt schlagen können, wirft Honing einen aufschlussreichen Blick hinter die Kulissen von Forschungslaboren von Neurologen, Verhaltensforschern und Biologen. Wir erleben aber auch seine Zweifel, seine Erfolge und seine Rückschläge sowie überraschende Wendungen.
Eine beeindruckende Forschungsreise mit offenem Ausgang
Die Reise ist ebenso spannend wie faszinierend, und Honing beschreibt die bahnbrechende Arbeit in einem aufstrebenden Feld. Dabei beleuchtet er viele Fragen: Wie nehmen Tiere Musik wahr? Ist Sprache eine Bedingung für Musik oder ist Musik neben der Sprache ein Nebenprodukt unserer Musikalität? Gibt es das absolute Gehör? Ist Musik mehr als nur ein kultureller Luxus und kann unsere Fähigkeit, Musik zu verarbeiten, ein grundlegender Bestandteil unseres biologischen Erbes sein? Honing ist offen für alle empirisch geprüften Antworten, selbst wenn diese ganz anders ausfallen als erwartet.
Entstanden ist ein sehr beeindruckender, persönlicher und bewegender Forschungsbericht über das Menschliche im Tier und die ganz eigene tierische Musikalität.
Wir Menschen sind musikalische Kreaturen. In allen vergangenen und gegenwärtigen Kulturen gibt es Musik, und dennoch verstehen wir überraschend wenig davon, woher diese Affinität kommt und welchen Zweck sie hat. Macht uns Musikalität menschlich? Oder sind auch Tiere musikalisch? Und wenn ja, was würde uns diese Gemeinsamkeit über die gemeinsame biologische Natur von Musik verraten?
Henkjan Honing reist um die Welt, um mit Kollegen zu forschen und um Vögel, Rhesusaffen, Schimpansen oder Robben zu beobachten oder sogar mit ihnen zu kommunizieren. Er beschreibt Studien mit musikbegabten Zebrafinken und ihrem einzigartigen Trällerdialekt, aber auch den verblüffenden weltbekannten Kakadu Snowball, der rhythmisch zu den Backstreet Boys tanzt, und Ronan, einen kalifornischen Seelöwen, der die Band Earth, Wind & Fire liebt.
- Unterscheidet Musik oder Musikalität den Menschen vom Tier?
- sympathische, spannende und persönliche Forschungsreise
- aufschlussreiche Einblicke in die Arbeit mit Tieren unter Laborbedingungen
- erzählendes Sachbuch mit einem interdisziplinären Blick auf die Musik
- grafisch anspruchsvoll gestaltet und toll ausgestattet in Naturleinen
Auf den Spuren von Musikalität bei Mensch und Tier
Honing ist getrieben von der Überzeugung, dass wir nicht allein sind dass Musikalität eine lange Entwicklungsgeschichte hat und somit auch bei Tieren, zumindest bei unseren nicht so weit entfernten Artverwandten, den Affen, gefunden werden sollte. Auch Charles Darwin vermutete bereits, dass Rhythmus wahrscheinlich allen Tieren gemeinsam ist. Das Empfinden von Rhythmus und das Erkennen von Melodien sind die Grundlagen von Musikalität. Tiere sollten also Schläge wahrnehmen und Melodien erkennen können, um diese These zu stützen.
Auf der Suche nach Affen, die den Takt schlagen können, wirft Honing einen aufschlussreichen Blick hinter die Kulissen von Forschungslaboren von Neurologen, Verhaltensforschern und Biologen. Wir erleben aber auch seine Zweifel, seine Erfolge und seine Rückschläge sowie überraschende Wendungen.
Eine beeindruckende Forschungsreise mit offenem Ausgang
Die Reise ist ebenso spannend wie faszinierend, und Honing beschreibt die bahnbrechende Arbeit in einem aufstrebenden Feld. Dabei beleuchtet er viele Fragen: Wie nehmen Tiere Musik wahr? Ist Sprache eine Bedingung für Musik oder ist Musik neben der Sprache ein Nebenprodukt unserer Musikalität? Gibt es das absolute Gehör? Ist Musik mehr als nur ein kultureller Luxus und kann unsere Fähigkeit, Musik zu verarbeiten, ein grundlegender Bestandteil unseres biologischen Erbes sein? Honing ist offen für alle empirisch geprüften Antworten, selbst wenn diese ganz anders ausfallen als erwartet.
Entstanden ist ein sehr beeindruckender, persönlicher und bewegender Forschungsbericht über das Menschliche im Tier und die ganz eigene tierische Musikalität.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.12.2019Seelöwen haben mehr Rhythmus im Blut als Wellensittiche
Wir Menschen nennen es Musik: Henkjan Honing zeigt, dass die Suche nach den Ursprüngen des Taktgefühls im Tierreich für Überraschungen gut ist
Am Ende ist es dann doch kein Affe, der den Takt schlägt, sondern die Seelöwin Ronan, die ihren Kopf mit erstaunlicher Präzision und offenkundiger Begeisterung im Rhythmus von Musik bewegt. Man kann sich auf Youtube selbst davon überzeugen. Damit scheint freilich auch die zweite Theorie zur Entstehung von Taktgefühl widerlegt, deren Überprüfung die vielen eigenen und fremden Studien gewidmet sind, von denen der niederländische Musik-Kognitionsforscher Henkjan Honing in diesem Buch berichtet: Eine Theorie, die in der Fähigkeit zu vokalem Lernen, wie sie etwa Menschen, Papageien und Elefanten, nicht aber Seelöwen besitzen, die Voraussetzung für die Wahrnehmung und Reproduktion regelmäßiger Rhythmen sieht.
Honing ist seit rund zehn Jahren ein engagierter Anführer einer fächerübergreifenden Forschungsrichtung, die die alte Frage nach dem Ursprung der Musik nicht durch zwar faszinierende, aber letztlich unüberprüfbare Spekulationen zu beantworten sucht. Stattdessen rückt hier die Musikalität in den Blick als ein Bündel von anatomisch und kognitiv verankerten Fähigkeiten, die zusammen das ermöglichen, was wir Menschen Musik nennen. Zu den Elementen der Musikalität zählen etwa vokales Lernen, das relative Gehör oder das Taktgefühl. Und um das Taktgefühl und darum, welche Tierarten über es verfügen, wie alt es entwicklungsgeschichtlich sein könnte und wozu es dient, geht es in diesem Buch.
Das Taktgefühl interessiert Honing schon lange. 2009 hatte er in einer aufsehenerregenden Studie nachgewiesen, dass schon wenige Tage alte Säuglinge darüber verfügen. Genauer: dass ihr Elektroenzephalogramm (EEG) die typische Reaktion auf eine Erwartungsverletzung zeigt, wenn in Rhythmen ein Schlag auf einer schweren Taktzeit, also der Downbeat, ausgelassen wird.
Hier beginnt die Geschichte des Buches, das voller Begeisterung für seinen Gegenstand, mit einem gehörigen Sinn für Spannung und immer voll Empathie für die Versuchstiere von Laborbesuchen in aller Welt, kniffligen Versuchsanordnungen und Gelehrtenwetten um eine Flasche guten Rotweins berichtet.
Darwin ist auch für Honing noch immer eine Autorität. Daher folgte er zunächst dessen Intuition, dass zumindest alle die Tiere, die durch Herzschlag und regelmäßige Fortbewegung über eine leibliche Erfahrung regelmäßiger Rhythmen verfügen, auch Taktgefühl zeigen müssten. Honing beginnt bei den nächsten Verwandten des Menschen, den Affen: Dass sie keine guten Trommler sind, weiß die Biologie. Auch in Verhaltensstudien war es nicht möglich, Rhesusaffen, Japanmakaken oder Schimpansen beizubringen, sich mit einem regelmäßigen Beat so zu synchronisieren, wie wir Menschen das tun würden: nämlich nicht in Form bloßer Reaktionen, also immer etwas zu spät, sondern in der Antizipation des nächsten Schlags sogar ein wenig zu früh. Aber vielleicht können sie regelmäßige Beats ja wenigstens wahrnehmen? Eine Wiederholung des Baby-Experiments mit Rhesusaffen im Labor des mexikanischen Forschers Hugo Merchant brachte keine Ergebnisse. Das Affenhirn registrierte zwar ausgelassene Schläge, unterschied dabei aber nicht zwischen Downbeat und Upbeat.
Darwins Theorie wird damit ausgeschieden. Eine neue muss her: Könnte Taktgefühl eventuell etwas mit der Existenz und der Stärke der neuronalen Kopplung zwischen den für das Hören und den für das Bewegen zuständigen Hirnarealen zu tun haben? Dann aber geht auf Youtube ein Video des Kakadus Snowball viral und führt zur Formulierung der Vokales-Lernen-Theorie durch Aniruddh Patel. Denn Snowball "tanzt" synchron zu einer ganzen Reihe von Popmusik-Hits.
Honing verlegt sich daraufhin auf die Vogelwelt und entwirft mit Carel ten Cate in Leiden ein Verhaltensexperiment für Zebrafinken: Diesen werden eine Reihe entweder regelmäßiger oder unregelmäßiger Rhythmen vorgespielt, und nur, wenn sie sie richtig unterscheiden, erhalten sie Futter. Am Ende steht fest, dass die Finken die zwei Rhythmusklassen zwar richtig unterscheiden, das aber wohl nicht in erster Linie anhand des Merkmals der Regelmäßigkeit tun. Gleichzeitig kann eine Gruppe japanischer Forscher aber zeigen, dass Wellensittiche ihr Picken zu einem Metronom fast so wie Menschen synchronisieren, sie die Schläge also wenigstens teilweise antizipieren.
Als es also bereits sehr gut aussieht für die Vokales-Lernen-Hypothese und die Flasche Rotwein dem Wettgewinner überreicht ist, sprengt die Seelöwin Ronan mit ihrem Headbanging, das um etliches präziser ist als der "Tanz" des gehypten Snowball, die Party. Es sagt viel aus über den Forschergeist Honings, dass er darauf nicht mit Frustration oder Verdrängung reagiert, sondern nach Amerika fliegt, sich persönlich von Ronans Leistungen überzeugt und ihr ohne Neid zugesteht, sie könne den Beat eines Musikstücks sogar schneller erkennen und aufnehmen als er selbst. Zum Abschied gibt's ein Küsschen von der Seelöwin und die Überlegung, ob zur Erklärung des Taktgefühls nicht doch die Theorie der Verbindung zweier Hirnareale taugen könnte. Die Suche geht weiter.
Das Buch ist ein ausnehmend geglücktes Beispiel für das, was gerade wieder als Wissenschaftskommunikation von der Politik angemahnt wird: Geschrieben von einem genuin wissbegierigen und dabei vollkommen uneitlen Forscher, blendet es nicht einfach mit spektakulären Ergebnissen, sondern macht - empirische - Wissenschaft als Prozess und als gemeinsame Anstrengung eines Kollektivs erfahrbar. Es zeigt, wie Beobachtung, Theoriebildung, Überprüfung und Ergebnisinterpretation aufeinander aufbauen, wie viel Ehrlichkeit mit sich selbst, Geduld, Frustrationstoleranz und Wahrheitsliebe es dafür braucht. Es macht mit einer Reihe von Methoden der Neuro- und Kognitionswissenschaft und Verhaltensbiologie vertraut und bricht dabei ganz nebenbei auch eine Lanze für gelebte Interdisziplinarität.
Wer dann noch mehr wissen will über die Elemente und Ursprünge der Musikalität, dem sei das von Honing voriges Jahr herausgebene, freilich bislang nur auf Englisch erschienene Buch "The Origins of Musicality" (MIT Press) ans Herz gelegt.
MELANIE WALD-FUHRMANN.
Henkjan Honing: "Der Affe schlägt den Takt".
Musikalität bei Tier und Mensch. Eine Spurensuche.
Henschel Verlag, Leipzig 2019. 208 S., Abb., br., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wir Menschen nennen es Musik: Henkjan Honing zeigt, dass die Suche nach den Ursprüngen des Taktgefühls im Tierreich für Überraschungen gut ist
Am Ende ist es dann doch kein Affe, der den Takt schlägt, sondern die Seelöwin Ronan, die ihren Kopf mit erstaunlicher Präzision und offenkundiger Begeisterung im Rhythmus von Musik bewegt. Man kann sich auf Youtube selbst davon überzeugen. Damit scheint freilich auch die zweite Theorie zur Entstehung von Taktgefühl widerlegt, deren Überprüfung die vielen eigenen und fremden Studien gewidmet sind, von denen der niederländische Musik-Kognitionsforscher Henkjan Honing in diesem Buch berichtet: Eine Theorie, die in der Fähigkeit zu vokalem Lernen, wie sie etwa Menschen, Papageien und Elefanten, nicht aber Seelöwen besitzen, die Voraussetzung für die Wahrnehmung und Reproduktion regelmäßiger Rhythmen sieht.
Honing ist seit rund zehn Jahren ein engagierter Anführer einer fächerübergreifenden Forschungsrichtung, die die alte Frage nach dem Ursprung der Musik nicht durch zwar faszinierende, aber letztlich unüberprüfbare Spekulationen zu beantworten sucht. Stattdessen rückt hier die Musikalität in den Blick als ein Bündel von anatomisch und kognitiv verankerten Fähigkeiten, die zusammen das ermöglichen, was wir Menschen Musik nennen. Zu den Elementen der Musikalität zählen etwa vokales Lernen, das relative Gehör oder das Taktgefühl. Und um das Taktgefühl und darum, welche Tierarten über es verfügen, wie alt es entwicklungsgeschichtlich sein könnte und wozu es dient, geht es in diesem Buch.
Das Taktgefühl interessiert Honing schon lange. 2009 hatte er in einer aufsehenerregenden Studie nachgewiesen, dass schon wenige Tage alte Säuglinge darüber verfügen. Genauer: dass ihr Elektroenzephalogramm (EEG) die typische Reaktion auf eine Erwartungsverletzung zeigt, wenn in Rhythmen ein Schlag auf einer schweren Taktzeit, also der Downbeat, ausgelassen wird.
Hier beginnt die Geschichte des Buches, das voller Begeisterung für seinen Gegenstand, mit einem gehörigen Sinn für Spannung und immer voll Empathie für die Versuchstiere von Laborbesuchen in aller Welt, kniffligen Versuchsanordnungen und Gelehrtenwetten um eine Flasche guten Rotweins berichtet.
Darwin ist auch für Honing noch immer eine Autorität. Daher folgte er zunächst dessen Intuition, dass zumindest alle die Tiere, die durch Herzschlag und regelmäßige Fortbewegung über eine leibliche Erfahrung regelmäßiger Rhythmen verfügen, auch Taktgefühl zeigen müssten. Honing beginnt bei den nächsten Verwandten des Menschen, den Affen: Dass sie keine guten Trommler sind, weiß die Biologie. Auch in Verhaltensstudien war es nicht möglich, Rhesusaffen, Japanmakaken oder Schimpansen beizubringen, sich mit einem regelmäßigen Beat so zu synchronisieren, wie wir Menschen das tun würden: nämlich nicht in Form bloßer Reaktionen, also immer etwas zu spät, sondern in der Antizipation des nächsten Schlags sogar ein wenig zu früh. Aber vielleicht können sie regelmäßige Beats ja wenigstens wahrnehmen? Eine Wiederholung des Baby-Experiments mit Rhesusaffen im Labor des mexikanischen Forschers Hugo Merchant brachte keine Ergebnisse. Das Affenhirn registrierte zwar ausgelassene Schläge, unterschied dabei aber nicht zwischen Downbeat und Upbeat.
Darwins Theorie wird damit ausgeschieden. Eine neue muss her: Könnte Taktgefühl eventuell etwas mit der Existenz und der Stärke der neuronalen Kopplung zwischen den für das Hören und den für das Bewegen zuständigen Hirnarealen zu tun haben? Dann aber geht auf Youtube ein Video des Kakadus Snowball viral und führt zur Formulierung der Vokales-Lernen-Theorie durch Aniruddh Patel. Denn Snowball "tanzt" synchron zu einer ganzen Reihe von Popmusik-Hits.
Honing verlegt sich daraufhin auf die Vogelwelt und entwirft mit Carel ten Cate in Leiden ein Verhaltensexperiment für Zebrafinken: Diesen werden eine Reihe entweder regelmäßiger oder unregelmäßiger Rhythmen vorgespielt, und nur, wenn sie sie richtig unterscheiden, erhalten sie Futter. Am Ende steht fest, dass die Finken die zwei Rhythmusklassen zwar richtig unterscheiden, das aber wohl nicht in erster Linie anhand des Merkmals der Regelmäßigkeit tun. Gleichzeitig kann eine Gruppe japanischer Forscher aber zeigen, dass Wellensittiche ihr Picken zu einem Metronom fast so wie Menschen synchronisieren, sie die Schläge also wenigstens teilweise antizipieren.
Als es also bereits sehr gut aussieht für die Vokales-Lernen-Hypothese und die Flasche Rotwein dem Wettgewinner überreicht ist, sprengt die Seelöwin Ronan mit ihrem Headbanging, das um etliches präziser ist als der "Tanz" des gehypten Snowball, die Party. Es sagt viel aus über den Forschergeist Honings, dass er darauf nicht mit Frustration oder Verdrängung reagiert, sondern nach Amerika fliegt, sich persönlich von Ronans Leistungen überzeugt und ihr ohne Neid zugesteht, sie könne den Beat eines Musikstücks sogar schneller erkennen und aufnehmen als er selbst. Zum Abschied gibt's ein Küsschen von der Seelöwin und die Überlegung, ob zur Erklärung des Taktgefühls nicht doch die Theorie der Verbindung zweier Hirnareale taugen könnte. Die Suche geht weiter.
Das Buch ist ein ausnehmend geglücktes Beispiel für das, was gerade wieder als Wissenschaftskommunikation von der Politik angemahnt wird: Geschrieben von einem genuin wissbegierigen und dabei vollkommen uneitlen Forscher, blendet es nicht einfach mit spektakulären Ergebnissen, sondern macht - empirische - Wissenschaft als Prozess und als gemeinsame Anstrengung eines Kollektivs erfahrbar. Es zeigt, wie Beobachtung, Theoriebildung, Überprüfung und Ergebnisinterpretation aufeinander aufbauen, wie viel Ehrlichkeit mit sich selbst, Geduld, Frustrationstoleranz und Wahrheitsliebe es dafür braucht. Es macht mit einer Reihe von Methoden der Neuro- und Kognitionswissenschaft und Verhaltensbiologie vertraut und bricht dabei ganz nebenbei auch eine Lanze für gelebte Interdisziplinarität.
Wer dann noch mehr wissen will über die Elemente und Ursprünge der Musikalität, dem sei das von Honing voriges Jahr herausgebene, freilich bislang nur auf Englisch erschienene Buch "The Origins of Musicality" (MIT Press) ans Herz gelegt.
MELANIE WALD-FUHRMANN.
Henkjan Honing: "Der Affe schlägt den Takt".
Musikalität bei Tier und Mensch. Eine Spurensuche.
Henschel Verlag, Leipzig 2019. 208 S., Abb., br., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Honing gießt seine Erfahrungen in eine fortlaufende Erzählung, die nicht trocken und statisch ist wie ein naturwissenschaftliches Protokoll, sondern die von großer Anschaulichkeit lebt. Auch wer kein Neurologe, kein Biologe, kein Musikwissenschaftler ist, kann den einzelnen Etappen dieser Forschungsreise genau folgen. Es ist eine spannende und lesenswerte Reise, und das in jeder Hinsicht. Denn sie führt uns nicht nur in die Hinterzimmer von sonst unzugänglichen Laboren, sondern - viel wichtiger noch - zu den Ursprüngen unserer Musikalität."
SWR 2 "Das Buch ist ein ausnehmend geglücktes Beispiel für das, was gerade wieder als Wissenschaftskommunikation von der Politik angemahnt wird: Geschrieben von einem genuin wissbegierigen und dabei vollkommen uneitlen Forscher, blendet es nicht einfach mit spektakulären Ergebnissen, sondern macht - empirische - Wissenschaft als Prozess [...] erfahrbar." FAZ "Ein locker und abwechslungsreich geschriebenes Buch mit spannenden Einblicken in die Musikalität von Tier und Mensch." SRF
SWR 2 "Das Buch ist ein ausnehmend geglücktes Beispiel für das, was gerade wieder als Wissenschaftskommunikation von der Politik angemahnt wird: Geschrieben von einem genuin wissbegierigen und dabei vollkommen uneitlen Forscher, blendet es nicht einfach mit spektakulären Ergebnissen, sondern macht - empirische - Wissenschaft als Prozess [...] erfahrbar." FAZ "Ein locker und abwechslungsreich geschriebenes Buch mit spannenden Einblicken in die Musikalität von Tier und Mensch." SRF