Produktdetails
- Verlag: Büchergilde Gutenberg
- ISBN-13: 9783763264452
- Artikelnr.: 34104589
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.02.2011Wenn einer nichts weiß und doch alles versteht
Arno Geiger hat ein Buch über seinen dementen Vater geschrieben. Vor allem aber handelt "Der alte König in seinem Exil" vom guten Leben. Es ist die wertvollste Lektüre des Frühjahrs.
Hier sind einige Dinge, die ich über August Geiger weiß. Geboren 1926 als drittes von zehn Kindern, lebt der Dreiundachtzigjährige seit einem knappen Jahr in einem Pflegeheim im österreichischen Wolfurt, seiner Heimat. Er ist der Vater von Peter, Helga, Werner und Arno. Sein jüngstes Enkelkind heißt Eva. Seine Frau hat sich vor vielen Jahren von ihm getrennt, aber sie haben sich nie scheiden lassen. Wenn sie ihn besucht, schneidet sie ihm die Haare. Mit siebzehn war August im Krieg, mit achtzehn kam er an die Ostfront. In russischer Kriegsgefangenschaft erkrankte er an der Ruhr und magerte bis auf die Knochen ab. Als Junge, vor der Einberufung, hätte er gern Elektromechanik studiert; er war immer sehr geschickt mit den Händen. Später wurde er dann Beamter in der Gemeindeverwaltung. Er hat eine Frau gefunden, ein Haus gebaut, eine Familie gegründet. Sein Lieblingsroman war "Robinson Crusoe". Rituale sind ihm schon immer wichtig gewesen; auf Menschen zuzugehen, fiel ihm schwer. Die Zeit, als die Kinder klein waren, war die vielleicht glücklichste seines Lebens. Er hat nie viele Worte gemacht, aber das, was er sagt, trifft oft den Kern der Dinge. Er besitzt Humor, Güte und Weisheit. Er singt gern. Er ist freundlich und dankbar für jede Freundlichkeit, die ihm erwiesen wird - solange man ihn nicht herumhetzt. Wenn er lächelt, geht einem das Herz auf. August Geiger ist dement. Ich habe ihn gern.
Es gibt ein Foto, das zeigt August Geiger als jungen Mann, halb verhungert aus dem Krieg zurückgekehrt. Arno Geiger erinnert sich, dass der Vater dieses Passbild, das für ihn ein Monument des Überlebthabens gewesen sein muss, immer in der Brieftasche bei sich trug. Wie so viele Erinnerungen, Gewohnheiten und Sicherheiten ist die Brieftasche dem Vater irgendwann abhanden gekommen, und mit ihr das Foto. Zum Glück existiert eine Kopie: "Ganz kurze Haare, sehr markante Gesichtszüge, etwas Besonderes im Ausdruck, schwer zu fassen, von einer Klarheit und gleichzeitigen Erschrockenheit in den dunkel blitzenden Augen, die anziehend wirkten."
Arno Geiger hat mit seinem Buch "Der alte König in seinem Exil" viel mehr geschrieben als das Porträt seines Vaters, eines Mannes, der seine Außergewöhnlichkeit erst spät, am Rande der Dämmerung, zu erkennen gab. Und doch ist es leichter, auf Anhieb zu sagen, was dieses Buch alles nicht ist: Es ist kein Buch über Demenz, es ist keine Familienaufstellung und erst recht, anders als die meisten anderen Sohnesbücher über Väter, ist es keine Abrechnung. Stattdessen ist "Der alte König in seinem Exil" eine tiefgründige, charaktervolle und zeitlos gültige Auseinandersetzung mit dem, was jeden angeht: Alter und Krankheit, Heimat und Familie. Eine Reflexion über das, womit man nicht fertig wird. Und obwohl man es darf, scheut man sich fast, dieses gewaltige schmale Buch groß zu nennen, denn Arno Geigers Gestus ist ein demütiger, bescheidener, liebevoller, dankbarer. Sein Buch ist eine Übung in Askese: alles Wichtige aufrichtig sagen, ohne ein Wort zu viel zu machen. Wie Arno Geiger das gelungen ist, das macht das Glück dieser Lektüre aus.
Es sind in den vergangenen Jahren einige prominente Bücher zum Thema Demenz erschienen; in der literarischen Welt fand insbesondere die Anklage von Tilman Jens gegen seinen Vater, den Tübinger Rhetorikprofessor Walter Jens, Beachtung. Dieses zeigt einen Sohn, der im Zerrspiegelbild der Alzheimer-Krankheit in erster Linie sich selbst sieht, die eigenen Schwierigkeiten, das eigene Leid - ganz so, als wäre der eigentlich Schicksalsgebeutelte nicht der Vater, sondern der Sohn.
Arno Geigers Buch ist in jeder Hinsicht das Gegenteil desjenigen von Tilman Jens - und damit eine Bestätigung des Satzes, dass "Charakter die härtere Währung als guter Wille" ist. Es lässt sich über dieses schwierige, schmerzliche, intime Thema kein weniger larmoyantes und egozentrisches Buch denken als "Der alte König in seinem Exil". Geiger geht es nicht um wissenschaftliche Erkenntnisse, er wirbt nicht um Verständnis für sich und seine Geschwister, er klagt nicht über Betreuungskosten oder die Schwierigkeit, Betreuung zu finden. Und sofern ihm die Demenz seines Vaters und zuvor auch seines Großvaters Sorgen um sich selbst bereitet, behält er diese für sich. Getreu dem vorangestellten Hokusai-Motto macht Arno Geiger das Allgemeine persönlich - und zeigt mittels dieser literarischen Tugend, was die Krankheit mit denen macht, denen sie begegnet. Es ist die Geschichte vieler Siege - trotz unausweichlicher Niederlage. Denn während die Alzheimerkrankheit andernorts oft als ein immer weiter zuwuchernder Garten geschildert wird, stellt Geiger Lichtungen her.
Mit der liebevoll und zum Teil mühsam rekonstruierten Lebens- und der erlebten Krankengeschichte des August Geiger erzählt das Buch auch davon, wie ein Sohn, der sich seinem Vater lange Zeit nicht sonderlich nah fühlte, diesen ganz neu für sich entdeckt und sich auf ihn und seine Wahrnehmung der Welt einlässt, von Momenten des Glücks und der Fröhlichkeit, die sich der Krankheit abtrotzen lassen. Die Brachialität und Ausweglosigkeit der Demenz werden nie geleugnet, nur ist die Klage darüber nicht Geigers Thema und Ansporn. Immer wieder beschreibt er beispielsweise die quälende Überzeugung des Vaters, nicht daheim zu sein, die zum Krankheitsbild gehört und gegen die es keine Abhilfe gibt. "Ich erkläre es mir so, dass ein an Demenz erkrankter Mensch aufgrund seiner inneren Zerrüttung das Gefühl der Geborgenheit verloren hat und sich an einen Platz sehnt, an dem er diese Geborgenheit wieder erfährt. Da jedoch das Gefühl der Irritation auch an den vertrautesten Orten nicht vergeht, scheidet selbst das Bett als mögliches Zuhause aus." Auch sonst beschönigt Geiger nichts, weder den eigenen anfänglichen Zorn über die zunehmende Unfähigkeit des Vaters noch dessen irrationale Ausbrüche oder die anderen Schwierigkeiten, vor welche die Diagnose Demenz die Familie nach Jahren des väterlichen Rückzugs von der Welt schließlich stellt. Doch auch da gibt es Positives zu vermerken: "Wir können jetzt anders miteinander reden, offener, umgänglicher, klüger."
Mit ruhiger Selbstverständlichkeit macht der Sohn den Vater zu einer jedem literarischen Helden ebenbürtigen Figur und schafft dem König so ein Reich, in dem er in Würde nicht nur alt werden kann, sondern auch irre sein darf - und sich dabei durchaus in bester Gesellschaft befindet. "Dass er ein armer Schlucker sei, sagte er manchmal alle paar Stunden, aber keineswegs immer betont traurig, keinesfalls protestierend, sondern meistens auf eine freundliche Art, als müsse er eine wichtige Feststellung machen. ,Ich bin einer, der nichts zu melden hat. Da ist nichts mehr zu machen.' Es waren Sätze, die auch ein Held von Franz Kafka oder Thomas Bernhard gesagt haben könnte."
Überhaupt ist die Sprache des August Geiger die heimliche Heldin dieses Buches, eine poetische Akrobatin, die über Abgründe spaziert und dabei mutig hinunterschaut. Denn trotz der schleichenden Vernebelung des Geistes nehmen der Einfallsreichtum und die Präzision der väterlichen Ausdrucksweise über eine glückliche lange Weile hinweg zu, so dass sein Sohn verwundert und beglückt feststellt, er fühle sich im Zusammensein mit ihm bisweilen in "Berührung mit dem magischen Potential der Wörter". Geiger hält viele Wortwechsel fest, Gespräche, Bemerkungen. Manche sind von zärtlicher, niemals entlarvender Komik (",Papa, weißt du überhaupt, wer ich bin?' - ,Als ob das so interessant wäre.'"), andere zeigen die Notwendigkeit für den Kranken, seine Krankheit zu überspielen; dann wieder ist man frappiert über die Abgeklärtheit seiner Selbstauskünfte, etwa wenn er auf die Frage, wie es ihm gehe, antwortet: "Also, ich muss sagen, es geht mir gut. Allerdings unter Anführungszeichen, denn ich bin nicht imstande, es zu beurteilen." Oft sei es, als wisse der Vater nichts und verstehe alles, fasst Geiger es einmal zusammen.
Sechs Jahre habe er auf dieses Buch gespart, bekennt Geiger am Schluss; daher das Konzentrat. "Der alte König in seinem Exil" ist eine Liebeserklärung an den Vater, vor allem aber ein großes Stück Literatur über das, was das Leben zu jedem Zeitpunkt lebenswert macht - und eine Erinnerung daran, wie ungeheuer weit Freundlichkeit trägt. Das Lehrstück, dass die Alzheimererkrankung des August Geiger seinen Kindern und Enkeln aufgibt, ist zum Glück nicht vorbei. Als Leser ist man dankbar, daran teilnehmen zu dürfen - und kann nur hoffen, selbst vor den Prüfungen ähnlich gut zu bestehen, wenn es soweit ist.
FELICITAS VON LOVENBERG
Arno Geiger: "Der alte König in seinem Exil".
Hanser Verlag, München 2010. 188 S., geb., 17,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Arno Geiger hat ein Buch über seinen dementen Vater geschrieben. Vor allem aber handelt "Der alte König in seinem Exil" vom guten Leben. Es ist die wertvollste Lektüre des Frühjahrs.
Hier sind einige Dinge, die ich über August Geiger weiß. Geboren 1926 als drittes von zehn Kindern, lebt der Dreiundachtzigjährige seit einem knappen Jahr in einem Pflegeheim im österreichischen Wolfurt, seiner Heimat. Er ist der Vater von Peter, Helga, Werner und Arno. Sein jüngstes Enkelkind heißt Eva. Seine Frau hat sich vor vielen Jahren von ihm getrennt, aber sie haben sich nie scheiden lassen. Wenn sie ihn besucht, schneidet sie ihm die Haare. Mit siebzehn war August im Krieg, mit achtzehn kam er an die Ostfront. In russischer Kriegsgefangenschaft erkrankte er an der Ruhr und magerte bis auf die Knochen ab. Als Junge, vor der Einberufung, hätte er gern Elektromechanik studiert; er war immer sehr geschickt mit den Händen. Später wurde er dann Beamter in der Gemeindeverwaltung. Er hat eine Frau gefunden, ein Haus gebaut, eine Familie gegründet. Sein Lieblingsroman war "Robinson Crusoe". Rituale sind ihm schon immer wichtig gewesen; auf Menschen zuzugehen, fiel ihm schwer. Die Zeit, als die Kinder klein waren, war die vielleicht glücklichste seines Lebens. Er hat nie viele Worte gemacht, aber das, was er sagt, trifft oft den Kern der Dinge. Er besitzt Humor, Güte und Weisheit. Er singt gern. Er ist freundlich und dankbar für jede Freundlichkeit, die ihm erwiesen wird - solange man ihn nicht herumhetzt. Wenn er lächelt, geht einem das Herz auf. August Geiger ist dement. Ich habe ihn gern.
Es gibt ein Foto, das zeigt August Geiger als jungen Mann, halb verhungert aus dem Krieg zurückgekehrt. Arno Geiger erinnert sich, dass der Vater dieses Passbild, das für ihn ein Monument des Überlebthabens gewesen sein muss, immer in der Brieftasche bei sich trug. Wie so viele Erinnerungen, Gewohnheiten und Sicherheiten ist die Brieftasche dem Vater irgendwann abhanden gekommen, und mit ihr das Foto. Zum Glück existiert eine Kopie: "Ganz kurze Haare, sehr markante Gesichtszüge, etwas Besonderes im Ausdruck, schwer zu fassen, von einer Klarheit und gleichzeitigen Erschrockenheit in den dunkel blitzenden Augen, die anziehend wirkten."
Arno Geiger hat mit seinem Buch "Der alte König in seinem Exil" viel mehr geschrieben als das Porträt seines Vaters, eines Mannes, der seine Außergewöhnlichkeit erst spät, am Rande der Dämmerung, zu erkennen gab. Und doch ist es leichter, auf Anhieb zu sagen, was dieses Buch alles nicht ist: Es ist kein Buch über Demenz, es ist keine Familienaufstellung und erst recht, anders als die meisten anderen Sohnesbücher über Väter, ist es keine Abrechnung. Stattdessen ist "Der alte König in seinem Exil" eine tiefgründige, charaktervolle und zeitlos gültige Auseinandersetzung mit dem, was jeden angeht: Alter und Krankheit, Heimat und Familie. Eine Reflexion über das, womit man nicht fertig wird. Und obwohl man es darf, scheut man sich fast, dieses gewaltige schmale Buch groß zu nennen, denn Arno Geigers Gestus ist ein demütiger, bescheidener, liebevoller, dankbarer. Sein Buch ist eine Übung in Askese: alles Wichtige aufrichtig sagen, ohne ein Wort zu viel zu machen. Wie Arno Geiger das gelungen ist, das macht das Glück dieser Lektüre aus.
Es sind in den vergangenen Jahren einige prominente Bücher zum Thema Demenz erschienen; in der literarischen Welt fand insbesondere die Anklage von Tilman Jens gegen seinen Vater, den Tübinger Rhetorikprofessor Walter Jens, Beachtung. Dieses zeigt einen Sohn, der im Zerrspiegelbild der Alzheimer-Krankheit in erster Linie sich selbst sieht, die eigenen Schwierigkeiten, das eigene Leid - ganz so, als wäre der eigentlich Schicksalsgebeutelte nicht der Vater, sondern der Sohn.
Arno Geigers Buch ist in jeder Hinsicht das Gegenteil desjenigen von Tilman Jens - und damit eine Bestätigung des Satzes, dass "Charakter die härtere Währung als guter Wille" ist. Es lässt sich über dieses schwierige, schmerzliche, intime Thema kein weniger larmoyantes und egozentrisches Buch denken als "Der alte König in seinem Exil". Geiger geht es nicht um wissenschaftliche Erkenntnisse, er wirbt nicht um Verständnis für sich und seine Geschwister, er klagt nicht über Betreuungskosten oder die Schwierigkeit, Betreuung zu finden. Und sofern ihm die Demenz seines Vaters und zuvor auch seines Großvaters Sorgen um sich selbst bereitet, behält er diese für sich. Getreu dem vorangestellten Hokusai-Motto macht Arno Geiger das Allgemeine persönlich - und zeigt mittels dieser literarischen Tugend, was die Krankheit mit denen macht, denen sie begegnet. Es ist die Geschichte vieler Siege - trotz unausweichlicher Niederlage. Denn während die Alzheimerkrankheit andernorts oft als ein immer weiter zuwuchernder Garten geschildert wird, stellt Geiger Lichtungen her.
Mit der liebevoll und zum Teil mühsam rekonstruierten Lebens- und der erlebten Krankengeschichte des August Geiger erzählt das Buch auch davon, wie ein Sohn, der sich seinem Vater lange Zeit nicht sonderlich nah fühlte, diesen ganz neu für sich entdeckt und sich auf ihn und seine Wahrnehmung der Welt einlässt, von Momenten des Glücks und der Fröhlichkeit, die sich der Krankheit abtrotzen lassen. Die Brachialität und Ausweglosigkeit der Demenz werden nie geleugnet, nur ist die Klage darüber nicht Geigers Thema und Ansporn. Immer wieder beschreibt er beispielsweise die quälende Überzeugung des Vaters, nicht daheim zu sein, die zum Krankheitsbild gehört und gegen die es keine Abhilfe gibt. "Ich erkläre es mir so, dass ein an Demenz erkrankter Mensch aufgrund seiner inneren Zerrüttung das Gefühl der Geborgenheit verloren hat und sich an einen Platz sehnt, an dem er diese Geborgenheit wieder erfährt. Da jedoch das Gefühl der Irritation auch an den vertrautesten Orten nicht vergeht, scheidet selbst das Bett als mögliches Zuhause aus." Auch sonst beschönigt Geiger nichts, weder den eigenen anfänglichen Zorn über die zunehmende Unfähigkeit des Vaters noch dessen irrationale Ausbrüche oder die anderen Schwierigkeiten, vor welche die Diagnose Demenz die Familie nach Jahren des väterlichen Rückzugs von der Welt schließlich stellt. Doch auch da gibt es Positives zu vermerken: "Wir können jetzt anders miteinander reden, offener, umgänglicher, klüger."
Mit ruhiger Selbstverständlichkeit macht der Sohn den Vater zu einer jedem literarischen Helden ebenbürtigen Figur und schafft dem König so ein Reich, in dem er in Würde nicht nur alt werden kann, sondern auch irre sein darf - und sich dabei durchaus in bester Gesellschaft befindet. "Dass er ein armer Schlucker sei, sagte er manchmal alle paar Stunden, aber keineswegs immer betont traurig, keinesfalls protestierend, sondern meistens auf eine freundliche Art, als müsse er eine wichtige Feststellung machen. ,Ich bin einer, der nichts zu melden hat. Da ist nichts mehr zu machen.' Es waren Sätze, die auch ein Held von Franz Kafka oder Thomas Bernhard gesagt haben könnte."
Überhaupt ist die Sprache des August Geiger die heimliche Heldin dieses Buches, eine poetische Akrobatin, die über Abgründe spaziert und dabei mutig hinunterschaut. Denn trotz der schleichenden Vernebelung des Geistes nehmen der Einfallsreichtum und die Präzision der väterlichen Ausdrucksweise über eine glückliche lange Weile hinweg zu, so dass sein Sohn verwundert und beglückt feststellt, er fühle sich im Zusammensein mit ihm bisweilen in "Berührung mit dem magischen Potential der Wörter". Geiger hält viele Wortwechsel fest, Gespräche, Bemerkungen. Manche sind von zärtlicher, niemals entlarvender Komik (",Papa, weißt du überhaupt, wer ich bin?' - ,Als ob das so interessant wäre.'"), andere zeigen die Notwendigkeit für den Kranken, seine Krankheit zu überspielen; dann wieder ist man frappiert über die Abgeklärtheit seiner Selbstauskünfte, etwa wenn er auf die Frage, wie es ihm gehe, antwortet: "Also, ich muss sagen, es geht mir gut. Allerdings unter Anführungszeichen, denn ich bin nicht imstande, es zu beurteilen." Oft sei es, als wisse der Vater nichts und verstehe alles, fasst Geiger es einmal zusammen.
Sechs Jahre habe er auf dieses Buch gespart, bekennt Geiger am Schluss; daher das Konzentrat. "Der alte König in seinem Exil" ist eine Liebeserklärung an den Vater, vor allem aber ein großes Stück Literatur über das, was das Leben zu jedem Zeitpunkt lebenswert macht - und eine Erinnerung daran, wie ungeheuer weit Freundlichkeit trägt. Das Lehrstück, dass die Alzheimererkrankung des August Geiger seinen Kindern und Enkeln aufgibt, ist zum Glück nicht vorbei. Als Leser ist man dankbar, daran teilnehmen zu dürfen - und kann nur hoffen, selbst vor den Prüfungen ähnlich gut zu bestehen, wenn es soweit ist.
FELICITAS VON LOVENBERG
Arno Geiger: "Der alte König in seinem Exil".
Hanser Verlag, München 2010. 188 S., geb., 17,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.02.2011Die Krone des Sohnes
Falsche Idylle: Arno Geiger hat ein rührseliges Buch über seinen demenzkranken Vater geschrieben
Sehr unterschiedliche Autoren haben die Alzheimerkrankheit ihrer Väter literarisch verarbeitet, mal anklagend, mal klinisch und mal romantisierend. Tilman Jens’ Buch „Demenz“ war eine Abrechnung mit seinem Vater Walter, dem er vorwarf, er habe sich aus Scham über seine Mitgliedschaft in der NSDAP in die Demenz geflüchtet. Jonathan Franzens Essays „Das Gehirn meines Vaters“ war der Versuch, „die individuelle Einzigartigkeit von Earl Franzen vor der Generalisierung durch einen benennbaren Befund zu schützen“. Und Martin Suters Kriminalroman „Small World“ war eine literarische Wiedergutmachung für die Ungerechtigkeit des Lebens.
Nun hat auch Arno Geiger ein Buch über seinen dementen Vater geschrieben, ein Buch, das auf eine Gattungsbezeichnung verzichtet und gegen Ende immer mehr ausfranst, als habe Geiger den Verlauf der Krankheit in der Struktur des Buches nachbilden wollen. Mit der offenen Form scheint Geiger auf den ersten Blick seinen Respekt vor dem Vater zu bezeugen, dessen Geschichte öffentlich zu machen den Sohn mit begründeter Scheu erfüllt. Doch beim Lesen erweist sich die vorgebliche Scham davor, das Krankheitsbild zu literarisieren, als eine Strategie, um das Tabu konsequent zu unterlaufen.
Allzu ausführlich schildert Geiger die Fehlleistungen des Vaters und zitiert ausgiebig seine surrealen Repliken. Er rechtfertigt dies mit seiner professionellen Zuständigkeit. Denn, so schreibt Arno Geiger: „Die Ausdrucksweise beeindruckte mich, ich fühlte mich in Berührung mit dem magischen Potential der Wörter.“ Einige Seiten später heißt es: „was ihm einfiel, war oft nicht nur originell, sondern hatte eine Tiefe, bei der ich mir dachte: Warum fällt mir so etwas nicht ein. Ich wunderte mich, wie präzise er sich ausdrückte und wie genau er den richtigen Ton traf und wie geschickt er die Wörter wählte.“ Und schließlich findet er, dass Sätze, wie sie der Vater gesagt hat, „auch ein Held von Franz Kafka oder Thomas Bernhard gesagt haben könnte, ich dachte mir, da haben sich zwei gefunden, ein an Alzheimer erkrankter Mann und ein Schriftsteller.“
Der Schriftsteller Arno Geiger fühlt sich durch die Krankheit des Vaters zugleich inspiriert und herausgefordert. Die Inspiriertheit führt dazu, dass er fast auf jeder Seite mit einem bildungshuberischen Zitat prunkt. Der Herausforderung stellt er sich, indem er jedem Kapitel einen kurzen Dialog zwischen Vater und Sohn voranstellt. Dabei setzt Geiger den Vater so in Szene, wie es ehrgeizige Eltern mit ihrem Wunderkind tun: Der Sohn führt Regie und gibt die richtigen Stichworte, und darin liegt schon auch eine unterschwellige Aggression. Kompensiert wird dieses Ausstellen von Defekten durch gefühlige Einlassungen über die Vergänglichkeit. Zudem überhöht Arno Geiger das Alzheimerleiden zum Sinnbild für die Überforderungen der Gegenwart, zu welcher das Leben des Vaters, der als Gemeindebeamter im ländlichen Wolfurt noch in einer statischen, ja ständischen Herkunftswelt daheim ist, immer schon im Gegensatz stand. Und er betrachtet seine Auflösung als heroische Verweigerung der Zumutungen der Leistungsgesellschaft, als Bekenntnis zu einer stolzen Unverfügbarkeit.
Auch Jonathan Franzen nimmt in seinem Bericht über den Vater immer wieder vorm Krankenbett Reißaus und flüchtet sich in Kulturkritik. Dass bei der Alzheimer-Krankheit die Persönlichkeit lange vor dem Körper stirbt – mit dieser fortschreitenden Entindividualisierung will er sich nicht abfinden. An einer Stelle scheint Arno Geiger Franzen direkt aufgreifen zu wollen. Wenn dieser referiert, „dass der geistige Verfall eines Alzheimer-Patienten die spiegelbildliche Umkehrung der geistigen Entwicklung im Kindesalter darstellt“, so hält Geiger dagegen, dass ein erwachsener Mensch sich unmöglich zu einem Kind zurückentwickeln könne, da es zum Wesen des Kindes gehöre, dass es sich weiterentwickle.
Auch sonst gibt es Parallelen zwischen beiden Texten. Die Familienkonstellation ist ähnlich, die Geschwister wechseln sich bei der Pflege des Vaters ab und empfinden denselben Groll darüber, dass seine Krankheit die Familienproblematik sowohl verstärkt als auch umdreht. Denn der Vater, der sich zuvor nicht öffnen wollte, kann es nun nicht mehr. Bedenkenswerter als die stofflichen Übereinstimmungen sind allerdings die formalen Differenzen. Als betont distanzierter, kühler Erzähler setzt Franzen seinem Thema einen Widerstand entgegen, von dem der Essay nicht nur literarisch profitiert, sondern auch menschlich. Im Gegensatz dazu schiebt Geiger seinen Vater einfach an die Rampe und schöpft den ästhetischen Mehrwert ab, der sich von selbst ergibt. Die Literatur wird zur bloßen Gehilfin der Empathie, und das bekommt weder ihr selbst noch ihrem Gegenstand gut.
Beide Autoren vergleichen den Vater mit Shakespeares König Lear, was bei Franzen durch die anagrammatische Namensvetternschaft von „Earl“ und „Lear“ nahe gelegt wird. Bei der Krone, die Geiger seinem Vater so demonstrativ und titelgebend aufs Haupt drückt, bleibt immer klar, dass er sie nur von Gnaden des Sohnes empfängt – und so fragt man sich, ob Geigers Vatererhöhung nicht im Grunde eine verbrämte Abrechnung ist. Ehrlicher jedenfalls wirkt die schroffe Art und Weise, wie Jonathan Franzen seine Unfähigkeit zu trauern dem Leser einfach vor die Füße wirft, bis hin zu jener Episode, als der Vater im Sterben liegt und der Sohn sich alle Zeit der Welt nimmt, bevor er ins Krankenhaus fährt. Auch Arno Geiger hat sich Zeit gelassen, allerdings beim Schreiben dieses Buches, von dem er sagt: „ich habe sechs Jahre darauf gespart“. Andererseits habe er damit fertig werden wollen, solange der Vater noch lebt, weil dieser wie jeder Mensch ein Schicksal verdient habe, das offenbleibt, so Geiger gönnerhaft.
Bei dieser pseudoempfindsamen Geste handelt es sich jedoch um eine windelweiche poetologische Rechtfertigungspirouetten. Denn Geiger hat sich das Buch nicht zusammengespart, sondern dafür den Vater ausgeplündert. Als er einmal zwecks Recherche von der Schwester wissen will, was sie von ihren Besuchen beim Vater zu berichten habe, winkt diese nur ab: sie finde dessen Verlöschen nicht interessant, sondern zum Weinen. Die Frau hat Recht, und hier gibt es einen echten Bezug zu Shakespeares „König Lear“. Dort erweist sich nämlich gerade das Kind als das treueste, das seine Vaterliebe am wenigsten auf den Lippen trägt. CHRISTOPHER SCHMIDT
ARNO GEIGER: Der alte König in seinem Exil. Hanser Verlag, München 2011. 192 Seiten, 17,90 Euro.
Man spürt eine unterschwellige
Aggression, als sei das Buch
doch eine Abrechnung
Nur selten noch kann der Vater dem Sohn zeigen, wo es langgeht: August und Arno Geiger. Foto: Wonge Bergmann
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Falsche Idylle: Arno Geiger hat ein rührseliges Buch über seinen demenzkranken Vater geschrieben
Sehr unterschiedliche Autoren haben die Alzheimerkrankheit ihrer Väter literarisch verarbeitet, mal anklagend, mal klinisch und mal romantisierend. Tilman Jens’ Buch „Demenz“ war eine Abrechnung mit seinem Vater Walter, dem er vorwarf, er habe sich aus Scham über seine Mitgliedschaft in der NSDAP in die Demenz geflüchtet. Jonathan Franzens Essays „Das Gehirn meines Vaters“ war der Versuch, „die individuelle Einzigartigkeit von Earl Franzen vor der Generalisierung durch einen benennbaren Befund zu schützen“. Und Martin Suters Kriminalroman „Small World“ war eine literarische Wiedergutmachung für die Ungerechtigkeit des Lebens.
Nun hat auch Arno Geiger ein Buch über seinen dementen Vater geschrieben, ein Buch, das auf eine Gattungsbezeichnung verzichtet und gegen Ende immer mehr ausfranst, als habe Geiger den Verlauf der Krankheit in der Struktur des Buches nachbilden wollen. Mit der offenen Form scheint Geiger auf den ersten Blick seinen Respekt vor dem Vater zu bezeugen, dessen Geschichte öffentlich zu machen den Sohn mit begründeter Scheu erfüllt. Doch beim Lesen erweist sich die vorgebliche Scham davor, das Krankheitsbild zu literarisieren, als eine Strategie, um das Tabu konsequent zu unterlaufen.
Allzu ausführlich schildert Geiger die Fehlleistungen des Vaters und zitiert ausgiebig seine surrealen Repliken. Er rechtfertigt dies mit seiner professionellen Zuständigkeit. Denn, so schreibt Arno Geiger: „Die Ausdrucksweise beeindruckte mich, ich fühlte mich in Berührung mit dem magischen Potential der Wörter.“ Einige Seiten später heißt es: „was ihm einfiel, war oft nicht nur originell, sondern hatte eine Tiefe, bei der ich mir dachte: Warum fällt mir so etwas nicht ein. Ich wunderte mich, wie präzise er sich ausdrückte und wie genau er den richtigen Ton traf und wie geschickt er die Wörter wählte.“ Und schließlich findet er, dass Sätze, wie sie der Vater gesagt hat, „auch ein Held von Franz Kafka oder Thomas Bernhard gesagt haben könnte, ich dachte mir, da haben sich zwei gefunden, ein an Alzheimer erkrankter Mann und ein Schriftsteller.“
Der Schriftsteller Arno Geiger fühlt sich durch die Krankheit des Vaters zugleich inspiriert und herausgefordert. Die Inspiriertheit führt dazu, dass er fast auf jeder Seite mit einem bildungshuberischen Zitat prunkt. Der Herausforderung stellt er sich, indem er jedem Kapitel einen kurzen Dialog zwischen Vater und Sohn voranstellt. Dabei setzt Geiger den Vater so in Szene, wie es ehrgeizige Eltern mit ihrem Wunderkind tun: Der Sohn führt Regie und gibt die richtigen Stichworte, und darin liegt schon auch eine unterschwellige Aggression. Kompensiert wird dieses Ausstellen von Defekten durch gefühlige Einlassungen über die Vergänglichkeit. Zudem überhöht Arno Geiger das Alzheimerleiden zum Sinnbild für die Überforderungen der Gegenwart, zu welcher das Leben des Vaters, der als Gemeindebeamter im ländlichen Wolfurt noch in einer statischen, ja ständischen Herkunftswelt daheim ist, immer schon im Gegensatz stand. Und er betrachtet seine Auflösung als heroische Verweigerung der Zumutungen der Leistungsgesellschaft, als Bekenntnis zu einer stolzen Unverfügbarkeit.
Auch Jonathan Franzen nimmt in seinem Bericht über den Vater immer wieder vorm Krankenbett Reißaus und flüchtet sich in Kulturkritik. Dass bei der Alzheimer-Krankheit die Persönlichkeit lange vor dem Körper stirbt – mit dieser fortschreitenden Entindividualisierung will er sich nicht abfinden. An einer Stelle scheint Arno Geiger Franzen direkt aufgreifen zu wollen. Wenn dieser referiert, „dass der geistige Verfall eines Alzheimer-Patienten die spiegelbildliche Umkehrung der geistigen Entwicklung im Kindesalter darstellt“, so hält Geiger dagegen, dass ein erwachsener Mensch sich unmöglich zu einem Kind zurückentwickeln könne, da es zum Wesen des Kindes gehöre, dass es sich weiterentwickle.
Auch sonst gibt es Parallelen zwischen beiden Texten. Die Familienkonstellation ist ähnlich, die Geschwister wechseln sich bei der Pflege des Vaters ab und empfinden denselben Groll darüber, dass seine Krankheit die Familienproblematik sowohl verstärkt als auch umdreht. Denn der Vater, der sich zuvor nicht öffnen wollte, kann es nun nicht mehr. Bedenkenswerter als die stofflichen Übereinstimmungen sind allerdings die formalen Differenzen. Als betont distanzierter, kühler Erzähler setzt Franzen seinem Thema einen Widerstand entgegen, von dem der Essay nicht nur literarisch profitiert, sondern auch menschlich. Im Gegensatz dazu schiebt Geiger seinen Vater einfach an die Rampe und schöpft den ästhetischen Mehrwert ab, der sich von selbst ergibt. Die Literatur wird zur bloßen Gehilfin der Empathie, und das bekommt weder ihr selbst noch ihrem Gegenstand gut.
Beide Autoren vergleichen den Vater mit Shakespeares König Lear, was bei Franzen durch die anagrammatische Namensvetternschaft von „Earl“ und „Lear“ nahe gelegt wird. Bei der Krone, die Geiger seinem Vater so demonstrativ und titelgebend aufs Haupt drückt, bleibt immer klar, dass er sie nur von Gnaden des Sohnes empfängt – und so fragt man sich, ob Geigers Vatererhöhung nicht im Grunde eine verbrämte Abrechnung ist. Ehrlicher jedenfalls wirkt die schroffe Art und Weise, wie Jonathan Franzen seine Unfähigkeit zu trauern dem Leser einfach vor die Füße wirft, bis hin zu jener Episode, als der Vater im Sterben liegt und der Sohn sich alle Zeit der Welt nimmt, bevor er ins Krankenhaus fährt. Auch Arno Geiger hat sich Zeit gelassen, allerdings beim Schreiben dieses Buches, von dem er sagt: „ich habe sechs Jahre darauf gespart“. Andererseits habe er damit fertig werden wollen, solange der Vater noch lebt, weil dieser wie jeder Mensch ein Schicksal verdient habe, das offenbleibt, so Geiger gönnerhaft.
Bei dieser pseudoempfindsamen Geste handelt es sich jedoch um eine windelweiche poetologische Rechtfertigungspirouetten. Denn Geiger hat sich das Buch nicht zusammengespart, sondern dafür den Vater ausgeplündert. Als er einmal zwecks Recherche von der Schwester wissen will, was sie von ihren Besuchen beim Vater zu berichten habe, winkt diese nur ab: sie finde dessen Verlöschen nicht interessant, sondern zum Weinen. Die Frau hat Recht, und hier gibt es einen echten Bezug zu Shakespeares „König Lear“. Dort erweist sich nämlich gerade das Kind als das treueste, das seine Vaterliebe am wenigsten auf den Lippen trägt. CHRISTOPHER SCHMIDT
ARNO GEIGER: Der alte König in seinem Exil. Hanser Verlag, München 2011. 192 Seiten, 17,90 Euro.
Man spürt eine unterschwellige
Aggression, als sei das Buch
doch eine Abrechnung
Nur selten noch kann der Vater dem Sohn zeigen, wo es langgeht: August und Arno Geiger. Foto: Wonge Bergmann
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Christopher Schmidt mag dieses Buch nicht, und vielleicht mag er auch den Autor nicht. Arno Geiger schreibt über die Demenz seines Vaters, aber den Rezensenten kann er damit überhaupt nicht berühren. Im Gegenteil. Schmidt sieht hier auf eine Art, die er mal gönnerhaft, mal unterschwellig aggressiv nennt, den kranken Vater und seine Fehlleistungen ausgestellt, wie es sonst nur Eltern mit ihren Wunderkindern tun. In den Reflexionen des Autors sieht er kaum mehr als gefühlige Einlassungen, Bildungshubereien oder eine zweifelhafte Überhöhung der Krankheit zur heldenhaften Selbstverweigerung gegenüber der Turbogesellschaft. Diese Form der Kulturkritik hat der Rezensent auch schon in Jonathan Franzens Essay "Das Gehirn meiens Vaters" entdeckt, ebenso wie einige auch bei Geiger auftauchende Motive, und schon damals haben sie ihn nicht überzeugt. Schließlich versteigt sich der verärgerte Rezensent zu der Vermutung, dass es sich bei dieser vorgeblichen Vatererhöhung um eine verkappte Abrechnung handelt. Und Ausplünderung.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Ein Zeugnis der Liebe, ein langer, genauer Bericht über den kranken Vater, sein Verhältnis zu den Kindern und eine Erzählung über die Suche nach sich selbst. Mal ist sie traurig, mal zum Schmunzeln und immer schön wie ein Tag im Februar, der schon in den Farben des Frühlings spielt." Jacques Schuster, Die Welt, 29.01.11
"Der österreichische Schriftsteller Arno Geiger hat ein berührendes, lichtes Buch geschrieben über eine finstere Krankheit. ... Ein Buch der Suche nach einer verlorenen Welt, einer verlorenen Heimat, einem verloren geglaubten Charakter und einer wiedergefundenen Beziehung. Ein starkes, ein erwachsenes, neugieriges, auf berührende Weise beglückendes Buch." Elmar Krekeler, Welt am Sonntag, 30.01.11
"Eine tiefgründige, charaktervolle und zeitlos gültige Auseinandersetzung mit dem, was jeden angeht: Alter und Krankheit, Heimat und Familie. Die wertvollste Lektüre des Frühjahrs. ... Eine Liebeserklärung an den Vater, vor allem aber ein großes Stück Literatur über das, was das Leben zu jedem Zeitpunkt lebenswert macht - und eine Erinnerung daran, wie ungeheuer weit Freundlichkeit trägt." Felicitas von Lovenberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.02.11
"Berührend und artistisch ... Ein zauberhaftes Werk. Es ist dem Leben abgelauscht und doch auf eine unangestrengte Weise kunstfertig." Meike Fessmann, Der Tagesspiegel, 05.02.11
"Arno Geiger hat ein helles Buch geschrieben, voller Zuneigung und Liebe. Es ist von hoher literarischer Qualität. Vor allem aber lernt man viel über den Umgang mit der Krankheit." Anna Riek, ZDF aspekte, 04.02.11
"Arno Geiger hat ein sehr schönes, ganz und gar unsentimentales Buch über die Demenzerkrankung seines Vaters geschrieben. ... "Der alte König in seinem Exil" ist ein grandios gelungenes Buch." Denis Scheck, ARD druckfrisch, 27.02.11
"Ein taktvolles, filigranes und fabelhaft einfaches Buch, ein Monument für einen Lebenden. ... 'Der alte König in seinem Exil' ist nicht nurein berührendes Buch, es ist auch eine glänzende Zwischenbilanz des Autors und manches mehr - Familiengeschichte, Kindheitserinnerung und Autobiografie, Dorfchronik und Weltbetrachtung." Franz Haas, Neue Zürcher Zeitung, 09.02.11
"'Der alte König in seinem Exil' ist nicht nur ein berührendes 'document humain', sondern auch ein Kunstwerk. Denn es ist eine Kunst, das Persönliche nicht als Privatsache zu behandeln, sondern exemplarisch zu gestalten. ... Vor allem ist dieses Buch eine Liebesgeschichte. Sie beschreibt eine Nähe, die aus der Bereitschaft hervorrührt, sich ganz auf die Welt des Vaters einzulassen." Martin Ebel, Tages-Anzeiger, 08.02.11
"Am meisten bewundert man an dem Buch die Kraft, mit der hier eine individuelle Geschichte erzählt wird. Es ist ein Buch über einen Vater geworden. Kein Buch über Alzheimer. Und man freut sich beim Lesen darüber, weil das vielleicht das Schönste ist, was bei so einer Konstellation geschehen konnte." Dirk Knipphals, die tageszeitung, 19.02.11
"Das Buch ist makellos und berührt." Andreas Isenschmid, Neue Zürcher Zeitung, 27.02.11
"Das meistdiskutierte Buch dieses Frühjahrs ... Ein bewegendes, berührendes Porträt des eigenen Vaters, der an Demenz leidet. Bei Geiger wird diese Krankheit zu einer Chiffre für eine ganze Welt des Vergessens und Verdrängens. ... Geigers Buch ist keine Krankengeschichte, sondern eine auch komische Erzählung über eine Welt, in der Alltagsvernunft und Demenz gar nicht so weit auseinanderliegen, wie man glaubt. Dabei wird nichts verklärt, aber manches wird klarer." Dieter Moor, ARD titel thesen temperamente, 20.03.11
"Wer dieses wertvolle Buch nicht liest, nicht in sich aufnimmt, dem ist große Lektüre entgangen." Hans-Walter Krannich, Deutsches Ärtzeblatt, 25.03.11
"Der österreichische Schriftsteller Arno Geiger hat ein berührendes, lichtes Buch geschrieben über eine finstere Krankheit. ... Ein Buch der Suche nach einer verlorenen Welt, einer verlorenen Heimat, einem verloren geglaubten Charakter und einer wiedergefundenen Beziehung. Ein starkes, ein erwachsenes, neugieriges, auf berührende Weise beglückendes Buch." Elmar Krekeler, Welt am Sonntag, 30.01.11
"Eine tiefgründige, charaktervolle und zeitlos gültige Auseinandersetzung mit dem, was jeden angeht: Alter und Krankheit, Heimat und Familie. Die wertvollste Lektüre des Frühjahrs. ... Eine Liebeserklärung an den Vater, vor allem aber ein großes Stück Literatur über das, was das Leben zu jedem Zeitpunkt lebenswert macht - und eine Erinnerung daran, wie ungeheuer weit Freundlichkeit trägt." Felicitas von Lovenberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.02.11
"Berührend und artistisch ... Ein zauberhaftes Werk. Es ist dem Leben abgelauscht und doch auf eine unangestrengte Weise kunstfertig." Meike Fessmann, Der Tagesspiegel, 05.02.11
"Arno Geiger hat ein helles Buch geschrieben, voller Zuneigung und Liebe. Es ist von hoher literarischer Qualität. Vor allem aber lernt man viel über den Umgang mit der Krankheit." Anna Riek, ZDF aspekte, 04.02.11
"Arno Geiger hat ein sehr schönes, ganz und gar unsentimentales Buch über die Demenzerkrankung seines Vaters geschrieben. ... "Der alte König in seinem Exil" ist ein grandios gelungenes Buch." Denis Scheck, ARD druckfrisch, 27.02.11
"Ein taktvolles, filigranes und fabelhaft einfaches Buch, ein Monument für einen Lebenden. ... 'Der alte König in seinem Exil' ist nicht nurein berührendes Buch, es ist auch eine glänzende Zwischenbilanz des Autors und manches mehr - Familiengeschichte, Kindheitserinnerung und Autobiografie, Dorfchronik und Weltbetrachtung." Franz Haas, Neue Zürcher Zeitung, 09.02.11
"'Der alte König in seinem Exil' ist nicht nur ein berührendes 'document humain', sondern auch ein Kunstwerk. Denn es ist eine Kunst, das Persönliche nicht als Privatsache zu behandeln, sondern exemplarisch zu gestalten. ... Vor allem ist dieses Buch eine Liebesgeschichte. Sie beschreibt eine Nähe, die aus der Bereitschaft hervorrührt, sich ganz auf die Welt des Vaters einzulassen." Martin Ebel, Tages-Anzeiger, 08.02.11
"Am meisten bewundert man an dem Buch die Kraft, mit der hier eine individuelle Geschichte erzählt wird. Es ist ein Buch über einen Vater geworden. Kein Buch über Alzheimer. Und man freut sich beim Lesen darüber, weil das vielleicht das Schönste ist, was bei so einer Konstellation geschehen konnte." Dirk Knipphals, die tageszeitung, 19.02.11
"Das Buch ist makellos und berührt." Andreas Isenschmid, Neue Zürcher Zeitung, 27.02.11
"Das meistdiskutierte Buch dieses Frühjahrs ... Ein bewegendes, berührendes Porträt des eigenen Vaters, der an Demenz leidet. Bei Geiger wird diese Krankheit zu einer Chiffre für eine ganze Welt des Vergessens und Verdrängens. ... Geigers Buch ist keine Krankengeschichte, sondern eine auch komische Erzählung über eine Welt, in der Alltagsvernunft und Demenz gar nicht so weit auseinanderliegen, wie man glaubt. Dabei wird nichts verklärt, aber manches wird klarer." Dieter Moor, ARD titel thesen temperamente, 20.03.11
"Wer dieses wertvolle Buch nicht liest, nicht in sich aufnimmt, dem ist große Lektüre entgangen." Hans-Walter Krannich, Deutsches Ärtzeblatt, 25.03.11
Ein lichtes, oft auch komisches Buch über ein Leben, das es immer noch wert ist, gelebt zu werden. Grosseltern 20190401
»Arno Geiger schreibt so lebensnah so fröhlich trotz tieftrauriger Geschichte, packt so viel Klugheit und Herz in jede einzelne Seite, da ist der Gedanke, ich könnte bald das Ende erreichen, höchst bedrückend.« Der Liedermacher, Pianist und Schriftsteller über Arno Geiger: >Der alte König in seinem Exil<, buchreport.express 26.09.2013