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Der erste moderne Krieg Im Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südstaaten (1861-1865) starben über 700 000 Soldaten - mehr als in allen anderen Kriegen zusammen, die die USA seitdem geführt haben. John Keegan zeichnet das ebenso faszinierende wie beklemmende Bild dieses ersten modernen Krieges: vom zähen Kampf um die Sklaverei über die legendären Schlachten bis hin zur totalen Niederlage des Südens - und dem Ende einer ganzen Lebensweise. Dabei spürt er den politischen Dimensionen dieses Krieges ebenso nach wie den menschlichen Erschütterungen. Eine Gesamtdarstellung, die Maßstäbe setzt. «Ein…mehr

Produktbeschreibung
Der erste moderne Krieg
Im Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südstaaten
(1861-1865) starben über 700 000 Soldaten - mehr
als in allen anderen Kriegen zusammen, die die USA seitdem geführt haben. John Keegan zeichnet das ebenso faszinierende wie beklemmende Bild dieses ersten modernen Krieges: vom zähen Kampf um die Sklaverei über die legendären Schlachten bis hin zur totalen Niederlage des Südens - und dem Ende einer ganzen Lebensweise.
Dabei spürt er den politischen Dimensionen dieses Krieges ebenso nach wie den menschlichen Erschütterungen. Eine Gesamtdarstellung, die Maßstäbe setzt.
«Ein meisterhaftes, herausforderndes Buch.»
The Times
«John Keegan ist der lesenswerteste und zugleich
originellste Militärhistoriker der Gegenwart.»
New York Times
Autorenporträt
Sir John Keegan (1934-2012) gilt als einer der bedeutendsten Militärhistoriker unserer Zeit. Er lehrte viele Jahre an der Royal Military Academy Sandhurst und hat zahlreiche Bücher verfasst. Nicht wenige davon sind Standardwerke, so etwa 'Der Zweite Weltkrieg' (1989), 'Die Kultur des Krieges' (1995), 'Die Maske des Feldherrn' (1997) und 'Der Erste Weltkrieg' (2000). Hainer Kober, geboren 1942, lebt in Soltau. Er hat u.a. Werke von Stephen Hawking, Steven Pinker, Jonathan Littell, Georges Simenon und Oliver Sacks übersetzt. 
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.03.2011

Komm herein
vom Feld, Vater
Der Sieg des Nordens ermöglichte den Aufstieg der USA:
John Keegan erzählt vom amerikanischen Bürgerkrieg
„Die beiden Armeen gingen wie wilde Tiere aufeinander los. Und jede Seite kämpfte, solange sie bei diesem Hauen und Stechen standhalten konnte.“ So schildert ein Augenzeuge die Schlacht von Chickamauga im September 1863, eine der blutigsten Auseinandersetzungen des amerikanischen Bürgerkrieges – „als hätte man im Himmel und in der Hölle alle Feuer entfesselt, um sich in gewaltigem Auflodern gegenseitig zu vernichten“.
Ihr Ausgang war nicht untypisch für einen Krieg, der sich vier endlose Jahre hinzog. Zwar gewannen sie die Rebellen aus den Südstaaten, doch mehr als ein taktischer Erfolg war das nicht. Nach ihrem Desaster bei Gettysburg kurz zuvor gelang es ihnen bei Chickamauga, ihre Position auf dem westlichen Kriegsschauplatz der USA zu stabilisieren – und damit doch nur das Unabänderliche, die Niederlage der Sklavenhaltergesellschaft, aufzuschieben. Das Gefecht hatte den Süden 2312 Tote, 14 674 Verwundete und 1468 Vermisste gekostet. „Die Schlacht“, schreibt John Keegan, „wurde von den Konföderierten als Sieg gewertet, doch konnte sie sich um diesen Preis kaum weitere leisten.“
John Keegan, geboren 1934 in London, gehört zu den bedeutendsten Militärhistorikern der letzten Jahrzehnte. In seinen Büchern über beide Weltkriege oder „Das Antlitz des Krieges“ hat er das Genre entscheidend verändert. Statt bloßer Schilderungen von Kämpfen und Strategien zeigte er ein ganzheitliches Bild des Krieges, schilderte eindringlich dessen Opfer, die Perspektive der Soldaten, die Handlungsmöglichkeiten der Führung und der Politik. Die menschliche Dimension auszuloten, das gehört zu den großen Stärken seiner Bücher, die aus diesem Grunde nichts für Militarialiebhaber sind. Der Krieg fasziniert Keegan, das gewiss, vor allem jedoch als Beleg dafür, was Menschen anderen anzutun imstande sind. Sein Werk über den Ersten Weltkrieg geriet auf diese Weise zu einem Kolossalgemälde der völligen Sinnlosigkeit, eines vermeidbaren Grauens, der Selbstzerstörung Europas.
Der amerikanische Bürgerkrieg, der im April vor 150 Jahren mit den Kanonenschüssen der Rebellen auf die Bundesfestung Fort Sumter begann, gilt als der erste „moderne Krieg“, als Vorahnung des großen Sterbens von 1914 bis 1918. Massenarmeen, Massenverluste, unablässige Kämpfe, industrialisierte Kriegführung – das alles zeigte sich in der Auseinandersetzung zwischen Norden und Süden der USA bereits deutlicher als später im deutsch-französischen Krieg 1870/71, der weit rascher entschieden war. Die Spannung, wie Keegan den mythenumrankten American Civil War schildern würde, war in der Leserschaft groß. Aber schon in den USA wurde das Werk 2010 dann sehr verhalten aufgenommen. „Keegan präsentiert sich mit diesem Buch nicht in Topform“, schrieb James M. McPherson in der New York Times. Offenbar wurde das Werk unter Zeitdruck fertiggestellt. Diese Kritik musste den Autor gleich aus zwei Gründen schmerzen: Erstens bekennt sich ihr Autor als Jünger des Keeganschen Werks, von dem er so viel gelernt habe; zweitens hat McPherson mit „Battle Cry of Freedom“ 1988 das bisher wohl beste Buch über den Bürgerkrieg geschrieben und dafür den Pulitzer-Preis erhalten.
Und tatsächlich, an McPhersons Buch und an die Wucht seiner Darstellung kommt Keegan selten heran. Die „Gesamtdarstellung, die Maßstäbe setzt“, wie der Verlag wirbt, ist ihm nicht gelungen. Dankenswerterweise sind in der deutschen Fassung zahlreiche Flüchtigkeitsfehler des Originals korrigiert. Aber das Buch selbst ist über weite Strecken trocken, eine gelegentlich gar eintönige Schilderung des militärischen Geschehens, von Heeresbewegungen und taktischen Manövern. Ausgerechnet die menschliche Dimension kommt dabei zu kurz, ebenso leider die historische Analyse. Keegan nennt den Bürgerkrieg, „ausgefochten zwischen Armeen ein- und desselben demokratischen Staates“, der USA, zwar den „ideologisch bedeutsamsten Krieg der Geschichte“. Er führt diesen provozierenden Gedanken aber kaum aus, und er ist, vergleicht man mit dem Zweiten Weltkrieg, wohl auch kaum zu halten.
Aber gewiss hat der Bürgerkrieg die Welt verändert. Nur durch den Sieg des modernen Nordens über die Sklavenhalter des Südens war der Weg für den Aufstieg einer demokratisch verfassten Weltmacht bereitet, die 1941 tat, wozu sie Englands Kriegspremier Winston Churchill gedrängt hätte – „mit all ihrer Kraft und ihrer Macht zur Rettung der alten Welt zu kommen“.
Beide Armeen, Nord wie Süd, kämpften, in ihrem Selbstverständnis, übrigens für ihre Freiheit, ihre Lebensformen selbst zu bestimmen, für die Demokratie – nur dass die des Südens den Schwarzen vorenthalten blieb und sie als Sklaven für die weißen Herren schuften ließ. Diese Demokratie war eine brutale Apartheid-Gesellschaft. Eine Selbstbehauptung des Südens – die Niederwerfung des Nordens lag jenseits seiner Möglichkeiten – hätte Nordamerika in zwei feindliche Lager gespalten, in einen von Gegensätzen zerrissenen Kontinent, ähnlich wie in Europa. Aber der Autor streift all diese Aspekte nur. Auch hier ging McPherson weiter. Amerikas Aufstieg, schrieb er, hätte auch leicht scheitern können: „Vor dem Krieg war vielleicht eher der Norden die Ausnahmeerscheinung. Der Süden hatte größere Ähnlichkeiten mit den meisten übrigen Gesellschaften der Welt.“ Er war von der Landwirtschaft geprägt, von überholten, aber eisern bewahrten Traditionen, von nur langsamer Industrialisierung und von der Unfreiheit der Sklaven, deren Los ähnlich war wie das der Leibeigenen Russlands und der Halbfreien vieler spätfeudaler Gesellschaften Europas.
„Der amerikanische Bürgerkrieg“ ist also kein großes Werk Keegans, aber dennoch kein schlechtes Buch. Im zweiten Teil reiht er einige eher locker verbundene Essays aneinander, in denen seine Kunst wieder deutlicher hervortritt, etwa in den Porträts der Generalität. Er zeigt, wie sehr lange Zeit auf beiden Seiten, speziell aber auf der des Nordens, die Armeen von Männern geführt wurden, die mit dieser Aufgabe heillos überfordert waren, etwa George McClellan. US-Präsident Abraham Lincoln selbst, schreibt Keegan, „fehlte bei Kriegsbeginn jede eigene Vorstellung, wie er die angestrebte Niederschlagung der Rebellen in die militärische Realität umsetzen konnte“. Es war ein ziviles, friedliches Land, das durch den Abfall des Südens 1861 unversehens in einen Krieg geriet, auf den es noch weniger vorbereitet war als 1941.
Das stärkste Kapitel setzt sich mit jenen Menschen auseinander, deren Leiden am schnellsten vergessen wurde: den Verwundeten. Die Waffentechnik war in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts auf dem Sprung in die Moderne, die Medizin war es nicht. Die Technologie des Tötens brachte den Durchbruch der Hinterlader, also mehrschüssiger, schnell feuernder Gewehre, und furchterregender Artillerie. Die Kunst der Ärzte hatte sich weit langsamer fortentwickelt. 1861, so Keegan, waren die Truppenärzte der Regimenter und ihre Helfer „ohne jede medizinische Ausbildung und galten als rohe, unfähige und oftmals rücksichtslose Gesellen“. In den Lazaretten – „Infektionsquellen, schmutzig, unordentlich und von Parasiten wimmelnd“ – starben die Soldaten, die dem Tod auf dem Schlachtfeld entronnen waren, zu Tausenden.
Amerikas größter Dichter jener Zeit, Walt Whitman, besuchte die Lazarette, um den Leidenden zu helfen. Später fasste er seine Erfahrungen in dem ergreifenden Gedicht „Komm herein vom Feld, Vater“ zusammen, in der eine Farmerfamilie die Nachricht erhält, ihr Sohn sei schwer verwundet worden: „Ach armer Bursch! Er wird nie wieder wohl (noch braucht ihm je wieder wohl zu werden, der armen, teuren Seele). Während sie in der Heimat hier an der Tür stehen, ist er schon tot. Ist der einzige Sohn tot.“ JOACHIM KÄPPNER
JOHN KEEGAN: Der amerikanische Bürgerkrieg. Deutsch von Hainer Kober. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2010. 512 Seiten, 26,95 Euro.   
Die Waffentechnik hatte
sich viel schneller entwickelt als
die Kunst der Ärzte
Nord wie Süd glaubten, für die Freiheit zu kämpfen, ihre Lebensform selbst zu bestimmen: Nahkämpfe am Potomac. Foto: Scherl
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