England, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Der Ich-Erzähler, ein Junge in Pubertät, lebt in abgeschiedener ländlicher Idylle. Eines Tages lernt er die doppelt so alte Kay kennen, Tochter der Familie Demarest. Kay ist schüchtern und still, extravagant und erotisch. Die beiden werden Freunde. Im anderen Garten - ein formaler Garten, den der Vater des Jungen mit großer Hingabe stutzt und hegt - findet die ruhelose Kay für kurze Zeit einen Platz zum Sonnen. Sie kann sich ihren Tagträumen hingeben und sie selbst sein, was ihr in ihrer Familie und im Leben verwehrt bleibt.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.11.2010Frühlings Erwachen unter Himbeerranken
Francis Wyndhams Roman „Der andere Garten“ ist ein konventionelles Buch über eine unkonventionelle Liaison
Als dufte es nach Lavendel. Ein altmodisches Aroma, ein bisschen muffig, parfum demodé , erzählt von der Kindheit in behüteten Zeiten, Friedenszeiten. Der Erste Weltkrieg liegt ein paar Jahre zurück, das Landleben hat sich auf den Sommer eingerichtet, die Gärten leuchten, die hohen Wicken und Himbeerranken, die niedrigen Buchshecken. Man plaudert so vor sich hin, mehr oder weniger oberflächlich, über Bücher, Filme, Musik, gern auch über die Nachbarn.
In der ländlichen Abgeschiedenheit eines Dorfes der Grafschaft Wiltshire im Südwesten Englands beobachtet der dreizehnjährige Ich-Erzähler die etwa doppelt so alte Kay, Tochter einer Nachbarsfamilie, beim Sonnenbad. Was er sieht, versetzt ihn in einen Zustand leichten Schwindels, er lässt sich fortan dirigieren von unaufgeregter Neugier auf diese seltsame Person, die dem Schönheitsideal der Zeit so gar nicht entspricht. Kay ist anders, sie zieht sich anders an, sie bewegt sich mit einer sehr eigenen Grazie, mal provozierend vulgär, mal scheu wie ein Reh. Sie passt nicht in die wohltemperierte Idylle, und gerade deshalb ist sie so faszinierend für den in adoleszenter Einsamkeit eingesponnenen Zwölfjährigen. Und dass sein Vater sich über Kays Mangel an feiner Lebensart auslässt, kommt dem halberwachsenen Sohn gerade recht.
Kay ist die Zündschnur für seine Erweckung, auch gerade weil sie dem konventionellen Bild widerspricht, mal grell und vulgär, mal schüchtern mausgrau. Kay ist zu dünn, hat strubbelige, kupferrote Haare, trägt ein schweres Grammophon mit sich herum und hört Schallplatten, Kay trinkt zu viel, raucht zu viel, redet viel oder gar nicht, gibt sich extravagant, unangepasst, ein bisschen ordinär. So wie ihr gerade ist. Außerdem ist sie Sonnenanbeterin, liegt tagelang mit geschlossenen Augen in der Sonne – in einer Zeit, in der die Damen von ihrer hellen, zarten Haut jeden Sonnenstrahl fernhalten. Ihre Eltern ertragen die Tochter nicht, schon gar nicht, wenn sie sich in der Sonne räkelt, und so bittet sie um ein Fleckchen Wiese im Garten der Nachbarsfamilie. Dort löst sie, inmitten von Zündholzbriefchen, Zigaretten, Sonnenölfläschchen, Süßigkeiten und Zeitschriften, das um den Busen gebundene Tuch, und verharrt stundenlang in hingebungsvoller Regungslosigkeit.
Der Ich-Erzähler – offenbar weitgehend identisch mit dem Autor des Buches Francis Wyndham, Jahrgang 1924 – erinnert sich, wenn auch zuweilen etwas umständlich und ausladend (und leider nicht immer geschickt übersetzt) ans Erwachsenwerden. Er versetzt sich zurück in den Jungen, der genug Zeit, Muße und Ruhe hat, um mit der ganzen Klugheit und Klarsicht eines Pubertierenden zum Mann zu werden. Es sind diskrete, amüsante Einzelheiten, die zu einem ganzen Tableau südenglischen Landlebens gerinnen, in der Endzeit eines behaglich vor sich hin lebenden Bürgertums. Ein ereignisloses Leben in provinzieller Isolation, in der man zwar von einem Hitler gehört hat, ihn aber nicht sonderlich ernst nimmt und schließlich gar nicht so richtig mitbekommt, wie sich die Zeiten ändern und wie die deutschen Barbaren auf einmal die Welt bedrohen. Der Junge geht zum Studium nach Oxford, meldet sich zur Bürgerwehr, wird eingeteilt, nächtens einen Militärflughafen zu bewachen. Da ist er siebzehn, das Leben wird ungemütlich, und die Mannwerdung ist fast abgeschlossen.
Kay und der Ich-Erzähler schließen, ohne dass es ausgesprochen wird, eine Art Bündnis. Sie versuchen, sich aus dem Gespinst aus Oberflächlichkeit und saturierter Selbstgewissheit der Welt ihrer Eltern zu befreien. Das Begehren des jungen Mannes schwingt mit, bleibt aber diskret und unausgesprochen. Die beiden Verbündeten eint der kritische, oft gnadenlose Blick auf die Erwachsenenwelt. Auch wenn Kay schon über dreißig ist, hat sie das Gefühl, von ihren Eltern wie ein ungeliebtes Kind behandelt zu werden, „sie vergessen anscheinend, dass ich demnächst 35 werde! Ich fühle mich wie ein Paket mit dem Stempel ‚Unzustellbar‘ – zurück zum Absender, und zwar ein ziemlich ramponiertes.“ Alle Versuche, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, sind halbherzig und kraftlos. Fast genießt der Junge die ihm zugewachsene Verantwortung für Kay, die matt und ohne Antrieb in der Welt herumstolpert. Im Verhältnis der beiden hat sie den Part des ewigen Kindes, er wächst an seiner Sorge um sie. Seine Welt verändert sich, die Dinge sind nicht mehr so, wie sie waren.
Es folgt das, was man Kriegswirren nennt. Man verliert sich ein wenig aus den Augen, doch bei jedem Wiedersehen sind die Rollen wieder die alten. Kay ist nicht in der Lage, ihr verpfuschtes Leben in den Griff zu kriegen. Die Menschwerdung des jungen Mannes rankt sich empor an der Verantwortung, die ihm sein Part abverlangt: er rettet sie und wird erwachsen, sie lässt sich retten und wird es nicht. Kays komplizierter Charakter, ihre Verdorbenheit, die Lethargie, die Weise, wie sie nicht zurechtkommt, all das lehrt ihn die wichtigen Dinge über das Leben. Aus Pubertäts- und Kriegswirren entsteigt er zehn Jahre später, gebeutelt, von schwerer Krankheit halbwegs gesundet und: erwachsen geworden. Durch die Sorge um Kay und ihre unglückliche Existenz hat er sich an das Leben herangetastet.
Im „anderen“, selten betretenen Garten seines längst verstorbenen Vaters legt er schließlich einen Eid ab, er schwört „bis zum Tod auf das Streben nach weltlichem Erfolg zu verzichten, den Einflussreichen und Mächtigen aus dem Weg zu gehen“ und seine Freunde nur unter den Unschuldigen, Ehrgeizlosen zu suchen. Und dann kann sich der Autor den letzten Satz leider nicht verkneifen: „Ich habe diesen Schwur nicht immer halten können.“ Da klingt er in seiner vollmundigen Bescheidenheit dann doch ein wenig eitel und bewegt sich weg vom Ton des vorangegangenen Textes. Besonders wenn man rekapituliert, dass Francis Wyndham Freund und Vertrauter sehr berühmter Schriftsteller und Geburtshelfer sehr erfolgreicher Bücher ist, Verlagslektor, Kulturredakteur, Kritiker, Verfasser von Kurzgeschichten, ein homme de lettre , in der intellektuellen Szene Londons zu Haus.
FRANZISKA SPERR
FRANCIS WYNDHAM: Der andere Garten. Roman. Aus dem Englischen von Andrea Ott. Dörlemann Verlag, Zürich 2010. 191 Seiten, 18,90 Euro.
Etwas umständlich und ausladend
erinnert sich der Autor
an das Erwachsenwerden
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
Francis Wyndhams Roman „Der andere Garten“ ist ein konventionelles Buch über eine unkonventionelle Liaison
Als dufte es nach Lavendel. Ein altmodisches Aroma, ein bisschen muffig, parfum demodé , erzählt von der Kindheit in behüteten Zeiten, Friedenszeiten. Der Erste Weltkrieg liegt ein paar Jahre zurück, das Landleben hat sich auf den Sommer eingerichtet, die Gärten leuchten, die hohen Wicken und Himbeerranken, die niedrigen Buchshecken. Man plaudert so vor sich hin, mehr oder weniger oberflächlich, über Bücher, Filme, Musik, gern auch über die Nachbarn.
In der ländlichen Abgeschiedenheit eines Dorfes der Grafschaft Wiltshire im Südwesten Englands beobachtet der dreizehnjährige Ich-Erzähler die etwa doppelt so alte Kay, Tochter einer Nachbarsfamilie, beim Sonnenbad. Was er sieht, versetzt ihn in einen Zustand leichten Schwindels, er lässt sich fortan dirigieren von unaufgeregter Neugier auf diese seltsame Person, die dem Schönheitsideal der Zeit so gar nicht entspricht. Kay ist anders, sie zieht sich anders an, sie bewegt sich mit einer sehr eigenen Grazie, mal provozierend vulgär, mal scheu wie ein Reh. Sie passt nicht in die wohltemperierte Idylle, und gerade deshalb ist sie so faszinierend für den in adoleszenter Einsamkeit eingesponnenen Zwölfjährigen. Und dass sein Vater sich über Kays Mangel an feiner Lebensart auslässt, kommt dem halberwachsenen Sohn gerade recht.
Kay ist die Zündschnur für seine Erweckung, auch gerade weil sie dem konventionellen Bild widerspricht, mal grell und vulgär, mal schüchtern mausgrau. Kay ist zu dünn, hat strubbelige, kupferrote Haare, trägt ein schweres Grammophon mit sich herum und hört Schallplatten, Kay trinkt zu viel, raucht zu viel, redet viel oder gar nicht, gibt sich extravagant, unangepasst, ein bisschen ordinär. So wie ihr gerade ist. Außerdem ist sie Sonnenanbeterin, liegt tagelang mit geschlossenen Augen in der Sonne – in einer Zeit, in der die Damen von ihrer hellen, zarten Haut jeden Sonnenstrahl fernhalten. Ihre Eltern ertragen die Tochter nicht, schon gar nicht, wenn sie sich in der Sonne räkelt, und so bittet sie um ein Fleckchen Wiese im Garten der Nachbarsfamilie. Dort löst sie, inmitten von Zündholzbriefchen, Zigaretten, Sonnenölfläschchen, Süßigkeiten und Zeitschriften, das um den Busen gebundene Tuch, und verharrt stundenlang in hingebungsvoller Regungslosigkeit.
Der Ich-Erzähler – offenbar weitgehend identisch mit dem Autor des Buches Francis Wyndham, Jahrgang 1924 – erinnert sich, wenn auch zuweilen etwas umständlich und ausladend (und leider nicht immer geschickt übersetzt) ans Erwachsenwerden. Er versetzt sich zurück in den Jungen, der genug Zeit, Muße und Ruhe hat, um mit der ganzen Klugheit und Klarsicht eines Pubertierenden zum Mann zu werden. Es sind diskrete, amüsante Einzelheiten, die zu einem ganzen Tableau südenglischen Landlebens gerinnen, in der Endzeit eines behaglich vor sich hin lebenden Bürgertums. Ein ereignisloses Leben in provinzieller Isolation, in der man zwar von einem Hitler gehört hat, ihn aber nicht sonderlich ernst nimmt und schließlich gar nicht so richtig mitbekommt, wie sich die Zeiten ändern und wie die deutschen Barbaren auf einmal die Welt bedrohen. Der Junge geht zum Studium nach Oxford, meldet sich zur Bürgerwehr, wird eingeteilt, nächtens einen Militärflughafen zu bewachen. Da ist er siebzehn, das Leben wird ungemütlich, und die Mannwerdung ist fast abgeschlossen.
Kay und der Ich-Erzähler schließen, ohne dass es ausgesprochen wird, eine Art Bündnis. Sie versuchen, sich aus dem Gespinst aus Oberflächlichkeit und saturierter Selbstgewissheit der Welt ihrer Eltern zu befreien. Das Begehren des jungen Mannes schwingt mit, bleibt aber diskret und unausgesprochen. Die beiden Verbündeten eint der kritische, oft gnadenlose Blick auf die Erwachsenenwelt. Auch wenn Kay schon über dreißig ist, hat sie das Gefühl, von ihren Eltern wie ein ungeliebtes Kind behandelt zu werden, „sie vergessen anscheinend, dass ich demnächst 35 werde! Ich fühle mich wie ein Paket mit dem Stempel ‚Unzustellbar‘ – zurück zum Absender, und zwar ein ziemlich ramponiertes.“ Alle Versuche, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, sind halbherzig und kraftlos. Fast genießt der Junge die ihm zugewachsene Verantwortung für Kay, die matt und ohne Antrieb in der Welt herumstolpert. Im Verhältnis der beiden hat sie den Part des ewigen Kindes, er wächst an seiner Sorge um sie. Seine Welt verändert sich, die Dinge sind nicht mehr so, wie sie waren.
Es folgt das, was man Kriegswirren nennt. Man verliert sich ein wenig aus den Augen, doch bei jedem Wiedersehen sind die Rollen wieder die alten. Kay ist nicht in der Lage, ihr verpfuschtes Leben in den Griff zu kriegen. Die Menschwerdung des jungen Mannes rankt sich empor an der Verantwortung, die ihm sein Part abverlangt: er rettet sie und wird erwachsen, sie lässt sich retten und wird es nicht. Kays komplizierter Charakter, ihre Verdorbenheit, die Lethargie, die Weise, wie sie nicht zurechtkommt, all das lehrt ihn die wichtigen Dinge über das Leben. Aus Pubertäts- und Kriegswirren entsteigt er zehn Jahre später, gebeutelt, von schwerer Krankheit halbwegs gesundet und: erwachsen geworden. Durch die Sorge um Kay und ihre unglückliche Existenz hat er sich an das Leben herangetastet.
Im „anderen“, selten betretenen Garten seines längst verstorbenen Vaters legt er schließlich einen Eid ab, er schwört „bis zum Tod auf das Streben nach weltlichem Erfolg zu verzichten, den Einflussreichen und Mächtigen aus dem Weg zu gehen“ und seine Freunde nur unter den Unschuldigen, Ehrgeizlosen zu suchen. Und dann kann sich der Autor den letzten Satz leider nicht verkneifen: „Ich habe diesen Schwur nicht immer halten können.“ Da klingt er in seiner vollmundigen Bescheidenheit dann doch ein wenig eitel und bewegt sich weg vom Ton des vorangegangenen Textes. Besonders wenn man rekapituliert, dass Francis Wyndham Freund und Vertrauter sehr berühmter Schriftsteller und Geburtshelfer sehr erfolgreicher Bücher ist, Verlagslektor, Kulturredakteur, Kritiker, Verfasser von Kurzgeschichten, ein homme de lettre , in der intellektuellen Szene Londons zu Haus.
FRANZISKA SPERR
FRANCIS WYNDHAM: Der andere Garten. Roman. Aus dem Englischen von Andrea Ott. Dörlemann Verlag, Zürich 2010. 191 Seiten, 18,90 Euro.
Etwas umständlich und ausladend
erinnert sich der Autor
an das Erwachsenwerden
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.12.2010Noch einen Krieg steh ich nicht durch!
Er hat Bruce Chatwin zum Schreiben gebracht, ist von Lucian Freud gemalt worden, Alan Hollinghurst und Edward St. Aubyn verehren ihn. Endlich können auch wir Francis Wyndham und seinen Roman "Der andere Garten" entdecken.
Von Felicitas von Lovenberg
Ehrgeiz ist ein heikler Charakterzug, und keiner Nation ist diese Eigenschaft so suspekt wie den Briten. Nicht dem Fleiß oder dem Streben nach Glück oder nach Erfüllung gilt ihr Misstrauen, sondern der deklarierten Absicht, andere zu überholen. Ziele kann man nach Belieben hegen, nur die Anstrengungen, sie zu erreichen, sollte man nie allzu sehr zur Schau stellen. Wer es ostentativ darauf anlegt, etwas zu werden, irgendwo dazuzugehören, wirkt schnell lächerlich; derjenige, dem alles zuzufallen scheint, hingegen göttlich. Kaum eine Gesellschaft ist so versessen auf Menschen, die es zu Ruhm, Vermögen und Status bringen, wie die britische. Zwischen den Polen dieses Selbstverständnisses navigiert denn auch die beste Literatur der Insel, von Austen und Dickens über Wodehouse und Waugh bis hin zu Alan Hollinghurst, Edward St. Aubyn oder Howard Jacobson. Ein Meister dieser Darstellung ist Anthony Powell, Englands Proust, mit seinem Romanzyklus "Dance to the Music of Time".
Wer Francis Wyndham angemessen vorstellen will, kommt um solches Namedropping nicht herum. Sein ganzes Leben hat dieser Mann in hochinteressanter Gesellschaft verbracht, auch wenn er selbst damit niemals prahlen würde. Anthony Powell, in den Nachkriegsjahren beim "Times Literary Supplement" Redakteur für die Belletristik, war der erste, der ihm etwas zu tun gab: Er betraute ihn mit Rezensionen. Einige Zeit später beschloss Wyndham, sich "einen richtigen Job" zuzulegen. Er traf André Deutsch, den ungarischen Emigranten, der gerade seinen Londoner Verlag gegründet hatte. Dort war es die sieben Jahre ältere Lektorin Diana Athill, heute ebenfalls eine legendäre Figur des britischen Literaturbetriebs, die ihm ein Manuskript von V. S. Naipaul zu lesen gab.
Wyndham las und las und las. Er bewegte Deutsch und Athill, Jean Rhys zu veröffentlichen, eine Entdeckung, die mit "Wide Sargasso Sea" gekrönt wurde. In den folgenden Jahren wechselte Wyndham zur "Sunday Times", behielt jedoch seine Position im Zentrum des literarischen Lebens. Er holte Bruce Chatwin, damals einfach bloß "das Wunderkind bei Sotheby's", zur Zeitung und damit zum Schreiben, aber er gehörte nie zum Kreis der movers and shakers. Neugier und Interesse am Leben anderer leiteten ihn, nicht Hunger nach Macht und Geld. 1980, mit sechsundfünfzig, zog er sich aus dem Journalismus zurück, weil er anderes zu schreiben hatte: Erzählungen, einen Roman, Essays. Als sein schmales Werk vor zwei Jahren in Großbritannien neu aufgelegt wurde, beschrieb Alan Hollinghurst ihn im Vorwort als "einen Autor, der kein Wort zu viel verwendet oder eines falsch setzt".
Und was sagt der sechsundachtzigjährige Francis Wyndham, der nie geheiratet hat und in einer Wohnung in einem bescheidenen Teil Londons lebt, vor einiger Zeit in einem Gespräch mit dem "Observer" zu alldem? Er sei sich schon immer als alter Mann vorgekommen, "irgendwie steht mir das". Und: Literatur müsse auch komisch sein, wie das Leben. Oder "finden Sie nicht, dass die meisten Dinge im Leben komisch und traurig zugleich sind?"
Dort, wo sich das Komische und das Traurige zur Wehmut mischen, ist "Der andere Garten" angesiedelt, Wyndhams einziger Roman, für den er 1987 den angesehenen Whitbread Prize erhielt. Zuvor hatte er die ebenfalls enthusiastisch aufgenommenen Erzählungsbände, "Out of the War" (1974) und "Mrs Henderson" (1985), veröffentlicht. Dennoch ist der autobiographisch inspirierte "andere Garten", dessen Titel nicht von ungefähr an den Kinderbuchklassiker "Der geheime Garten" von Frances Hodgson Burnett erinnert, sein einziger Roman geblieben - was er nicht bedauert: "Ich hatte wenige Ideen. Eine oder zwei. Gelegentlich habe ich es nochmal versucht. Aber ich hatte nie den Eindruck, dass ich das Schreiben mir oder jemandem anderen schuldig sei. Als nichts passierte, machte mir das nichts aus." Seinem Roman ließ er einige Jahre später lediglich noch eine Sammlung von Aufsätzen folgen, charakteristisch betitelt "The Theatre of Embarrassment" (1991).
"Der andere Garten", der dank der vorzüglichen Übersetzung von Andrea Ott nun erstmals auf Deutsch vorliegt, ist das Porträt einer ungewöhnlichen Frau, das Wyndham mit großer Zartheit mit dem einer liebenden Freundschaft unterlegt hat. Ihren Anfang nimmt die Geschichte in der ländlichen Idylle der Grafschaft Wiltshire in den Sommern vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Während der Internatsferien begegnet der namenlose Ich-Erzähler der fast doppelt so alten Kay Demarest, der Tochter von Bekannten seiner Eltern. "In ihrer spürbaren Schüchternheit wirkte sie gehetzt und linkisch grazil wie ein Reh, das Gefahr wittert, aber noch nicht weiß, aus welcher Richtung sie droht." Kay, die sich mit jeder Form von Gesellschaft und vor allem mit ihren Eltern schwertut, erwählt sich den Jugendlichen zum Gefährten und Gesprächspartner, mit einer Zutraulichkeit und Selbstverständlichkeit, die ihm verblüfft. So werden sie zu zunächst ungleichen, im Lauf der Zeit immer ebenbürtigeren Verbündeten. Während die Eltern Kay aufgrund ihres "angeborenen Mangels an Tatkraft" verachten und schikanieren, ist der Junge fasziniert von "Kays Lässigkeit, Wortkargheit und bewusst schäbiger Kleidung", von dem, was der erwachsene Mann rückblickend als "reizvolle Mischung aus Vertrautem und Fremdem" erkennt.
In Szenen und Gesprächen entwirft Wyndham mit leichter Hand ein Bild der englischen Gesellschaft der Epoche. Allein die politischen Phrasen, die zur Teezeit wie Pingpongbälle ausgetauscht werden, sind großartig. "Welche Chancen geben Sie den Nazis?', fragte Mr. Demarest. ,Der Einzige, für den ich etwas übrighabe', sagte seine Frau, ,ist Feldmarschall Göring. Ich hoffe, das klingt nicht gar zu snobistisch, aber ich habe aus zuverlässiger Quelle gehört, er sei das, was wir einen geborenen Gentleman nennen. Was man von Herrn Hitler nicht sagen kann.' Charlie nickte. ,Weiß nicht, ob ich dir da recht gebe, dass er ein Gent ist, aber er ist auf jeden Fall ein verdammt guter Jäger. Einer aus meinem Club, mit dem ich manchmal Karten spiele, sagt, er hätte noch nie einen besseren Schützen gesehen.' ,Aber mir gefällt nicht, wie er aussieht', sagte Dodo. ,Ich finde immer, gutes Aussehen ist für einen Mann genauso wichtig wie für eine Frau.' ,Gnädige Frau, wir sprechen hier nicht über einen Schönheitswettbewerb', sagte Charlie. ,Wir machen uns Gedanken über einen möglichen Krieg.' ,Oh, nein!', rief Dodo. ,Noch einen steh ich nicht durch.'"
Es liegt nichts Denunziatorisches in Wyndhams Schilderungen dieser Welt, aber ein großes Bedauern, zumal über die Lieblosigkeit, mit der die Demarests ihre Tochter verwahrlosen lassen. In bester englischer Manier, nämlich ohne, dass es extra gesagt werden müsste, wird deutlich, woher Kays pathologische Befangenheit rührt, und warum sie sich so leidenschaftlich für Zeitschriften und Filme begeistert, in denen jene rückhaltlose Liebe, die ihr nie zuteil wurde, verhandelt wird. Kay, die nach einer unglücklichen Affäre auch noch ein "grimmiges Vergnügen" daran entwickelt, sich äußerlich gehenzulassen, verweigert alle Insignien dessen, was die Gesellschaft Erfolg nennen würde. Nicht Heldin und nicht Opfer, gehört sie zu jenen Menschen, "die durch eine bestimmte Art von Temperament unsichtbar gehandicapt sind". Als sie die Tuberkulosekranke ihr Herz an einen Hund hängt und daraufhin endgültig von den Eltern verstoßen wird, ist das traurige Ende nicht mehr weit.
Der Roman erzählt diese Geschichte einer Verweigerung, indem er selbst sich den gängigen Erwartungen an Plot und Figurenführung klug entzieht. Die Behutsamkeit, mit der hier eine vergangene Welt in ihrer ganzen Ambivalenz sprachmächtig heraufbeschworen wird, zeugt von der Meisterschaft eines Schriftstellers, der den Eid seines Ich-Erzählers, "auf das Streben nach weltlichem Erfolg zu verzichten und meine Freunde nur unter den Unschuldigen, Ehrgeizlosen zu suchen", weitgehend gehalten hat.
Francis Wyndham: "Der andere Garten". Roman.
Aus dem Englischen von Andrea Ott. Dörlemann Verlag, Zürich 2010. 190 S., geb., 18,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Er hat Bruce Chatwin zum Schreiben gebracht, ist von Lucian Freud gemalt worden, Alan Hollinghurst und Edward St. Aubyn verehren ihn. Endlich können auch wir Francis Wyndham und seinen Roman "Der andere Garten" entdecken.
Von Felicitas von Lovenberg
Ehrgeiz ist ein heikler Charakterzug, und keiner Nation ist diese Eigenschaft so suspekt wie den Briten. Nicht dem Fleiß oder dem Streben nach Glück oder nach Erfüllung gilt ihr Misstrauen, sondern der deklarierten Absicht, andere zu überholen. Ziele kann man nach Belieben hegen, nur die Anstrengungen, sie zu erreichen, sollte man nie allzu sehr zur Schau stellen. Wer es ostentativ darauf anlegt, etwas zu werden, irgendwo dazuzugehören, wirkt schnell lächerlich; derjenige, dem alles zuzufallen scheint, hingegen göttlich. Kaum eine Gesellschaft ist so versessen auf Menschen, die es zu Ruhm, Vermögen und Status bringen, wie die britische. Zwischen den Polen dieses Selbstverständnisses navigiert denn auch die beste Literatur der Insel, von Austen und Dickens über Wodehouse und Waugh bis hin zu Alan Hollinghurst, Edward St. Aubyn oder Howard Jacobson. Ein Meister dieser Darstellung ist Anthony Powell, Englands Proust, mit seinem Romanzyklus "Dance to the Music of Time".
Wer Francis Wyndham angemessen vorstellen will, kommt um solches Namedropping nicht herum. Sein ganzes Leben hat dieser Mann in hochinteressanter Gesellschaft verbracht, auch wenn er selbst damit niemals prahlen würde. Anthony Powell, in den Nachkriegsjahren beim "Times Literary Supplement" Redakteur für die Belletristik, war der erste, der ihm etwas zu tun gab: Er betraute ihn mit Rezensionen. Einige Zeit später beschloss Wyndham, sich "einen richtigen Job" zuzulegen. Er traf André Deutsch, den ungarischen Emigranten, der gerade seinen Londoner Verlag gegründet hatte. Dort war es die sieben Jahre ältere Lektorin Diana Athill, heute ebenfalls eine legendäre Figur des britischen Literaturbetriebs, die ihm ein Manuskript von V. S. Naipaul zu lesen gab.
Wyndham las und las und las. Er bewegte Deutsch und Athill, Jean Rhys zu veröffentlichen, eine Entdeckung, die mit "Wide Sargasso Sea" gekrönt wurde. In den folgenden Jahren wechselte Wyndham zur "Sunday Times", behielt jedoch seine Position im Zentrum des literarischen Lebens. Er holte Bruce Chatwin, damals einfach bloß "das Wunderkind bei Sotheby's", zur Zeitung und damit zum Schreiben, aber er gehörte nie zum Kreis der movers and shakers. Neugier und Interesse am Leben anderer leiteten ihn, nicht Hunger nach Macht und Geld. 1980, mit sechsundfünfzig, zog er sich aus dem Journalismus zurück, weil er anderes zu schreiben hatte: Erzählungen, einen Roman, Essays. Als sein schmales Werk vor zwei Jahren in Großbritannien neu aufgelegt wurde, beschrieb Alan Hollinghurst ihn im Vorwort als "einen Autor, der kein Wort zu viel verwendet oder eines falsch setzt".
Und was sagt der sechsundachtzigjährige Francis Wyndham, der nie geheiratet hat und in einer Wohnung in einem bescheidenen Teil Londons lebt, vor einiger Zeit in einem Gespräch mit dem "Observer" zu alldem? Er sei sich schon immer als alter Mann vorgekommen, "irgendwie steht mir das". Und: Literatur müsse auch komisch sein, wie das Leben. Oder "finden Sie nicht, dass die meisten Dinge im Leben komisch und traurig zugleich sind?"
Dort, wo sich das Komische und das Traurige zur Wehmut mischen, ist "Der andere Garten" angesiedelt, Wyndhams einziger Roman, für den er 1987 den angesehenen Whitbread Prize erhielt. Zuvor hatte er die ebenfalls enthusiastisch aufgenommenen Erzählungsbände, "Out of the War" (1974) und "Mrs Henderson" (1985), veröffentlicht. Dennoch ist der autobiographisch inspirierte "andere Garten", dessen Titel nicht von ungefähr an den Kinderbuchklassiker "Der geheime Garten" von Frances Hodgson Burnett erinnert, sein einziger Roman geblieben - was er nicht bedauert: "Ich hatte wenige Ideen. Eine oder zwei. Gelegentlich habe ich es nochmal versucht. Aber ich hatte nie den Eindruck, dass ich das Schreiben mir oder jemandem anderen schuldig sei. Als nichts passierte, machte mir das nichts aus." Seinem Roman ließ er einige Jahre später lediglich noch eine Sammlung von Aufsätzen folgen, charakteristisch betitelt "The Theatre of Embarrassment" (1991).
"Der andere Garten", der dank der vorzüglichen Übersetzung von Andrea Ott nun erstmals auf Deutsch vorliegt, ist das Porträt einer ungewöhnlichen Frau, das Wyndham mit großer Zartheit mit dem einer liebenden Freundschaft unterlegt hat. Ihren Anfang nimmt die Geschichte in der ländlichen Idylle der Grafschaft Wiltshire in den Sommern vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Während der Internatsferien begegnet der namenlose Ich-Erzähler der fast doppelt so alten Kay Demarest, der Tochter von Bekannten seiner Eltern. "In ihrer spürbaren Schüchternheit wirkte sie gehetzt und linkisch grazil wie ein Reh, das Gefahr wittert, aber noch nicht weiß, aus welcher Richtung sie droht." Kay, die sich mit jeder Form von Gesellschaft und vor allem mit ihren Eltern schwertut, erwählt sich den Jugendlichen zum Gefährten und Gesprächspartner, mit einer Zutraulichkeit und Selbstverständlichkeit, die ihm verblüfft. So werden sie zu zunächst ungleichen, im Lauf der Zeit immer ebenbürtigeren Verbündeten. Während die Eltern Kay aufgrund ihres "angeborenen Mangels an Tatkraft" verachten und schikanieren, ist der Junge fasziniert von "Kays Lässigkeit, Wortkargheit und bewusst schäbiger Kleidung", von dem, was der erwachsene Mann rückblickend als "reizvolle Mischung aus Vertrautem und Fremdem" erkennt.
In Szenen und Gesprächen entwirft Wyndham mit leichter Hand ein Bild der englischen Gesellschaft der Epoche. Allein die politischen Phrasen, die zur Teezeit wie Pingpongbälle ausgetauscht werden, sind großartig. "Welche Chancen geben Sie den Nazis?', fragte Mr. Demarest. ,Der Einzige, für den ich etwas übrighabe', sagte seine Frau, ,ist Feldmarschall Göring. Ich hoffe, das klingt nicht gar zu snobistisch, aber ich habe aus zuverlässiger Quelle gehört, er sei das, was wir einen geborenen Gentleman nennen. Was man von Herrn Hitler nicht sagen kann.' Charlie nickte. ,Weiß nicht, ob ich dir da recht gebe, dass er ein Gent ist, aber er ist auf jeden Fall ein verdammt guter Jäger. Einer aus meinem Club, mit dem ich manchmal Karten spiele, sagt, er hätte noch nie einen besseren Schützen gesehen.' ,Aber mir gefällt nicht, wie er aussieht', sagte Dodo. ,Ich finde immer, gutes Aussehen ist für einen Mann genauso wichtig wie für eine Frau.' ,Gnädige Frau, wir sprechen hier nicht über einen Schönheitswettbewerb', sagte Charlie. ,Wir machen uns Gedanken über einen möglichen Krieg.' ,Oh, nein!', rief Dodo. ,Noch einen steh ich nicht durch.'"
Es liegt nichts Denunziatorisches in Wyndhams Schilderungen dieser Welt, aber ein großes Bedauern, zumal über die Lieblosigkeit, mit der die Demarests ihre Tochter verwahrlosen lassen. In bester englischer Manier, nämlich ohne, dass es extra gesagt werden müsste, wird deutlich, woher Kays pathologische Befangenheit rührt, und warum sie sich so leidenschaftlich für Zeitschriften und Filme begeistert, in denen jene rückhaltlose Liebe, die ihr nie zuteil wurde, verhandelt wird. Kay, die nach einer unglücklichen Affäre auch noch ein "grimmiges Vergnügen" daran entwickelt, sich äußerlich gehenzulassen, verweigert alle Insignien dessen, was die Gesellschaft Erfolg nennen würde. Nicht Heldin und nicht Opfer, gehört sie zu jenen Menschen, "die durch eine bestimmte Art von Temperament unsichtbar gehandicapt sind". Als sie die Tuberkulosekranke ihr Herz an einen Hund hängt und daraufhin endgültig von den Eltern verstoßen wird, ist das traurige Ende nicht mehr weit.
Der Roman erzählt diese Geschichte einer Verweigerung, indem er selbst sich den gängigen Erwartungen an Plot und Figurenführung klug entzieht. Die Behutsamkeit, mit der hier eine vergangene Welt in ihrer ganzen Ambivalenz sprachmächtig heraufbeschworen wird, zeugt von der Meisterschaft eines Schriftstellers, der den Eid seines Ich-Erzählers, "auf das Streben nach weltlichem Erfolg zu verzichten und meine Freunde nur unter den Unschuldigen, Ehrgeizlosen zu suchen", weitgehend gehalten hat.
Francis Wyndham: "Der andere Garten". Roman.
Aus dem Englischen von Andrea Ott. Dörlemann Verlag, Zürich 2010. 190 S., geb., 18,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Die Briten zeigen es nicht gern, aber auch sie streben durchaus nach Ruhm und Vermögen, erklärt Rezensentin Felicitas von Lovenberg. Und wenn jemand den Ehrgeiz, diesen "heiklen Charakterzug", so vermissen lässt wie die Heldin in Francis Wyndhams einzigem Roman "Der andere Garten", erntet er oder sie Verachtung. Die Handlung spielt in England kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, erfahren wir. Der Ich-Erzähler, der offenbar noch zur Schule geht, lernt in den Ferien auf dem Land die fast doppelt so alte Kay Demarest kennen. Eine schüchterne, linkische junge Frau, die nichts auf ihr Äußeres gibt und nirgends zu glänzen versucht. Sie und der Erzähler werden Verbündete gegen die ehrgeizigen und statusbewussten Erwachsenen. Lovenberg ist beeindruckt, wie behutsam und leichthändig Wyndham die "ganze Ambivalenz" dieser Gesellschaft schildert. Die Übersetzung von Andrea Ott findet sie "vorzüglich".
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Es sind diskrete, amüsante Einzelheiten, die zu einem ganzen Tableau südenglischen Landlebens gerinnen, in der Endzeit eines behaglich vor sich hin lebenden Bürgertums.« Franziska Sperr / Süddeutsche Zeitung
»Es ist ein kleines Meisterwerk, denn es bringt zwei scheinbar unvereinbare Sphären zusammen: die skurrile Idylle der britischen Gentry und die Brutalität des Zweiten Weltkriegs ... Wyndham erzählt mit großer Leichtigkeit und herrlichen Dialogen. Doch unter jedem Satz lauert die Tiefe. Magistral.« Manfred Papst / NZZ am Sonntag
»Wiederentdeckt - der englische Autor Francis Wyndham ... Gebrochene Vitalität ist das Thema, von dem diese poetisch und atmosphärisch dichte Geschichte einer Jugend handelt. Lebensleere - die Absenz von großen Einsätzen und großen Leidenschaften. Melancholie und Trauer über den merkwürdigen Zustand des Abseitsstehens bestimmen den Text, der von dieser Spannung zwischen Unbestimmtheit einerseits und präzise beschreibender Sprache andererseits lebt. Der 1987 im Original erschienene, vom Dörlemann Verlag wiederentdeckte Roman liegt nun als wunderschön gestaltetes Buch vor.« Bernadette Conrad / Neue Zürcher Zeitung
»Francis Wyndham, 1924 geboren, als Lektor und Vertrauter von V.S. Naipaul, Bruce Chatwin und vielen anderen sehr geschätzt, wird in England gerade wieder als Erzähler entdeckt. Das hat seine Gründe: Er ist ein meisterhaft-liebevoller Atmosphären- und Figurenmaler. Das Äußere wird schnell, aber unverwechselbar hingetupft. Auch Inneres redet Wyndham nicht zu Tode. Der Icherzähler hat manchmal Meinungen zu seinen Bekannten, aber sie bleiben so vage wie die Vorstellung dessen, was ihn selber in seinem Innersten bewegt. Vage klingt übel, aber hier ist es eine Stärke, schafft es doch eine stimmungsvolle Atmosphäre der Erwartung.« Hans-Peter Kunisch / Die Zeit
»Schön übersetzt erscheint Der andere Garten jetzt erstmals auf Deutsch, als Gesellschaftsporträt, psychologische Familienstudie und Bekenntnis in einem. Der Anspruch ist bewusst zurückgehalten, der Ton leicht - bis hin zum überraschenden, rührenden Schluss. Vieles ist witzig, manches bleibt ungesagt, alles stimmt. Das Buch ist übrigens auch herstellerisch ein Juwel, vom Schutzumschlag über den Satzspiegel bis zum knallroten Lesebändchen.« Sibylle Mulot / Spiegel Online
»Manche Bücher betören schon durch die Atmosphäre, die sie auf den ersten Seiten einfangen; der 1924 in London geborene Francis Wyndham hat in Der andere Garten ein solches Kunststück vollbracht. 1987 erschien dieser schmale Erstling im Original und wurde prompt mit dem Whitbread First Novel Award ausgezeichnet. Wyndham, der ein übersichtliches literarisches Werk vorzuweisen hat, arbeitete viele Jahre als Journalist und fungierte als Mentor für Schriftstellerkollegen wie Jean Rhys, V. S. Naipaul oder Alan Hollinghurst.« Rainer Moritz / Literarische Welt
»Eine der eigentümlichsten, federleichtesten und paradoxerweise schwergewichtigsten Neuerscheinungen der gerade anbrechenden Herbstsaison ... Es ist eine unvergessliche Initiationsgeschichte, todtraurig und wunderschön, psychologisch raffiniert, ein schmales Buch, das keiner, der es gelesen hat, vergessen wird.« Denis Scheck / Deutschlandfunk
»Es ist eine sehr schöne Übersetzung und im Ton sehr stimmig, sehr zart, sehr ruhig, unaufgeregt. Es ist auch ein sehr schön gemachtes Buch ... Man soll ja Bücher loben im Zeitalter der E-Books, wenn sie wirklich gut sind: gut riechen, gut gemacht sind, gut gebunden sind - das ist auch so eins.« Pieke Biermann / Deutschlandradio Kultur
»Bestseller kommen und gehen, doch Francis Wyndhams kluges und elegantes Buch wird noch von sehr vielen Generationen gelesen werden.« Hilary Bailey / The Guardian
»Es ist ein kleines Meisterwerk, denn es bringt zwei scheinbar unvereinbare Sphären zusammen: die skurrile Idylle der britischen Gentry und die Brutalität des Zweiten Weltkriegs ... Wyndham erzählt mit großer Leichtigkeit und herrlichen Dialogen. Doch unter jedem Satz lauert die Tiefe. Magistral.« Manfred Papst / NZZ am Sonntag
»Wiederentdeckt - der englische Autor Francis Wyndham ... Gebrochene Vitalität ist das Thema, von dem diese poetisch und atmosphärisch dichte Geschichte einer Jugend handelt. Lebensleere - die Absenz von großen Einsätzen und großen Leidenschaften. Melancholie und Trauer über den merkwürdigen Zustand des Abseitsstehens bestimmen den Text, der von dieser Spannung zwischen Unbestimmtheit einerseits und präzise beschreibender Sprache andererseits lebt. Der 1987 im Original erschienene, vom Dörlemann Verlag wiederentdeckte Roman liegt nun als wunderschön gestaltetes Buch vor.« Bernadette Conrad / Neue Zürcher Zeitung
»Francis Wyndham, 1924 geboren, als Lektor und Vertrauter von V.S. Naipaul, Bruce Chatwin und vielen anderen sehr geschätzt, wird in England gerade wieder als Erzähler entdeckt. Das hat seine Gründe: Er ist ein meisterhaft-liebevoller Atmosphären- und Figurenmaler. Das Äußere wird schnell, aber unverwechselbar hingetupft. Auch Inneres redet Wyndham nicht zu Tode. Der Icherzähler hat manchmal Meinungen zu seinen Bekannten, aber sie bleiben so vage wie die Vorstellung dessen, was ihn selber in seinem Innersten bewegt. Vage klingt übel, aber hier ist es eine Stärke, schafft es doch eine stimmungsvolle Atmosphäre der Erwartung.« Hans-Peter Kunisch / Die Zeit
»Schön übersetzt erscheint Der andere Garten jetzt erstmals auf Deutsch, als Gesellschaftsporträt, psychologische Familienstudie und Bekenntnis in einem. Der Anspruch ist bewusst zurückgehalten, der Ton leicht - bis hin zum überraschenden, rührenden Schluss. Vieles ist witzig, manches bleibt ungesagt, alles stimmt. Das Buch ist übrigens auch herstellerisch ein Juwel, vom Schutzumschlag über den Satzspiegel bis zum knallroten Lesebändchen.« Sibylle Mulot / Spiegel Online
»Manche Bücher betören schon durch die Atmosphäre, die sie auf den ersten Seiten einfangen; der 1924 in London geborene Francis Wyndham hat in Der andere Garten ein solches Kunststück vollbracht. 1987 erschien dieser schmale Erstling im Original und wurde prompt mit dem Whitbread First Novel Award ausgezeichnet. Wyndham, der ein übersichtliches literarisches Werk vorzuweisen hat, arbeitete viele Jahre als Journalist und fungierte als Mentor für Schriftstellerkollegen wie Jean Rhys, V. S. Naipaul oder Alan Hollinghurst.« Rainer Moritz / Literarische Welt
»Eine der eigentümlichsten, federleichtesten und paradoxerweise schwergewichtigsten Neuerscheinungen der gerade anbrechenden Herbstsaison ... Es ist eine unvergessliche Initiationsgeschichte, todtraurig und wunderschön, psychologisch raffiniert, ein schmales Buch, das keiner, der es gelesen hat, vergessen wird.« Denis Scheck / Deutschlandfunk
»Es ist eine sehr schöne Übersetzung und im Ton sehr stimmig, sehr zart, sehr ruhig, unaufgeregt. Es ist auch ein sehr schön gemachtes Buch ... Man soll ja Bücher loben im Zeitalter der E-Books, wenn sie wirklich gut sind: gut riechen, gut gemacht sind, gut gebunden sind - das ist auch so eins.« Pieke Biermann / Deutschlandradio Kultur
»Bestseller kommen und gehen, doch Francis Wyndhams kluges und elegantes Buch wird noch von sehr vielen Generationen gelesen werden.« Hilary Bailey / The Guardian