Nachdem Lateinamerika seit rund 15 Jahren wieder durchweg demokratisch regiert wird, zeigt sich immer deutlicher, dass die Rückkehr zur Demokratie keineswegs mit der Herstellung rechtstaatlicher Verhältnisse verbunden war. Die Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz ist nach wie vor eher die Ausnahme als die Regel in der Region. In nicht wenigen Staaten sind Gewaltübergriffe und Korruption der Amtsträger eine alltägliche Erscheinung. Diese Mängel und Mißstände werden in der These vom anomischen Staat zusammengefaßt: einem Staat, der, anstatt den inneren Frieden und die öffentliche Sicherheit zu…mehr
Nachdem Lateinamerika seit rund 15 Jahren wieder durchweg demokratisch regiert wird, zeigt sich immer deutlicher, dass die Rückkehr zur Demokratie keineswegs mit der Herstellung rechtstaatlicher Verhältnisse verbunden war. Die Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz ist nach wie vor eher die Ausnahme als die Regel in der Region. In nicht wenigen Staaten sind Gewaltübergriffe und Korruption der Amtsträger eine alltägliche Erscheinung. Diese Mängel und Mißstände werden in der These vom anomischen Staat zusammengefaßt: einem Staat, der, anstatt den inneren Frieden und die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten, im Gegenteil einen Störfaktor eigener Art darstellt, der zur Quelle ständiger Unsicherheit und Ordnungsgefährdung für die Bürger wird.
Peter Waldmann, Prof. für Soziologie/Sozialkunde, Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg.
Inhaltsangabe
1. Einleitung: Zum Konzept des anomischen Staates.- 2. Warum sich das europäische Staatsmodell in Lateinamerika nicht durchsetzte.- 3. Die Rolle der Verfassung in der Gründungsphase der USA und der lateinamerikanischen Staaten.- 4. Hemmnisse für den Rechtsstaat in Lateinamerika.- 5. Alternative Normensysteme zur staatlichen Rechtsordnung in Lateinamerika.- 6. Staatliche und parastaatliche Repression.- 7. Vigilantismus, Demokratisierung und die Rolle der Polizei.- 8. Selbstverständnis, Organisation, Machtmißbrauch: Porträt der lateinamerikanischen Polizei.- 9. Gesellschaftliche Auswirkungen der Hyperinflation in Argentinien.- 10. Regelsprengender Individualismus: Ein Essay zum Normenverständnis der Argentinier.- 11. Veralltäglichung von Gewalt: das Beispiel Kolumbien.- 12. Sozialverhalten in einer staatsfernen Region: Santa Cruz de la Sierra (Bolivien).- Danksagung.- Drucknachweise.
1. Einleitung: Zum Konzept des anomischen Staates.- 2. Warum sich das europäische Staatsmodell in Lateinamerika nicht durchsetzte.- 3. Die Rolle der Verfassung in der Gründungsphase der USA und der lateinamerikanischen Staaten.- 4. Hemmnisse für den Rechtsstaat in Lateinamerika.- 5. Alternative Normensysteme zur staatlichen Rechtsordnung in Lateinamerika.- 6. Staatliche und parastaatliche Repression.- 7. Vigilantismus, Demokratisierung und die Rolle der Polizei.- 8. Selbstverständnis, Organisation, Machtmißbrauch: Porträt der lateinamerikanischen Polizei.- 9. Gesellschaftliche Auswirkungen der Hyperinflation in Argentinien.- 10. Regelsprengender Individualismus: Ein Essay zum Normenverständnis der Argentinier.- 11. Veralltäglichung von Gewalt: das Beispiel Kolumbien.- 12. Sozialverhalten in einer staatsfernen Region: Santa Cruz de la Sierra (Bolivien).- Danksagung.- Drucknachweise.
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