"Was für ein Glück, dass es Nicholson Baker gibt."
Thomas Steinfeld, Süddeutsche Zeitung
Paul Chowder - der "Anthologist" - kommt nicht so richtig in die Gänge. Er ist ein Lyriker, der ab und zu mal ein Gedicht veröffentlicht hat und gerade an der Einleitung zu einer neuen Lyrik-Anthologie sitzt. Sein Erfolg hält sich bislang in Grenzen, seine Freundin Roz hat ihn erst kürzlich verlassen, und gleichzeitig denkt er an die großen Dichter der Vergangenheit, die weitaus Schlimmeres erdulden mussten und sich daher zu Recht beklagen durften. Allerdings hat er angekündigt, eine Reihe von wunderbaren Geheimnissen, Tipps und Tricks über die Poesie zu verraten, und da sieht es so aus, als würde die Einleitung etwas länger werden, als er eigentlich gedacht hatte.
Was sich nun entspinnt, ist eine außerordentlich unterhaltsame und faszinierende Liebesgeschichte über die Poesie: von Tennyson, Swinburne und Yeats bis zu den Modernen und der Redaktion des New Yorker. Was Paul Chowder uns zu erzählen hat, macht deutlich, wie unendlich wichtig Gedichte für unser Leben sind - das wird Paul selbst erst im Erzählen richtig klar. Das Ergebnis ist ein romantischer, komischer und äußerst geistreicher Roman.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Thomas Steinfeld, Süddeutsche Zeitung
Paul Chowder - der "Anthologist" - kommt nicht so richtig in die Gänge. Er ist ein Lyriker, der ab und zu mal ein Gedicht veröffentlicht hat und gerade an der Einleitung zu einer neuen Lyrik-Anthologie sitzt. Sein Erfolg hält sich bislang in Grenzen, seine Freundin Roz hat ihn erst kürzlich verlassen, und gleichzeitig denkt er an die großen Dichter der Vergangenheit, die weitaus Schlimmeres erdulden mussten und sich daher zu Recht beklagen durften. Allerdings hat er angekündigt, eine Reihe von wunderbaren Geheimnissen, Tipps und Tricks über die Poesie zu verraten, und da sieht es so aus, als würde die Einleitung etwas länger werden, als er eigentlich gedacht hatte.
Was sich nun entspinnt, ist eine außerordentlich unterhaltsame und faszinierende Liebesgeschichte über die Poesie: von Tennyson, Swinburne und Yeats bis zu den Modernen und der Redaktion des New Yorker. Was Paul Chowder uns zu erzählen hat, macht deutlich, wie unendlich wichtig Gedichte für unser Leben sind - das wird Paul selbst erst im Erzählen richtig klar. Das Ergebnis ist ein romantischer, komischer und äußerst geistreicher Roman.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.03.2010Das ganze Ach und Weh
Eine wunderbare Donquichotterie über die Poesie und die Liebe: Nicholson Bakers neuer Roman „Der Anthologist”
Am Schluss hat er sie also doch noch fertig bekommen, die Einleitung zu seiner Lyrik-Anthologie „Reim Allein”, an der Paul Chowder – ja, wie lange eigentlich schon sitzt? Vierzig Seiten hatte er zunächst für übertrieben gehalten, doch dann sind es 255 geworden, über die er dem jeden Rahmen sprengenden Umfang zum Trotz sagt: „Die Einleitung erhellt so manches, aber schlecht. Im Grunde ist alles viel leiser und ausnahmereicher als in meiner Darstellung. Doch immerhin steht einiges von dem drin, was ich für wahr halte.”
255 Seiten, das ist zugleich exakt die Länge von Nicholson Bakers neuem Roman „Der Anthologist”, der nun auf Deutsch vorliegt. Der Leser ahnt, dass das Buch, das er gerade gelesen hat, selbst die Einleitung zu Chowders Anthologie ist, das Protokoll ihres prekären Zustandekommens. Die selbstreferentielle Schlusspointe ist jedoch keine artistische Pirouette, sie rührt vielmehr an den Kern der Sache selbst. Denn es ist kein Zufall, dass Paul seine Einleitung schließlich in einem Zug niederschreibt und dabei drei Tage lang dasselbe Hemd trägt, „um nicht aus dem Rhythmus zu kommen”. Der Rhythmus ist das, worum es geht, das Fußklopfen, das ein geglücktes Leben begleitet, und sei dieser Rhythmus auch nur das gemütliche Rumpeln der Spülmaschine in der Küche.
„Wir werden etwas kürzen müssen”, sagt Pauls Verleger, nachdem er die Einleitung gelesen hat, mit mürbem Sarkasmus, da er schon nicht mehr damit rechnete, dass sie je fertig wird – und beschwört damit alles wieder herauf, die Urangst vor dem zu schroffen Enjambement, die Beklemmung, die sich einstellt, wenn das Versmaß zum Prokrustesbett wird und das letzte Wort allzu wuchtig in der nächsten Zeile aufschlägt. Denn die Atemnot des Zeilensprungs ist ein düsterer Wink, dass Ich und Welt sich nicht aufeinander reimen wollen. Dabei hätte Paul Chowder, dessen Zeitgefühl so langsam getaktet ist, allen Grund, seine Arbeit ein wenig zu beschleunigen.
Da ist nicht nur der drängelnde Verleger, es sind da auch horrende Kreditkartenschulden, die Paul zwingen, immer wieder Gelegenheitsarbeiten anzunehmen, als Vortragsreisender, Zeitungskritiker oder Handwerker, der etwa in der Küche seiner Nachbarin Nan einen neuen Dielenboden verlegt. Vor allem, weil seine Freundin Rosslyn nach acht gemeinsamen Jahren ausgezogen ist. Sie liebt ihn, aber sie hält es einfach nicht mehr aus, Pauls Phlegma, seine Unfähigkeit, sich aufzuraffen, und sie will erst zu ihm zurückkehren, wenn er die Einleitung geschrieben hat.
Bis dahin wird Paul statt mit Rosslyn jeden Abend mit einem anderen Lyrikband zu Bett gehen und auf die unmittelbarere Poesie verzichten, als er noch, „eine ihrer schlummernden Brüste mit der Hand umschließen konnte”. Denn: „Umschließen ist Reim – die gefühlte Paarung zweier gleicher Formen.” Fortan leidet Paul, der sich folgendermaßen einführt: „Mein Leben ist eine Lüge, meine Laufbahn ein Witz. Ich bin der klassische Versager” auch noch unter heftigem Herzeleid.
Und die Zeit arbeitet gegen ihn: Paul ist über fünfzig, sieht aus „wie ein wettergegerbter Berufsfischer oder ein Golfcaddy von den Äußeren Hebriden” und die Zeit, da er noch hoffte, „den Riss im Asphalt zu finden, wo mein Lorbeerbaumkeimling sprießen könnte” ist vorbei. In jungen Jahren hatte er sich mit zotigen Gedichten einen gewissen Ruf als „Schlimmfinger-Formalist” erworben, nun sitzt er nur noch in seiner Scheune in Neuengland, wartet, bis ihm die Mischung aus Kaffee, Newcastle-Bier und kanadischem Whiskey-Likör eine angenehm verschmierte „Gauß’sche Unschärfe” verleiht und bejammert sein ganzes Ach und Weh: das begrenztes Können als Lyriker, die gescheiterte akademische Karriere, die Trennung von Rosslyn, die das Leben an seiner Seite gegen eine Wagenladung Ikea-Möbel eingetauscht hat.
Und doch ist Pauls Jeremiade alles andere als bitter oder trübselig, sondern höchst amüsant, durchfunkelt von Geist und Witz und getragen von einem heiteren Grundton. Gerade was ihm zum großen Dichter fehlt, der Mangel an tragisch umflorter Todesverfallenheit, begabt ihn mit einem anderen Talent: der Empfänglichkeit für den Augenblick, dem Genie, sich an den kleinsten Dingen zu erfreuen, den Laubspiegelungen auf der Windschutzscheibe oder den Farbschattierungen reifender Heidelbeeren.
Seine Ablenkbarkeit, seine fortwährenden Digressionen, sie sind das Schweifen eines Schmetterlings durch die Welt, und die Welt ist ihm eine Wunderkammer voller ungeahnter Entdeckungen und Epiphanien des Alltäglichen. Da wird selbst die Inspektion des Innenlebens einer alten Aktentasche zu einer pikaresken Abenteuerreise.
Wie alle anderen der stets Ich-nahen Helden Nicholson Bakers ist auch Paul Chowder ein Enzyklopäde seliger Nichtigkeiten, ein Schwärmer mit kindhaftem Gemüt und umfassender Bildung. Das ist auch der Grund, warum manche die Bücher Nicholson Bakers als skurril verkennen: weil darin verhockte Eierköpfe über die Wonnen, wie es ist, eine über Nacht eingeweichte Auflaufform von ihren Verkrustungen zu befreien, genauso gelehrt fachsimpeln können wie über die englische Dichtung des 18. Jahrhunderts. Die Kleinodien der Dingwelt werden zu Fetischen erhoben, Trophäen eines Erzählers, der ein Messie in seinem eigenen Mikrokosmos ist. Auch in „Der Anthologist” stehen das Profane und das Erhabene gleichwertig nebeneinander. Doch das ist kein Ausweis von Exzentrik, sondern eine wunderbare Huldigung an die Fülle des Lebens.
Es ist dieselbe Inbrunst, mit der Chowder seine komplexe poetologische Theorie entwickelt und unbeholfen bunte Perlen auf eine Kette fädelt, mit der er Rosslyn wieder an sich zu binden hofft. Als Anthologist gilt sein Kampf dem jambischen Pentameter, den er als französischen Import und letztlich als Mogelpackung entlarvt, die zu Unrecht den vierhebigen Balladentakt vom Thron gestoßen habe. Und er streitet wieder das reimlose Gedicht, das der menschlichen Physiologie widerspreche, denn „die Zunge ist reimverliebt” und „der Reim hat uns sprechen gelehrt”.
So sehr Chowders Kreuzzug eine Donquichotterie ist, so hoch muss man die Meisterleistung der beiden Übersetzer Matthias Göritz und Uda Strätling veranschlagen. Die meisten der im Roman angeführten Gedichtproben englischer und amerikanischer Lyrik, in deren weitgehend unbekannte Welt uns Nicholson Baker einführt, haben sie selbst übertragen, und zwar so, dass sie auch auf Deutsch als Beispiele für Lautung, Reimpaar und Versmaß funktionieren.
Immerhin, bis zum Ende des Sommers hat es Bakers Anthologist dennoch geschafft, sein Haus zu entrümpeln, sein Leben in den Griff zu bekommen und sein mutloses Herz in die Hand zu nehmen. Und ein bisschen hat er damit auch den Tod besiegt. Nicholson Baker hat einen hinreißenden Schelmenroman geschrieben über den Unterschied zwischen Lyrik und Poesie: Lyrik ist eine Gattung der Literatur, Poesie die Melodie des Lebens. „Ach Plot, lieber Plot, wie sehr wir dich brauchen, und wie panisch wir doch vor deinen kreischenden Waggons Reißaus nehmen”, sagt Paul Chowder über die Prosa der Wirklichkeit. „Ich möchte diesen Zug nicht besteigen, ich möchte nur sitzen und mir vorsingen. Ich möchte, dass die Welt in Ordnung ist.” CHRISTOPHER SCHMIDT
NICHOLSON BAKER: Der Anthologist. Roman. Aus dem Englischen von Matthias Göritz und Uda Strätling. C. H. Beck Verlag, München 2010. 271 Seiten, 19,95 Euro.
Eine Dreiecksgeschichte, in der das Herz gleichermaßen für die Dichtung schlägt wie für eine Frau
Die Wäsche auf der Leine erinnert den Romanhelden an ein häusliches Glück, das verweht ist, seit seine Freundin ihn verließ. Foto: Janet Jarman/Corbis
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
Eine wunderbare Donquichotterie über die Poesie und die Liebe: Nicholson Bakers neuer Roman „Der Anthologist”
Am Schluss hat er sie also doch noch fertig bekommen, die Einleitung zu seiner Lyrik-Anthologie „Reim Allein”, an der Paul Chowder – ja, wie lange eigentlich schon sitzt? Vierzig Seiten hatte er zunächst für übertrieben gehalten, doch dann sind es 255 geworden, über die er dem jeden Rahmen sprengenden Umfang zum Trotz sagt: „Die Einleitung erhellt so manches, aber schlecht. Im Grunde ist alles viel leiser und ausnahmereicher als in meiner Darstellung. Doch immerhin steht einiges von dem drin, was ich für wahr halte.”
255 Seiten, das ist zugleich exakt die Länge von Nicholson Bakers neuem Roman „Der Anthologist”, der nun auf Deutsch vorliegt. Der Leser ahnt, dass das Buch, das er gerade gelesen hat, selbst die Einleitung zu Chowders Anthologie ist, das Protokoll ihres prekären Zustandekommens. Die selbstreferentielle Schlusspointe ist jedoch keine artistische Pirouette, sie rührt vielmehr an den Kern der Sache selbst. Denn es ist kein Zufall, dass Paul seine Einleitung schließlich in einem Zug niederschreibt und dabei drei Tage lang dasselbe Hemd trägt, „um nicht aus dem Rhythmus zu kommen”. Der Rhythmus ist das, worum es geht, das Fußklopfen, das ein geglücktes Leben begleitet, und sei dieser Rhythmus auch nur das gemütliche Rumpeln der Spülmaschine in der Küche.
„Wir werden etwas kürzen müssen”, sagt Pauls Verleger, nachdem er die Einleitung gelesen hat, mit mürbem Sarkasmus, da er schon nicht mehr damit rechnete, dass sie je fertig wird – und beschwört damit alles wieder herauf, die Urangst vor dem zu schroffen Enjambement, die Beklemmung, die sich einstellt, wenn das Versmaß zum Prokrustesbett wird und das letzte Wort allzu wuchtig in der nächsten Zeile aufschlägt. Denn die Atemnot des Zeilensprungs ist ein düsterer Wink, dass Ich und Welt sich nicht aufeinander reimen wollen. Dabei hätte Paul Chowder, dessen Zeitgefühl so langsam getaktet ist, allen Grund, seine Arbeit ein wenig zu beschleunigen.
Da ist nicht nur der drängelnde Verleger, es sind da auch horrende Kreditkartenschulden, die Paul zwingen, immer wieder Gelegenheitsarbeiten anzunehmen, als Vortragsreisender, Zeitungskritiker oder Handwerker, der etwa in der Küche seiner Nachbarin Nan einen neuen Dielenboden verlegt. Vor allem, weil seine Freundin Rosslyn nach acht gemeinsamen Jahren ausgezogen ist. Sie liebt ihn, aber sie hält es einfach nicht mehr aus, Pauls Phlegma, seine Unfähigkeit, sich aufzuraffen, und sie will erst zu ihm zurückkehren, wenn er die Einleitung geschrieben hat.
Bis dahin wird Paul statt mit Rosslyn jeden Abend mit einem anderen Lyrikband zu Bett gehen und auf die unmittelbarere Poesie verzichten, als er noch, „eine ihrer schlummernden Brüste mit der Hand umschließen konnte”. Denn: „Umschließen ist Reim – die gefühlte Paarung zweier gleicher Formen.” Fortan leidet Paul, der sich folgendermaßen einführt: „Mein Leben ist eine Lüge, meine Laufbahn ein Witz. Ich bin der klassische Versager” auch noch unter heftigem Herzeleid.
Und die Zeit arbeitet gegen ihn: Paul ist über fünfzig, sieht aus „wie ein wettergegerbter Berufsfischer oder ein Golfcaddy von den Äußeren Hebriden” und die Zeit, da er noch hoffte, „den Riss im Asphalt zu finden, wo mein Lorbeerbaumkeimling sprießen könnte” ist vorbei. In jungen Jahren hatte er sich mit zotigen Gedichten einen gewissen Ruf als „Schlimmfinger-Formalist” erworben, nun sitzt er nur noch in seiner Scheune in Neuengland, wartet, bis ihm die Mischung aus Kaffee, Newcastle-Bier und kanadischem Whiskey-Likör eine angenehm verschmierte „Gauß’sche Unschärfe” verleiht und bejammert sein ganzes Ach und Weh: das begrenztes Können als Lyriker, die gescheiterte akademische Karriere, die Trennung von Rosslyn, die das Leben an seiner Seite gegen eine Wagenladung Ikea-Möbel eingetauscht hat.
Und doch ist Pauls Jeremiade alles andere als bitter oder trübselig, sondern höchst amüsant, durchfunkelt von Geist und Witz und getragen von einem heiteren Grundton. Gerade was ihm zum großen Dichter fehlt, der Mangel an tragisch umflorter Todesverfallenheit, begabt ihn mit einem anderen Talent: der Empfänglichkeit für den Augenblick, dem Genie, sich an den kleinsten Dingen zu erfreuen, den Laubspiegelungen auf der Windschutzscheibe oder den Farbschattierungen reifender Heidelbeeren.
Seine Ablenkbarkeit, seine fortwährenden Digressionen, sie sind das Schweifen eines Schmetterlings durch die Welt, und die Welt ist ihm eine Wunderkammer voller ungeahnter Entdeckungen und Epiphanien des Alltäglichen. Da wird selbst die Inspektion des Innenlebens einer alten Aktentasche zu einer pikaresken Abenteuerreise.
Wie alle anderen der stets Ich-nahen Helden Nicholson Bakers ist auch Paul Chowder ein Enzyklopäde seliger Nichtigkeiten, ein Schwärmer mit kindhaftem Gemüt und umfassender Bildung. Das ist auch der Grund, warum manche die Bücher Nicholson Bakers als skurril verkennen: weil darin verhockte Eierköpfe über die Wonnen, wie es ist, eine über Nacht eingeweichte Auflaufform von ihren Verkrustungen zu befreien, genauso gelehrt fachsimpeln können wie über die englische Dichtung des 18. Jahrhunderts. Die Kleinodien der Dingwelt werden zu Fetischen erhoben, Trophäen eines Erzählers, der ein Messie in seinem eigenen Mikrokosmos ist. Auch in „Der Anthologist” stehen das Profane und das Erhabene gleichwertig nebeneinander. Doch das ist kein Ausweis von Exzentrik, sondern eine wunderbare Huldigung an die Fülle des Lebens.
Es ist dieselbe Inbrunst, mit der Chowder seine komplexe poetologische Theorie entwickelt und unbeholfen bunte Perlen auf eine Kette fädelt, mit der er Rosslyn wieder an sich zu binden hofft. Als Anthologist gilt sein Kampf dem jambischen Pentameter, den er als französischen Import und letztlich als Mogelpackung entlarvt, die zu Unrecht den vierhebigen Balladentakt vom Thron gestoßen habe. Und er streitet wieder das reimlose Gedicht, das der menschlichen Physiologie widerspreche, denn „die Zunge ist reimverliebt” und „der Reim hat uns sprechen gelehrt”.
So sehr Chowders Kreuzzug eine Donquichotterie ist, so hoch muss man die Meisterleistung der beiden Übersetzer Matthias Göritz und Uda Strätling veranschlagen. Die meisten der im Roman angeführten Gedichtproben englischer und amerikanischer Lyrik, in deren weitgehend unbekannte Welt uns Nicholson Baker einführt, haben sie selbst übertragen, und zwar so, dass sie auch auf Deutsch als Beispiele für Lautung, Reimpaar und Versmaß funktionieren.
Immerhin, bis zum Ende des Sommers hat es Bakers Anthologist dennoch geschafft, sein Haus zu entrümpeln, sein Leben in den Griff zu bekommen und sein mutloses Herz in die Hand zu nehmen. Und ein bisschen hat er damit auch den Tod besiegt. Nicholson Baker hat einen hinreißenden Schelmenroman geschrieben über den Unterschied zwischen Lyrik und Poesie: Lyrik ist eine Gattung der Literatur, Poesie die Melodie des Lebens. „Ach Plot, lieber Plot, wie sehr wir dich brauchen, und wie panisch wir doch vor deinen kreischenden Waggons Reißaus nehmen”, sagt Paul Chowder über die Prosa der Wirklichkeit. „Ich möchte diesen Zug nicht besteigen, ich möchte nur sitzen und mir vorsingen. Ich möchte, dass die Welt in Ordnung ist.” CHRISTOPHER SCHMIDT
NICHOLSON BAKER: Der Anthologist. Roman. Aus dem Englischen von Matthias Göritz und Uda Strätling. C. H. Beck Verlag, München 2010. 271 Seiten, 19,95 Euro.
Eine Dreiecksgeschichte, in der das Herz gleichermaßen für die Dichtung schlägt wie für eine Frau
Die Wäsche auf der Leine erinnert den Romanhelden an ein häusliches Glück, das verweht ist, seit seine Freundin ihn verließ. Foto: Janet Jarman/Corbis
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.05.2010Für ein gutes Gedicht tue ich alles!
Auf der Jagd nach der Frau der Frauen und dem Vers der Verse: Mit "Der Anthologist" hat Nicholson Baker einen Roman über einen Mann auf der Suche nach Unsterblichkeit geschrieben.
Von Jochen Schimmang
Eigentlich geht es um die Frage, ob Rosslyn zurückkommt. Paul Chowder, der gleich zu Anfang von sich mitteilt, sein Leben sei eine Lüge, seine Laufbahn ein Witz, "ich bin der klassische Versager", Paul Chowder also soll eine Einleitung zu einer von ihm zusammengestellten Lyrik-Anthologie schreiben und bringt es nicht auf die Reihe, und deshalb verlässt ihn Rosslyn schließlich nach acht Jahren. Wir haben es also mit dem klassischen Motiv des Autors mit Schreibhemmung zu tun, und das kann bekanntlich zu den langweiligsten Romanen führen, die man sich nur vorstellen kann.
Dieser Kelch geht jedoch im vorliegenden Fall am Leser vorüber. Zwar wendet Baker denselben, in der Natur der Sache liegenden Trick an, dessen sich auch alle anderen Autoren bei dieser Grundkonstellation bedienen: Das Buch, das wegen der Schreibhemmung des Autors nicht zustande kommt, ist eben das Buch, das man am Ende in den Händen hält. Die Einleitung, die Paul Chowder vor sich her schiebt, besteht am Ende genau aus den 255 Seiten, die der deutsche Leser unter dem Titel "Der Anthologist" kaufen kann.
Und da wird es interessant. Chowder hat in der Tat ein Kompendium darüber geschrieben, wie man mit - angelsächsischer - Lyrik umgehen sollte. Schließlich ist er selbst Lyriker, der sich vermutlich schlechter macht, als er ist. Er hat einige Bände veröffentlicht und war in den einschlägigen Anthologien und Zeitschriften (der "New Yorker"!) vertreten. Natürlich, an einer Stelle sagt er das selbst, wird man seine Gedichte vergessen, "bis auf ein oder zwei". Die Hoffnung hat er aber auch noch aufgegeben: "Ich würde alles tun. ich würde buchstäblich alles tun, um ein richtig gutes Gedicht zu schreiben." Damit wäre er nach eigenen Kriterien schon unter den Unsterblichen, denn 82 Seiten später heißt es: "Was es bedeutet, ein großer Dichter sein? Dass man ein oder zwei große Gedichte geschrieben hat."
Jetzt aber liefert er eine Einführung in die Lyrik und eine persönliche Poetik in eins, und je länger das dauert, desto kurzweiliger wird es. Denn es braucht eine Weile, bis Paul Chowder in Fahrt kommt. Schließlich hat er ja eine Schreibhemmung, und wenn es auf Seite 18 heißt: "Was soll's. Jetzt sind wir schon mittendrin, legen wir los", dann ist er noch lange nicht mittendrin, weil ihm ständig etwas in die Quere kommt. Vor allem natürlich der Gedanke an Rosslyn , von der es zwar schon auf Seite 13 heißt: "Ich sollte am besten gar nicht mehr von ihr sprechen", die aber fast über jede Seite des Buches huscht. Dann diese Geschichte mit der Nachbarin, die einen neuen Freund hat und deren Rasenmäher Chowder repariert, denn wenn man Rasenmäher repariert, braucht man keine Einleitungen zu schreiben. Man kann auch dem Nachbarn die Wohnung streichen, und dass der Hund seine Zuwendung braucht, versteht sich von selbst. Andererseits muss jetzt endlich mal das Konto aufgefüllt werden.
Immerhin hat Bakers Protagonist dem Leser zu diesem frühen Zeitpunkt schon die Angst vor Gedichten genommen: "Versmaße kennen Sie ja schon. Wenn Sie sie hören, wissen Sie Bescheid. Sie wissen nur nicht, dass Sie es wissen. Sie als Gelegenheitsleser von Lyrik, als Gelegenheitshörer von Popsongs, verstehen vom Versmaß mehr als die Metriker, die es jahrhundertelang missdeutet haben. Und selbst die haben mehr davon verstanden, als ihnen klar war."
Damit ist eins der beiden Hauptmotive angeführt, um die diese plaudernde Einleitung kreist, das Versmaß. Das andere Motiv ist der Reim. Als Schüler hat er gelernt: "Es muss sich nicht reimen", und diese Botschaft macht ihn offenbar immer noch wütend, denn er weiß: "Die Zunge ist reimverliebt. Sie will reimen, weil das ihr Klassifizierungsprinzip ist. Sie hat eine detaillierte Checkliste der Muskelbewegungen für jeden Konsonanten und jeden Vokal." Und: "Gereimte Gedichte machen sich lediglich diese Klangkurven zunutze und rufen uns somit in Erinnerung, dass wir sie schon immer im Kopf hatten."
Nicht etwa dass Chowder gereimte Gedichte schriebe. Vielleicht traut er sich nicht, der Sündenfall des "Modernismus" hindert ihn. Wer ihn begangen hat, ist für Chowder, und ich denke in diesem Fall auch für Nicholson Baker, ganz klar. Der Erzfeind, der "Grund allen Übels", wie es an einer Stelle heißt, ist Ezra Pound, der andere Erzfeind Marinetti: "Pound, von Haus aus ein aufbrausender Eiferer, ein humorloser Witzbold, ein talentloser Pasticheur, ein Taschenspieler, wurde mittlerweile vom amerikanischen Staat unterhalten." Marinetti ist "der manische Pippo, der das zwanzigste Jahrhundert nach seinem Bild marinierte." Auch die Poeten des Black Mountain College mag Chowder nicht so sehr. Charles Olson etwa ist "durchgeknallt", und der wunderbare Robert Creeley wird gar nicht erst erwähnt.
Das mit dem "wunderbaren Robert Creeley" war jetzt natürlich ein Geschmacksurteil meinerseits, und auch Paul Chowder enthält sich nicht der Geschmacksurteile. Er singt das Loblied mancher Lyriker, von denen wir in Deutschland vermutlich noch nie etwas gehört haben. Er zitiert sie, aber er singt sie auch im Wortsinn: so manche Gedichtzeile in diesem Band ist mit Noten versehen. Schließlich hat Nicholson Baker die Eastman Music School in seinem Geburtsort Rochester besucht. Und er macht uns klar, dass wir täglich von viel mehr Lyrik umzingelt sind, als uns bewusst wird. Je länger das dauert, desto mehr Fahrt nimmt es auf und nimmt uns mit, auch wenn da immer noch Rosslyn ist, von der wir nicht erfahren werden, ob sie zurückkommt, denn mit der fertig geschriebenen Einleitung ist notwendigerweise auch der Roman zu Ende.
Nicholson Baker ist mit seinen Gegenständen und seinen Figuren immer sehr achtsam, geradezu zärtlich umgegangen. Das ist hier nicht anders. Am Ende fragt sich der "Gelegenheitsleser von Lyrik und Gelegenheitshörer von Popsongs" tatsächlich, warum er nicht viel mehr Gedichte liest. Dabei ist es so einfach, denn das Besondere an Gedichtbänden ist ja, "dass man sie an einer beliebigen Stelle aufschlagen kann und einen Anfang hat... Das erlaubt mir die Poesie. Viele, viele Anfänge."
Bakers Roman, und das spricht am stärksten für ihn, ist vielleicht genau die ultimative Vorlesung über die Notwendigkeit von Gedichten, die Studenten heute an den Universitäten nicht zu hören bekommen (und früher vielleicht auch nicht zu hören bekamen). Sie brauchen nicht mitzuschreiben. Sie sollten nach der Vorlesung einfach nur mal den nächsten Gedichtband nehmen und ihn aufschlagen und sehen, ob und wie da etwas anfängt.
Nicholson Baker: "Der Anthologist". Roman. Aus dem Englischen von Matthias Göritz und Uda Strätling. C. H. Beck Verlag, München 2010. 255 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Auf der Jagd nach der Frau der Frauen und dem Vers der Verse: Mit "Der Anthologist" hat Nicholson Baker einen Roman über einen Mann auf der Suche nach Unsterblichkeit geschrieben.
Von Jochen Schimmang
Eigentlich geht es um die Frage, ob Rosslyn zurückkommt. Paul Chowder, der gleich zu Anfang von sich mitteilt, sein Leben sei eine Lüge, seine Laufbahn ein Witz, "ich bin der klassische Versager", Paul Chowder also soll eine Einleitung zu einer von ihm zusammengestellten Lyrik-Anthologie schreiben und bringt es nicht auf die Reihe, und deshalb verlässt ihn Rosslyn schließlich nach acht Jahren. Wir haben es also mit dem klassischen Motiv des Autors mit Schreibhemmung zu tun, und das kann bekanntlich zu den langweiligsten Romanen führen, die man sich nur vorstellen kann.
Dieser Kelch geht jedoch im vorliegenden Fall am Leser vorüber. Zwar wendet Baker denselben, in der Natur der Sache liegenden Trick an, dessen sich auch alle anderen Autoren bei dieser Grundkonstellation bedienen: Das Buch, das wegen der Schreibhemmung des Autors nicht zustande kommt, ist eben das Buch, das man am Ende in den Händen hält. Die Einleitung, die Paul Chowder vor sich her schiebt, besteht am Ende genau aus den 255 Seiten, die der deutsche Leser unter dem Titel "Der Anthologist" kaufen kann.
Und da wird es interessant. Chowder hat in der Tat ein Kompendium darüber geschrieben, wie man mit - angelsächsischer - Lyrik umgehen sollte. Schließlich ist er selbst Lyriker, der sich vermutlich schlechter macht, als er ist. Er hat einige Bände veröffentlicht und war in den einschlägigen Anthologien und Zeitschriften (der "New Yorker"!) vertreten. Natürlich, an einer Stelle sagt er das selbst, wird man seine Gedichte vergessen, "bis auf ein oder zwei". Die Hoffnung hat er aber auch noch aufgegeben: "Ich würde alles tun. ich würde buchstäblich alles tun, um ein richtig gutes Gedicht zu schreiben." Damit wäre er nach eigenen Kriterien schon unter den Unsterblichen, denn 82 Seiten später heißt es: "Was es bedeutet, ein großer Dichter sein? Dass man ein oder zwei große Gedichte geschrieben hat."
Jetzt aber liefert er eine Einführung in die Lyrik und eine persönliche Poetik in eins, und je länger das dauert, desto kurzweiliger wird es. Denn es braucht eine Weile, bis Paul Chowder in Fahrt kommt. Schließlich hat er ja eine Schreibhemmung, und wenn es auf Seite 18 heißt: "Was soll's. Jetzt sind wir schon mittendrin, legen wir los", dann ist er noch lange nicht mittendrin, weil ihm ständig etwas in die Quere kommt. Vor allem natürlich der Gedanke an Rosslyn , von der es zwar schon auf Seite 13 heißt: "Ich sollte am besten gar nicht mehr von ihr sprechen", die aber fast über jede Seite des Buches huscht. Dann diese Geschichte mit der Nachbarin, die einen neuen Freund hat und deren Rasenmäher Chowder repariert, denn wenn man Rasenmäher repariert, braucht man keine Einleitungen zu schreiben. Man kann auch dem Nachbarn die Wohnung streichen, und dass der Hund seine Zuwendung braucht, versteht sich von selbst. Andererseits muss jetzt endlich mal das Konto aufgefüllt werden.
Immerhin hat Bakers Protagonist dem Leser zu diesem frühen Zeitpunkt schon die Angst vor Gedichten genommen: "Versmaße kennen Sie ja schon. Wenn Sie sie hören, wissen Sie Bescheid. Sie wissen nur nicht, dass Sie es wissen. Sie als Gelegenheitsleser von Lyrik, als Gelegenheitshörer von Popsongs, verstehen vom Versmaß mehr als die Metriker, die es jahrhundertelang missdeutet haben. Und selbst die haben mehr davon verstanden, als ihnen klar war."
Damit ist eins der beiden Hauptmotive angeführt, um die diese plaudernde Einleitung kreist, das Versmaß. Das andere Motiv ist der Reim. Als Schüler hat er gelernt: "Es muss sich nicht reimen", und diese Botschaft macht ihn offenbar immer noch wütend, denn er weiß: "Die Zunge ist reimverliebt. Sie will reimen, weil das ihr Klassifizierungsprinzip ist. Sie hat eine detaillierte Checkliste der Muskelbewegungen für jeden Konsonanten und jeden Vokal." Und: "Gereimte Gedichte machen sich lediglich diese Klangkurven zunutze und rufen uns somit in Erinnerung, dass wir sie schon immer im Kopf hatten."
Nicht etwa dass Chowder gereimte Gedichte schriebe. Vielleicht traut er sich nicht, der Sündenfall des "Modernismus" hindert ihn. Wer ihn begangen hat, ist für Chowder, und ich denke in diesem Fall auch für Nicholson Baker, ganz klar. Der Erzfeind, der "Grund allen Übels", wie es an einer Stelle heißt, ist Ezra Pound, der andere Erzfeind Marinetti: "Pound, von Haus aus ein aufbrausender Eiferer, ein humorloser Witzbold, ein talentloser Pasticheur, ein Taschenspieler, wurde mittlerweile vom amerikanischen Staat unterhalten." Marinetti ist "der manische Pippo, der das zwanzigste Jahrhundert nach seinem Bild marinierte." Auch die Poeten des Black Mountain College mag Chowder nicht so sehr. Charles Olson etwa ist "durchgeknallt", und der wunderbare Robert Creeley wird gar nicht erst erwähnt.
Das mit dem "wunderbaren Robert Creeley" war jetzt natürlich ein Geschmacksurteil meinerseits, und auch Paul Chowder enthält sich nicht der Geschmacksurteile. Er singt das Loblied mancher Lyriker, von denen wir in Deutschland vermutlich noch nie etwas gehört haben. Er zitiert sie, aber er singt sie auch im Wortsinn: so manche Gedichtzeile in diesem Band ist mit Noten versehen. Schließlich hat Nicholson Baker die Eastman Music School in seinem Geburtsort Rochester besucht. Und er macht uns klar, dass wir täglich von viel mehr Lyrik umzingelt sind, als uns bewusst wird. Je länger das dauert, desto mehr Fahrt nimmt es auf und nimmt uns mit, auch wenn da immer noch Rosslyn ist, von der wir nicht erfahren werden, ob sie zurückkommt, denn mit der fertig geschriebenen Einleitung ist notwendigerweise auch der Roman zu Ende.
Nicholson Baker ist mit seinen Gegenständen und seinen Figuren immer sehr achtsam, geradezu zärtlich umgegangen. Das ist hier nicht anders. Am Ende fragt sich der "Gelegenheitsleser von Lyrik und Gelegenheitshörer von Popsongs" tatsächlich, warum er nicht viel mehr Gedichte liest. Dabei ist es so einfach, denn das Besondere an Gedichtbänden ist ja, "dass man sie an einer beliebigen Stelle aufschlagen kann und einen Anfang hat... Das erlaubt mir die Poesie. Viele, viele Anfänge."
Bakers Roman, und das spricht am stärksten für ihn, ist vielleicht genau die ultimative Vorlesung über die Notwendigkeit von Gedichten, die Studenten heute an den Universitäten nicht zu hören bekommen (und früher vielleicht auch nicht zu hören bekamen). Sie brauchen nicht mitzuschreiben. Sie sollten nach der Vorlesung einfach nur mal den nächsten Gedichtband nehmen und ihn aufschlagen und sehen, ob und wie da etwas anfängt.
Nicholson Baker: "Der Anthologist". Roman. Aus dem Englischen von Matthias Göritz und Uda Strätling. C. H. Beck Verlag, München 2010. 255 S., geb., 19,95 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Weniger Kritik als eine amüsante Nacherzählung ist Jörg Magenaus Besprechung des neuen Romans von Nicholson Baker. Im Zentrum der Geschichte steht der "mittelbegabte" Dichter Paul Chowder, der an einem Vorwort für eine Lyrik-Anthologie arbeitet und mühsam seine Verslehre entfaltet. Seine Frau hat ihn verlassen, weshalb Fragen des Lebens und des Reimens, wie der Rezensent höchst plastisch zu schildern versteht, zusammenfallen und gelegentlich sogar recht groteske Verbindungen eingehen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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