Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 4,10 €
  • Broschiertes Buch

Eine schlichte, stille Geschichte Grillparzer thematisiert in seiner Rahmennovelle den tragischen Kontrast zwischen universellem Kunstanspruch und tatsächlichem künstlerischem Vermögen. Der prinzipientreue Spielmann Jakob ist von seiner Berufung zum Geiger überzeugt, obwohl sein offensichtlich dilettantisches Spiel beim Publikum keinerlei Anklang findet. In diesem Widerspruch zwischen Unvermögen und leidenschaftlicher Liebe zur Musik spiegelt sich die völlige Entfremdung des Protagonisten von der Gesellschaft, die der Erzähler distanziert, aber auch mitfühlend schildert.

Produktbeschreibung
Eine schlichte, stille Geschichte
Grillparzer thematisiert in seiner Rahmennovelle den tragischen Kontrast zwischen universellem Kunstanspruch und tatsächlichem künstlerischem Vermögen. Der prinzipientreue Spielmann Jakob ist von seiner Berufung zum Geiger überzeugt, obwohl sein offensichtlich dilettantisches Spiel beim Publikum keinerlei Anklang findet. In diesem Widerspruch zwischen Unvermögen und leidenschaftlicher Liebe zur Musik spiegelt sich die völlige Entfremdung des Protagonisten von der Gesellschaft, die der Erzähler distanziert, aber auch mitfühlend schildert.
Autorenporträt
Grillparzer, Franz
Der österreichische Schriftsteller und Dramatiker Franz Grillparzer wurde am 15. Januar 1791 in Wien geboren. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften war er als Beamter tätig. Obwohl der Schriftsteller stets dem Konservatismus verbunden war, hinterließ auch das Gedankengut des Sturm und Drang und der Romantik Spuren in seinem Werk. Neben zahlreichen Theaterstücken sind es vor allem seine Rahmenerzählungen 'Das Kloster bei Sendomir' und 'Der arme Spielmann', die ihn berühmt machten. Der Autor starb am 21. Januar 1872 in Wien.

Kiermeier-Debre, Joseph
Prof. Dr. Joseph Kiermeier-Debre war bis vor kurzem Leiter des Antoniter-/Strigelmuseums und der MEWO Kunsthalle in Memmingen, ist Dozent für Neuere deutsche Literatur an der Universität München und Autor und Herausgeber zahlreicher Veröffentlichungen, darunter Autor der Originalausgaben 'Goethes Frauen' (dtv 14025) und Schillers Frauen (dtv 13769) und Herausgeber der Gedichtbände von Eichendorff (dtv 13600), Klabund (dtv 20641) und Schiller (13270).Seit 1997 betreut er als Herausgeber die dtv Bibliothek der Erstausgaben. Dort erschienen bisher 80 Bände.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.08.2004

»DER ARME SPIELMANN«

Lieblingsbücher habe ich mehrere, aber nur dieses überwältigt mich auch nach vielen Jahren noch wie beim ersten Kennenlernen. Warum mich ausgerechnet Grillparzers Erzählung "Der arme Spielmann" so wehrlos macht, weiß ich nicht. Jedesmal, wenn ich sie wiederlese, lese ich eine andere Geschichte.

Zuerst war ich hingerissen vom grandiosen Anfang, der großen Volksbelustigung im Prater, die der Erzähler als "leidenschaftlicher Liebhaber der Menschen" neugierig durchstreift, bis er den selig lächelnden, kläglich seine Violine kratzenden Alten entdeckt und "mit anthropologischem Heißhunger" dessen Lebensspuren folgt. Der tiefe Fall von der Ebene allgemeiner Menschenbetrachtung in den Abgrund eines gescheiterten Lebens erlebte ich als Tragödie.

Dann kam meine "französische" Lektüre. Ich begriff Grillparzer als den Generationsgenossen Balzacs. Die herrliche Prater-Szene hat ihr Pendant, vielleicht sogar ihr Vorbild, im berühmten Paris-Porträt am Anfang vom "Mädchen mit den Goldaugen". Und der engste literarische Verwandte des Spielmanns ist sicher Balzacs gutmütiger Vetter Pons. Grillparzer ist anders als Balzac, aber hier ist er ihm ebenbürtig.

Beim nächsten Wiederlesen irritierte mich Grillparzers Sprache: ein Österreichisch voll von sperrigen Fremdwörtern und eleganter juristischer Präzision. Dieser Katalog des Menschenlebens weiß für jede Tatsache des Lebens den richtigen Begriff, nichts bringt den grausam gleichmütigen Erzähler aus dem Takt. Schreibt Kafka nicht wie ein prussifizierter Grillparzer?

Grillparzer hat die Seele seines Jahrhunderts porträtiert. Christentum und Menschenrecht, die Ideale der Revolution und der klassisch-romantischen Kunst: alles ist noch da, aber alles ist verkümmert und verrottet. Nur hier und da flackert ein Flämmchen Menschlichkeit und Hoffnung - Licht genug freilich, um die Ruinenschönheit einer groß geträumten Menschheitsepoche zum Leuchten zu bringen.

Was für eine Erzählung. Nie komme ich damit zu Ende.

WILFRIED WIEGAND

Informationen zu "Unsere Besten - Das große Lesen", einer gemeinsamen Aktion von ZDF und F.A.Z., finden sich im Internet unter www.faz.net/lesen.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr