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Beaumont, Texas, im Dezember 1973, während der Watergate-Affäre. Ein neuer Fall für Delpha Wade und Tom Phelan: Die Zwillingsschwestern Ruby und Emerald beauftragen Phelan Investigations damit, herauszufinden, wer sie langsam vermutlich mit Arsen vergiftet. Beide sind schon todkrank. Was die Sache kompliziert macht: Die Zwillinge sitzen in demselben Gefängnis, in dem auch Delpha einst eingesperrt war. Außerdem beginnt gerade die Privatisierung und Kommerzialisierung des Gefängniswesens in den USA. Delpha und Tom wittern unschöne Zusammenhänge. Dann ist da noch Charlie Benavidez, der sein Glück…mehr

Produktbeschreibung
Beaumont, Texas, im Dezember 1973, während der Watergate-Affäre. Ein neuer Fall für Delpha Wade und Tom Phelan: Die Zwillingsschwestern Ruby und Emerald beauftragen Phelan Investigations damit, herauszufinden, wer sie langsam vermutlich mit Arsen vergiftet. Beide sind schon todkrank. Was die Sache kompliziert macht: Die Zwillinge sitzen in demselben Gefängnis, in dem auch Delpha einst eingesperrt war. Außerdem beginnt gerade die Privatisierung und Kommerzialisierung des Gefängniswesens in den USA. Delpha und Tom wittern unschöne Zusammenhänge. Dann ist da noch Charlie Benavidez, der sein Glück mit Shelly Petry gefunden hat. Leider ist Shellys Mutter eine beinharte Rassistin, die einen Mexikaner als Schwiegersohn niemals akzeptieren würde. Shelly ist plötzlich verschwunden, Charlie tief besorgt. Viel Arbeit also für Delpha und Tom, die sich endlich näherkommen ...
Autorenporträt
Lisa Sandlin, geboren in Beaumont, Texas, lehrte lange Zeit in Omaha, Nebraska, lebt und arbeitet heute in Santa Fe, New Mexico. Für ihre Kurzgeschichten genießt sie höchstes literarisches Renommee und wurde vielfach ausgezeichnet. Für ihren ersten Roman, Ein Job für Delpha (st 4779), erhielt sie den Shamus Award und den Hammett Award.
Rezensionen
»Eine der originellsten Krimiheldinnen der letzten Jahre.« Peter Körte Frankfurter Allgemeine Zeitung 20200406

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Katrin Doerksen folgt der Privatdetektivin Delpha Wade auch in ihrem neuen Abenteuer mit Interesse. Wade war, lernen wir, im Gefängnis, nachdem sie ihren Vergewaltiger tötete, und auch ihre neue Auftraggeberin namens Ruby hat Knasterfahrung - und fürchtet um das Leben ihrer Schwester Emerald, die immer noch einsitzt und möglicherweise vergiftet wird. Weitere mysteriöse Ereignisse verkomplizieren laut Doerksen die Lage, die sich langsam zu einem regelrechten Paranoia-Szenario zuspitzt. Allerdings, stellt die Rezensentin klar, erzählt Lisa Sandlin in ihrem neuen Kriminalroman keineswegs geradlinig, sie gönnt sich Abschweifungen, leuchtet die biografischen Hintergründe von Nebenfiguren aus und führt die Fäden eher beiläufig und entspannt wieder zusammen. Das in den 1970er Jahren spielende Buch hat einiges zu sagen über verschiedene soziale und institutionelle Probleme der USA, zum Beispiel hinsichtlich des immer stärker privatisierten Gefängniswesens, freut sich die insgesamt angetane Rezensentin, die lediglich einige Unsauberkeiten in Übersetzung und Lektorat bemängelt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.08.2024

Geschäftsmodell Gefängnis

Mit ihrer vierzehnjährigen Lücke im Lebenslauf ist Delpha Wade alles andere als die typische Privatermittlerin. Gefängnis lautete das Urteil, nachdem sie ihren Vergewaltiger mit seinem eigenen Messer in Notwehr erstochen hatte. Noch immer hindern die Bewährungsauflagen sie daran, spontan den Bundesstaat zu verlassen oder in einer Bar einen Drink zu nehmen, nicht aber daran, als Sekretärin in Tom Phelans neu eröffneter Detektei im texanischen Beaumont anzufangen.

Wer die ersten beiden Bände in Lisa Sandlins Delpha-Wade-Reihe gelesen hat, weiß: Die Jobbeschreibung einer Sekretärin hat sie längst hinter sich gelassen. Der dritte Band erscheint hierzulande nun vor dem englischsprachigen Original, aber dessen Titel "The People Store" klingt - obwohl anders gemeint - wie der Name eines geheimnisvollen Antiquariats, aus dem Sandlin die Preziosen ihres Figurenensembles bezieht. Im Deutschen wird daraus "Der Auftrag der Zwillinge", namentlich Ruby und Emerald; Schwestern, die direkt der pastellfarbenen Symmetrie eines Wes-Anderson-Films entsprungen scheinen.

Geboren während eines Sandsturms auf einer Farm im nördlichsten Teil des Bundesstaats, dem sogenannten Texas Panhandle, lernen sie im Zirkus die Kunst des Taschendiebstahls und werden alsbald zu adretten Bankangestellten mit identischen Frisuren und den Farben ihrer Vornamen entsprechenden Outfits. Aber Märchen verlaufen fast immer tragisch: Beide landen im Gefängnis, und nur eine kommt wieder raus.

Deren erster Weg in Freiheit führt sie kurz vor Weihnachten 1973 zu Phelan Investigations. Ihr Verdacht: Emerald wird hinter Gittern langsam mit Arsen vergiftet. Kurz darauf verdoppelt ein zweiter Fall die Auftragslage: ein junger Mexikaner, dem nach dem plötzlichen Tod seiner Freundin von ihrer Familie der Zugang zum Grab verwehrt wird. Die Detektei ist noch ohne großes Renommee, die Fälle sind fürs Erste vergleichsweise unspektakulär, und wer nicht allzu aufmerksam liest, dem könnte der episodische Erzählstil in "Der Auftrag der Zwillinge" als zu unkonzentriert aufstoßen. Sandlin legt kaum Wert auf einen gleichmäßig chronologischen Erzählfluss, nimmt neue Fäden auf, holt aus, um die Hintergrundgeschichten vermeintlich unbedeutender Nebenfiguren mit wilden Details auszuschmücken.

Parallel schreiten dazu die Einzelermittlungen beider Detektive voran, und zusätzlich werfen Flashbacks ein Schlaglicht auf Delphas eigene Vergangenheit, ihre Zeit im Gefängnis, die vergeblichen Berufungsanträge. Am Ende die Erkenntnis: Die vielen Einzelteile fügen sich sehr wohl zu einem stimmigen Ganzen zusammen, nur eben ohne auktorialen Kontrollzwang, eher mit einer gewissen Beiläufigkeit, einem grundentspannten Verhältnis zu den Regeln der Narration. Lediglich bei Lektorat und Übersetzung hätte dem Roman ein wenig mehr Sorgfalt gutgetan. Delpha werde "auf der Bahre aus dem Büro getragen", heißt es an einer Stelle, als wäre sie schon tot, und gelegentlich verstricken sich Dialoge in milder grammatikalischer Konfusion.

Schon in den ersten Delpha-Bänden "Ein Job für Delpha" (F.A.Z. vom 2. Oktober 2017) und "Family Business" (F.A.Z. vom 6. April 2020) simmerten die Paranoia der Siebzigerjahre, Watergate und Vietnam im Untergrund, diesmal legt Lisa Sandlin noch eine Schippe drauf. In den Kinos von Beaumont läuft Sidney Lumets Cop-Thriller "Serpico", und wie Al Pacino im Filz des NYPD stochern Delpha und Tom bald tief in den unausgeleuchteten Ecken des US-Justizsystems. Es ist nicht unbedingt eine ausgewachsene Verschwörung, der sie dabei auf die Schliche kommen, aber Sandlin identifiziert die Wurzel einer ganzen Reihe miteinander zusammenhängender Probleme, die das Land bis heute umtreiben: die beginnende Privatisierung der Gefängnisse, die aus einem sozialen Unterfangen ein lukratives Geschäft für einige wenige macht. Eine patriarchal geprägte Rechtsprechung, die manchmal kaum zwischen Täterinnen und Opfern zu unterscheiden weiß, die besonders in Fällen sexualisierter Gewalt mit zweierlei Maß misst. Delphas eigener Erfahrungsschatz und Empathie in diesem Punkt machen sie zu einer Verbündeten ihrer Auftraggeberinnen, geben ihr ein Alleinstellungsmerkmal im Spektrum der Detektivgeschichten.

Fast ein bisschen schade also, dass sich ihr Verhältnis zu Tom in "Der Auftrag der Zwillinge" endgültig in Richtung einer konventionellen Romanze entwickelt. Nicht, dass man den beiden ein Happy End nicht gönnen würde, aber für eines stehen weder Delpha noch Lisa Sandlin: Konventionen. KATRIN DOERKSEN

Lisa Sandlin: "Der Auftrag der Zwillinge". Ein Fall für Delpha Wade. Thriller.

Aus dem Englischen von Andrea Stumpf.

Suhrkamp Verlag, Berlin 2024.

365 S., br., 17,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
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