Der erste Weltkrieg war nicht nur Gegenstand, sondern auch ein Dynamisierungsfaktor der zeitgenössischen Museums- und Ausstellungskultur. Im Krieg selbst zunächst Mittel der staatlichen Durchhaltungspropaganda, wurden Ausstellungen in der Weimarer Republik zu Instrumenten im Deutungskampf um das "richtige" Kriegserlebnis und schließlich zum Vorposten der mentalen Mobilmachung für einen neuen Krieg. Das Spektrum der Studien umfasst Trophäenpräsentationen und Anti-Kriegsausstellungen, an der "Heimatfront" nachgebaute Schützengräben und heimatkundliche Wunderkammern, große Militärmuseen und Dioramenschauen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Beeindruckt zeigt sich Rezensent Gerd Krumeich von Christien Beils Buch "Der ausgestellte Krieg", die "erste umfassende Darstellung" der Kriegsmuseen und -ausstellungen im Zeitraum von 1914 bis 1939, die den Blick öffne von den Ausstellungspräsentationen hin zur allgemeinen Propaganda in Kriegs- und Zwischenkriegszeit. Beils "detaillierte" und "durch Illustrationen angereicherte Darstellung" bringe ein "wichtiges Ergebnis" für die allgemeine Geschichte der Weimarer Republik, berichtet Krumeich: "Diese war nicht willens oder fähig, das für Millionen Menschen zutiefst traumatische Erlebnis des Weltkrieges und der Niederlage angemessen zu verarbeiten, konnte keinen eigenen Diskurs über den Weltkrieg entwickeln, mit dem sie dem nationalistischen hätte begegnen können." Beil zeige zudem überzeugend, wie die Kriegsausstellungen nationalistischer und revanchistischer Machart Ende der zwanziger Jahre aufkamen und sich in den neuen Aufschwung der nationalistischen Kriegserinnerungs-Literatur bestens einfügten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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