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Abs - der Bankier und sein Jahrhundert
Hermann Josef Abs, dessen Leben fast das gesamte 20. Jahrhundert umspannt, war der mächtigste Bankier seiner Zeit. Sein Name ist bis heute ein Synonym für den oft mehr erahnten als greifbaren Einfluß des "Kapitals" auf Politik und Wirtschaft. Lothar Galls faszinierende Biographie zeigt einen Bankier bei der Arbeit, der wie kein zweiter die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert mitgestaltet hat. Hermann Josef Abs, noch ein Jahr vor seinem Tod als "mit Abstand mächtigster Mann in Deutschland"…mehr

Produktbeschreibung
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Abs - der Bankier und sein Jahrhundert

Hermann Josef Abs, dessen Leben fast das gesamte 20. Jahrhundert umspannt, war der mächtigste Bankier seiner Zeit. Sein Name ist bis heute ein Synonym für den oft mehr erahnten als greifbaren Einfluß des "Kapitals" auf Politik und Wirtschaft. Lothar Galls faszinierende Biographie zeigt einen Bankier bei der Arbeit, der wie kein zweiter die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert mitgestaltet hat.
Hermann Josef Abs, noch ein Jahr vor seinem Tod als "mit Abstand mächtigster Mann in Deutschland" apostrophiert, verkörpert wie niemand sonst die Macht des Geldes im 20. Jahrhundert. Der legendäre Chef der Deutschen Bank war kein Bankier unter anderen, er war der Bankier schlechthin, die Verkörperung all dessen, was - positiv wie negativ - mit dem Geflecht der Beziehungen zwischen Staat, Wirtschaft und Politik assoziiert wird.
Seiner Biographie geht nun mit Lothar Gall einer der angesehensten deutschen Historiker nach. Auf der Grundlage akribischer Quellenforschung erzählt Gall nicht nur vom steilen Aufstieg Abs' zum einflußreichsten Bankier Deutschlands, sondern er begreift ihn stets als charakteristischen Repräsentanten der jeweiligen Epoche, als Symbolfigur der übergreifenden Tendenzen und Entwicklungen des 20. Jahrhunderts. Das gilt für die Weimarer Republik wie für die Jahre des "Dritten Reiches", denen Gall mit nuanciertem Urteil besondere Aufmerksamkeit widmet. Es gilt aber vor allem auch für die Geschichte der Bundesrepublik, die Abs maßgeblich mitgestaltet hat. So ist eine exemplarische Biographie entstanden, ein meisterhaftes Portrait der Welt des Geldes und der Macht - und des Mannes, der ihr Bankier war.

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Autorenporträt
Lothar Gall, geb. 1936, ist Professor für Neuere Geschichte an der Universität Frankfurt am Main. Er ist u. a. Träger des Leibniz-Preises und des Balzan-Preises. Veröffentlichungen u. a.: Bismarck. Der weiße Revolutionär (Berlin 91997); Bürgertum in Deutschland (Berlin 1989); (als Hrsg.) Die Deutsche Bank 1870-1995 (C.H.Beck 1995); Die Eisenbahn in Deutschland. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (C.H.Beck 1999).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.11.2004

Ein Bürger alten Stils
Hermann Josef Abs ist ein Musterbeispiel für ungebrochene Kontinuitäten deutscher Wirtschaftseliten
Hermann Josef Abs, seit 1938 mit der Deutschen Bank, „seiner” Bank, als Vorstandsmitglied, Vorstandssprecher und schließlich Aufsichtsratsvorsitzender verbunden, war ein Bürger klassischer Prägung - so das Urteil Lothar Galls. Daher ist es durchaus folgerichtig, dass gerade Gall, der die neuere Geschichtsschreibung über das deutsche Bürgertum stark beeinflusste, diese erste umfassende Biografie vorgelegt hat. Der Titel „Der Bankier” bezeichnet eigentlich nur jene drei Jahre aus Abs’ Leben richtig, in denen er von 1935 bis 1937 Teilhaber des Privatbankhauses Delbrück Schickler&Co. war. Danach war er streng genommen, worauf auch Gall wiederholt hinweist, leitender Bankangestellter, Großbankmanager. Nach Habitus, Auftreten und innerer Lebenseinstellung sei Abs jedoch immer „Bankier” geblieben und nie „Banker” geworden, und genau dies werde durch seine Verwurzelung im Bürgertum unterstrichen.
1901 als Sohn eines Bonner Rechtsanwalts geboren und katholisch erzogen, entschied Abs sich nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium, ganz entgegen allen bloß bildungsbürgerlichen Vorstellungen, für eine Banklehre. Nach Berufsjahren im europäischen und außereuropäischen Ausland und der Heirat 1928 trat er im selben Jahr als Prokurist in das bedeutende Privatbankhaus ein, dessen Teilhaber er später wurde. Ehrgeizig wie er war, hatte er bereits damals eine steile Karriere hinter sich.
Aber Abs war nicht nur „Berufsmensch”, wie Gall stets betont. Schon als Kind hatte er Klavier- und Orgelspielen gelernt, was er sein ganzes Leben pflegte. Auch war er früh an die Malerei herangeführt worden; später entwickelte er eine richtiggehende Kennerschaft. In der Bundesrepublik betätigte er sich höchst aktiv in der Kunst- und Kulturförderung sowie als weltläufiger Stratege und Koordinator beim Wiedererwerb von historischen Kulturgütern für die Bundesrepublik, wie dem Evangeliar von Heinrich dem Löwen. Er pflegte ebenfalls intensive Kontakte zu kirchlichen Würdenträgern und arbeitete aktiv in verschiedenen katholischen Organisationen mit. So lebte Abs seine Überzeugung vor, dass es gerade für den in der Wirtschaft Tätigen der kulturellen Rückbindung bedürfe sowie der Orientierung am Gemeinwohl. Eben das macht ihn in den Augen Galls zu einem „Bürger alten Stils”. Er verschweigt dabei auch nicht die damit einhergehenden, höchst unangenehmen Eigenschaften bei Abs: Selbststilisierung, autoritäres Auftreten, unbedingter Machtwille und die Überzeugung, „in seiner Person jeweils die wahren Interessen des Gemeinwesens zu verkörpern”.
Sein Machtwille war es denn auch, der Abs bewog, 1938 als für das Auslandsgeschäft zuständiges Mitglied in den Vorstand der Deutschen Bank zu wechseln. Das ist umso bemerkenswerter, als mit dieser Entscheidung gewaltige Gehaltseinbußen für ihn einhergingen und er sich über die Natur des Regimes, dem er nun ungleich stärker zuarbeiten würde, im Klaren sein musste. Jedoch war für ihn, wie er selbst einräumte, der Gedanke, größere Wirkungsmacht zu gewinnen, ausschlaggebend. Es verwundert daher nicht, dass er in der Phase der deutschen Expansion energisch und mit beträchtlichem Erfolg daranging, der Deutschen Bank in den nun unter deutschen Einfluss geratenden Ländern eine dominierende Stellung zu verschaffen, durch die Übernahme der Kontrolle ausländischer Banken sowie von Aktienpaketen bei anderen wichtigen Unternehmen .
Das war meist ganz im Sinne des NS-Regimes, doch gab es keinen staatlichen Zwang, so zu handeln, denn im Prinzip achtete das Regime die Autonomie deutscher Unternehmen in geradezu erstaunlicher Weise. Es waren traditionelle langfristige Zielsetzungen und die weiter bestehende Konkurrenz der Großbanken untereinander, die die Aktionen der Deutschen Bank und des sich mit ihrem Schicksal voll identifizierenden Abs motivierten. Von niemandem ist Märtyrertum zu erwarten, und daher ist die Tatsache verständlich, dass sich Abs trotz einiger diesbezüglicher Kontakte nicht tiefer mit dem Widerstand einließ. Aber er ist auch der Versuchung erlegen, die Vorteile des Expansionsstaates für die Zwecke seiner Bank zu nutzen. Er hat sie sogar im Bewusstsein des Charakters dieses Handelns systematisch zu instrumentalisieren gesucht - immerhin benutzte er in diesem Zusammenhang selbst einmal den Begriff „Raub”. Und gerade bei Abs lassen sich dafür auch nicht „mildernde Umstände” geltend machen, hatte er sich doch bewusst und sehenden Auges für seine Rolle entschieden.
Abs selbst hatte sich durchaus ein Gefühl für die Fragwürdigkeit seines Handelns bewahrt. Jedenfalls sann er, wie Gall schreibt, später darüber nach, wie dies zu bewerten sei. Er hatte keine justiziablen Verbrechen begangen, er konnte sogar jüdische Fürsprecher aufbieten, die er ihrer Einschätzung nach bei der „Arisierung” ihres Vermögens besonders fair behandelt hatte. Nach dem Krieg zunächst in Hamburg ansässig, konnte er sich mithilfe der Briten dem massiven amerikanischen Drängen auf eine Anklage entziehen. 1948 wurde sein Entnazifierungsverfahren beendet und er selbst als unbelastet eingestuft.
Jetzt stand einer zweiten Karriere nichts mehr entgegen, bei derAbs seine alten Kontakte und sein in der NS-Zeit gestärkter Ruf als außergewöhnlicher Bankier und Finanzfachmann zugute kamen. Er wurde in rascher Folge 1949 Vorstandssprecher der neu geschaffenen staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau und, aufgrund einer Entscheidung Adenauers, 1951 Leiter der deutschen Delegation bei den Verhandlungen über das Londoner Schuldenabkommen. Zugleich war er eine der treibenden Kräfte bei den Bemühungen um eine Rezentralisierung der von den Alliierten zerschlagenen und bis auf die Ebene der Länder zerlegten Großbanken. Dies gelang nach einem Zwischenschritt: Abs trat 1952 an die Spitze der Süddeutschen Bank, einer der drei Regionalbanken, in die die alte Deutsche Bank aktienrechtlich aufgespalten worden war. 1957 wurde Abs erwartungsgemäß Vorstandssprecher der wiedererstandenen Deutschen Bank. Außerdem knüpfte er auch insofern bruchlos an die Zeit vor 1945 an, als er in Dutzenden von Aufsichtsräten großer Unternehmen präsent blieb oder neu in sie berufen wurde, in der Mehrzahl der Fälle als Vorsitzender. Gleichsam nebenbei war er national wie international ein hoch angesehener Ansprechpartner und Berater in jeglichen finanziellen Fragen.
Gall hat Recht, wenn er darauf hinweist, dass Abs nicht nur die Kontinuität der Wirtschaftseliten über die Zäsur von 1945 hinweg repräsentierte, sondern auch als Symbolfigur der korporativen Traditionen des Wirtschaftssystems anzusehen ist, die in den fünfziger und sechziger Jahren den Charakter der bundesdeutschen Wirtschaft noch vergleichsweise stark mitprägten. Tatsächlich waren auch seine Anschauungen durchaus von diesen typisch deutschen Traditionen bestimmt, etwa wenn er den Verbänden eine wichtige Rolle als wirtschaftliche Ordnungskräfte zugestand, vehement das Depotstimmrecht der Banken verteidigte oder gegen jegliche Beschränkung der Möglichkeiten zur Bildung stiller Reserven eintrat. Manche dieser Vorstellungen passten nicht ganz zu der von ihm sonst geforderten unbedingten Achtung des Privateigentums. Ebenso wenig passt dazu die instinktlose Hartnäckigkeit, mit der Abs auf der Legitimität der Besitztitel der Deutschen Bank beharrte, die unter seiner Regie im Krieg in besetzten Ländern erworben worden waren.
Im Leben und Denken von Abs gab es noch andere verblüffende Facetten, etwa die ideelle Unterstützung, die er der argentinischen Militärjunta angedeihen ließ, oder, auf einer völlig anderen Ebene, seine Gegnerschaft gegen die DM-Aufwertungen der sechziger Jahre und den Übergang zu flexiblen Wechselkursen, die er mit ziemlich untauglichen Argumenten begründet zu haben scheint. Insgesamt entwirft die Biografie ein gelungenes Bild dieser interessanten und komplexen Persönlichkeit. Dabei ist es ihr sicherlich sehr zugute gekommen, dass Gall das persönliche Archiv nutzen konnte, das Abs selbst mit der Absicht angelegt hat, sein Wirken umfassend zu dokumentieren. Unschön ist jedoch, dass Externe noch weitere zehn Jahre warten müssen, bis sie die Quellen von Gall ebenfalls einsehen dürfen.
Lothar Gall
Der Bankier.
Hermann Josef Abs
C. H. Beck, München 2004. 526 Seiten, 29,90 Euro.
Symbolfigur der jungen Bundesrepublik: Hermann Josef Abs (1901-1994), der unerschütterliche Bankier.
Foto: vario-press
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.10.2004

Die Sehnsucht des Bankiers nach Ordnung
Der Historiker Lothar Gall über Hermann Josef Abs, den legendären Chef der Deutschen Bank

VON GERALD BRAUNBERGER

Ein Bankier wird kaum zum Sujet einer Biographie aus der Feder eines angesehenen Historikers, wenn er lediglich Kredite vergibt oder mit Aktien handelt. Hermann Josef Abs (1901 bis 1994) verstand sich nicht nur als eine Institution - er war eine. Privatbankier bei Delbrück, Vorstandssprecher der Deutschen Bank und der Kreditanstalt für Wiederaufbau, Multi-Aufsichtsrat, internationaler Finanzfachmann, Regierungsberater, Diplomat, Kunstsammler, Mäzen und nicht zuletzt begnadeter Selbstdarsteller: Abs blieb lange der bekannteste Vertreter der deutschen Wirtschaft - und ein höchst umstrittener Mann. Sein Erfolgsrezept: Er war ein ungewöhnlich talentierter Netzwerker. Abs kannte jeden, vergaß niemanden. Der Rheinländer wurde so zur Verkörperung des rheinischen Kapitalismus, eines auf persönlichen Beziehungen und Konsens bestehenden Nachkriegsdeutschlands, das sich allmählich aufzulösen scheint. Denn auch das ist Abs: Obgleich erst zehn Jahre tot, wirkt er wie ein Mann einer längst vergangenen Epoche.

Der Frankfurter Historiker und erfahrene Biograph Lothar Gall hat, gestützt auf den bislang unzugänglichen Aktennachlaß, eine dicht geschriebene, sich gelegentlich in Details verlierende Lebensbeschreibung verfaßt, die wichtige Einblicke in die Vita des eher zugeknöpften Bankiers gestattet, den Leser aber auch hier und da etwas unbefriedigt läßt.

Der aus einer Bonner Juristenfamilie stammende Abs war ein ehrgeiziger, früh zu Arroganz neigender Senkrechtstarter, der es mit Mitte Dreißig zum gut verdienenden Geschäftsinhaber des Berliner Privatbankhauses Delbrück brachte. Im Jahre 1938 wechselte Abs als Vorstand für das Auslandsgeschäft zur Deutschen Bank. Dort wurde er schlechter bezahlt, doch lockte ihn die Macht. Seine neue Position verglich der von Barockmusik Begeisterte mit einer Stelle als Domorganist, der auf einer wundervollen Orgel mit 5 Manualen und 72 lebenden Registern spielen könne: "die Sehnsucht eines Orgelspielers". Macht blieb für Abs kein Selbstzweck. Nutzen wollte er sie, um "Dinge, die der Ordnung bedürfen, in Ordnung zu halten oder zu bringen". Eine anspruchsvolle, man könnte mit Blick auf die Ordnungsfixierung auch sagen: eine sehr deutsche Selbstverpflichtung.

Abs' Verhalten während des Dritten Reiches bleibt bis heute Gegenstand der Kontroverse. Die Deutsche Bank suchte im Zweiten Weltkrieg in den eroberten Gebieten Fuß zu fassen - mit dem Auslandsvorstand Abs in einer prominenten Rolle. Zudem besaß er eine erhebliche Zahl von Aufsichtsratsmandaten; darunter bei der I.G. Farben, die KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter beschäftigte. Viel später gestand Abs, von dem "furchtbaren Geschehen in Majdanek oder Auschwitz" gewußt zu haben: "Sich dahinter zu verschanzen, daß man nichts davon wußte, nehme ich nur wenigen ab." Gall schließt, man könne Abs sowohl als Mitläufer wie als Mittäter wie als einen Mann mit Kontakten zum Widerstand beschreiben - eine vielleicht allzu vage Äußerung. Fest steht, daß Abs' hohes Ansehen im westlichen Ausland unter den Kriegsereignissen kaum litt. Nach einer kurzen Zwangspause etablierte sich Abs in der jungen Bundesrepublik als mächtige Spinne in einem eindrucksvollen Beziehungsnetz. Er leitete zunächst die neugegründete Kreditanstalt für Wiederaufbau und ab 1957 die Deutsche Bank, saß in mehr als 20 Aufsichtsräten, ging bei Adenauer und Erhard ein und aus. Abs leitete die Bonner Delegation bei den Londoner Verhandlungen zur Regelung der deutschen Auslandsschulden, beriet Entwicklungsländer und baute die im Krieg verlorenen Auslandsbeziehungen der Deutschen Bank wieder auf. Als Mann des Ausgleichs fand er zum Ärger der Großindustrie freundliche Worte für Gewerkschaften und Mitbestimmung. Der gläubige Katholik unterhielt enge Kontakte zum Heiligen Stuhl. Diese Omnipräsenz begriff Abs als ureigenen Beitrag zur Sicherung der westdeutschen Nachkriegsordnung. Für seine Gegner war er der Inbegriff der Macht des Geldes.

Die Welt dieses Mannes bestand, den Prinzipien seiner Zeit gemäß, aus dem Beziehungsgeflecht mächtiger Individuen, nicht, wie man es heute sieht, aus an Regeln gebundenen Institutionen. Deshalb konnte die Welt des Hermann Josef Abs keinen Bestand haben. Der Bundestag beschränkte in den sechziger Jahren in einer "Lex Abs" die Zahl der für eine Person zulässigen Aufsichtsratsmandate auf 10. Seitdem ist dem noch bestehenden Beziehungsnetz der deutschen Wirtschaft die Spinne abhanden gekommen. Und auch in der Deutschen Bank ist Abs nur noch eine Legende.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Noch zu Lebzeiten erkannte der Bankier Hermann Josef Abs, dass er das Mitglied einer aussterbenden Spezies war. Schon der Titel des Buches deutet es an: Als Vorstandssprecher und später Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank war er im strengen und heute geltenden Sinne "Angestellter" der Bank, nicht Bankier. Mit großer Selbstverständlichkeit aber nahm er sich als solcher wahr und wurde auch als solcher akzeptiert. Zu nahe war er der Macht, zu einflussreich, zu staatsmännisch trat er an der Seite Adenauers auf. Die Biografie von Lothar Gall spart freilich die Jahre Abs' im Dritten Reich nicht aus: Der Banker mag dabei als Vorstandsmitglied der Deutschen Bank eine gewisse, religiös begründet Distanz zum Regime gehabt haben, von jeder Form von "Widerstand" war und blieb er weit entfernt. Eine "direkte Mitschuld" an NS-Verbrechen lässt sich nach Galls Erkenntnissen aber nicht nachweisen. Die Biografie selbst preist der Rezensent Jürgen Jeske als "großen Wurf", mit dem Gall beweist, dass historische Seriosität und "fesselnde Geschichtserzählung" einander nicht ausschließen müssen.

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'Die Lektüre ist ein Muss weit über den Zirkel von Bankiers und Industriellen hinaus.' Thomas Fischer, Der Spiegel spezial