Nachdem man ihn gegen seinen Willen verheiratet hatte, zog der junge Jaufré Montalban ins Heilige Land um dort dem Ruf des Papstes zu folgen und Jerusalem von den Ungläubigen zu befreien. 14 Jahre später, nach unzähligen Schlachten, Entbehrungen und dem Tod vieler Gefährten, hat sich bei Jaufre‘
Kriegsmüdigkeit eingestellt und er ist desillusioniert, was ihre Mission im Heiligen Land betrifft. Als…mehrNachdem man ihn gegen seinen Willen verheiratet hatte, zog der junge Jaufré Montalban ins Heilige Land um dort dem Ruf des Papstes zu folgen und Jerusalem von den Ungläubigen zu befreien. 14 Jahre später, nach unzähligen Schlachten, Entbehrungen und dem Tod vieler Gefährten, hat sich bei Jaufre‘ Kriegsmüdigkeit eingestellt und er ist desillusioniert, was ihre Mission im Heiligen Land betrifft. Als auch noch seine Geliebte bei einem Überfall getötet wird, kommt er endgültig ins Nachdenken über seine Zukunft. Ein Schreiben seines Onkels Odo, das verschiedene Andeutungen enthält, gibt dann endgültig den Ausschlag, daß er mit ein paar Gefährten und seiner Tochter Adela heim kehrt. Doch in Rocafort erwarten ihn alles andere als Ruhe und Frieden. Da ist zunächst Gattin Berta, die er einst schnöde verließ und die keineswegs erfreut ist über seine Rückkehr, seine Söhne wollen nichts von ihm wissen, zudem ist seine Burg verschuldet und der Prior des Klosters hat die Schuldverschreibungen an einen Edelmann weiter veräußert, der nun sein Recht fordert und Jaufre`s Burg in Besitz nehmen will.
Nachdem mich „Die Hure Babylon“ so begeistert hatte, war ich natürlich neugierig auf die Vorgänger und habe dann auch chronologisch richtig mit dem 1. Teil begonnen.
Ulf Schiewes Schreibstil ist plastisch und sehr anschaulich, von Anfang an wird man in das Geschehen hineingezogen und erlebt Jaufre`s diverse Abenteuer und seine Entwicklung mit. Dass Die Handlung in 2 verschiedenen Zeitebenen und teilweise in Rückblicken und in Ich-Form erzählt wurde, hat mir sehr gut gefallen, so bekommt man immer mal eine andere Sichtweise geboten, wenn Jaufre‘ von Dingen erzählt, die er bereits erlebt hat.
Die Figurenzeichnung ist hier durchweg gelungen und die oft in historischen Romanen bemängelte Schwarz-Weiß-Zeichnung der Charaktere sucht man hier (zum Glück) vergeblich! Dabei kann man auch noch sehr gut die Entwicklung der Figuren mitverfolgen. Jaufre‘ kehrt kriegsmüde und vom Verlust seiner Geliebten gezeichnet aus dem Heiligen Land zurück, nur um zu erkennen, was er eigentlich Frau und Kindern damit angetan hat. Sehr gut gefallen hat mir hier auch Hamid, der als Freund Jaufre` oft auch unbequeme Wahrheiten sagt und damit die Freundschaft der Beiden noch festigt. Auch Berta erscheint sehr lebensecht und auch hier muß man anmerken, das Berta zwar eine resolute Person ist, die ihre Position im Leben gemeistert hat, aber eben nicht als moderne Frau rüber kommt, wie das leider in so vielen historischen Romanen der Fall ist.
Richtig begeistert hat mich wieder der historische Hintergrund, egal ob auf einem Basar, im Schlachtgetümmel , der heimischen Burg, das dörfliche Leben oder bei einem Bankett im Heiligen Land, all diese Szenen sind so farbenfroh und detailliert beschrieben, das man sie als Leser quasi vor sich sieht. Und das gilt auch für die politischen Intrigen, Machtkämpfe und familiären Verwicklungen. Hier muß man allerdings etwas aufpassen, das man bei dem verwirrenden Geflecht der komplizierten Familienverhältnisse und den oft gleichen Namen nicht etwas den Überblick verliert. Zwar gibt es ein Personenregister im Buch, aber ich hätte hier einen Stammbaum noch ganz hilfreich gefunden, zumal mir immer noch die Figuren von der „Hure Babylon“ im Kopf rumgeisterten. Wer also einen ehr liebeslastigen, seichten und einfach weg zu lesenden Roman vor austauschbarer Kulisse sucht, der ist hier falsch! Wer sich aber neben einer spannenden, realistischen und plastisch geschilderten Handlung auch für den fundierten historischen Hintergrund begeistert, der muss hier unbedingt zugreifen!
FaziT: durchweg spannend und mit einem glaubwürdig und sehr bildhaft geschilderten historischen Hintergrund kann man hier als Leser ins 12. Jahrhundert abtauchen. Eine rundum gelungene Mischung, die ich bedenkenlos weiter empfehlen kann!