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Walter Benjamins Dissertation - 1918/1919 in Bern entstanden und 1920 in einem Berner Verlag gedruckt - ist seine erste Buchveröffentlichung, in der bereits viele Motive seines späteren Denkens angelegt sind. Benjamin selbst schrieb über seine Arbeit: "Was sie sein sollte, ist sie geworden: ein Hinweis auf die durchaus in der Literatur unbekannte wahre Natur der Romantik."
Der Band bringt den Text des Erstdrucks, gefolgt von den Ergänzungen, die der Autor in sein Handexemplar eintrug, und der Druckfehlerliste. Des weiteren sind die Notizen zur Romantik enthalten, die zusammen mit der bisher
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Produktbeschreibung
Walter Benjamins Dissertation - 1918/1919 in Bern entstanden und 1920 in einem Berner Verlag gedruckt - ist seine erste Buchveröffentlichung, in der bereits viele Motive seines späteren Denkens angelegt sind. Benjamin selbst schrieb über seine Arbeit: "Was sie sein sollte, ist sie geworden: ein Hinweis auf die durchaus in der Literatur unbekannte wahre Natur der Romantik."

Der Band bringt den Text des Erstdrucks, gefolgt von den Ergänzungen, die der Autor in sein Handexemplar eintrug, und der Druckfehlerliste. Des weiteren sind die Notizen zur Romantik enthalten, die zusammen mit der bisher unveröffentlichten Liste der "Originalschriften" der Romantik und der "Schriften über Romantik" Benjamins intensive Beschäftigung mit dieser Epoche in umfassender Weise beleuchten. Uwe Steiner dokumentiert darüber hinaus ausführlich den Verlauf der Doktorprüfung und der Drucklegung sowie Florens Christian Rangs Auseinandersetzung mit dieser Arbeit, indem er dessen Randnotizen und einen Brief an Benjamin vom 10. Oktober 1920 wiedergibt. Die neu aufgefundenen Briefe Benjamins an den Berner Philosophen Paul Häberlin beschließen den Band.
Autorenporträt
Steiner, UweUwe Steiner ist Professor für Germanistik an der Rice University in Houston/Texas.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.06.2008

Autorität

Grau und mit einem ganz ins Sachliche gewanderten Pathos, in Pappe gebunden - so stellte man sich einmal Ausgaben vor, die rein zur Arbeit dienen sollten, ohne jeden Luxus der Ausstattung, unauratisch, handhabbar. Und so liegt der erste Band der neuen Benjamin-Ausgabe vor uns, der auf 21 Bände angelegten "Kritischen Gesamtausgabe" des Suhrkamp-Verlags. Es handelt sich um Benjamins Dissertation "Der Begriff der Kunstkritik in der Deutschen Romantik".

Herausgegeben wurde der Band von Uwe Steiner, einem inzwischen in den Vereinigten Staaten lehrenden Germanisten. Steiner ist gewiss der beste Kenner dieser Phase von Benjamins Werk. Die Gediegenheit der Edition steht außer Frage. Sie ist schlicht die beste in der langen Reihe der Benjamin-Ausgaben, die mit Auswahlbänden begann, an die sich ein heftiger politischer Streit um den marxistischen, ja kommunistischen Benjamin anschloss - dieser wiederum schien mit der sechsbändigen Tiedemann-Schweppenhäuser-Edition geschlichtet, zu der dann noch die Supplemente der Übersetzungen kamen.

Aber Tiedemann war ein Philosoph im echten, traditionellen, von keinem Postmodernismus angesteckten Sinn, und so legte er auch die Ausgabe an. Seine eigene Dissertation über Benjamin hatte den Denker in drei Abschnitten dargestellt, die dem Schema der großen idealistischen Systeme entsprachen: Logik, Ethik und Ästhetik. Und so ordnete er auch die Ausgabe der Schriften nach strengen Gattungskriterien. Wer wollte, konnte sich anhand der Chronologie der Schriften eine andere Ordnung schaffen, und dann waren auf einmal - um ein Beispiel zu nennen - die Essays über Kafka und Brecht auf der einen, die Drogenexperimente Benjamins auf der anderen Seite nicht mehr Angelegenheiten verschiedener geistiger Kontinente, sondern ineinander merkwürdig verzahnte Versuche einer kritischen Einbildungskraft.

Radikal in einer Edition ist diese Art der Lektüre sicher nicht durchzuführen. Die neue Ausgabe geht denn auch einen anderen Weg: Dokumentiert werden die Schriften, einschließlich der zugehörigen Briefe, Notate, Besprechungen von Zeitgenossen. Und hier ist die philologische Lage einfach besser als zur Zeit der Ausgabe von Tiedemann und Schweppenhäuser. Eine ganz andere Frage ist es, ob - und wer - diese vorzügliche Edition brauchen und benutzen kann.

Man sieht förmlich das Lächeln der Kritiker angesichts des "Zu spät", das um diese Ausgabe ist. Vergleichbar wäre der Fall Siegfried Kracauer. Auch hier kam die Ausgabe, an der man sich einen wirklichen Begriff vom Werk machen kann, erst, als an eine unmittelbar enthusiasmierende Wirkung wie in den siebziger, noch in den achtziger Jahren nicht mehr zu denken war. Aber diese Erwägung kann und darf niemals daran hindern, eine vernünftige Ausgabe zu konstituieren. Sicher wird von Benjamin keine Wirkung mehr ausgehen, die jener der Entdeckungszeit zu vergleichen wäre, als man ihn als Schlüssel zu einer verdeckten Tradition benutzen konnte: sei es zu den deutschen Jakobinern, sei es zu den Phantasmagorien des französischen neunzehnten Jahrhunderts, sei es auch zu Goethe.

Man könnte sich heute eine ganz andere Wirkung vorstellen, die von der neuen Edition ausgeht. Mag sein, sie liegt in der Prosa. Wenn Adornos Idiom unverkennbar manieriert klingt, wofür die leichte Parodierbarkeit ein Beweis ist, so schrieb Benjamin ein klassisches Deutsch eigener Prägung, das oft geradezu klingt, als habe er diese vollendete Diktion allererst erfunden, jedenfalls aus der Gelehrtenprosa des neunzehnten Jahrhunderts verdichtet.

Er, der keine Universitätskarriere machen konnte, erfand sich einen eigenen, philosophisch aufgeladenen akademischen Stil, ähnlich wie Rudolf Borchardt - auch einer, der an der Universität nicht reüssierte - in der Anthologie der "Deutschen Denkreden" gleichsam einer nur in seiner Imagination existierenden Akademie ein Denkmal setzte. Benjamins Stil war einer der bedeutendsten, aber auch der letzten Versuche aus dem intellektuellen Milieu, autoritativ und autoritär zu schreiben - am deutlichsten wohl in der frühen, durchaus hermetischen "Metaphysik der Jugend". Wer seine Essays in der Montaigne-Tradition sähe, als geistvolles, gebildetes Parlando über diverse Gegenstände, als Ideal-Feuilleton der idealisierten Weimarer Republik, ginge ganz fehl.

Sicher, auch bei Benjamin gibt es diese Textsorte. Aber der heutige Leser muss sich, wenn er diese Schriften wirklich verstehen will, erst wieder mühsam klarmachen, dass es eminente Geister gab, die man in keiner Weise als "liberal" bezeichnen kann und deren literarischer Stil der entschiedenste Einspruch gegen jeden Pluralismus bedeutete. So fern ist diese Welt gerückt, so viel wäre in der neuen Ausgabe zu entdecken.

LORENZ JÄGER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Freudig begrüßt Alexander Cammann den ersten Band der auf 21 Bände angelegten historisch-kritischen Edition der Werke Walter Benjamins, die voraussichtlich im Jahr 2018 vollendet sein wird. Er widerspricht dem Vorurteil, nichts sei für einen Autor tödlicher, als in die Hände der Philologen zu geraten. Gerade angesichts der überall grassierenden "Benjaminitis" hält er das Projekt einer kritischen Gesamtausgabe für höchst bedeutsam, ziele es doch darauf ab, das Wichtige wieder in den Blick zu bekommen. Die kritische Gesamtausgabe scheint ihm schon wegen der unübersichtlichen und wechselvollen Veröffentlichungsgeschichte Benjamins nötig, mehr noch aber, weil dadurch der "eigentümliche Denkstil" Benjamins, seine "verzettelte Produktion", das Fragmentarische und Verwobene seines Denkens sichtbar wird. Mit großem Lob bedenkt er die edle Aufmachung und typografische Gestaltung der Ausgabe. Der nun vorliegende Band "Der Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik" lässt für ihn bereits jetzt deutlich werden, wie ertragreich diese Edition ist bzw. sein wird. Camman applaudiert: "eine epochale Leistung, die eines epochalen Denkers würdig ist."

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»Dass das Werk des genialen Menschen Walter Benjamin heute durch diese Edition weiterlebt, ist schon jetzt ein Grund zur Freude. « Alexander Cammann taz. die tageszeitung