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Der Ettersberg über Weimar, jener Berg »im Spannungsfeld zwischen Goethe und Buchenwald«, an dem sich bis heute die Zeichen der Geschichte ablesen lassen, steht im Mittelpunkt des Interesses von Wulf Kirsten und dem Fotografen Harald Wenzel-Orf. Ausgehend von baulichen Relikten der Geschichte innerhalb der Weimarer Landschaft und von Originaldokumenten quer durch die Zeiten zeigt Wulf Kirsten im Textteil historische Zusammenhänge auf. Wie konnte sich jener Berg vom beliebten Ausflugsziel der Klassiker wie für die bürgerliche Familie zu einem Ort der Vernichtung und zum Mahnmal für die…mehr

Produktbeschreibung
Der Ettersberg über Weimar, jener Berg »im Spannungsfeld zwischen Goethe und Buchenwald«, an dem sich bis heute die Zeichen der Geschichte ablesen lassen, steht im Mittelpunkt des Interesses von Wulf Kirsten und dem Fotografen Harald Wenzel-Orf.
Ausgehend von baulichen Relikten der Geschichte innerhalb der Weimarer Landschaft und von Originaldokumenten quer durch die Zeiten zeigt Wulf Kirsten im Textteil historische Zusammenhänge auf. Wie konnte sich jener Berg vom beliebten Ausflugsziel der Klassiker wie für die bürgerliche Familie zu einem Ort der Vernichtung und zum Mahnmal für die deprimierende Geschichte von Verfolgung, Krieg und Militär entwickeln? Kirstens Quellen finden sich beim Goethe-Begleiter Eckermann, der Weimarer Tagespresse vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis hin zur Bedienungsanleitung für den Verbrennungsofen des Konzentrationslagers Buchenwald. Die Fotos von Wenzel-Orf zeigen die unterschiedlichen Gesichter dieses beladenen Orts der Deutschen auf kunstvoll eindrückliche Art.
Autorenporträt
Harald Wenzel-Orf wurde 1944 in Thüringen geboren. Der berufliche Weg führte ihn vom Diplomlehrer zum Fotografenmeister. Von 1989 bis 94 war er Bühnenfotograf am Deutschen Nationaltheater Weimar. Seit 1994 arbeitet Harald Wenzel-Orf freiberuflich in Weimar. Seine Ausstellungen in Schwarz-Weiß waren in mehreren Ländern zu sehen. Neben eigenen Fotobüchern und Kalendern widmet sich der Fotograf der künstlerischen Fotografie. Seine Arbeiten finden sich in zahlreichen Sammlungen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Angelika Overath ist von diesem Buch mit Texten über den Weimarer Ettersberg, besser unter dem Namen Buchenwald bekannt, ziemlich Beeindruckt. Der Band versucht die verschiedenen Schichten seiner Geschichte freizulegen. Wo die Fotografien notwendigerweise an der "Oberfläche" bleiben müssen und bestenfalls auf "Fragmente" der Vergangenheit hinweisen können, stehe dem Autor der ganze "Fundus der Überlieferung" offen, so Overath fasziniert. Sie lobt die "sensible Korrespondenz" zwischen den Texten und den Fotos und preist den Band als sehr "eindrücklich". Dabei sei das Buch nicht nur ein Dokument der wechselvollen Geschichte eines Ortes, die vom Ausflugsziel Goethes bis zum Konzentrationslager der Nazis reiche, sondern zeige zugleich - wie eine "kleine Schule des Sehens" - die Möglichkeiten, Geschichte sichtbar zu machen, so die Rezensentin beeindruckt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.05.2003

Deutsche Kultur, ganz entfremdet, ganz bei sich selbst
„Buchenwald” war nur der zweitbeste Name. Ursprünglich hatte das Konzentrationslager anders heißen sollen. Dem zuständigen Bürokraten – einem Schreibtischtäter mit Kenntnissen – fiel aber auf, dass der vorgesehene Name den guten Namen Goethes besudelt hätte: „Die angeordnete Bezeichnung K. L. Ettersberg kann nicht angewendet werden ..., weil Ettersberg mit dem Leben des Dichters Goethe in Zusammenhang steht.” In der Tat: Dort, auf dem Ettersberg, sind vor langer Zeit Goethe und Eckermann promeniert, zwischen den Eichen und Buchen. Genau dorthin wurde Léon Blum verschleppt; er, Autor des Buches „Neue Unterhaltungen zwischen Goethe und Eckermann”, hätte sich nicht träumen lassen, wie schrecklich nah er dem Ort seines intellektuellen Spaziergangs einmal kommen würde.
Wulf Kirsten musste einige Zeit recherchieren, um herauszufinden, ob es nun Buchen oder Eichen waren, unter denen der illustre Goethe einst wandelte. Die DDR hat zum Gedenken einen Stelenweg bauen lassen (linkes Bild). Die Natur erschuf ein anderes Mahnmal: Rechterhand ist der Steinbruch zu sehen. Wer dorthin kam, musste damit rechnen, nicht mehr lange zu leben. Jetzt wird auf dem Hang, der für viele Todesurteil war, gerodelt. Vom Ettersberg aus konnten die Gefangenen in die Ferne sehen, fast bis dahin, wo die Blaue Blume wächst. Jorge Semprún, der Léon Blums Buch kannte, war auch auf dem Ettersberg. Er vergisst nicht den Geruch von verbranntem Fleisch, der über dem Berg hing und die Vögel vertrieb. Als Semprún im Jahr 1992 die Gedenkstätte besuchte, waren die Vögel wieder da. Ihm fielen ihre Stimmen im Himmel auf – und die Stille auf der Erde. (Der Berg über der Stadt. Zwischen Goethe und Buchenwald. Fotos von Harald Wenzel-Orf, Text von Wulf Kirsten. Ammann Verlag, Zürich 2003, 175 Seiten, 32,90 Euro.)
augf
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