Ende der neunziger Jahre habe ich mich erstmals mit dem Mount Everest als literarisches Thema beschäftigt, als die Reportage des amerikanischen Autors, Journalisten und Bergsteigers Jon Krakauer „In eisige Höhen“ erschienen ist. Tief beeindruckt habe ich diesen Bericht über die beiden Expeditionen
gelesen, bei denen im Frühjahr 1996 acht Teilnehmer ihr Leben verloren.
Der Mount Everest, mit…mehrEnde der neunziger Jahre habe ich mich erstmals mit dem Mount Everest als literarisches Thema beschäftigt, als die Reportage des amerikanischen Autors, Journalisten und Bergsteigers Jon Krakauer „In eisige Höhen“ erschienen ist. Tief beeindruckt habe ich diesen Bericht über die beiden Expeditionen gelesen, bei denen im Frühjahr 1996 acht Teilnehmer ihr Leben verloren.
Der Mount Everest, mit 8848 Metern der höchste Berg der Erde, hat im Lauf der Jahre schon viele Opfer gefordert. Manch einer, der ihn bezwingen wollte, ist zu Tode gestürzt, andere wiederum sind auf dem Weg zum Gipfel spurlos verschwunden. So auch die beiden Engländer George Mallory und Andrew Irvine, die 1924 den Aufstieg über die Nordostseite versuchen wollten, ebenso Percy Bromley, ein junger Adliger, der ebenfalls vermisst wird. Dessen Mutter möchte Klarheit und ist bereit, aus dem Familienvermögen eine Expedition zu finanzieren, die Richard „Diakon“ Deacon anführen soll. Unterstützung sollen ihm Jean-Claude Clairoux, der das technische Wissen beisteuert, sowie der junge Freikletterer Jake Perry bieten. Etwas später wird diese Mannschaft durch Reggie, Percys Verwandte, und deren Freund Dr. Pasang verstärkt. Die Motivationen der einzelnen Teilnehmer sind verschieden, aber bald schon stellen sie fest, dass sie nur dann erfolgreich sein können, wenn sie ihre unterschiedlichen Talente zum Wohle der Gruppe einsetzen. Und so machen sie sich auf, den Bergriesen zu bezwingen und das Rätsel um das Verschwinden Percy Bromleys zu lösen. Aber ist das wirklich die Motivation für alle Teilnehmer der Expedition? Gibt es vielleicht doch noch andere Gründe?
Dan Simmons wendet einen raffinierten Kniff für den Einstieg in die Story an. In seiner Funktion als Autor interviewt er einen Überlebenden, den zum Zeitpunkt der Expedition 23-jährigen Jake Perry. Dieser übergibt ihm sein Tagebuch, welches die Basis der Geschichte bildet. Dadurch sind die Schilderungen natürlich zum einen persönlich, zum anderen aber auch sehr ausführlich, was gerade im ersten Drittel die Geduld des Lesers auf eine harte Probe stellt, verliert sich der Autor doch meiner Meinung nach zu oft in alpinistischen Einzelheiten.
Detailverliebt schildert er die Ausrüstung, doziert über Seile, Haken und die passende Kleidung, bevor er sich dem eigentlichen Thema des Romans widmet. Allerdings bin ich mir im Rückblick nicht sicher, ob hier wirklich weniger mehr gewesen wäre, denn genau dadurch wirken die Personen sehr authentisch und die Geschichte sehr intensiv.
Erst im letzten Drittel des Romans nimmt die Handlung Tempo auf und entwickelt sich in die Richtung, Richtung wohlgemerkt, die dem Leser durch den mehr als reißerischen Klappentext suggeriert wird. „Der Berg“ kein Thriller mit Horrorelementen, sondern eher ein historischer Roman, für den der Leser zumindest ein gewisses Interesse an alpinistischen Themen mitbringen sollte, denn dann ist gute Unterhaltung absolut garantiert!