Noch im Erscheinungsjahr 1974 wurde dieser Roman der späteren Nobelpreisträgerin und Lieblingsautorin Nelson Mandelas, Nadine Gordimer, mit dem Booker Prize ausgezeichnet. Ohne Frage behandelt sie mit der durch Rassismus tief gespaltenen Gesellschaft Namibias ein Thema, das - leider - nach wie vor
nichts an Aktualität eingebüßt hat.
Im Zentrum des Romans steht Protagonist Mehring, ein knapp…mehrNoch im Erscheinungsjahr 1974 wurde dieser Roman der späteren Nobelpreisträgerin und Lieblingsautorin Nelson Mandelas, Nadine Gordimer, mit dem Booker Prize ausgezeichnet. Ohne Frage behandelt sie mit der durch Rassismus tief gespaltenen Gesellschaft Namibias ein Thema, das - leider - nach wie vor nichts an Aktualität eingebüßt hat.
Im Zentrum des Romans steht Protagonist Mehring, ein knapp 50jähriger erfolgreicher weißer Geschäftsmann aus Johannesburg, der sich vor den Toren der Stadt eine große Farm gekauft hat, auf der er an den Wochenenden auftaucht und den schwarzen Hilfsarbeitern Anweisungen erteilt. Die Story spielt vor der Unabhängigkeit Namibias, als das Land unter dem Namen "Deutsch-Südwestafrika" unter der Verwaltung Südafrikas stand, inklusive der Apartheids-Politik. Gordimer schildert - mit wenigen Worten und doch sehr eindringlich - wie unentrinnbar die Zugehörigkeit zur weißen Herrschaftsschicht und zur ausgebeuteten schwarzen Arbeiterklasse war. Dabei kam ich oft an die Grenze des für mich Erträglichen. Ich kann nicht sagen, was ich schrecklicher fand - die menschenverachtende ignorante und überhebliche Einstellung des Wochenendfarmers, oder die - erzwungenermaßen - unterwürfige, duckmäuserische Haltung der Schwarzen. Interessant, wenn auch sehr klischeehaft, ist auch die Darstellung der indischen Einwanderer, die gewissermaßen eine Hybridstellung innerhalb der Gesellschaft einnehmen. Zwar gelten sie als "Farbige" und dürfen daher offiziell kein Gewerbe betreiben, sind aber doch hell (in doppeldeutigem Sinn) genug, um die Regeln geschickt zu umgehen.
Doch ich möchte den Roman nicht auf die Rassismusproblematik reduzieren. Mehring, obwohl wirtschaftlich abgesichert und gesellschaftlich äußerst privilegiert, ist zutiefst unglücklich, er irrlichtert durch sein Leben, stets auf der Suche nach ... ja, wonach eigentlich? Er ist geschieden, ein Womanizer, an Angeboten für Affären mangelt es ihm nicht. Aber er kann keine glückliche Beziehung aufbauen, weder zu einer Partnerin, noch zu seinem jugendlichen Sohn. Und auch an seinen "boys", wie die Farmarbeiter genannt werden, verzweifelt er immer wieder, nicht zuletzt, weil es ihm nicht gelingt, ihnen die Bedeutung des Naturschutzes zu vermitteln, der ihm so am Herzen liegt.
Hier erkenne ich übrigens eine zentrale Metapher, die die deutsche Übersetzung leider unkenntlich gemacht hat: Der englische Originaltitel lautet "The Conservationist", auf Deutsch Natur- oder Umweltschützer, vom lateinischen Wortstamm her also jemand, der etwas bewahrt, nicht ein Besitzer. Und das trifft auf Mehring zu, er möchte das Land bewahren, seine Farm ebenso wie die Gesellschaft in der er lebt, Veränderungen machen ihm Angst, und je weiter der Roman voranschreitet, desto mehr verwischen Realität und Wachträume, Erlebtes und Wahnvorstellungen. Und genau hier ist Gordimer etwas über das Ziel hinausgeschossen: Die Erzählperspektiven wechseln oft und abrupt, nur schwer erkennbar, es ist sehr anstrengend, zu erkennen, wer was sagt, tut oder nur denkt oder träumt. Außerdem fehlen mir Hinweise, wieso Mehring so unzufrieden mit seinem Leben ist, wieso er zunehmend die Kontrolle verliert. Ist es die Angst davor, die Macht zu verlieren? Ich bleibe leider aufgewühlt, aber auch verwirrt und unzufrieden zurück.