Was gibt es Schöneres, als im Biergarten die "Freiluft"-Gastronomie zu erleben? Vom Radi bis zum Obazda leckere Schmankerl und eine kühle Mass zu genießen? Und das zu erschwinglichen, auch für Familien finanzierbaren Preisen? Die schönsten, günstigen Biergärten im Freistaat stellen die Redakteure des bayerischen Fernsehens im Wirtschaftsmagazin Geld & Leben vor. Nun gibt es die erfolgreiche TV-Biergartenreihe als handlichen Biergartenführer.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.06.2011Das Frische an Bayern
Als "wichtige Vollzugsanstalten der bayerischen Trink- und Sozialkultur" erkannte ein scharfsinniger Jurist die Biergärten im Freistaat. Tatsächlich werden dort, im Schatten alter Bäume, Bayern, Franken und Schwaben bei frisch gezapftem Bier und einem deftigen Imbiss beinahe leutselig und gesprächig, soweit ihnen das möglich ist. Die Staatsregierung sieht im Biergarten ein schützenswertes Kulturgut. Deshalb schrieb sie in der "Bayerischen Biergartenverordnung" ein für alle Mal seine Wesensmerkmale fest: "Kennzeichnend sind vor allem zwei Merkmale: der Gartencharakter und die traditionelle Betriebsform, speziell die Möglichkeit, dort auch die mitgebrachte, eigene Brotzeit unentgeltlich verzehren zu können, was ihn von sonstigen Außengaststätten unterscheidet." In dem Punkt nahmen es die Autoren nicht so genau. Sie berücksichtigten auch normale Gaststätten mit Garten, wenn es sich um besonders preiswerte Betriebe handelt. Mehr ist an dem Bändchen nicht zu kritisieren. Die Zusammenstellung geht auf ein Wirtschaftsmagazin des Bayerischen Fernsehens zurück. Mit einem eigens ausgerüsteten "Biergartenmobil" kurvten die Redakteure durchs Land, um Hinweise der Zuschauer auf besonders attraktive und preiswerte Biergärten zu überprüfen. Davon wurden fünfundsiebzig für den Führer ausgewählt. Besonders erfreulich ist, dass einmal nicht Oberbayern und das Voralpenland im Mittelpunkt stehen, sondern alle Landesteile gleichermaßen Beachtung fanden. Weil Preiswürdigkeit ein entscheidendes Auswahlkriterium war, fehlen alle großen Münchner Biergärten. Auch der Großraum um München spielt nur eine Nebenrolle. Ein Schaden ist das nicht. Dafür findet man eine stattliche Zahl der für Franken typischen Bierkeller, wo Bier und Brotzeit gerade mal die Hälfte der Münchner Preise kosten. Ähnliches gilt für die oberpfälzischen "Zoiglstuben" rund um Windischeschenbach. Dort nehmen Bürger ein jahrhundertealtes Kommunbraurecht wahr. Ihr selbstgebrautes Bier dürfen sie mit kleinen Speisen nach einem festen Terminplan verkaufen. Den sucht der Leser im Buch leider vergebens. Es gibt nur den Hinweis auf eine Internetseite. Abgesehen davon ist der Führer ein nützlicher Begleiter: Anhand der Übersichtskarte lassen sich zwischen Coburg und dem Allgäu, von Passau bis ins Schwäbische wahre Oasen nahrhafter Genüsse entdecken, an denen man sonst achtlos vorbeifahren würde.
rmb
"Der Biergartenführer. Wo Maß und Brotzeit noch erschwinglich sind" von Martina Schuster und Johannes Thürmer. J. Berg Verlag, München 2011. 144 Seiten, etwa 100 Fotos. Broschiert, 9,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Als "wichtige Vollzugsanstalten der bayerischen Trink- und Sozialkultur" erkannte ein scharfsinniger Jurist die Biergärten im Freistaat. Tatsächlich werden dort, im Schatten alter Bäume, Bayern, Franken und Schwaben bei frisch gezapftem Bier und einem deftigen Imbiss beinahe leutselig und gesprächig, soweit ihnen das möglich ist. Die Staatsregierung sieht im Biergarten ein schützenswertes Kulturgut. Deshalb schrieb sie in der "Bayerischen Biergartenverordnung" ein für alle Mal seine Wesensmerkmale fest: "Kennzeichnend sind vor allem zwei Merkmale: der Gartencharakter und die traditionelle Betriebsform, speziell die Möglichkeit, dort auch die mitgebrachte, eigene Brotzeit unentgeltlich verzehren zu können, was ihn von sonstigen Außengaststätten unterscheidet." In dem Punkt nahmen es die Autoren nicht so genau. Sie berücksichtigten auch normale Gaststätten mit Garten, wenn es sich um besonders preiswerte Betriebe handelt. Mehr ist an dem Bändchen nicht zu kritisieren. Die Zusammenstellung geht auf ein Wirtschaftsmagazin des Bayerischen Fernsehens zurück. Mit einem eigens ausgerüsteten "Biergartenmobil" kurvten die Redakteure durchs Land, um Hinweise der Zuschauer auf besonders attraktive und preiswerte Biergärten zu überprüfen. Davon wurden fünfundsiebzig für den Führer ausgewählt. Besonders erfreulich ist, dass einmal nicht Oberbayern und das Voralpenland im Mittelpunkt stehen, sondern alle Landesteile gleichermaßen Beachtung fanden. Weil Preiswürdigkeit ein entscheidendes Auswahlkriterium war, fehlen alle großen Münchner Biergärten. Auch der Großraum um München spielt nur eine Nebenrolle. Ein Schaden ist das nicht. Dafür findet man eine stattliche Zahl der für Franken typischen Bierkeller, wo Bier und Brotzeit gerade mal die Hälfte der Münchner Preise kosten. Ähnliches gilt für die oberpfälzischen "Zoiglstuben" rund um Windischeschenbach. Dort nehmen Bürger ein jahrhundertealtes Kommunbraurecht wahr. Ihr selbstgebrautes Bier dürfen sie mit kleinen Speisen nach einem festen Terminplan verkaufen. Den sucht der Leser im Buch leider vergebens. Es gibt nur den Hinweis auf eine Internetseite. Abgesehen davon ist der Führer ein nützlicher Begleiter: Anhand der Übersichtskarte lassen sich zwischen Coburg und dem Allgäu, von Passau bis ins Schwäbische wahre Oasen nahrhafter Genüsse entdecken, an denen man sonst achtlos vorbeifahren würde.
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"Der Biergartenführer. Wo Maß und Brotzeit noch erschwinglich sind" von Martina Schuster und Johannes Thürmer. J. Berg Verlag, München 2011. 144 Seiten, etwa 100 Fotos. Broschiert, 9,95 Euro.
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