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Lew Archer und das Doppelspiel zweier feindlicher Brüder, von denen höchstens einer ein großer Künstler ist. Eine Routineauftrag wandelt sich zu einer labyrinthischen Expedition in die Vergangenheit (Die Zeit).

Produktbeschreibung
Lew Archer und das Doppelspiel zweier feindlicher Brüder, von denen höchstens einer ein großer Künstler ist. Eine Routineauftrag wandelt sich zu einer labyrinthischen Expedition in die Vergangenheit (Die Zeit).
Autorenporträt
Ross Macdonald, geboren 1915 in Los Gatos, Kalifornien, zählt zu den besten amerikanischen Kriminalautoren des 20. Jahrhunderts. Er wird in Großbritannien und Amerika und nun auch bei uns wiederentdeckt. Dabei verdankt er seine Karriere eher einem Zufall: Seine Frau Margaret war Schriftstellerin - und verdiente mit Schreiben bald mehr als er mit seiner Dozentur. So wurde aus dem Dozenten Kenneth Millar in Michigan der Schriftsteller Ross Macdonald in Kalifornien. Seine Bücher sind Bestseller und wurden erfolgreich verfilmt, so zum Beispiel 'Unter Wasser stirbt man nicht' (1975) mit Paul Newman und Joanne Woodward. Seine Kriminalromane gelten als Spiegel der amerikanischen Gesellschaft. Ross Macdonald starb 1983 in Santa Barbara.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.09.2013

DIE KRIMI-KOLUMNE
Ross Macdonalds
Bogenschütze
Für Ross Macdonald (1915-1983), der eigentlich Kenneth Millar hieß, war es der Abschlussband seiner Serie um den privaten Ermittler Lew Archer. Jetzt steht der 1976 erschienene Roman „Der blaue Hammer“, der als einer der verzwicktesten der Kriminalliteratur gilt, am Anfang einer Reihe neu übersetzter Werke des Autors im Diogenes-Verlag.
  Wie gut das Werk geeignet ist, einen Meister des Genres in Erinnerung zu rufen, zeigt schon die Eröffnungsszene, die Ankunft des Detektivs vor einem großzügigen Anwesen oberhalb von Santa Teresa – Macdonalds Chiffre für seinen kalifornischen Wohnort Santa Barbara, wo die meisten seiner Romane spielen: „Hier oben herrschte Stille, das einzige Geräusch, abgesehen vom leisen Hintergrundrauschen des Freeways, den ich soeben verlassen hatte, kam von einem hin und her geschlagenen Tennisball. Der Court neben dem Haus war von einem hohen Drahtzaun umgeben. Ein korpulenter Mann in kurzen Hosen und mit einem Leinenhut auf dem Kopf spielte gegen eine behende blonde Frau. Beide legten eine Verbissenheit an den Tag, die mich an Gefängnisinsassen auf einem Exerzierhof erinnerte.“
  Die Kunst, mit knappem Strich atmosphärisch starke Bilder zu zeichnen, war ein Markenzeichen des neben Chandler und Hammett vielleicht bedeutendsten Vertreters der „hardboiled“-Schule. Wie seine Ehefrau, die Kriminalschriftstellerin Margaret Millar, neigte er zu psychologisch motivierten Plots, in denen familiäre Verstrickungen, frühe Traumata und Identitätskonflikte eine entscheidende Rolle spielen. Archers letzter Auftrag beginnt mit der Fahndung nach einem verschwundenen Gemälde und führt über zwei Mordfälle tief ins Dickicht einer von Habgier, Eifersucht und Lebenslügen beherrschten Familiengeschichte. Es geht um Sex und Geld, natürlich, aber auch um ungleich verteilte Begabungen, den verzweifelten Drang nach Anerkennung, die vergebliche Suche nach Sicherheit und Geborgenheit.
  Die Verbrechen – zuerst wird ein Kunsthändler ermordet aufgefunden, dann ein erfolgloser Maler – haben, wie so oft bei Macdonald, ihre Wurzeln in einer weit zurückliegenden Vergangenheit. Die Handlung kreist um zwei Halbbrüder, der eine kam früh gewaltsam ums Leben, der andere, ein prominenter Künstler, ist seit zwanzig Jahren verschollen. Es treten unter anderem auf: eine Femme fatale im Ruhestand, ein Kupfermagnat, ein Trunkenbold, ein junger Taugenichts, ein abgebrühter Polizist und mehrere hochnervöse Frauen. Dahinter lauert ein böses Porträt der kalifornischen Nachkriegsgesellschaft, deren Risse und Verwerfungen bis in die Siebzigerjahre reichen, die zeitgemäße Symptomatik von Sinnkrise, Sucht und Sektenwesen inbegriffen. Bemerkenswert ist, wie es dem Autor gelingt, in die Mediokrität und den Materialismus dieser Gesellschaft etwas von der tragischen Wucht antiker Mythen einzuschleusen. Und wie er andererseits, gleich seinem Detektiv Lew Archer, bei aller Gnadenlosigkeit der Enthüllungen nie die Empathie mit den Figuren verliert, so erbärmlich und bösartig sie sich auch verhalten mögen.
  Macdonald macht aus Archer – sein Name bedeutet „Bogenschütze“, steht also für Treffsicherheit – nicht etwa einen Kämpfer für soziale Gerechtigkeit. Dass seine Sympathie den kleinen Leuten, den Schwächeren und Benachteiligten gehört, kommt eher beiläufig zum Ausdruck, etwa wenn die Morgenstimmung in einer „Gaststätte für die arbeitende Bevölkerung“ geschildert wird: „Es hing ein gedämpfter, nicht ganz ernst gemeinter Optimismus in der rauchgeschwängerten Luft, als könnte es am Ende doch noch ein gar nicht so übler Tag werden.“
  Ross Macdonalds Spätwerk zeichnet sich durch einen diskreten, nie grellen Erzählstil aus und dadurch, dass die dialoglastige Prosa mit originellen Metaphern und Wendungen von poetischer Dichte angereichert ist. Die Neuübersetzung mag ihre Meriten haben, weckt jedoch an manchen Stellen den Wunsch, das Original zu lesen. Unabhängig davon beeindruckt Macdonalds Technik, die Entwirrung der Fäden bis zum letzten Moment hinauszuzögern. Bei seinem finalen Fall wird Archer, bis dahin ein standesgemäß einsamer Wolf, übrigens von Amors Pfeil getroffen. Und wer sich fragt, wie und wo denn der „blaue Hammer“ ins Spiel kommt, wird eine hübsche, fast rührende Überraschung erleben.
KRISTINA MAIDT-ZINKE
Ross Macdonald: Der blaue Hammer. Roman. Aus dem Amerikanischen von Karsten Singelmann. Mit einem Nachwort von Donna Leon. Diogenes Verlag, Zürich 2013. 425 Seiten, 14,90 Euro.
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"Der beste Macdonald." (The New York Times)

"Ein Gemälde wird gestohlen, und die Betroffenen bitten Privatdetektiv Lew Archer um Hilfe. Aber was so unsensationell anfängt, erweist sich im Lauf der Ermittlungen als auslösendes Element für die Aufklärung des eigentlichen Falles, dessen Lösung die geduldige Entwirrung eines komplexen Motiv-Bündels vorausgeht. Ehebruch, Betrug, Inzest, ein Unfall..." (Saarbrücker Zeitung)

"Lew Archer (bei weitem der beste Privatdetektiv im Geschäft) legt sich hier etwas zu, was er eine Weile nicht gehabt hat: eine attraktive Freundin, die gleichzeitig Reporterin ist. Die Enthüllung am Ende überrascht sowohl in ihrer Spannung wie auch als psychologische Einsicht." (Publishers Weekly)