Orhan Pamuks Essays sind die Summe unterschiedlicher und widersprüchlicher Erfahrungen - ein unerhörter Glücksfall. Die Vielzahl der Themen, mit denen Pamuk sich beschäftigt, wird in diesen Betrachtungen deutlich. Die Politik gehört notwendigerweise dazu, die Literatur und die Schriftsteller, die ihn am meisten beeinflussten - Nabokov, Dostojewskij, Stendhal. Istanbul, die Stadt, die auch in den meisten seiner Romane präsent ist, beschäftigt Pamuk in ihrer Größe wie in ihrer Alltäglichkeit. Was in seinen Romanen oft nur erahnt werden kann, nämlich der autobiographische Bezug, wird in den bewegenden Texten sichtbar, die der Erinnerung an Orte der Kindheit gelten, an die Eltern, an die verschwundenen Gegenstände, die der junge Pamuk so liebte.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
In seinen Essays gelinge Orhan Pamuk eine ähnliche Verbindung von nordisch kühler Beobachtung mit südländischer Anteilnahme wie in seinen Romanen, heißt es bei Rezensentin Monika Carbe zugleich anerkennend und bewundernd. Die dreißig nach den Themen Leben, Politik, Literatur und Künste geordneten Texte betrachtet die Rezensentin als ein überaus reiches "Puzzlespiel", aus dem jeder Leser unendlich viel erfahren könne. Pamuk versuche stets, ohne voreilige Schlüsse zu schreiben, beispielsweise vom vermeintlichen "Minderwertigkeitskomplex" des Orients und der korrespondierenden "Arroganz" des Abendlandes. "Ironie", so die Rezensentin, sei hier Pamuks Stilmittel und "politische Waffe" zugleich, was aber gelegentlich auch in Zynismus umschlagen kann wie im Falle des 11. September. Als "Überraschung" enthalte der Band am Ende auch eine Kurzgeschichte, die aus der Perspektive des sechsjährigen Ali erzähle, wie der Vater im Jahr 1958 die Familie in Istanbul verlässt und nach Paris fliegt. Im Blick des kleinen Ali macht die Rezensentin schon den "melancholischen Chronisten" Pamuk aus.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Orhan Pamuk nimmt bedingungslos Anteil am Schicksal von Menschen, gleichgültig aus welchem Land sie kommen oder welcher Gesellschaftsschicht sie angehören, und interessiert sich für das Werden und Vergehen von Städten, Kulturen und Systemen - und das unerbittliche Fortschreiten von Zeit." Monika Carbe, Neue Zürcher Zeitung, 04.04.06
"Pamuk unterstreicht mit dieser Geschichte sein eigentliches Talent: Gegen die immer tiefer klaffenden religiösen Gräben, gegen das anschwellende Krakeelen selbst ernannter Kulturkämpfer fordert der Weltliteraturbürger die Wiederentdeckung des Subjekts und die erneute Einsetzung des Menschen in sein Menschenrecht ... So ist das Buch mit seinen vielfältigen Mementos und Erzählungen eine Liebeserklärung an eine besondere Stadt." Ralf Hanselle, Der Standard, 11.03.06
"Pamuk unterstreicht mit dieser Geschichte sein eigentliches Talent: Gegen die immer tiefer klaffenden religiösen Gräben, gegen das anschwellende Krakeelen selbst ernannter Kulturkämpfer fordert der Weltliteraturbürger die Wiederentdeckung des Subjekts und die erneute Einsetzung des Menschen in sein Menschenrecht ... So ist das Buch mit seinen vielfältigen Mementos und Erzählungen eine Liebeserklärung an eine besondere Stadt." Ralf Hanselle, Der Standard, 11.03.06