Was verbindet den Erwachsenen mit dem Kind, das er einmal war? Was rechtfertigt es, trotz der Veränderung zu sagen, es handle sich um denselben Menschen? Worin besteht allgemein die Identität erlebender Subjekte über die Zeit hinweg (ihre transtemporale Identität)? Ist diese Identität real oder ist sie nur eine Illusion? Mit begrifflicher Präzision, argumentativer Schärfe und anhand zahlreicher anschaulicher Beispiele entwickelt die Autorin eine Antwort auf diese Fragen. Die so gewonnenen Einsichten sind grundlegend für unser Verständnis des Unterschieds zwischen erlebenden Subjekten und Objekten ohne Innenperspektive. Sie beleuchten die Grundlagen unserer Selbstauffassung und der angemessenen Achtung anderer bewusstseinsfähiger Wesen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.06.2007Ich kann auch anders
Martine Nida-Rümelin über den Unterschied von Person und Sache
"Das soll ich sein?", sagen wir manchmal, wenn wir beim Betrachten alter Familienfotos ein dickes Kind entdecken, das so gar nicht in unser Bild von uns selbst passt. Mit Verblüffung stellen wir fest, dass wir selbst oder ein anderer immer noch dieselben sind, auch wenn sich Aussehen, Habitus, Kenntnisse und Fähigkeiten verändert haben. Was hat es damit auf sich? Worin liegt die Identität von Personen über die Zeit hinweg begründet, auf der wir bestehen, wenn wir demselben Individuum im Blick auf Vergangenheit und Zukunft wechselnde Eigenschaften zuschreiben?
Diesen Fragen ist das neue Buch der in Fribourg lehrenden Philosophin Martine Nida-Rümelin gewidmet. Die Wandlungsfähigkeit des Menschen wird hier an vielen unterhaltsamen Beispielen diskutiert, so auch anhand der Frage, unter welchen philosophischen Umständen es denkbar sei, dass Joschka Fischer ein Elefant werden könne. Der Buchtitel "Der Blick von innen" verrät: Bewusstseinsfähige Wesen wie der Mensch, aber keineswegs der Mensch allein, sind "Dinge mit Innenperspektive". Darin unterscheiden sie sich kategorial von allen anderen Dingen. Für sie fühlt es sich auf bestimmte Weise an, am Leben zu sein. Es ist die Kontinuität ihres Erlebens, die ihr Selbstsein ausmacht. Die Durchführung dieses Gedankens macht diese Abhandlung zu einem ungewöhnlichen Buch. Abgewehrt werden alle Nebenpfade, die das Thema des Selbstseins kreuzen. So geht es erklärtermaßen nicht um die psychologische Identität von Personen, die sich im Lauf der Zeit verändern oder ihnen in Lebenskrisen abhanden kommen kann. Es geht einzig und allein um die "numerische Identität" bewusstseinsfähiger Lebewesen, darum, inwiefern sie, solange sie bestehen, dieselben sind und bleiben.
Die Heldin des Buches hört auf den Namen Andrea. Sie hat sich in einer fernen Zukunft wegen einer lebensbedrohlichen Erkrankung in ein Krankenhaus begeben. Sie gerät dort in die Hände krimineller Ärzte, die ihr Gehirn teilen und die beiden voll funktionsfähigen Hälften zwei gesunden Körpern einpflanzen. "Nach der Operation erwachen zwei Personen, die sich beide für Andrea halten." Welche von ihnen aber ist Andrea - diejenige, die "den L-Körper hat", der von ihrer ehemals linken Gehirnhälfte gesteuert wird, oder diejenige "mit dem R-Körper", der von ihrer ehemals rechten Gehirnhälfte gesteuert wird? Oder hat das Subjekt namens Andrea nun zwei Körper? Oder gibt es Andrea jetzt nicht mehr, obwohl aus ihrem Körper zwei Personen hervorgegangen sind, die sich für Andrea halten?
Hier haben wir es nach Nida-Rümelin mit einem "echten Zweifelsfall" zu tun, in dem sich eine willkürliche Entscheidung für die eine oder andere Möglichkeit verbietet. Wer ihn ernst nimmt, muss für eine realistische Deutung personaler Identität plädieren. Diese besagt, dass die Zuschreibung personaler Identität in begrifflicher Hinsicht "vollkommen unabhängig" ist von allem, was man empirisch über die betreffenden Individuen - über ihre materielle Struktur, ihren Aufenthalt, ihre Gedanken und Erlebnisse - wissen kann. Für ihre Identität über die Zeit ist vielmehr das auf solches Wissen nicht zurückführbare und also nichtempirische Faktum der Innenperspektive der betreffenden Lebewesen entscheidend. Personen sind nicht identisch damit, was man über sie in Erfahrung bringen kann. Sie sind identisch mit ihrer Erfahrung - damit, dass sie es sind, die in ihren wechselnden Zuständen sind.
Nida-Rümelin gelangt zu diesem Ergebnis auf dem Weg einer begrifflichen Analyse, die das "tief verwurzelte" Verständnis freilegen will, das unsere Rede von Personen und anderen bewusstseinsfähigen Lebewesen prägt. Gegenüber ontologischen Festlegungen hinsichtlich des hergebrachten Leib-Seele-Problems bleibt sie weitgehend abstinent. Sie möchte vielmehr einen realistischen Standard für die künftige Beschäftigung mit diesen Fragen etablieren. Dieser hält fest, dass neben den physikalischen und den phänomenalen Tatsachen mit einer weiteren Art von Tatsachen zu rechnen ist, "die zur Ausstattung des Universums gehören: die Fortexistenz bewusstseinsfähiger Wesen über die Zeit".
Was es mit dieser Konsequenz auf sich hat, wird an den kritischen Thesen deutlich, mit denen sich die Autorin gegen reduktionistische Erklärungsversuche wendet. Eine von ihnen lautet, dass die "psychologische Verbundenheit" einer Person mit ihren früheren und späteren Zuständen den zeitübergreifenden Kern ihres Selbstseins nicht ausreichend zu erklären vermag. Ob und inwieweit eine Person sich an ihre vergangenen Erlebnisse erinnern kann, ist für ihren Status als Person nicht entscheidend. Entscheidend ist allein, ob sie ihre künftigen Zustände erleben wird und ihre vergangenen erlebt hat.
Zum anderen kann auch die körperliche Kontinuität allein kein Verständnis der Identität von Personen verbürgen. Bewusstseinsfähige Lebewesen dürfen unter dem Aspekt ihrer Identität nicht wie die übrigen Objekte in der Welt behandelt werden. Bei diesen - bei Wolken und Wellen, Seen und Schiffen - gibt es keine objektiven "Identitätssachverhalte", die bei der Individuierung dieser Dinge beachtet werden müssten. Ohne epistemisches Risiko sind hier willkürliche Festlegungen möglich; ob ein vollständig nachgebautes Schiff auf seinen alten oder einen neuen Namen hören soll, ist letztlich egal. Die Entscheidung, das Schiff so oder anders zu nennen, bleibt durch den Zustand der Welt unterbestimmt.
Diese Unterbestimmtheit der Welt gegenüber unseren Identitätsaussagen gilt nach Nida-Rümelin für Personen gerade nicht. Wenn Andrea aus der Narkose aufwacht, wird sie entweder ein Trio von Schubert hören, das dort erklingt, wo sich der L-Körper befindet; oder sie wird den Einstich einer Injektionsnadel verspüren, die in den R-Körper eindringt; oder sie wird gar nichts mehr empfinden, weil es sie nicht mehr gibt. Wer immer eine Aussage über Andreas Fortexistenz trifft, geht das Risiko ein, falsch zu bestimmen, wie es sich mit ihr tatsächlich verhält. Nicht durch unsere Interpretationen, durch "die Welt" ist festgelegt, wer Andrea ist.
Worin aber besteht das besondere Risiko bei der Identifikation bewusstseinsfähiger Wesen? Besteht es wirklich unabhängig davon, was wir über sie in Erfahrung bringen können? Müssen wir nicht erwarten, dass ihr Erleben in der einen oder anderen Weise zum Ausdruck kommt oder doch zum Ausdruck kommen kann - in somatischen Reaktionen einschließlich Mimik, Gestik und allen anderen Formen der Kommunikation? "Dinge", die diese Verhaltensweisen zeigen, fassen wir als Personen auf. Genauer noch: Lebewesen, die zu einer Spezies gehören, für die solche Reaktionen charakteristisch sind, wie zumal alle Menschen, nehmen wir als Personen wahr, und zwar unabhängig davon, in welchem Maß und Grad sie es jeweils können. Diese Ausdrucksfähigkeit aber ist etwas, das sich nicht allein in der distanzierten Beobachtung, sondern vor allem in der teilnehmenden Begegnung mit ihnen zuschreiben lässt - einer Begegnung, in der sie für uns und wir für sie (und für uns selbst) in ganz anderer Art unterbestimmt bleiben, als es bei Schraubenziehern und Kletterpflanzen der Fall ist.
Martine Nida-Rümelin lässt sich von ihren reduktionistischen Gegenspielern einen Objektivismus vorgeben, der dem Phänomen, das sie in diesem Buch behandelt, nicht gerecht wird. Es gibt die von unserer Behandlung anderer strikt unabhängigen Tatsachen nicht, an denen sich entscheiden könnte, ob etwas eine Sache oder ein Jemand ist. Der Ausweg aus dem Fliegenglas der irreführenden Alternative von Realismus und Anti-Realismus steht auch hier noch bevor.
MARTIN SEEL
Martine Nida-Rümelin: "Der Blick von innen". Zur transtemporalen Identität bewusstseinsfähiger Lebewesen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006. 357 S., br., 13,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Martine Nida-Rümelin über den Unterschied von Person und Sache
"Das soll ich sein?", sagen wir manchmal, wenn wir beim Betrachten alter Familienfotos ein dickes Kind entdecken, das so gar nicht in unser Bild von uns selbst passt. Mit Verblüffung stellen wir fest, dass wir selbst oder ein anderer immer noch dieselben sind, auch wenn sich Aussehen, Habitus, Kenntnisse und Fähigkeiten verändert haben. Was hat es damit auf sich? Worin liegt die Identität von Personen über die Zeit hinweg begründet, auf der wir bestehen, wenn wir demselben Individuum im Blick auf Vergangenheit und Zukunft wechselnde Eigenschaften zuschreiben?
Diesen Fragen ist das neue Buch der in Fribourg lehrenden Philosophin Martine Nida-Rümelin gewidmet. Die Wandlungsfähigkeit des Menschen wird hier an vielen unterhaltsamen Beispielen diskutiert, so auch anhand der Frage, unter welchen philosophischen Umständen es denkbar sei, dass Joschka Fischer ein Elefant werden könne. Der Buchtitel "Der Blick von innen" verrät: Bewusstseinsfähige Wesen wie der Mensch, aber keineswegs der Mensch allein, sind "Dinge mit Innenperspektive". Darin unterscheiden sie sich kategorial von allen anderen Dingen. Für sie fühlt es sich auf bestimmte Weise an, am Leben zu sein. Es ist die Kontinuität ihres Erlebens, die ihr Selbstsein ausmacht. Die Durchführung dieses Gedankens macht diese Abhandlung zu einem ungewöhnlichen Buch. Abgewehrt werden alle Nebenpfade, die das Thema des Selbstseins kreuzen. So geht es erklärtermaßen nicht um die psychologische Identität von Personen, die sich im Lauf der Zeit verändern oder ihnen in Lebenskrisen abhanden kommen kann. Es geht einzig und allein um die "numerische Identität" bewusstseinsfähiger Lebewesen, darum, inwiefern sie, solange sie bestehen, dieselben sind und bleiben.
Die Heldin des Buches hört auf den Namen Andrea. Sie hat sich in einer fernen Zukunft wegen einer lebensbedrohlichen Erkrankung in ein Krankenhaus begeben. Sie gerät dort in die Hände krimineller Ärzte, die ihr Gehirn teilen und die beiden voll funktionsfähigen Hälften zwei gesunden Körpern einpflanzen. "Nach der Operation erwachen zwei Personen, die sich beide für Andrea halten." Welche von ihnen aber ist Andrea - diejenige, die "den L-Körper hat", der von ihrer ehemals linken Gehirnhälfte gesteuert wird, oder diejenige "mit dem R-Körper", der von ihrer ehemals rechten Gehirnhälfte gesteuert wird? Oder hat das Subjekt namens Andrea nun zwei Körper? Oder gibt es Andrea jetzt nicht mehr, obwohl aus ihrem Körper zwei Personen hervorgegangen sind, die sich für Andrea halten?
Hier haben wir es nach Nida-Rümelin mit einem "echten Zweifelsfall" zu tun, in dem sich eine willkürliche Entscheidung für die eine oder andere Möglichkeit verbietet. Wer ihn ernst nimmt, muss für eine realistische Deutung personaler Identität plädieren. Diese besagt, dass die Zuschreibung personaler Identität in begrifflicher Hinsicht "vollkommen unabhängig" ist von allem, was man empirisch über die betreffenden Individuen - über ihre materielle Struktur, ihren Aufenthalt, ihre Gedanken und Erlebnisse - wissen kann. Für ihre Identität über die Zeit ist vielmehr das auf solches Wissen nicht zurückführbare und also nichtempirische Faktum der Innenperspektive der betreffenden Lebewesen entscheidend. Personen sind nicht identisch damit, was man über sie in Erfahrung bringen kann. Sie sind identisch mit ihrer Erfahrung - damit, dass sie es sind, die in ihren wechselnden Zuständen sind.
Nida-Rümelin gelangt zu diesem Ergebnis auf dem Weg einer begrifflichen Analyse, die das "tief verwurzelte" Verständnis freilegen will, das unsere Rede von Personen und anderen bewusstseinsfähigen Lebewesen prägt. Gegenüber ontologischen Festlegungen hinsichtlich des hergebrachten Leib-Seele-Problems bleibt sie weitgehend abstinent. Sie möchte vielmehr einen realistischen Standard für die künftige Beschäftigung mit diesen Fragen etablieren. Dieser hält fest, dass neben den physikalischen und den phänomenalen Tatsachen mit einer weiteren Art von Tatsachen zu rechnen ist, "die zur Ausstattung des Universums gehören: die Fortexistenz bewusstseinsfähiger Wesen über die Zeit".
Was es mit dieser Konsequenz auf sich hat, wird an den kritischen Thesen deutlich, mit denen sich die Autorin gegen reduktionistische Erklärungsversuche wendet. Eine von ihnen lautet, dass die "psychologische Verbundenheit" einer Person mit ihren früheren und späteren Zuständen den zeitübergreifenden Kern ihres Selbstseins nicht ausreichend zu erklären vermag. Ob und inwieweit eine Person sich an ihre vergangenen Erlebnisse erinnern kann, ist für ihren Status als Person nicht entscheidend. Entscheidend ist allein, ob sie ihre künftigen Zustände erleben wird und ihre vergangenen erlebt hat.
Zum anderen kann auch die körperliche Kontinuität allein kein Verständnis der Identität von Personen verbürgen. Bewusstseinsfähige Lebewesen dürfen unter dem Aspekt ihrer Identität nicht wie die übrigen Objekte in der Welt behandelt werden. Bei diesen - bei Wolken und Wellen, Seen und Schiffen - gibt es keine objektiven "Identitätssachverhalte", die bei der Individuierung dieser Dinge beachtet werden müssten. Ohne epistemisches Risiko sind hier willkürliche Festlegungen möglich; ob ein vollständig nachgebautes Schiff auf seinen alten oder einen neuen Namen hören soll, ist letztlich egal. Die Entscheidung, das Schiff so oder anders zu nennen, bleibt durch den Zustand der Welt unterbestimmt.
Diese Unterbestimmtheit der Welt gegenüber unseren Identitätsaussagen gilt nach Nida-Rümelin für Personen gerade nicht. Wenn Andrea aus der Narkose aufwacht, wird sie entweder ein Trio von Schubert hören, das dort erklingt, wo sich der L-Körper befindet; oder sie wird den Einstich einer Injektionsnadel verspüren, die in den R-Körper eindringt; oder sie wird gar nichts mehr empfinden, weil es sie nicht mehr gibt. Wer immer eine Aussage über Andreas Fortexistenz trifft, geht das Risiko ein, falsch zu bestimmen, wie es sich mit ihr tatsächlich verhält. Nicht durch unsere Interpretationen, durch "die Welt" ist festgelegt, wer Andrea ist.
Worin aber besteht das besondere Risiko bei der Identifikation bewusstseinsfähiger Wesen? Besteht es wirklich unabhängig davon, was wir über sie in Erfahrung bringen können? Müssen wir nicht erwarten, dass ihr Erleben in der einen oder anderen Weise zum Ausdruck kommt oder doch zum Ausdruck kommen kann - in somatischen Reaktionen einschließlich Mimik, Gestik und allen anderen Formen der Kommunikation? "Dinge", die diese Verhaltensweisen zeigen, fassen wir als Personen auf. Genauer noch: Lebewesen, die zu einer Spezies gehören, für die solche Reaktionen charakteristisch sind, wie zumal alle Menschen, nehmen wir als Personen wahr, und zwar unabhängig davon, in welchem Maß und Grad sie es jeweils können. Diese Ausdrucksfähigkeit aber ist etwas, das sich nicht allein in der distanzierten Beobachtung, sondern vor allem in der teilnehmenden Begegnung mit ihnen zuschreiben lässt - einer Begegnung, in der sie für uns und wir für sie (und für uns selbst) in ganz anderer Art unterbestimmt bleiben, als es bei Schraubenziehern und Kletterpflanzen der Fall ist.
Martine Nida-Rümelin lässt sich von ihren reduktionistischen Gegenspielern einen Objektivismus vorgeben, der dem Phänomen, das sie in diesem Buch behandelt, nicht gerecht wird. Es gibt die von unserer Behandlung anderer strikt unabhängigen Tatsachen nicht, an denen sich entscheiden könnte, ob etwas eine Sache oder ein Jemand ist. Der Ausweg aus dem Fliegenglas der irreführenden Alternative von Realismus und Anti-Realismus steht auch hier noch bevor.
MARTIN SEEL
Martine Nida-Rümelin: "Der Blick von innen". Zur transtemporalen Identität bewusstseinsfähiger Lebewesen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006. 357 S., br., 13,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Das neue Buch der Philosophin Martine Nida-Rümelin findet Martin Seel unterhaltsam. Immerhin wird die Frage diskutiert, ob Joschka Fischer philosophisch gesehen zum Elefanten mutieren könnte. Ungewöhnlich erscheint Seel ferner der Gang der Abhandlung über transtemporale Identität: Dass die Autorin ihr Arbeitsfeld streng gegen "Nebenpfade" (der Psychologie, der Ontologie) abgrenzt, um sich ganz auf die isolierte Innenperspektive des bewusstseinsfähigen Lebewesens als ihrer Meinung nach realistisches Merkmal von Identität zu beschränken. Dabei wird es Seel allerdings bald zu eng. Der von Nida-Rümelin behauptete Objektivismus, kritisiert er, werde dem behandelten Phänomen nicht gerecht. An "unabhängige Tatsachen", die uns ausmachen, mag er nicht glauben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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