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M. Opitz: An die deutsche Nation - M. Opitz: Ach liebste laß uns eilen - S. Dach: Die Sonne rennt mit prangen - S. Dach: Unterthänigste letzte Fleh-Schrifft - S. Schwarz: Ist Lieb ein Feur - D. C. von Lohenstein: Umschrift eines Sarges - L. C. Heinrich Hölty: Die Maynacht - J. W. Goethe: Wandrers Nachtlied - J. W. Goethe: Fünfte Elegie - J. W. Goethe: Frankreichs traurig Geschick - J. W. Goethe: Ritter Kurts Brautfahrt - J. W. Goethe: Parabase - F. Schiller: Der Taucher - F. Schiller: Reiterlied - F. Hölderlin: An die jungen Dichter - L. Tieck: Waldeinsamkeit - J. Kerner: Ikarus - H. Heine:…mehr

Produktbeschreibung
M. Opitz: An die deutsche Nation - M. Opitz: Ach liebste laß uns eilen - S. Dach: Die Sonne rennt mit prangen - S. Dach: Unterthänigste letzte Fleh-Schrifft - S. Schwarz: Ist Lieb ein Feur - D. C. von Lohenstein: Umschrift eines Sarges - L. C. Heinrich Hölty: Die Maynacht - J. W. Goethe: Wandrers Nachtlied - J. W. Goethe: Fünfte Elegie - J. W. Goethe: Frankreichs traurig Geschick - J. W. Goethe: Ritter Kurts Brautfahrt - J. W. Goethe: Parabase - F. Schiller: Der Taucher - F. Schiller: Reiterlied - F. Hölderlin: An die jungen Dichter - L. Tieck: Waldeinsamkeit - J. Kerner: Ikarus - H. Heine: Die Jahre kommen und gehen - J. von Eichendorff: Sehnsucht - E. Mörike: Ein Stündlein wohl vor Tag - E. Mörike: Auf eine Lampe - Das Blutgericht - F. Wedekind: Der Tantenmörder - K. von Berlepsch: Der Weichensteller - A. Lichtenstein: Die Dämmerung - E. Kästner: Weihnachtslied - B. Brecht: Vom armen B.B. - B. Brecht: Die Rückkehr - B. Brecht: Auf einen chinesischen Theewurzellöwen - B. Brecht:Der Blumengarten - O. Loerke: Der Wald der Welt - M. L. Kaschnitz: Kleine Ballade - M. L. Kaschnitz: Dezembernacht - C. Meckel: Als ich nach Hause kam - C. Meckel: Andere Erde - P. Celan: Großes Geburtstagsblaublau mit Reimzeug undAssonanz - S. Kirsch: 2005 - G. Grass: Der Neubau - J. Theobaldy: Abenteuer mit Dichtung - P. Salomon: Kleine Pannenhilfe für Schöngeister - W. H. Fritz: Also fragen wir beständig - H. M. Enzensberger: Der Fliegende Robert - H. M. Enzensberger: Altes Europa - H. M. Enzensberger: Gewöhnliche Geschichte - E. Kleßmann: E.T.A. Hoffmann beim Fenster - D. Runge: Fliegen - D. Runge: Den Metaphysikern - E. Gomringer: 4 Eckwerte eines Poesie-Modells - P. Maiwald: Grabschrift - J. Koneffke: Hunde scharren im Hof - U. Hahn: Ballade vom Schriftsteller - A. Ostermaier: Ratschlag für einen jungen Dichter - A. Ostermaier: Ode an Kahn - D. Grünbein: Kleine Litanei - D. Grünbein: Im Kolonnadenhof - H. Hartung: Aus dem Sommer '47 - U. Kolbe: Wie einer doch noch hoffen kann/Bingener Gebet - N. Bossong: Leichtes Gefieder - L. Steinherr: Im Bamberger Dom
Autorenporträt
Prof. Dr. Wulf Segebrecht em., Professor für Neuere deutsche Literatur in Bamberg. Seit 1982 Herausgeber der "Fußnoten zur Literatur".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.12.2015

So leben Gedichte weiter bis in alle Ewigkeit
Dies oder jenes Angenehme: Wulf Segebrecht deutet uns zu seinem Geburtstag seinen lyrischen Blumengarten

Wulf Segebrecht, der heute seinen achtzigsten Geburtstag feiert, ist ein Liebhaber und Connaisseur der Poesie. Als Germanistikprofessor ist er der Devise des Horaz gefolgt und hat das Nützliche mit dem Angenehmen verbunden. So hat er etwa ein "Fundbuch der Gedichtinterpretationen" herausgegeben, aber auch die schöne Sammlung "Deutsche Balladen", die diese Gattung bündig als "Gedichte" bestimmt, "die dramatische Geschichten erzählen". Die Leser dieser Zeitung kennen und schätzen Segebrecht als Verfasser sensibler und kundiger Rezensionen sowie Gedichtinterpretationen, für die er 2001 den Preis der Frankfurter Anthologie erhielt.

Die meisten dieser nachlesenswerten Stücke findet man nun in Segebrechts jüngstem Buch "Der Blumengarten oder: Reden vom Gedicht". Folgt man dem anmutig-preziösen Titel, so darf man seinen Verfasser einen Gärtner nennen. Segebrecht kultiviert einen großen Lyrikgarten. Er schreibt ebenso kenntnisreich über Martin Opitz, den Begründer der neueren deutschen Lyrik, wie über die jüngsten Produkte von Durs Grünbein oder Nora Bossong. Er hebt Klassisches wieder ins Licht, legt uns aber auch Kurioses ans Herz. So findet er für Goethes oft gedeutetes "Wandrers Nachtlied" eine ausgreifende Deutung. Zum andern überrascht er uns mit einer amüsanten Marginalie, nämlich einer Postkarte Eugen Gomringers. Diese zeigt ein auf die Spitze gestelltes Quadrat, das die Worte KOSMOS, CHAOS, ASKESE, EKSTASE in der Manier der konkreten Poesie darbietet. Nach Segebrecht enthält dieser Text "weder diktatorische Vorschriften noch eine unverbindliche Beliebigkeit. Er macht Vorschläge."

Im Echo eines berühmten Brechtschen Diktums ("Er hat Vorschläge gemacht") hat man eine Maxime von Segebrechts Kunstverständnis. So ist Brecht auch der nach Goethe meistvertretene Autor der Sammlung. Sein Gedicht "Der Blumengarten" exemplifiziert "die Möglichkeit, Erkenntnisse zu gewinnen und Angenehmes zu genießen". Eine Formulierung, die die Aporie von reiner und engagierter Poesie aufhebt.

Kein Wunder also, dass Segebrechts Faible auch sonst eher dem Realistischen als dem in sich seligen Schönen gilt. Dennoch kommt er auf Mörikes vieldeutiges Gedicht "Auf eine Lampe" zurück: "Was aber schön ist, selig scheint es in ihm selbst." Hier übt Segebrecht interpretatorische Diskretion. Anders als manch anderer Interpret weiß er um das Heikle seines Geschäfts: "Die Bedingung jeder Interpretation ist der Eingriff in die Seligkeit des Kunstwerks."

So ist ihm offenkundig besonders wohl bei jenen Gedichten, die selbst zugreifen und den Zugriff vertragen. Einmal finden sich gleich drei Gedichte dieser Art hintereinander. Zunächst das anonyme "Blutgericht" von 1844, die Marseillaise der hungernden Weber. Dann Wedekinds groteske Ballade "Der Tantenmörder", die mit dem seinerzeitigen Strafvollzug hadert. Drittens das kaum bekannte Gedicht eines vergessenen Autors: Karl von Berlepschs Ballade "Der Weichensteller". Sie handelt - von fern an Fontanes "John Maynard" erinnernd - von einem namenlosen Weichensteller, der im Selbstopfer den Zusammenstoß zweier Züge verhindert. Segebrecht sieht diesen Text von 1899 als Beispiel für die Wiederbelebung der deutschen Ballade und möchte ihn dem kollektiven Gedächtnis wieder zuführen.

Kein Zweifel, dass Anthologien und Interpretations-Sammlungen das Weiterleben von Gedichten für eine kleine Ewigkeit befördern. Das dürfte auch für Segebrecht ein Hauptmotiv seiner Arbeit sein. So rechtfertigt er in seinem Nachwort das Interpretieren gegen die immer noch gängige Tendenz "Against Interpretation". Gegen Enzensbergers lässiges Diktum "Die Lektüre ist ein anarchischer Akt" setzt er die "schlichte Bemühung", der Eigenart und Machart eines Gedichts auf die Spur zu kommen. Seine Eideshelfer sind Goethe ("Gedichte sind gemalte Fensterscheiben"), aber auch Celans gegenläufige Vorstellung einer "Atemwende". Wulf Segebrecht muss zwischen den beiden nicht wählen. Die Interpreten - so sagt er - bewundern nicht und verachten nicht; sie beschreiben. Und sie lieben! möchte man ergänzen.

HARALD HARTUNG

Wulf Segebrecht: "Der Blumengarten oder: Reden vom Gedicht". Königshausen & Neumann, Würzburg 2015. 333 S., br., 39,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ein bisschen altmodisch scheint die Herangehensweise Wulf Segebrechts an die Lyrik schon, wenn Rezensent Harald Hartung preisend erklärt, wie der sich hinter dem preziösen Buchtitel der Anthologie versteckende Autor lieber interpretiert als mit Enzensberger anarchisch genießt. Brecht und Goethe sind denn laut Hartung auch die "Eideshelfer" des Autors und Eugen Gomringer, nicht etwa dessen allgegenwärtige Tochter. Sensibel, auch die eigenen Grenzen betreffend, und kundig sind die hier versammelten Texte für Hartung, für ihn zählt vor allem das.

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