Was ist das Böse? Gibt es das überhaupt? Ist der Begriff antiquiert, aufgelöst durch Feindifferenzierungen, oder gewinnt er wieder an Aktualität angesichts unserer Sprachlosigkeit so vielem gegenüber? Lorenz Just macht sich in seinen Geschichten auf die Suche. Nicht nach klaren Antworten, sondern nach Figurationen des Phänomens. Er nähert sich Personen, ihren Biografien, ihrem Umfeld - Geschichten, Räumen, Menschen, die alle auf irgendeine Weise mit dem kontaminiert sind, was man als »böse« bezeichnen könnte. Die Schuld auf sich geladen haben oder sich schuldig machen, indem sie tun, was sie tun, denken, was sie denken, sagen, was sie sagen. Die Gestalten reichen von einem Mann, der in der Badewanne über sein Leben sinniert und sich als ehemaliger Warlord entpuppt, bis zu sympathischen älteren Bibliotheksbesuchern, die plötzlich ungeahnte Abgründe offenbaren. Just macht sichtbar, ohne zu werten - und beschwört das Böse als ebenso mächtige wie ambivalente Kategorie herauf. 'Der böse Mensch' ist auch ein Buch über die Gegenwart der Erinnerung, das Fortleben vergangener Grausamkeiten in uns allen - und über unterschiedliche Strategien, mit etwas zu leben, wofür es keine Absolution gibt. »Kühne Poesie und gedankliche Präzision - eine neue, unverwechselbare Stimme spricht aus den Erzählungen von Lorenz Just.« Lutz Seiler»Ganz deutlich erinnere ich mich an die kalten Januarnächte, in denen ich dieses Buch zum ersten Mal las, an Visionen, Gebäude und Skizzen, an furchtbare und elysische Landschaften, einen Sturz durch die Himmel.« Dorothee Elmiger