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Ein Haus als Metapher für eine ganze Stadt: Der Bonbonpalast verwebt kunstvoll die Geschichten der zahlreichen Hausbewohner mit der Geschichte und Gegenwart Istanbuls, einer Stadt zwischen Mystik, Religion und der Kraft der Moderne. Ein Roman, der vor Geschichten nur so sprudelt, Geschichten, die so unglaublich sind und so real wie der Geruch des Hauses, dessen Quelle ganz am Ende an unerwarteter Stelle gefunden wird.

Produktbeschreibung
Ein Haus als Metapher für eine ganze Stadt: Der Bonbonpalast verwebt kunstvoll die Geschichten der zahlreichen Hausbewohner mit der Geschichte und Gegenwart Istanbuls, einer Stadt zwischen Mystik, Religion und der Kraft der Moderne. Ein Roman, der vor Geschichten nur so sprudelt, Geschichten, die so unglaublich sind und so real wie der Geruch des Hauses, dessen Quelle ganz am Ende an unerwarteter Stelle gefunden wird.
Autorenporträt
Elif Shafak lebt in der Türkei. Ihre Romane wurden in mehr als 25 Sprachen übersetzt. Für ihr Werk "Der Bastard von Istanbul" stand die Autorin wegen "Beleidigung und Verunglimpfung des Türkentums" unter Anklage, doch der Prozess wurde zu ihren Gunsten entschieden. Elif Shafak ist Universitätsdozentin, schreibt für Magazine und Zeitschriften und textet Songs für türkische Rockbands. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Istanbul.

Eric Czotscher praktiziert Hatha-Yoga seit 1978 und hat in den vergangenen Jahren auch Meditation und Aufmerksamkeitstraining als wirksame Tools für sich entdeckt. Yoga ist für ihn ein zuverlässiger Begleiter in allen Höhen und Tiefen des Berufslebens und Alltags, ob als Auslandskorrespondent in Dubai und Istanbul oder als Redaktionsleiter.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.07.2010

Süddeutsche Zeitung Bibliothek
Metropolen Band 11

Bevor der Kreis sich
schließt
Der Bonbonpalast
von Elif Shafak
Für das Mülldeckelspiel braucht man nicht viel. Ein runder Blechdeckel und einige Mitspieler reichen aus. Es müssen aber sowohl Jungs als auch Mädchen dabei sein. Es geht darum, durch Drehen und Stoppen Antworten auf die Frage finden, wann wem was passieren wird. Dazu schreibt man ins Innere des Deckels „Sofort – Morgen – Bald – Nie“, „Mir – Meinem Liebling – Meinem besten Freund – Uns allen“ und schließlich „Liebe – Ehe – Glück – Reichtum – Krankheit – Trennung – Unfall – Tod“. Das ganze Leben findet Platz auf so einem Blechdeckel, er kann beinahe alle Geschichten prophezeien: „„Meinem Liebling – Morgen – Glück“ oder „Uns allen – Nie – Trennung“. Der Erzähler in Eli Shafaks buntem Istanbul-Roman „Der Bonbonpalast“ nutzt das Spiel aus Kindertagen, um einen Anfang zu finden, den ersten Satz zu bilden: „Im Frühjahr 2002 starb in Istanbul einer von uns, bevor der Kreis sich geschlossen hatte.“
Wer aber glaubt, jetzt werde forsch eine Fabel erzählt, die das Rätsel des ersten Satzes enthüllt oder entfaltet, wer annimmt, nun werde vom Anfang zum Ende eine halbwegs gerade Handlungslinie gezogen, ja, der hat sich getäuscht. Elif Shafaks Ich-Erzähler, dessen Namen wir nie erfahren, bleibt den Kreisen und Kreiseln und dem Prinzip der Permutationen treu. Das passt schließlich besser zu einer Großstadt, wo der Unfall des einen das Glück des anderen begründen mag, wo viele nebeneinanderher leben, ohne zu wissen, was sie mit ihren Nachbarn verbindet oder wie ihr Leben mit der Welt der Toten zusammenhängt.
Der Bonbonpalast zum Beispiel, ein in die Jahre gekommenes Appartementhaus in einem sehr belebten Stadtteil, wurde über aufgehobenen Friedhöfen errichtet. Zehn Wohnungen hat das Haus, in dem viel von dem zueinander kommt, was Istanbul ausmacht: osmanische Vergangenheit und kemalistische Modernität, verschiedene Kulturen und noch unterschiedlichere Lebenswege, Skepsis, Rationalität, Heiligenlegenden, Klatsch, Gebete zu verschiedenen Göttern. Vor allem aber hat das Haus ein Müllproblem und eins mit Ungeziefer. Man spürt es im Laden der Friseurzwillinge Cemal und Celal, wo eine Kakerlake auftaucht. Auch Hygiene-Tijene aus Wohnung neun nutzt all das Putzen nichts. Es wird nichts rein weiß. Tantchen Madam, eine ältere, blondierte Dame, weiß warum. Istanbul gleicht für sie einer hochschwangeren Frau, die mehr zu sich genommen habe, als sie tragen könne. Nun reinige sich die Stadt, sondere Müll ab, ströme üble Gerüche aus.
Elif Shafak wuchs im Ausland auf, studierte in der Türkei, lehrte in den USA und kehrte dann nach Istanbul zurück, wo sie trotz ihrer Liebe fürs lange verpönte osmanische Erbe und trotz ihres Eintretens für Minderheiten eine der erfolgreichsten türkischen Autorinnen wurde. Die Vielfalt ihrer Figuren, der Reichtum der Erzählformen wird durch intelligente Komposition gebändigt und durch einen Plauderton vergnüglich, den man wohl sommerlich nennen muss.
JENS BISKY
Elif Shafak
Foto: Jutta Sommerbauer
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