Die Buchlinge sind wieder da!
In den Katakomben von Buchhaim erzählt man sich eine alte Geschichte vom sprachmächtigen Drachen Nathaviel. Angeblich besteht er aus lauter Büchern, die von der mysteriösen Kraft des Orms durchströmt sind. Die Legende besagt, der Bücherdrache habe auf jede Frage die richtige Antwort.
Der Buchling Hildegunst Zwei, benannt nach dem zamonischen Großschriftsteller Hildegunst von Mythenmetz, macht sich eines Tages auf den Weg in den Ormsumpf, wo Nathaviel hausen soll. Dabei wagt er sich in Bereiche der Katakomben, in denen es von Gefahren wie den heimtückischen Bücherjägern nur so wimmelt. Und er ahnt nicht, dass die größte Gefahr, die ihm droht, vom Bücherdrachen selber ausgeht.
In den Katakomben von Buchhaim erzählt man sich eine alte Geschichte vom sprachmächtigen Drachen Nathaviel. Angeblich besteht er aus lauter Büchern, die von der mysteriösen Kraft des Orms durchströmt sind. Die Legende besagt, der Bücherdrache habe auf jede Frage die richtige Antwort.
Der Buchling Hildegunst Zwei, benannt nach dem zamonischen Großschriftsteller Hildegunst von Mythenmetz, macht sich eines Tages auf den Weg in den Ormsumpf, wo Nathaviel hausen soll. Dabei wagt er sich in Bereiche der Katakomben, in denen es von Gefahren wie den heimtückischen Bücherjägern nur so wimmelt. Und er ahnt nicht, dass die größte Gefahr, die ihm droht, vom Bücherdrachen selber ausgeht.
Der Bücherdrache / Zamonien Bd.8, Walter Moers
Seit November 2018 ist das Walter Moers Buch „Weihnachten auf der Lindwurmfeste“ erhältlich. Dabei handelt es sich um eine zamonische Weihnachtsgeschichte für alle Fans der Zamonien Romane von Walter Moers. Im März 2019 erscheint dann Walter Moers neues Buch mit Protagonist Hildegunst von Mythenmetz (Buchling), welches zum Zamonien-Zyklus gehört und die Abenteuer des Buchling Hildegunst Zwei erzählt.Auf der Suche nach dem allwissenden Bücherdrachen
Der Bücherdrache erzählt die Geschichte von Buchling Hildegunst, der gemeinsam mit seinen Artgenossen in der Ledernen Grotte wohnt und damit beschäftigt ist, das Gesamtwerk des zamonischen Großschriftstellers Hildegunst von Mythenmetz auswendig zu lernen. Aus Abenteuerlust verlässt der Buchling eines Tages seinen sicheren Lebensraum und begibt sich in die gefährlichen Labyrinthe von Buchhaim. Auf der Suche nach dem Bücherdrachen Nathaviel, wagt sich der Buchling in den legendären Ormsumpf. Angeblich soll der Bücherdrache Bücher als Schuppen tragen und auf sämtliche Fragen die richtigen Antworten kennen.Walter Moers Buchlinge tauchten zum ersten Mal in Walter Moers Buch „Die Stadt der Träumenden Bücher“ auf. In den Katakomben unter Buchhaim stößt der Autor Hildegunst von Mythenmetz auf das kleine einäugige Volk. In Der Bücherdrache entsendet Walter Moers nun den Buchling Hildegunst Zwei auf eine abenteuerliche Reise zum Bücherdrachen Nathaviel, den keiner der Buchlinge bislang zu sehen bekam.
Walter Moers Bücher über Zamonien
Der deutsche Schriftsteller und Comicautor Walter Moers lebt in Hamburg und ist der Erfinder von Zamonien, einem phantastischen Kontinent und dessen außergewöhnlichen Bewohnern. Walter Moers Bücher sind in 20 Sprachen erhältlich.Walter Moers Zamonien Bücher in der Übersicht:
- Zamonien Buch 1: Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär (1999)
- Zamonien Buch 2: Ensel und Krete (2000)
- Zamonien Buch 3: Rumo & Die Wunder im Dunkeln (2003)
- Zamonien Buch 4: Die Stadt der Träumenden Bücher (2004)
- Zamonien Buch 5: Der Schrecksenmeister (2007)
- Zamonien Buch 6: Das Labyrinth der Träumenden Bücher (2011)
- Zamonien Buch 7: Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr (2017)
- Zamonische Weihnachtsgesichte: Weihnachten auf der Lindwurmfeste (2018)
- Zamonien Buch 8: Der Bücherdrache (2019)
Zahlreiche Preise für Walter Moers Comics
Neben der Zamonien Bücher wurde Walter Moers mit der Comicreihe „Das kleine Arschloch“ bekannt. Für seine Werke hat der aus Mönchengladbach stammende 61-jährige Autor etliche Auszeichnungen erhalten. Darunter unter anderem die Goldene Leinwand 1997 für das „Kleine Arschloch“, den Adolf-Grimme-Preis 1994 für »Käpt'n Blaubärs Seemannsgarn« sowie den Bayerischen Fernsehpreis 2009 für „Die drei Bärchen und der blöde Wolf“.Freuen Sie sich mit uns auf Walter Moers neues Buch Der Bücherdrache und tauchen Sie ein in das neue Zamonische Abenteuer.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.08.2019Eine Schuppe seines Panzers
Vom Leser zum Dichter: In Walter Moers' neuem Zamonien-Roman "Der Bücherdrache" dringt ein junger Abenteurer in die tiefsten Katakomben seiner Stadt ein. Was er dort findet, verändert ihn für immer.
Er hatte es kommen sehen, nun sitzt er wirklich in der Falle: Weil er sich neugierig in die tiefsten Katakomben der Unterwelt von Buchhaim aufmachte, um der Legende vom dort vermuteten Bücherdrachen auf den Grund zu gehen, sitzt der Buchling Hildegunst von Mythenmetz nun im Drachenmaul fest, direkt hinter den Vorderzähnen des riesigen Untiers, so dass er gerade noch einen Blick auf die sumpfige Umgebung erhaschen kann. Dass er noch lebt, verdankt er einzig dem plötzlichen Schlafbedürfnis des Drachen, der seine Kiefer dabei aber fest geschlossen hält. Eine Galgenfrist - nach diesem Schlaf, so hatte es der Drache verkündet, wird es dem Buchling an den Kragen gehen.
Buchhaim, Buchling, Hildegunst von Mythenmetz: Wer den Roman "Der Bücherdrache" unvorbereitet aufschlägt, wird all das zunächst verwirrend finden. Wer dagegen das literarische Werk von Walter Moers kennt, das seit zwanzig Jahren, beginnend mit "Die dreizehneinhalb Leben des Käpt'n Blaubär", den fiktiven Kontinent Zamonien in immer neuen Facetten beschreibt, der weiß, dass Buchhaim eine Stadt der Verleger, Autoren und Drucker ist und dass ihr in alle Richtungen, vor allem aber vertikal ausgedehnter Untergrund ein gigantisches Tunnelsystem voller Bücher in unterschiedlichen Stadien der Zersetzung darstellt. Unter den Lebewesen, die es bevölkern, sind es die Buchlinge, denen, so scheint es, Moers' besondere Liebe gilt: Es sind Kopffüßler mit zwei Armen und Beinen sowie einem einzigen Auge, das ihnen an einem langen Hals aus dem Rumpf wächst. Sie ernähren sich - so steht es in Moers' Roman "Die Stadt der träumenden Bücher - allein von Lektüre, wobei ihnen starkbändige Romane beschwerlich sind und Gedichte eine dann willkommene Diät. Schlechte Rezensionen dagegen hinterlassen einen üblen Nachgeschmack.
Die Hingabe der Buchlinge an die Texte anderer geht so weit, dass sich jeder von ihnen den Namen eines realen Dichters wählt und dessen Gesamtwerk auswendig lernt. Der im Drachenmaul gefangene Buchling nennt sich Hildegunst von Mythenmetz, nach demjenigen Autor in Lindwurmgestalt also, dem Walter Moers die Urheberschaft der Romane zuschreibt, die er selbst dann erst aus dem Zamonischen übersetzt haben will.
Auch "Der Bücherdrache" stamme von Hildegunst von Mythenmetz, heißt es, das Abenteuer des Buchlings aber, der sich einst seinen Namen ausborgte, befindet sich als ausgedehnte Binnenhandlung unter einer Schicht von Erzählungen. Der Dichter Hildegunst, das Original, berichtet von einem Traum, in dessen Verlauf er entweder nach der Lektüre eines Buches geraten war oder in dem er umgekehrt ein Buch vorgefunden hatte, das er nun im Traum las. "Träumte ich dieses Buch", fragt er sich nun, "oder träumte das Buch mich?" Er kommt nun an einer Reihe von Bildern vorbei, die an Abenteuer erinnern, die er in "Die Stadt der träumenden Bücher" beschrieben hatte, bis hin zur Begegnung mit dem düsteren Schattenkönig, wird dann aber - die nächste Erzählschicht - in ein "noch abgründigeres Buch verschleppt, tief in die zamonische Literatur". Dort trifft er endlich den Buchling, der seinen Namen trägt und ihm nun als Dank für die vielen Geschichten aus Mythenmetz' Feder, die er auswendig gelernt hat, nun "eine eigene Geschichte" erzählen will, aber nicht recht weiß, wie.
"Hier fängt der Traum erst richtig an", wendet sich Mythenmetz, das Original, nun an die Leser. Alles Bisherige, insgesamt zehn Seiten, war als Comic erzählt, das Folgende ist ein ausgeschriebener, wenn auch mit vielen Illustrationen des Autors ausgestatteter Roman. Mythenmetz der Buchling erzählt Mythenmetz dem Lindwurm von seinem Abenteuer, das - ganz in mittelalterlicher Romantradition - auf den Bericht anderer zurückgeht, nämlich seiner etwas älteren Klassenkameraden: Er solle in den Sumpf hinabsteigen, in dem der Bücherdrache lebe, und ihm eine Schuppe seines Panzers abnehmen - denn der bestehe aus lauter eingewachsenen Büchern, die sich von gewöhnlichen dadurch unterschieden, dass in ihnen die besondere zamonische literarische Inspiration, genannt "Orm", geradezu physisch spürbar sei.
Der kleine Buchling gelangt dann tatsächlich zum Drachen, der ihm - noch eine Ebene - davon erzählt, wie er einst in die Katakomben von Buchhaim geriet, sich im Sumpf aus verrotteten Büchern wälzte und irgendwann bemerkte, dass er ihren Inhalt über die Haut aufnehmen konnte und so zu einem universal gebildeten Geschöpf avancierte, ein Thema, das Moers in seinen Zamonien-Romanen gern variiert. Hier werden die Inhalte der aufgenommenen Bücher geradezu lebendig, sie dringen als nur für ihn hörbare Stimmen auf ihn ein, bekämpfen einander und verlangen ihm einiges an Konzentration ab, um diese Stoffmenge zu bündeln. All dies erzählt der Drache dem Buchling, froh offenbar darüber, Gesellschaft zu haben. Dann schickt er sich an, den Besucher zu töten, mit der Begründung, er wisse nun zu viel.
"Der Bücherdrache" knüpft also an zwei Jahrzehnte Zamonien-Dichtung an und wirft ein weiteres Schlaglicht in einen zu entdeckenden Kontinent. Auch die Hingabe an die Bücher, deren Materialität und Eigenleben kennt man bestens aus den früheren Texten bis hin zum Heraufbeschwören eines gewissen makellosen Werks, dessen Urheber einst vernichtet wurde, um den lukrativen Absatz von Durchschnittsware nicht zu behindern.
Hier aber wird ein neuer Ton angeschlagen, indem das Augenmerk nicht nur dem Schreiben von Büchern einerseits und ihrer Rezeption andererseits gilt, sondern dem Kreislauf der Inspiration, also des Orms. Denn das ist die eigentliche Essenz dieser Geschichte: Während ausgiebig vom Vergehen, vom Verfallen und Verrotten der physischen Bücher berichtet wird, von der Verwandlung der Seiten und Einbände zu Sumpfbestandteilen, stellt der Erzähler zugleich dar, wie sich der Inhalt erhält, wie das Orm, das verantwortlich ist für die Produktion dieser Bücher, unzerstört in einen anderen Organismus - hier: den Drachen - übergeht und dort aufs Neue wirksam ist, aufs Neue Texte hervorbringt.
"Jede meiner Schuppen war ein Vermögen wert, und ich besaß Tausende davon", sagt er. Der Buchling aber, der eine davon aus dem Sumpf rettet und fliehen kann, macht am Schluss eine weitere Metamorphose durch: Vom Leser, dessen höchstes Glück im Auswendiglernen bestand, wird er nun, was er eigentlich längst hatte werden wollen, allen Gepflogenheiten der Buchlinge zum Trotz: Er wird zum Erzähler seiner eigenen Geschichte.
TILMAN SPRECKELSEN
Walter Moers: "Der Bücherdrache". Roman.
Mit Zeichnungen des Autors. Penguin Verlag, München 2019. 192 S., Abb., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vom Leser zum Dichter: In Walter Moers' neuem Zamonien-Roman "Der Bücherdrache" dringt ein junger Abenteurer in die tiefsten Katakomben seiner Stadt ein. Was er dort findet, verändert ihn für immer.
Er hatte es kommen sehen, nun sitzt er wirklich in der Falle: Weil er sich neugierig in die tiefsten Katakomben der Unterwelt von Buchhaim aufmachte, um der Legende vom dort vermuteten Bücherdrachen auf den Grund zu gehen, sitzt der Buchling Hildegunst von Mythenmetz nun im Drachenmaul fest, direkt hinter den Vorderzähnen des riesigen Untiers, so dass er gerade noch einen Blick auf die sumpfige Umgebung erhaschen kann. Dass er noch lebt, verdankt er einzig dem plötzlichen Schlafbedürfnis des Drachen, der seine Kiefer dabei aber fest geschlossen hält. Eine Galgenfrist - nach diesem Schlaf, so hatte es der Drache verkündet, wird es dem Buchling an den Kragen gehen.
Buchhaim, Buchling, Hildegunst von Mythenmetz: Wer den Roman "Der Bücherdrache" unvorbereitet aufschlägt, wird all das zunächst verwirrend finden. Wer dagegen das literarische Werk von Walter Moers kennt, das seit zwanzig Jahren, beginnend mit "Die dreizehneinhalb Leben des Käpt'n Blaubär", den fiktiven Kontinent Zamonien in immer neuen Facetten beschreibt, der weiß, dass Buchhaim eine Stadt der Verleger, Autoren und Drucker ist und dass ihr in alle Richtungen, vor allem aber vertikal ausgedehnter Untergrund ein gigantisches Tunnelsystem voller Bücher in unterschiedlichen Stadien der Zersetzung darstellt. Unter den Lebewesen, die es bevölkern, sind es die Buchlinge, denen, so scheint es, Moers' besondere Liebe gilt: Es sind Kopffüßler mit zwei Armen und Beinen sowie einem einzigen Auge, das ihnen an einem langen Hals aus dem Rumpf wächst. Sie ernähren sich - so steht es in Moers' Roman "Die Stadt der träumenden Bücher - allein von Lektüre, wobei ihnen starkbändige Romane beschwerlich sind und Gedichte eine dann willkommene Diät. Schlechte Rezensionen dagegen hinterlassen einen üblen Nachgeschmack.
Die Hingabe der Buchlinge an die Texte anderer geht so weit, dass sich jeder von ihnen den Namen eines realen Dichters wählt und dessen Gesamtwerk auswendig lernt. Der im Drachenmaul gefangene Buchling nennt sich Hildegunst von Mythenmetz, nach demjenigen Autor in Lindwurmgestalt also, dem Walter Moers die Urheberschaft der Romane zuschreibt, die er selbst dann erst aus dem Zamonischen übersetzt haben will.
Auch "Der Bücherdrache" stamme von Hildegunst von Mythenmetz, heißt es, das Abenteuer des Buchlings aber, der sich einst seinen Namen ausborgte, befindet sich als ausgedehnte Binnenhandlung unter einer Schicht von Erzählungen. Der Dichter Hildegunst, das Original, berichtet von einem Traum, in dessen Verlauf er entweder nach der Lektüre eines Buches geraten war oder in dem er umgekehrt ein Buch vorgefunden hatte, das er nun im Traum las. "Träumte ich dieses Buch", fragt er sich nun, "oder träumte das Buch mich?" Er kommt nun an einer Reihe von Bildern vorbei, die an Abenteuer erinnern, die er in "Die Stadt der träumenden Bücher" beschrieben hatte, bis hin zur Begegnung mit dem düsteren Schattenkönig, wird dann aber - die nächste Erzählschicht - in ein "noch abgründigeres Buch verschleppt, tief in die zamonische Literatur". Dort trifft er endlich den Buchling, der seinen Namen trägt und ihm nun als Dank für die vielen Geschichten aus Mythenmetz' Feder, die er auswendig gelernt hat, nun "eine eigene Geschichte" erzählen will, aber nicht recht weiß, wie.
"Hier fängt der Traum erst richtig an", wendet sich Mythenmetz, das Original, nun an die Leser. Alles Bisherige, insgesamt zehn Seiten, war als Comic erzählt, das Folgende ist ein ausgeschriebener, wenn auch mit vielen Illustrationen des Autors ausgestatteter Roman. Mythenmetz der Buchling erzählt Mythenmetz dem Lindwurm von seinem Abenteuer, das - ganz in mittelalterlicher Romantradition - auf den Bericht anderer zurückgeht, nämlich seiner etwas älteren Klassenkameraden: Er solle in den Sumpf hinabsteigen, in dem der Bücherdrache lebe, und ihm eine Schuppe seines Panzers abnehmen - denn der bestehe aus lauter eingewachsenen Büchern, die sich von gewöhnlichen dadurch unterschieden, dass in ihnen die besondere zamonische literarische Inspiration, genannt "Orm", geradezu physisch spürbar sei.
Der kleine Buchling gelangt dann tatsächlich zum Drachen, der ihm - noch eine Ebene - davon erzählt, wie er einst in die Katakomben von Buchhaim geriet, sich im Sumpf aus verrotteten Büchern wälzte und irgendwann bemerkte, dass er ihren Inhalt über die Haut aufnehmen konnte und so zu einem universal gebildeten Geschöpf avancierte, ein Thema, das Moers in seinen Zamonien-Romanen gern variiert. Hier werden die Inhalte der aufgenommenen Bücher geradezu lebendig, sie dringen als nur für ihn hörbare Stimmen auf ihn ein, bekämpfen einander und verlangen ihm einiges an Konzentration ab, um diese Stoffmenge zu bündeln. All dies erzählt der Drache dem Buchling, froh offenbar darüber, Gesellschaft zu haben. Dann schickt er sich an, den Besucher zu töten, mit der Begründung, er wisse nun zu viel.
"Der Bücherdrache" knüpft also an zwei Jahrzehnte Zamonien-Dichtung an und wirft ein weiteres Schlaglicht in einen zu entdeckenden Kontinent. Auch die Hingabe an die Bücher, deren Materialität und Eigenleben kennt man bestens aus den früheren Texten bis hin zum Heraufbeschwören eines gewissen makellosen Werks, dessen Urheber einst vernichtet wurde, um den lukrativen Absatz von Durchschnittsware nicht zu behindern.
Hier aber wird ein neuer Ton angeschlagen, indem das Augenmerk nicht nur dem Schreiben von Büchern einerseits und ihrer Rezeption andererseits gilt, sondern dem Kreislauf der Inspiration, also des Orms. Denn das ist die eigentliche Essenz dieser Geschichte: Während ausgiebig vom Vergehen, vom Verfallen und Verrotten der physischen Bücher berichtet wird, von der Verwandlung der Seiten und Einbände zu Sumpfbestandteilen, stellt der Erzähler zugleich dar, wie sich der Inhalt erhält, wie das Orm, das verantwortlich ist für die Produktion dieser Bücher, unzerstört in einen anderen Organismus - hier: den Drachen - übergeht und dort aufs Neue wirksam ist, aufs Neue Texte hervorbringt.
"Jede meiner Schuppen war ein Vermögen wert, und ich besaß Tausende davon", sagt er. Der Buchling aber, der eine davon aus dem Sumpf rettet und fliehen kann, macht am Schluss eine weitere Metamorphose durch: Vom Leser, dessen höchstes Glück im Auswendiglernen bestand, wird er nun, was er eigentlich längst hatte werden wollen, allen Gepflogenheiten der Buchlinge zum Trotz: Er wird zum Erzähler seiner eigenen Geschichte.
TILMAN SPRECKELSEN
Walter Moers: "Der Bücherdrache". Roman.
Mit Zeichnungen des Autors. Penguin Verlag, München 2019. 192 S., Abb., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Wie aus allen Büchern von Walter Moers sprudelt auch aus diesem die fast schon kindliche Begeisterung für Wortspiele, und die große Liebe zur Sprache.« hr2 Kultur
»So wunderbar das Buch ist, so herausragend ist das zugehörige Hörbuch«