Willy Seidel (1887-1934) war ein deutscher Schriftsteller. Willy Seidels erzählerisches Werk hat mehrere Facetten: In seinen frühen Arbeiten war er als Schilderer ferner Länder ein typischer Vertreter des Exotismus; allerdings ging Seidel bald darüber hinaus und übte Kritik am Kolonialismus. Die Schilderung seines Amerika-Aufenthalts Der neue Daniel ist ausgesprochen amerikakritisch. Aus dem Buch: "Das war im glücklichen Upolu, und bei tiefstem Zwielicht. Noch war der Himmel schwarz. Aber schon rauchte die See am Riff, und ein sachter Wind blies die Sterne aus. Innerhalb des Palmengürtels klapperte es, wie wenn man eine Matte klopft. Dann folgte ein gurgelnder Schrei, der bald seine Antwort fand, und nun sangen alle Hähne von Mata'utu, den weiten Strand hinab: "Ü - ü - ü." Wie um sich zu beweisen, daß sie noch lebten, und unermüdlich lebten, ließen sie ihre Stimmbänder gellen. Sie taten es dreimal des Nachts, um zwölf, um zwei und um vier Uhr. Zwischendurch saßen sie, farbig und stumm, als schlafende Tropenvögel, auf den obersten Zuckerrohrverschalungen der Hütten oder in den Ästen der Brotfruchtbäume."