Als erster namhafter Fußballklub ließ Borussia Dortmund untersuchen, wie die nationalsozialistische Zeit in das Vereinsleben eingriff. Das Buch des BVB-Archivars und Stadtpressesprechers Gerd Kolbe schildert eindringlich den Alltag unter dem NS-Regime, die mörderischen Repressalien ebenso wie die Solidarität der "Vereinsfamilie". Im Dezember 2002 der Öffentlichkeit vorgestellt, erfuhr die Studie eine bundesweite Resonanz. Die WAZ schrieb: "Ausführliche Interviews mit Zeitzeugen jener finsteren Jahre gewähren dem Leser einen anschaulichen Blick in das Vereinsleben des aufstrebenden Klubs, der trotz Gleichschaltung darauf verzichtete, den berüchtigten Arier-Paragrafen in die Satzung aufzunehmen."
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Udo Feist findet es sehr lobenswert, dass mit diesem Buch Borussia Dortmund als erster Fußballverein seine Geschichte in der Nazizeit aufarbeitet. Der Verein habe diese Studie selbst in Auftrag gegeben und mit dem Verfasser, Leiter der Stadtpressestelle und Sprecher des BVB, einen Autor gefunden, der sowohl "gefällig" als auch präzise zu schreiben versteht und dabei stets die "Distanz" wahrt, so Feist beifällig. Ihm macht das Buch deutlich, dass die Borussia zwar kein "Heldenverein" gewesen ist, doch sich auch nicht voll und ganz der Ideologie der Nationalsozialisten verschrieben hatte. Der vom Autor geprägte Begriff von der "Borussenfamilie" möge zwar kitschig klingen, treffe aber ganz gut, was den bis heute andauernden Mythos vom BVB ausmache, so der Rezensent zufrieden. Dabei, lobt Feist, ist die Studie auch ein Stück "Normalo-Soziologie".
© Perlentaucher Medien GmbH
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