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Unter den Würzburger Wissenschaftlern des 19. Jahrhunderts ist Matthias von Lexer zweifellos der am häufigsten zitierte Autor. Aufgewachsen im Lesachtal im südlichen Kärnten, ausgebildet in Marburg an der Drau, in Graz und Berlin, ist der Müllersohn weit herumgekommen. Ursprünglich wollte er sich in Graz etablieren. Er wirkte dann als Lehrer in Ungarn bei den Grafen Hunyadi und an dem damals noch deutschsprachigen Ober-Gymnasium in Krakau. Er ging zur Bayerischen Akademie der Wissenschaften, arbeitete als Chroniken-Herausgeber in Nürnberg, promovierte in Erlangen und wurde schließlich 1863…mehr

Produktbeschreibung
Unter den Würzburger Wissenschaftlern des 19. Jahrhunderts ist Matthias von Lexer zweifellos der am häufigsten zitierte Autor. Aufgewachsen im Lesachtal im südlichen Kärnten, ausgebildet in Marburg an der Drau, in Graz und Berlin, ist der Müllersohn weit herumgekommen. Ursprünglich wollte er sich in Graz etablieren. Er wirkte dann als Lehrer in Ungarn bei den Grafen Hunyadi und an dem damals noch deutschsprachigen Ober-Gymnasium in Krakau. Er ging zur Bayerischen Akademie der Wissenschaften, arbeitete als Chroniken-Herausgeber in Nürnberg, promovierte in Erlangen und wurde schließlich 1863 nach Freiburg/Breisgau als Germanist berufen. Dort war ihm eine zunächst außerordentliche Professur angeboten worden. Von dieser wurde er 1868 auf den Würz burger Lehrstuhl für Germanistik berufen. Die Würzburger Jahre von 1868 bis 1891 sind die bedeutendsten dieses heraus ragenden Sprachwissenschaftlers. Sein Kärntisches Wörterbuch hatte er schon vor 1860 erarbeitet, damals noch unter der Intention möglicherweise im Süden Österreichs in der Steiermark verbleiben zu können. Es wurde 1882 bei Hirzel in Leipzig verlegt (mit diesen Aktivitäten an dem Wörterbuch war die Hoffnung verbunden, in Österreich eine Stelle zu finden, dies scheiterte jedoch am öffentlichen Desinteresse). In Würzburg brachte er innerhalb von neun Jahren sein bis heute unerreichtes Mittelhochdeutsches Handwörterbuch heraus. Hier gewann er als zweimaliger Rektor großen Einfluß und beteiligte sich auch an der Berufung des Baltendeutschen Ernst von Bergmann – in Würzburg chirurgischer Ordinarius von 1878 bis 1882 – und stellte damit unbewußt die Weichen für die spätere Prägung seines Sohnes Erich Lexer, geboren 1867, in Richtung Heilkunde und insbesondere der Chirurgie. Matthias von Lexer galt bei seinen Würzburger Studenten als schwer genießbar. Seine Vorlesungen waren so anstrengend, daß sich viele Hörer vertrieben fühlten. Nichtsdestotrotz war er von unvorstellbar überbordender mentaler Leistungsfähigkeit. Nichts konnte er vergessen, sein Gedächtnis war phänomenal. Er trainierte es durch eine Unzahl von lexikonartigen handschriftlichen Artikeln, die seiner Wörterbucharbeit dienten. Wer ihn traf, stolperte über seine weit ausgebeulten zettelgefüllten Brust- und Gesäßtaschen. Diese Notizen wurden täglich erstellt, am Abend alphabetisch sortiert und verinnerlicht. Dieses Zettelwerk war die Basis seines überragend lexikographischen Schaffens. Seine Studenten sparten nicht mit Spott und Karikaturen, haben allerdings die großartige Grundlage für sein Wirken und die Darstellung des mittelhochdeutschen Wortschatzes – der im Wörterbuch präsentiert wurde – nicht erfaßt. Gefragt, warum er denn nur ein Lexikon mache, pflegte er zu antworten: Was soll man schon anderes tun, wenn man Lexer heißt.