Angesichts unserer Gegenwart, in der nichts mehr sicher scheint, schildert Anna Katharina Hahn einen Stuttgarter Chor als Spiegel einer ganzen Stadtgesellschaft. Einfühlsam und unerbittlich porträtiert sie in ihrem neuen Roman Frauen aus drei Generationen - in ihren Stärken und Schwächen, ihren Gefühlen, ihrer Sensibilität und ihrer Gnadenlosigkeit.
Endlich wieder offline! Schon vor den Lockdowns war die Probe ihres Frauenchors für Alice, Marie und ihre ältere Freundin Lena der Höhepunkt der Woche. Nachdem sie viel zu lange nur hinter Masken oder gar nicht zusammen singen konnten, erkennen sie deutlich, was sie entbehrt haben. Ihre Freundschaften haben die Pandemie überlebt, allerdings auch ihre Probleme miteinander. Alice, der beruflich fast alles gelingt, leidet darunter, dass Marie nicht mehr mit ihr spricht. Während Lena, eine pensionierte Lektorin, sich über das Altern keine Illusionen macht. Ein offenes Geheimnis ist die Abneigung der meisten Sängerinnen gegen Cora, die in prekären Verhältnissen lebt und den Chor zur Jobsuche nutzt. Als Sophie, eine vereinsamte Studentin, bei den Proben auftaucht, beginnt ein emotionaler Aufruhr. Besonders für Alice: Plötzlich entdeckt sie Gefühle, die sie selbst überraschen.
Endlich wieder offline! Schon vor den Lockdowns war die Probe ihres Frauenchors für Alice, Marie und ihre ältere Freundin Lena der Höhepunkt der Woche. Nachdem sie viel zu lange nur hinter Masken oder gar nicht zusammen singen konnten, erkennen sie deutlich, was sie entbehrt haben. Ihre Freundschaften haben die Pandemie überlebt, allerdings auch ihre Probleme miteinander. Alice, der beruflich fast alles gelingt, leidet darunter, dass Marie nicht mehr mit ihr spricht. Während Lena, eine pensionierte Lektorin, sich über das Altern keine Illusionen macht. Ein offenes Geheimnis ist die Abneigung der meisten Sängerinnen gegen Cora, die in prekären Verhältnissen lebt und den Chor zur Jobsuche nutzt. Als Sophie, eine vereinsamte Studentin, bei den Proben auftaucht, beginnt ein emotionaler Aufruhr. Besonders für Alice: Plötzlich entdeckt sie Gefühle, die sie selbst überraschen.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Eine "Stichprobe hinein ins bürgerliche Leben" nimmt Rezensentin Judith von Sternburg mit Anna Katharina Hahns Roman "Der Chor". In ihren letzten Romanen erwies sich die Schriftstellerin stets als Vorausdeuterin gesellschaftlicher Phänomene, die sie in ihren Romanen prophezeit, bevor sie im allgemeinen Bewusstsein angekommen sind. Ob das hier auch der Fall sein wird, wird sich noch zeigen - sicher ist, dass Hahn in ihrer "dunkel grundierten" Geschichte über einen Stuttgarter Frauenchor erneut eine hellsichtige Gesellschaftsanalyse vorgelegt hat, lobt die Kritikerin. "Hyperrealistisch" und mit überraschenden Wendungen werden die Dynamiken zwischen den Sängerinnen geschildert: Erzählt wird aus der Perspektive von Alice, erklärt Sternburg, einer "Aufsteigerin alter Schule", die Personalchefin in einem Kaufhaus geworden ist. Eine Art Gegenpart bildet Cora, die am unteren Rand der Gesellschaft steht, und sich im Laufe der Handlung deshalb vieles von den anderen gefallen lassen muss. Zusammen bilden die Sängerinnen einen "Querschnitt" der Gesellschaft, so Sternburg, die auch von den zusätzlichen Kapiteln, in denen die Schicksale der einzelnen Frauen noch einmal näher geschildert werden, begeistert ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»... Anna Katharina Hahn muss ihr Sensorium überall haben, jedenfalls nimmt sie soziale (und sonstige) Erschütterungen wahr, bevor sie im Bewusstsein der romanlesenden Menge angekommen sind. Eine Prophetin, aber nicht aus Gründen der Zauberei, sondern aus einem Geist der steten Aufmerksamkeit heraus.« Judith von Sternburg Frankfurter Rundschau 20241015