Victor ist studierter Komponist, dennoch muss der rumänische Einwanderer seinen Lebensunterhalt als Paketfahrer verdienen. Häufig stellt er Büchersendungen vor Bianca Martinis Wohnungstür ab, angetroffen hat er die geheimnisvolle Dame noch nie. Als er eines Tages ein hübsch verziertes Päckchen
ausliefert, in dem er Dessous vermutet, macht Victors Fantasie Überstunden und er möchte die in seiner…mehrVictor ist studierter Komponist, dennoch muss der rumänische Einwanderer seinen Lebensunterhalt als Paketfahrer verdienen. Häufig stellt er Büchersendungen vor Bianca Martinis Wohnungstür ab, angetroffen hat er die geheimnisvolle Dame noch nie. Als er eines Tages ein hübsch verziertes Päckchen ausliefert, in dem er Dessous vermutet, macht Victors Fantasie Überstunden und er möchte die in seiner Vorstellung sehr schöne und belesene Frau kennen lernen. Dazu lässt er sich in einer Buchhandlung zu einem passenden Buchgeschenk beraten - was der erste Schritt in einer Kette von Ereignissen ist, die Victors Leben auf ungeahnte Weise verändern werden.
"Der Club der Bücherfeen" von Thomas Montasser ist eine Geschichte, deren Grundidee mein bibliophiles Herz sofort angesprochen hat, leider konnte die Umsetzung meiner Meinung nach das Potential des Plots nicht wirklich entfalten. Bei der Vielfalt der Themen, die in der Handlung angesprochen werden, hätte das Buch für mich deutlich mehr Seiten haben müssen, um stellenweise weiter in die Tiefe gehen zu können. Victor ist ein durchaus sympathischer Protagonist und seine Lebensumstände könnten sicherlich aus dem realen Leben gegriffen sein - doch wirklich nahe konnte ich ihm emotional nicht kommen. Auch die Figuren in seinem Umfeld habe ich zwar gemocht, sie schienen mir allerdings alle recht oberflächlich dargestellt zu sein.
Zwischen der Rahmenhandlung um Victor und Bianca gab es immer wieder Abschnitte, die aus anderen Büchern zitiert waren - doch anstatt mich (wie es sicher vom Autor gedacht war) von den literarischen Schätzen zu begeistern, haben mich die Abschweifungen in verschiedene Fantasiewelten der Protagonisten eher irritiert. Zumal oft kaum ein Übergang zwischen dem eigentlichen Handlungsverlauf und dem Abgleiten in Träume und Gedanken zu erkennen war. Ein weiterer Kritikpunkt ist die in meinen Augen doch recht unrealistische Entwicklung der Ereignisse - alleine die Vorstellung, dass Victor seinen Arbeitstag durch die (inoffizielle) Nutzung seines Lieferwagens zum Bücherbus um Stunden verlängert, weicht weit von Allem ab, was ich bisher über den stressigen und ohnehin schon sehr langen Alltag der Paketzusteller gehört habe.
So liebenswert es auch war, Victor bei seiner Entdeckung der verschiedenen Bücher zu begleiten, so schwer fiel mir die Vorstellung, wie sein Leben vor dieser Zeit ausgesehen haben könnte. Dass dieser doch so feinsinnig dargestellte Mann vorher nur für Essen, Schlafen und Arbeiten gelebt hat, kommt mir nicht glaubwürdig vor. Insgesamt konnte mich dieser Roman daher leider nicht in dem Maße bezaubern, wie ich mir es vom Klappentext her erhofft hatte.
Fazit: Die zauberhafte Grundidee der Geschichte hat sich für mich in Unglaubwürdigkeiten und fehlender Tiefe verloren, es schien, als ob stellenweise mehr Wert auf die Literaturzitate als auf den eigentlichen Handlungsfaden gelegt wurde, wodurch mir der Gesamteindruck eher zusammengestückelt vorkam. Schade.