20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg wandert der aus Süddeutschland stammende junge Metzgermeister Fidelis Waldvogel mit seiner Frau Eva nach Amerika aus, um in dem kleinen Ort im amerikanischen North Dakota einen Neuanfang zu wagen. Fidelius eröffnet eine Metzgerei,
um den Lebensunterhalt für die Familie zu sichern. Um seinen Wurzeln auch in Amerika Rechnung zu…mehr20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg wandert der aus Süddeutschland stammende junge Metzgermeister Fidelis Waldvogel mit seiner Frau Eva nach Amerika aus, um in dem kleinen Ort im amerikanischen North Dakota einen Neuanfang zu wagen. Fidelius eröffnet eine Metzgerei, um den Lebensunterhalt für die Familie zu sichern. Um seinen Wurzeln auch in Amerika Rechnung zu tragen, gründet Fidelis einen Gesangsverein und findet bald einige Mitglieder, die wie er das Singen lieben. Als Eva sich mit Delphine anfreundet und diese in der Metzgerei eine Anstellung findet, erlebt die Metzgerei einen regelrechten Aufschwung, was wohl auch an Delphines interessantem Vorleben liegt, ist sie doch als Akrobatin durchs Land getingelt. Doch Delphine bringt nicht nur die Kasse zum Klingeln, sondern auch einiges an Unruhe in das Leben von Fidelius und Eva…
Louise Erdrich hat mit ihrem Roman „Der Club der singenden Metzger“ einen sehr unterhaltsamen und atmosphärischen Roman vorgelegt, der den Leser schnell durch die besonders flüssige, detaillierte und eindringliche Erzählweise der Autorin in den Bann schlägt. Erdrich, selbst mit indianischen Wurzeln ausgestattet, lässt den Leser wieder einmal teilhaben an der Kultur, den Handlungsweisen und Charakterzügen ihrer Vorfahren sowie an den Schicksalsschlägen, die diese zu erleiden hatten. Gleichzeitig erschafft sie mit Fidelis Waldvogel und Delphine zwei Personen, die in einem kleinen amerikanischen Örtchen wie Paradiesvögel von allen erst einmal misstrauisch beäugt, aber dann doch schnell in die Gemeinschaft integriert werden, da sie der Allgemeinheit und dem Zusammenleben dienen. Dabei lässt die Autorin dem Leser genügend Raum, um die mal humorvollen, mal bedrückenden Zwischentöne zwischen den Zeilen wahrzunehmen, die das Miteinander der Ureinwohner und Neuamerikaner begleiten und oftmals auch auf den dort herrschenden Rassismus hindeuten, unter dem die Indianer zu leiden haben. Mit gut platzierten Wendungen wartet die Autorin ebenfalls auf, so dass die Geschichte nicht vorhersehbar ist und für den Leser bis zum Ende überraschend bleibt.
Die Charaktere sind ausgesucht feinfühlig und interessant besetzt, sie strahlen Individualität sowie Authentizität aus, der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen. Fidelis ist ein mutiger Mann, der sich aus seiner gewohnten Umgebung ins Ungewisse wagt, um dort völlig neu anzufangen. Er ist zudem ein Mann, dem ein Wort noch gilt und der sich seine eigenen Traditionen bewahrt. Eva ist ihm eine treue Ehefrau, die mit der Eingewöhnung zu Beginn ihre Probleme hat, jedoch die Sicherheit ihres Ehemannes genießt, was sie an Stärke gewinnen lässt. Die Freundschaft mit Delphine ist eine willkommene Abwechslung, die sie von ihrem Heimweh ablenkt. Delphine ist eine junge Frau, die ein hartes Leben auf der Straße geführt und nun zum ersten Mal eine etwas gesicherte Stellung innehat. Sie ist allerdings auch eine geheimnisvolle Frau, deren Wesen und Beweggründe nicht so leicht zu durchschauen sind.
„Der Club der singenden Metzger“ ist ein intensiv erzählter Roman, dessen Ausgang den Leser noch überraschen kann und ihn in Gedanken noch beschäftigt, wenn die letzte Seite gelesen ist. Verdiente Leseempfehlung!