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Wir sind alle mehr oder weniger der Illusion aufgesessen, das Geschehen in Wirtschaft und Börse ebenso gut erklären und voraussagen zu können, wie uns dies in den Naturwissenschaften bereits gelungen ist. Im vorliegenden Buch räumt ein promovierter Wissenschaftler, der aber auch Praktiker und Börsenkenner ist, mit diesem Irrglauben auf. Konkret werden hierzu die Grenzen unserer herrschenden Wirtschaftswissenschaft und der bekanntesten Börsentheorien aufgezeigt, und dabei die Zusammenhänge erläutert, weshalb wir mit allen Theorien, von der einfachen Charttechnik bis zur ausgefeilten…mehr

Produktbeschreibung
Wir sind alle mehr oder weniger der Illusion aufgesessen, das Geschehen in Wirtschaft und Börse ebenso gut erklären und voraussagen zu können, wie uns dies in den Naturwissenschaften bereits gelungen ist. Im vorliegenden Buch räumt ein promovierter Wissenschaftler, der aber auch Praktiker und Börsenkenner ist, mit diesem Irrglauben auf. Konkret werden hierzu die Grenzen unserer herrschenden Wirtschaftswissenschaft und der bekanntesten Börsentheorien aufgezeigt, und dabei die Zusammenhänge erläutert, weshalb wir mit allen Theorien, von der einfachen Charttechnik bis zur ausgefeilten Fundamentalanalyse, zwangsläufig immer wieder Schiffbruch erleidenn müssen. Aber genau dieses Scheitern aller Theorien muß jedoch nicht heißen, daß wir nunmehr die Börse zu meiden hätten. Nein, ganz im Gegenteil sogar. Wir sollten uns hierbei nur so verhalten, wie es Odysseus in Erwartung der Gesänge der Sirenen getan hat: Das heißt, wir müssen uns selbst gleichsam festbinden, indem wir unser Anlageverhalten automatisieren. Denn nur dann können wir ruhig den sirenenhaften Versprechungen aller Theorien und Tagesmeinungen lauschen. Und laufen nicht mehr Gefahr, uns dadurch den eigenen Anlageerfolg zunichte machen zu lassen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.1997

Die Kunst, Aktienkurse vorherzusagen
Eine widersprüchliche Analyse ökonomischer Theorien

Bernd Niquet: Der Crash der Theorien. Eine neue Sichtweise von Wirtschaft und Börse. Mit einem Vorwort von André Kostolany. Börsenbuch-Verlag, Kulmbach 1997, 245 Seiten. 49 DM.

Das nicht allzu umfangreiche Werk "Der Crash der Theorien" enthält drei Bücher in einem. Zunächst handelt es sich um eine gelungene Beschreibung und eine Kritik der gängigen Prognoseverfahren für Aktienkurse. Bernd Niquet, ein ausgebildeter Bankier und Ökonom, erläutert recht ausführlich die technische und die fundamentale Analyse sowie die Portfoliotheorie. Daneben wirft der Autor auch einen Blick auf die weniger verbreiteten Krisentheorien von Paul C. Martin und Johann Philipp Freiherr von Bethmann. Niquet geht es vor allem darum, die einschlägigen Prognoseverfahren zu entzaubern. Er erklärt einleuchtend, warum die Hoffnung auf die Planbarkeit von Kursgewinnen am Aktienmarkt ein Wunschtraum bleiben muß.

Für den Nachweis der Fragwürdigkeit von Kursprognosen brauchte man eigentlich keine intimen Kenntnisse der Wirtschaftstheorie. Niquet will daneben, quasi in einer Art Buch im Buch, aber auch zeigen, warum die herrschende Wirtschaftstheorie, die er stark vergröbert unter dem Namen Neoklassik präsentiert, keine adäquate Theorie einer Geldwirtschaft zu erbringen vermag. Den tatsächlichen oder vermeintlichen Unzulänglichkeiten der Neoklassik stellt er die von ihren wenigen Vertretern als Alternativmodell entwickelte Berliner Schule des Monetärkeynesianismus gegenüber. Diese von dem Ökonomen Hajo Riese geprägte Schule meint, der Wirtschaftsablauf sei maßgeblich von den Dispositionen der Vermögensbesitzer geprägt. Der Monetärkeynesianismus führt innerhalb der Ökonomik ein Außenseiterdasein - unter anderem, weil sich seine akademischen Anhänger beharrlich weigern, ihre Theorie auf eine allgemeinverständliche Weise zu präsentieren. Niquet stellt immerhin einzelne Elemente des Monetärkeynesianismus mit klaren Worten vor.

Abschließend will der Autor die Wirtschaftstheorie "wiederaufbauen", um mit ihrer Hilfe doch noch zu brauchbaren Aussagen über den Aktienmarkt zu gelangen. Das ist der am meisten ambitionierte Teil des Buches, aber zugleich auch der schwächste. Nachdem Niquet zuvor mit Hilfe von Poppers Philosophie, die jede Existenz historischer Gesetzmäßigkeiten abstreitet, die traditionellen Kurstheorien mit guten Gründen kritisiert hat, behauptet er jetzt plötzlich, es gebe doch eine "einzige Gesetzmäßigkeit" im Wirtschaftsleben: Die Aktienkurse werden auf längere Sicht steigen. Dem Anleger empfiehlt er daher eine sogenannte "Odysseus-Strategie", die eine langfristig orientierte Kapitalanlage in Aktien vorsieht. Diese Strategie mag sich durchaus als vorteilhaft erweisen. Der Anspruch des Autors, seine Empfehlung wissenschaftlich zu fundieren, geht indessen fehl.

Höchst verwirrend sind schließlich die Ausführungen zum Euro. Niquet postuliert hier zunächst noch nachvollziehbar, daß sich für Deutschland nichts ändern werde, falls der Euro eine harte Währung werden sollte. Das Argument, ein schwacher Euro (gemessen am Wechselkurs) wäre auch nicht nachteilig, weil die Europäische Zentralbank auf jeden Fall die Inflation bekämpfen werde, ist hingegen in sich widersprüchlich. Besonders bizarr wirkt die Aussage, ein schwacher Euro biete bessere Möglichkeiten zur Altersvorsorge, weil die Deutschen aus Kostengründen auf Urlaube außerhalb Europas verzichten müßten.

Als Fazit läßt sich festhalten: Die ersten 160 Seiten des Buches sind lesenswert, weil sie den Anleger nachdrücklich vor einem naiven Glauben an Kursprognosen warnen. Im abschließenden Drittel geht es aus ökonomischer Sicht drunter und drüber. Die Behauptung, Aktienanlagen seien erfolgversprechend, kann ebenso falsch wie richtig sein. Die Zukunft läßt sich weder mit guten noch mit wirren ökonomischen Theorien vorhersagen. GERALD BRAUNBERGER

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