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Die Hauptpersonen: Klaus "Das Hirn" Esser und Chris "Cricket" Gent. Das Stück: Der größte Deal, den die Weltwirtschaft je gesehen hat. Die deutsche Mannesmann AG wird nach dreimonatiger Abwehrschlacht vom englischen Vodafone übernommen. Jetzt liegt der Ablauf dieses Geschäftes minutiös recherchiert vor. Für umgerechnet 190 Milliarden Euro übernimmt Vodafone im April 2000 seinen Hauptkonkurrenten auf dem Mobilfunkmarkt, die deutsche Mannesmann AG. Nie zuvor ging es um Werte in dieser Größenordnung - und nie mehr danach. Zum Vergleich: Der Chrysler-Deal kostete Daimler-Benz "nur" 37 Milliarden…mehr

Produktbeschreibung
Die Hauptpersonen: Klaus "Das Hirn" Esser und Chris "Cricket" Gent. Das Stück: Der größte Deal, den die Weltwirtschaft je gesehen hat. Die deutsche Mannesmann AG wird nach dreimonatiger Abwehrschlacht vom englischen Vodafone übernommen. Jetzt liegt der Ablauf dieses Geschäftes minutiös recherchiert vor.
Für umgerechnet 190 Milliarden Euro übernimmt Vodafone im April 2000 seinen Hauptkonkurrenten auf dem Mobilfunkmarkt, die deutsche Mannesmann AG. Nie zuvor ging es um Werte in dieser Größenordnung - und nie mehr danach. Zum Vergleich: Der Chrysler-Deal kostete Daimler-Benz "nur" 37 Milliarden Dollar.
In vielen persönlichen Interviews mit den Hauptakteuren hat Thomas Knipp die Schlacht der beiden Telekommunikations-Giganten um die weltweite Marktführerschaft recherchiert. Klaus Esser und Chris Gent entpuppen sich dabei als aus dem gleichen Holz geschnitzt. Genau dieser Gegenspieler bedurfte es, um das Mega-Ergebnis zu erzielen. Sechs Jahre nach dem großen Deal zieht Thomas Knipp spannende Bilanz: Was waren die Folgen der Übernahme für das Unternehmen, die Arbeitnehmer, die Aktionäre und die Verbraucher.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.02.2007

Die wahre Geschichte des Mannesmann-Deals

Es war die spannendste Übernahme aller Zeiten: Vodafone kauft Mannesmann. Jetzt erscheint das Buch zum Wirtschaftskrimi.

VON HAROLD JAMES

Thomas Knipp hat einen starken politischen und wirtschaftlichen Thriller geschrieben, der eine Geschichte erzählt, welche die Deutschen "Grübaz" (größte Übernahme aller Zeiten) nennen mögen: Im Februar 2000 gelang dem schnell wachsenden britischen Mobilfunkbetreiber Vodafone eine feindliche Übernahme des ehrwürdigen deutschen Industriegiganten Mannesmann für rund 190 Milliarden Euro. Dieses Jahrtausendereignis markierte auch das Ende dessen, was man oft Deutschland AG genannt hat.

Knipps Geschichte beschreibt zutreffend (und ziemlich sympathisch) die Hauptpersonen, ihre Berater und ihre Hintergründe. Klaus Esser von Mannesmann und Chris Gent von Vodafone ähnelten sich. Sie waren typische Produkte der unmittelbaren Nachkriegszeit, die aus relativ bescheidenen Verhältnissen stammten und Wirtschaftskapitäne und dann Superstars eines epischen Konflikts wurden.

Kurz zusammengefasst, handelte es sich um eine Dreiecksgeschichte aus Liebe und Hass zwischen deutschen, britischen und französischen Unternehmen in einer sich rasch entwickelnden Technologiebranche. Es gibt ausdrückliche Verweise in Knipps Arbeit auf klassische Großmachtdiplomatie à la Bismarck, und er verweist wiederholt auf Investmentbanker, die wie Diplomaten alten Stils Entscheidungen zu beeinflussen versuchten.

Deutschland suchte sich einer britischen Drohung durch eine Allianz mit Frankreich zu erwehren. In die Sprache des Übernahmekampfes übersetzt, fürchtete Mannesmann eine feindliche Übernahme, und Klaus Esser dachte, er könne sich nur durch sehr schnelles Wachstum und eine Fusion mit einem europäischen Partner, der unter Führung Jean-Marie Messiers stehenden französischen Vivendi, retten. Doch das perfide Frankreich sprach mit Großbritannien, und das betrogene Deutschland sah sich der Gnade der Westmächte ausgeliefert.

Es wäre ebenfalls möglich, die Geschichte als eine Seifenoper menschlicher Beziehungen zu schreiben. So scheint Esser die Geschichte seines Unternehmens als eine Anwendung von "Human Sex Appeal" (Englisch im Original) gesehen zu haben. Anscheinend sagte er Gent im Moment der Niederlage: "Wenn Sie darauf eingehen, finden wir Ihren Vorschlag richtig sexy." Knipp fügt dann hinzu: "Die beiden Männer sahen sich eine Sekunde lang direkt in die Augen. Schweigen erfüllte den Raum ..." Vielleicht komponiert zurzeit ja schon jemand die Musik für einen Film zu diesem Buch?

Nach Knipps Ansicht gewann Gent die Auseinandersetzung, weil er besser mit den Medien umgehen konnte. Er und Vodafone beschäftigten zwei Banken und vier Medienberater, während Mannesmann zwei Medienagenturen und vier Banken hatte. Einer der entscheidendsten Durchbrüche fand statt, als Gent unangemeldet Journalisten im Düsseldorfer Steigenberger Parkhotel mit Räumen, Steaks und Rotwein versorgte. Es scheint, dass Finanzjournalisten ziemlich anpassungsfähig sind. Andererseits porträtiert Knipp Esser als den Mann mit der besseren langfristigen Vision der technologischen Möglichkeiten.

Drei Schlussfolgerungen ergeben sich aus diesem Buch: Erstens ist es für Europa besser, wenn nationale Rivalitäten zwischen kapitalistischen Titanen ausgefochten werden statt zwischen Armeen und Politikern. Es mangelt nicht an einer ziemlich kriegerischen Sprache: Die Briten stürmten die "Festung Deutschland"; die britischen Raider waren "Barbaren vor den Toren"; sowohl Esser als auch Gent versuchten "die Vorherrschaft in Europa" zu "erobern"; Gent blockierte eine "friedliche Lösung".

Was war das Ergebnis, nachdem die Barbaren eingedrungen waren? Knipp stellt zu Recht heraus, dass die Übernahme erhebliche Gewinne erzeugte: für die Aktionäre von Mannesmann, aber auch für neue Technologien. Mehr Jobs wurden in Deutschland geschaffen. Wenn es Verlierer gab, dann waren es die Aktionäre von Vodafone, die eindeutig zu viel für die Übernahme zahlten. Gent wurde bald als CEO von Vodafone entlassen, nachdem der Aktienkurs eingebrochen war.

Zweitens sind Interventionen von Politikern in Konflikten zwischen Unternehmen kontraproduktiv. So kündigte Bundeskanzler Gerhard Schröder an, dass ein Sieg von Vodafone die Firmenkultur in beiden Ländern beschädigen könnte. Die unmittelbare Konsequenz war, dass Investoren befremdet waren; deutsche Geschäftsleute und Banker waren besonders entsetzt, schließlich wollten sie in der Lage sein, Unternehmen in anderen europäischen Ländern zu kaufen.

Drittens stellt Knipp heraus, dass die meisten Menschen in Deutschland unfähig scheinen, die ersten beiden Punkte zu verstehen. Stattdessen folgte der Übernahme von Mannesmann eine absurde juristische Kontroverse, in der es um eine Frage ging, die dem Mann auf der Straße wie vielen Kommentatoren und Intellektuellen empörend schien - die vom Aufsichtsrat und den neuen Eigentümern Esser und anderen Mannesmann-Managern gewährten Zahlungen, die einen gleitenden Übergang zum neuen Regime sichern sollten.

Einen der überzeugendsten Teile des Buches bilden die Analyse der schwachen Anklage der Staatsanwaltschaft und die sonderbare Entscheidung des Bundesgerichtshofs, den Fall nach den Freisprüchen des Düsseldorfer Landgerichts wiederzueröffnen. Es ist wahrlich ironisch, obwohl vielleicht nicht allzu überraschend, dass das Konzept der Untreue einer Formulierung der Nationalsozialisten aus dem Jahre 1933 entstammt. Das ist nicht überraschend, weil in den dreißiger Jahren die erstaunlichsten und weitreichendsten Reaktionen gegen die Marktwirtschaft zu beobachten waren. Der deutsche Nationalsozialismus war eine extreme Version dieser Reaktion. Knipp betont zu Recht, dass das Deutschland des 21. Jahrhunderts sich keinen Sonderweg leisten kann.

Die Hauptfiguren dieses Buches erscheinen wie tragische Helden. Esser und Gent waren glühende Anhänger der Idee, dass Wertschaffung für die Aktionäre Unternehmen effizienter machen kann; sie verloren am Ende beide ihre Jobs als Ergebnis der Dynamik und der Macht von Finanzmärkten.

Knipp bietet keine der finsteren Verschwörungstheorien, die solche Geschichten um Intrigen in der hohen Finanzwelt oft begleiten. Manche Leser werden der Ansicht sein, dass wenigstens einige der Protagonisten in Wirklichkeit harscher oder verrückter waren: besonders der größenwahnsinnige Jean-Marie Messier, für den Knipps Beschreibung "egozentrisch" eine gewaltige Untertreibung darstellt. Doch im Zentrum der Geschichte befinden sich Esser und Gent, und es ist genau die Kombination aus ihrer grundlegenden Normalität und ihrer rücksichtslosen Verpflichtung gegenüber den Prinzipien einer ungezügelten dynamischen und wettbewerbsorientierten Marktwirtschaft, die eine so faszinierende Lektüre garantiert.

Harold James ist Professor für Geschichte in Princeton. Seine Buchbesprechung übersetzte Gerald Braunberger.

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