Einzigartig und fesselnd erzählt der renommierte Oxford-Historiker Nicholas Stargardt in 'Der Deutsche Krieg' aus der Nahsicht, wie die Deutschen - Soldaten, Lehrer, Krankenschwestern, Nationalsozialisten, Christen und Juden - den Zweiten Weltkrieg durchlebten. Tag für Tag erleben wir mit, worauf sie hofften, was sie schockierte, worüber sie schwiegen und wie sich ihre Sicht auf den Krieg allmählich wandelte. Gestützt auf zahllose Tagebücher und Briefe, unter anderem von Heinrich Böll und Victor Klemperer, Wilm Hosenfeld und Konrad Jarausch, gelingt Nicholas Stargardt ein Blick in die Köpfe der Menschen, der deutlich macht, warum so viele Deutsche noch an die nationale Sache glaubten, als der Krieg längst verloren war und die Gewissheit wuchs, an einem Völkermord teilzuhaben. Ein verstörendes Kaleidoskop der Jahre 1939 bis 1945 im nationalsozialistischen Deutschland.
»Ein Meisterwerk der Geschichtsschreibung, das die 'Vogelperspektive' nahtlos mit einer Mikrogeschichte dieser verhängnisvollen Periode des 20. Jahrhunderts verbindet.«
Jan T. Gross
»Ein Meisterwerk der Geschichtsschreibung, das die 'Vogelperspektive' nahtlos mit einer Mikrogeschichte dieser verhängnisvollen Periode des 20. Jahrhunderts verbindet.«
Jan T. Gross
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Norbert Frei staunt nicht schlecht: Dass auch außerhalb des Gedenkzyklus ein bedeutendes historisches Buch erscheint, ist mittlerweile selten geworden. Denn auch inhaltlich hat Nicholas Stargardts Blick auf den "deutschen Krieg" den hier rezensierenden Historiker beeindruckt. Faszinierend, erhellend und "von lebensnaher Anschaulichkeit" findet Frei, wie Stargardt Tagebücher, Aufzeichnungen und Briefe unterschiedlichster Autoren (Heinrich Böll, Victor Klemperer, Wilm Hosenfeld und Konrad Jarausch) zusammenfügt, um zu zeigen, wie die Deutschen auf den Krieg und den Holocaust reagiert haben. Was Stargardt findet, ist nicht neu, der Großteil des Materials ist bereits erschienen, und Frei kennt die Mischung aus "ideologischer Verblendung, Selbstmitleid und autoaggressiven Schuldgefühlen" - doch in solcher Eindringlichkeit hat er es noch nicht gelesen. Er attestiert dem Autor ein "geradezu erregendes Gespür für Ambivalenzen". Deswegen zögert er auch, dem Autor die allein auf die Deutschen konzentrierte Darstellung als Manko anzukreiden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.02.2016Familiärer Patriotismus?
Deutscher Krieg unter Hitlers Diktatur: Wahrnehmungen in der Heimat und im Feld
Der Schwerpunkt der Erforschung des Zweiten Weltkriegs hat sich seit geraumer Zeit verlagert: weg vom Geschehen an den Fronten und den strategischen Konzeptionen, die das Handeln der Akteure bestimmten, hin zu dem, was man die Binnensicht des Krieges nennen könnte: dem Erleben und Erleiden des Kriegsalltags, den mentalitätsbildenden Strukturen und Stimmungen in der Kriegsgesellschaft, der Fortdauer des "Führermythos" und der Virulenz der ideologischen Durchformung von "Volksgemeinschaft" und Kriegsfront.
Jene Historiker, die sich seit der Pionierstudie von Marlis Steinert über "Hitlers Krieg und die Deutschen" aus dem Jahre 1970 auf diesen Weg gemacht haben, reflektierten allesamt über die sich dabei ergebenden methodischen Schwierigkeiten. Ob es um die Folgen des Bombenkriegs für die Zivilgesellschaft ging, um das Wissen der Deutschen über den Holocaust oder um den "nationalsozialistischen Geist" der Wehrmachtssoldaten, immer sah man sich mit drei zentralen Problemen konfrontiert: dem Problem einer fragmentarischen Quellenlage, die, inmitten von Kriegsdruck und totalitär eingefordertem Regimekonformismus entstanden, es nicht erlaubt, ein repräsentatives Bild der gesellschaftlichen Trends und Meinungen zu zeichnen; dem Problem der methodischen Fallstricke der sogenannten Egodokumente, die unter perspektivischer und subjektiver Verzerrung leiden, die in der Regel Inseln ohne Kontext sind und oft durch Einschüchterung, Opportunismus oder Gehörtes geprägt sind, sowie dem Problem des Referenzrahmens der Quellen, von dem ihre Binnensicht maßgeblich beeinflusst wurde.
Ohne Einbeziehung der situativen Faktoren, die die Optik der Zeitgenossen beherrschten, ohne Rückgriff auf Kriegsniederlage und Diktatfrieden, ohne den Kontrast vom Versagen der Weimarer Demokratie und der märchenhaften Aufstiegs- und Erfolgsgeschichte Hitlers und ohne die Berücksichtigung der Zwänge von sozialer und patriotischer Kohäsion im Kriegs- und Frontalltag lässt sich der Grad an ideologischer Indoktrinierung durch das Regime, lässt sich dessen Wirkungsmächtigkeit und lässt sich das Fundament für die bis 1945 ungebrochene Moral der Deutschen gar nicht zureichend erfassen.
Das Werk des in Oxford lehrenden Australiers Nicholas Stargardt über den "deutschen Krieg" ist von solchen grundsätzlichen Überlegungen und methodischen Einsichten gänzlich frei. Er will, wie er schreibt, "die subjektiven Dimensionen der Gesellschaftsgeschichte anhand zeitgenössischer Dokumente erforschen, um herauszufinden, wie Menschen Ereignisse beurteilten und verstanden, während diese geschahen und noch bevor sie deren Ausgang kannten". Dazu bedient er sich dreier Werkzeuge.
Erstens, einer strikten Chronologie, die die zentralen Etappen des Kriegserlebens abschreitet: vom "unwillkommenen Krieg des September 1939" über die "Schatten von 1812" - "dem gescheiterten Blitzkrieg im Osten"; vom Mord an den europäischen Juden ("ein offenes Geheimnis") bis hin zum Krieg in der Heimat sowie der "totalen Niederlage" von 1945. Zweitens, einer Rekonstruktion der Perspektive der Zeitgenossen, wobei "Makro-Meinungsbilder", die von Demoskopen des Regimes und Zensoren der Feldpost erstellt wurden, mit mosaikartigen, subjektiven "Mikrodokumenten", wie Briefen, Tagebüchern und privaten Nachlässen, kontrastiert werden. Und drittens, einer Einordnung dieses prismenartig gebrochenen Mikrokosmos von Stimmungslage und persönlichem Erleben in den Makrokosmos des Kriegsgeschehens, das, vor allem mit Blick auf Bombenkrieg und Russlandfeldzug, nicht immer auf der Höhe der Forschung vorgeführt wird.
Stargardts Geschichte der Wahrnehmungen und Reflexionen in der Heimat und im Feld fördert in der Summe wenig Aufregendes zutage. Die Deutschen folgten Hitler in widerwilliger Loyalität in den Krieg, weil sie sich davon Rache für das "Versailler Diktat" versprachen, ja sich nach der Kriegserklärung der Westmächte wieder als Opfer einer Einkreisung wähnten. Sie blieben im Krieg, weil sie der Schmach der Niederlage entgehen wollten, wie sie die eigenen Väter hatten erleiden müssen: "Soldaten und ihre Familien identifizierten den Krieg nicht mit dem nationalsozialistischen Regime, sondern mit ihrer Generationenverantwortung, und gerade das erwies sich als stärkste Bande ihres familiären Patriotismus." Und die Massenexekutionen, die im Osten des Kontinents an den Juden verübt wurden, waren - wenn auch hinter vorgehaltener Hand und ohne präzises Wissen um die fabrikmäßig betriebene Ausrottungspraxis - ein beständiges Thema in der Zivilgesellschaft. Es wurde durch Briefe und Fotos von Front und Etappe immer wieder angefacht und ließ inmitten des alliierten Bombenkrieges apokalyptische Vergeltungsphobien entstehen: Man müsse jetzt für das büßen, was man den Juden angetan habe.
Ungeachtet der Lebendigkeit der Darstellung, die sie aus ihren plastischen Einzelschilderungen bezieht, fallen drei Kritikpunkte ins Auge. Ein erster betrifft die Entscheidung, als Startpunkt der Studie den Kriegsbeginn zu wählen. Warum, so muss man fragen, blendet Stargardt den situativen Referenzrahmen der zeitgenössischen Perzeptionen vollkommen aus? Warum übergeht er den Deutungshorizont der Deutschen, die den Nationalsozialismus und die Aura seiner Führerfigur mehrheitlich als Erlösung von der subjektiv empfundenen Demütigung in der Weimarer Epoche empfanden; die begeistert waren von den unblutigen außenpolitischen Erfolgen des Regimes; die, nicht zuletzt durch die Scheinblüte des Wirtschaftsaufschwungs verführt, alle Zweifler zu Beckmessern abstempelten? Diese Loyalitätsbindung an das Regime wirkte weit in den Krieg hinein. Und der Krieg selbst entfesselte zusätzliche patriotische Kräfte und schuf ausweglose Situationen, für die der Autor kein Sensorium hat.
Ein zweites inhaltliches, aber auch methodisches Defizit ist die Tatsache, dass Stargardt nicht erklärt, sondern beschreibt. Das Makrogeschehen der Kriegslage und der Mikrokosmos der persönlichen Kommentare stehen oft unverzahnt nebeneinander. Ständig lässt sich der Autor von seinem beeindruckenden Material an Einzelstimmen und Einzelschicksalen einfach treiben. Und mitunter opfert er die Analyse dem billigen Effekt, wenn er halbpornographische Schilderungen ausbreitet, wie den Brief eines französischen Fremdarbeiters an seine deutsche Freundin: "Ich küsse deine Brüste tausendmal, wir werden 69 machen."
Eine Geschichte der deutschen Kriegsgesellschaft kann somit nicht entstehen. Auch weil Stargardt die alles entscheidende Frage, die er selbst stellt, in seinem voluminösen Buch nie beantwortet: Wie konnte man "der Täuschung erliegen, einen brutalen kolonialen Eroberungskrieg, der gezielt herbeigeführt wurde, für einen Verteidigungskrieg zu halten? Wie konnten sie sich als bedrängte Patrioten sehen und nicht als Krieger für Hitlers Herrenvolk?" Spätestens im Epilog hätte der Autor hierauf eine Antwort geben müssen. Aber auch dieser ist eine Ansammlung von Einzelstimmen und Zettelkästen, ohne zumindest das Erbe dieses Krieges präzise zu bestimmen, an dem die deutsche Gesellschaft bis heute schwer trägt.
RAINER F. SCHMIDT
Nicholas Stargardt: Der deutsche Krieg 1939-1945. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015. 839 S., 26,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Deutscher Krieg unter Hitlers Diktatur: Wahrnehmungen in der Heimat und im Feld
Der Schwerpunkt der Erforschung des Zweiten Weltkriegs hat sich seit geraumer Zeit verlagert: weg vom Geschehen an den Fronten und den strategischen Konzeptionen, die das Handeln der Akteure bestimmten, hin zu dem, was man die Binnensicht des Krieges nennen könnte: dem Erleben und Erleiden des Kriegsalltags, den mentalitätsbildenden Strukturen und Stimmungen in der Kriegsgesellschaft, der Fortdauer des "Führermythos" und der Virulenz der ideologischen Durchformung von "Volksgemeinschaft" und Kriegsfront.
Jene Historiker, die sich seit der Pionierstudie von Marlis Steinert über "Hitlers Krieg und die Deutschen" aus dem Jahre 1970 auf diesen Weg gemacht haben, reflektierten allesamt über die sich dabei ergebenden methodischen Schwierigkeiten. Ob es um die Folgen des Bombenkriegs für die Zivilgesellschaft ging, um das Wissen der Deutschen über den Holocaust oder um den "nationalsozialistischen Geist" der Wehrmachtssoldaten, immer sah man sich mit drei zentralen Problemen konfrontiert: dem Problem einer fragmentarischen Quellenlage, die, inmitten von Kriegsdruck und totalitär eingefordertem Regimekonformismus entstanden, es nicht erlaubt, ein repräsentatives Bild der gesellschaftlichen Trends und Meinungen zu zeichnen; dem Problem der methodischen Fallstricke der sogenannten Egodokumente, die unter perspektivischer und subjektiver Verzerrung leiden, die in der Regel Inseln ohne Kontext sind und oft durch Einschüchterung, Opportunismus oder Gehörtes geprägt sind, sowie dem Problem des Referenzrahmens der Quellen, von dem ihre Binnensicht maßgeblich beeinflusst wurde.
Ohne Einbeziehung der situativen Faktoren, die die Optik der Zeitgenossen beherrschten, ohne Rückgriff auf Kriegsniederlage und Diktatfrieden, ohne den Kontrast vom Versagen der Weimarer Demokratie und der märchenhaften Aufstiegs- und Erfolgsgeschichte Hitlers und ohne die Berücksichtigung der Zwänge von sozialer und patriotischer Kohäsion im Kriegs- und Frontalltag lässt sich der Grad an ideologischer Indoktrinierung durch das Regime, lässt sich dessen Wirkungsmächtigkeit und lässt sich das Fundament für die bis 1945 ungebrochene Moral der Deutschen gar nicht zureichend erfassen.
Das Werk des in Oxford lehrenden Australiers Nicholas Stargardt über den "deutschen Krieg" ist von solchen grundsätzlichen Überlegungen und methodischen Einsichten gänzlich frei. Er will, wie er schreibt, "die subjektiven Dimensionen der Gesellschaftsgeschichte anhand zeitgenössischer Dokumente erforschen, um herauszufinden, wie Menschen Ereignisse beurteilten und verstanden, während diese geschahen und noch bevor sie deren Ausgang kannten". Dazu bedient er sich dreier Werkzeuge.
Erstens, einer strikten Chronologie, die die zentralen Etappen des Kriegserlebens abschreitet: vom "unwillkommenen Krieg des September 1939" über die "Schatten von 1812" - "dem gescheiterten Blitzkrieg im Osten"; vom Mord an den europäischen Juden ("ein offenes Geheimnis") bis hin zum Krieg in der Heimat sowie der "totalen Niederlage" von 1945. Zweitens, einer Rekonstruktion der Perspektive der Zeitgenossen, wobei "Makro-Meinungsbilder", die von Demoskopen des Regimes und Zensoren der Feldpost erstellt wurden, mit mosaikartigen, subjektiven "Mikrodokumenten", wie Briefen, Tagebüchern und privaten Nachlässen, kontrastiert werden. Und drittens, einer Einordnung dieses prismenartig gebrochenen Mikrokosmos von Stimmungslage und persönlichem Erleben in den Makrokosmos des Kriegsgeschehens, das, vor allem mit Blick auf Bombenkrieg und Russlandfeldzug, nicht immer auf der Höhe der Forschung vorgeführt wird.
Stargardts Geschichte der Wahrnehmungen und Reflexionen in der Heimat und im Feld fördert in der Summe wenig Aufregendes zutage. Die Deutschen folgten Hitler in widerwilliger Loyalität in den Krieg, weil sie sich davon Rache für das "Versailler Diktat" versprachen, ja sich nach der Kriegserklärung der Westmächte wieder als Opfer einer Einkreisung wähnten. Sie blieben im Krieg, weil sie der Schmach der Niederlage entgehen wollten, wie sie die eigenen Väter hatten erleiden müssen: "Soldaten und ihre Familien identifizierten den Krieg nicht mit dem nationalsozialistischen Regime, sondern mit ihrer Generationenverantwortung, und gerade das erwies sich als stärkste Bande ihres familiären Patriotismus." Und die Massenexekutionen, die im Osten des Kontinents an den Juden verübt wurden, waren - wenn auch hinter vorgehaltener Hand und ohne präzises Wissen um die fabrikmäßig betriebene Ausrottungspraxis - ein beständiges Thema in der Zivilgesellschaft. Es wurde durch Briefe und Fotos von Front und Etappe immer wieder angefacht und ließ inmitten des alliierten Bombenkrieges apokalyptische Vergeltungsphobien entstehen: Man müsse jetzt für das büßen, was man den Juden angetan habe.
Ungeachtet der Lebendigkeit der Darstellung, die sie aus ihren plastischen Einzelschilderungen bezieht, fallen drei Kritikpunkte ins Auge. Ein erster betrifft die Entscheidung, als Startpunkt der Studie den Kriegsbeginn zu wählen. Warum, so muss man fragen, blendet Stargardt den situativen Referenzrahmen der zeitgenössischen Perzeptionen vollkommen aus? Warum übergeht er den Deutungshorizont der Deutschen, die den Nationalsozialismus und die Aura seiner Führerfigur mehrheitlich als Erlösung von der subjektiv empfundenen Demütigung in der Weimarer Epoche empfanden; die begeistert waren von den unblutigen außenpolitischen Erfolgen des Regimes; die, nicht zuletzt durch die Scheinblüte des Wirtschaftsaufschwungs verführt, alle Zweifler zu Beckmessern abstempelten? Diese Loyalitätsbindung an das Regime wirkte weit in den Krieg hinein. Und der Krieg selbst entfesselte zusätzliche patriotische Kräfte und schuf ausweglose Situationen, für die der Autor kein Sensorium hat.
Ein zweites inhaltliches, aber auch methodisches Defizit ist die Tatsache, dass Stargardt nicht erklärt, sondern beschreibt. Das Makrogeschehen der Kriegslage und der Mikrokosmos der persönlichen Kommentare stehen oft unverzahnt nebeneinander. Ständig lässt sich der Autor von seinem beeindruckenden Material an Einzelstimmen und Einzelschicksalen einfach treiben. Und mitunter opfert er die Analyse dem billigen Effekt, wenn er halbpornographische Schilderungen ausbreitet, wie den Brief eines französischen Fremdarbeiters an seine deutsche Freundin: "Ich küsse deine Brüste tausendmal, wir werden 69 machen."
Eine Geschichte der deutschen Kriegsgesellschaft kann somit nicht entstehen. Auch weil Stargardt die alles entscheidende Frage, die er selbst stellt, in seinem voluminösen Buch nie beantwortet: Wie konnte man "der Täuschung erliegen, einen brutalen kolonialen Eroberungskrieg, der gezielt herbeigeführt wurde, für einen Verteidigungskrieg zu halten? Wie konnten sie sich als bedrängte Patrioten sehen und nicht als Krieger für Hitlers Herrenvolk?" Spätestens im Epilog hätte der Autor hierauf eine Antwort geben müssen. Aber auch dieser ist eine Ansammlung von Einzelstimmen und Zettelkästen, ohne zumindest das Erbe dieses Krieges präzise zu bestimmen, an dem die deutsche Gesellschaft bis heute schwer trägt.
RAINER F. SCHMIDT
Nicholas Stargardt: Der deutsche Krieg 1939-1945. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015. 839 S., 26,99 [Euro].
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'Ein herausragendes Buch', schreibt der britische Historiker Ian Kershaw über Stargardts Buch. Dem ist nichts hinzuzufügen. Klaus Hillenbrand taz 20151017