Mit diesem Werk ist dem Nobelpreisträger von 1998 ein diese Bezeichnung wirklich verdienendes Meisterwerk gelungen. Er erzählt die Geschichte des alleinlebenden und zur Depression neigenden 38-jährigen Geschichtslehrers Tertuliano Máximo Afonso, der durch Zufall in einer Komödie einen
Nebendarsteller entdeckt, der ihm aufs Haar zu gleichen scheint. Daraufhin begibt er sich auf die Suche nach…mehrMit diesem Werk ist dem Nobelpreisträger von 1998 ein diese Bezeichnung wirklich verdienendes Meisterwerk gelungen. Er erzählt die Geschichte des alleinlebenden und zur Depression neigenden 38-jährigen Geschichtslehrers Tertuliano Máximo Afonso, der durch Zufall in einer Komödie einen Nebendarsteller entdeckt, der ihm aufs Haar zu gleichen scheint. Daraufhin begibt er sich auf die Suche nach seinem Doppelgänger und damit implizit auf die Suche nach seiner eigenen Identität.
Dieser Roman ist nichts für Leser, die eine rasante Achterbahnfahrt erwarten oder erhoffen. Es ist kein Buch, das man innerhalb kürzester Zeit lesen kann. Man muss sich Zeit nehmen, um die philosophischen Reflexionen des Erzählers (in denen auch immer wieder seine kommunistischen und atheistischen Ansichten zutage treten) nachvollziehen, um sich seine eigene Meinung darüber bilden zu können. Besonders sind hier die "Dialoge" zwischen dem Protagonisten und seinem gesunden Menschenverstand hervorzuheben. Dennoch kann "Der Doppelgänger" zweifelsohne als Krimi gesehen oder unter dem Stichwort "Spannung" angesiedelt werden, denn als Leser befindet man sich stets im Unklaren darüber, welchen Gang die Geschichte weiterhin nehmen wird, ist aber in extremer Weise am Fortgang der Handlung interessiert.
Der Roman wird vom Anfang bis zum Ende hindurch von einer eigenen, nicht genau definierbaren Atmosphäre durchzogen, die man vielleicht als dunkel und melancholisch bezeichnen könnte.
José Saramago ist kein Liebhaber von textlicher Gestaltung, Absätze sind in diesem Roman Mangelware. Auch die Dialoge werden nicht durch Anführungszeichen, sondern lediglich durch Kommata abgetrennt. Ihr Verfolgen erfordert also höchste Konzentration.
Trotz der beschriebenen großen Ansprüche des Romans kann ich ihn nur erneut als Meisterwerk bezeichnen und jedem zu seiner Lektüre raten.