Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,7, Universität Potsdam, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Tagebuch des unbekannten Söldners, eines Mannes, der von 1625 bis 1649 im Dreißigjährigen Krieg kämpfte, stellt eine bisher in Deutschland einmalige Quelle dar, denn es zählt zu den überaus wenigen überlieferten und eigenhändig verfassten Selbstzeugnissen eines einfachen bezahlten Kriegsmannes der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. In der Regel gehörten die Söldner jener Zeit der illiteraten Schicht an und konnten sich deshalb schriftlich nicht äußern. Im Gegensatz etwa zu Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausens Simplicissimus handelt es sich beim Lebensbericht des anonym gebliebenen Söldners weder um große (Welt)Literatur, noch um eine (nachträglich) Sinn stiftende Darstellung. Vielmehr werden darin mit einer meist "von Sprödigkeit und Knappheit gekennzeichnete[n] Sprache" (Krusenstjern 1999: 492) Ereignisse aus dem Leben eines glaubwürdigen Vertreters seiner Zunft geschildert. Es ist somit ein nicht zu unterschätzendes Zeugnis für die Betrachtung der Denk- und Empfindungsperspektive eines aktiv am großen Kriege Teilnehmenden, denn "es konserviert den Krieg als Beruf, Form und Ordnung" (Burschel 1999: 185). Letztlich lebte der Autor davon, anderen Menschen in alltäglicher Ausübung Gewalt anzutun und innerhalb eines von ihm internalisierten kriegerischen Treibens vor extremen Daseinsbedingungen "funktions- und lebensfähig" zu bleiben (Peters 1993a: 238). Für die (historische) Gewaltforschung sind seine Wahrnehmungen, Beschreibungen und Deutungen daher von größtem Interesse, lassen sie doch Charakterisierungen von Gewalt und Gewalttätern zu, die den fernen Raum der theoretischen Spielerei oder der politischen Vogelperspektive verlassen und eine verständige Behandlung dieses Themas von "unten" her ermöglichen.In dieser Arbeit nun soll eine solche Charakterisierung der Gewaltwahrnehmungen und -beschreibungen des unbekannten Söldners versucht werden, wie sie sich Dank seiner Tagebuchnotizen aus den 25 Kriegsjahren darstellen. Dabei ist zu erhellen, was dieser Mann (möglicherweise) als Gewalt thematisiert und auf welchem Wege er sie gerechtfertigt, lediglich beschrieben oder fundamental verinnerlicht hat. Ein solches Unterfangen kann jedoch nur erfolgreich sein, wenn man "seine Lebensweise auch als soziale Daseinsform" erfasst (Peters 1993a: 236) und die Lebensumstände mitberücksichtigt, die einen Söldner im Dreißigjährigen Krieg prägten.
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