Kritik: der Dünenteufel.
Ein gestörter Mann treibt sein Unwesen auf Rügen. Nacheinander verschwinden schöne Frauen auf der beliebten Urlaubsinsel. Ungewöhnlich ist jedoch, dass sie alle wieder auftauchen und zwar lebendig.
Doch es ist, als wären sie nur noch Schatten ihrer selbst, nicht in der
Lage, zu erzählen was ihnen wiederfahren ist.
Klar ist nur eins, diese Frauen sind durch die Hölle…mehrKritik: der Dünenteufel.
Ein gestörter Mann treibt sein Unwesen auf Rügen. Nacheinander verschwinden schöne Frauen auf der beliebten Urlaubsinsel. Ungewöhnlich ist jedoch, dass sie alle wieder auftauchen und zwar lebendig.
Doch es ist, als wären sie nur noch Schatten ihrer selbst, nicht in der Lage, zu erzählen was ihnen wiederfahren ist.
Klar ist nur eins, diese Frauen sind durch die Hölle gegangen und haben den Teufel getroffen.
R. P. Hahn legt einen finsteren Schleier über das allseitsbekannte Touristenparadies. Die Jagd auf das Böse geht in "Der Dünenteufel" in die zweite Runde. Wie soll man jemanden stoppen, der scheinbar keine Fehler macht?
Das Buch wurde am 30.07.2022 erstmalig von Piper veröffentlicht.
Obwohl ich den Vorgängerroman, "Der Korndämon" nicht gelesen habe, konnte ich problemlos in die Geschichte eintauchen. Im Rampenlicht stehen die zwei Protagonisten "Jens Lackner" und "Richard Dreifürst". So betrachten wir den Großteil des Geschehens aus den Blickwinkeln eines ambitionierten Polizisten und dem ergrauten Volkshelden.
Außerdem lernen wir auch Mike Kramer, einen Polizisten mit fragwürdigen Zielen, die auf Rache sinnende Susanne und den Dünenteufel höchstpersönlich kennen.
Ich habe meine Zeit mit diesen Dreien am meisten genossen, weil sie durch ihre Entscheidungen und Erlebnisse in die moralischen Grauzonen stürzen und bis zum Schluss ungewiss bleibt, ob Licht oder Schatten die Oberhand gewinnen.
Dagegen sind Jens und Richard das personifizierte Gute. Stets darauf bedacht, niemandem zu Schaden und die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen wenn Sie dardurch ein Leben retten können.
Spannend wird es dann aber doch, als Jens eben deshalb anfangen muss, seine eigene Polizistenlaufbahn aufs Spiel zu setzen.
Trotzdem hätte ich mir ein bischen mehr "Authentischen Egoismus" und etwas weniger "Gutmensch" gewünscht.
(vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich mich jetzt schlecht fühle, den letzten Zehner, den ich auf der Straße gefunden habe, nicht zu einem Fundbüro gebracht zu haben.)
Da Richards Charakterentwicklung hauptsächlich im ersten Buch stattfindet, bleibt das Alkoholproblem des Alten zwar sein ständiger Wegbegleiter, allerdings sind es die verführerischen Begegnungen mit einer anderen Droge, die Richards Verlangen wecken.
Der Aufbau und rote Faden der Geschichte haben mir sehr gefallen. Durch die eindeutigen Ziele der Figuren und den klaren Handlungsschwerpunkt, macht es Spaß, eigene Theorien über die rätselhaften Ereignisse auf Rügen zu ersinnen und zu verfolgen, ob sich diese bewahrheiten oder Teil einer Finte des Täters sind.
Trotz der linearen Erzählstruktur handelt es sich beim "Dünenteufel" um eine sehr komplexe Geschichte, in der sich die Puzzelteile nur langsam zusammenfügen.
Mehr als einmal wunderte ich mich über Meinungen und Entscheidungen der Charaktere und durfte später einen zufriedenstellenden "Aha-Moment" erleben.
Die Spannung steigert sich mit voranschreitender Handlung exponentiell, so dass ich das Buch irgendwann nicht mehr weglegen wollte.
Dazu trägt mit Sicherheit auch Hahns klarer Schreibstil bei.
Ohne unnötig verschnörkelte Sätze, Metaphern und komplizierte Fremdwörter kam ich sehr leicht in einen Lesefluss.
Wem ein sehr gehobener Schreibstil unerlässlich ist, sollte sich dann doch eher nach einem anderen Krimi umsehen.
Besonders hervorheben möchte ich den sehr gelungenen Teufel. Trotz seiner schrecklichen Verbrechen wirkt er authentisch. Denn seine Probleme und Bedürfnisse bringen auch irgendwie den Menschen in ihm zum Vorschein. Und während sich seine Taten auf den ersten Blick in einen Mantel aus Grausamkeit hüllen, versteckt sich hier und da auch ein Fetzen von Güte.
Natürlich sehe ich Hahns Rügen-Krimi hauptsächlich als Unterhaltungslektüre, dennoch weist das Werk auf patriarchalische Strukturen hin, die sich besonders im Liebesleben der Protagonisten widerspiegeln.
Die beiden Helden sind so von sich eingenommen, dass sie Schwierigkeiten haben, sich ihren Loveinterests zu nähern. Sei es, weil sie die Meinungen und Wünsche der Frauen nicht für voll nehmen oder gar nicht erst auf sie eingehen. Wenn auch nur am Rande der Handlung, lernen sie später, dass ihre Überzeugungen nicht unbedingt der Realität entsprechen.
Auch wenn ich ein paar Kritikpunkte an den Hauptfiguren hatte, komme ich zu dem Schluss, dass sich dem Leser eine spannende und mitreißende Geschichte offenbart, über die man auch nach vollendetem Schmökern noch nachdenken wird.