Maya-Tempel, gefährliche Charaktere und heiße, heimliche Liebe im Regenwald Mexikos
Der Roman beginnt vielversprechend mit einer Szene, die zur Zeit der Mayas in Palenque spielt und in erwartungsvolle Mexiko-Stimmung versetzt. Dann schwenkt die Geschichte in die Zeit von 1903 und nach Berlin um.
Leider kommt das Flair dieser Epoche hier gar nicht rüber. Das mag zum Teil auch an den meiner…mehrMaya-Tempel, gefährliche Charaktere und heiße, heimliche Liebe im Regenwald Mexikos
Der Roman beginnt vielversprechend mit einer Szene, die zur Zeit der Mayas in Palenque spielt und in erwartungsvolle Mexiko-Stimmung versetzt. Dann schwenkt die Geschichte in die Zeit von 1903 und nach Berlin um. Leider kommt das Flair dieser Epoche hier gar nicht rüber. Das mag zum Teil auch an den meiner Meinung nach für diese Zeit untypischen Namen der Protas, wie Alice, Patrick und Harry liegen, aber auch an der schwachen Umgebungsbeschreibung. Die Handlung an sich lässt aber die Spannung anwachsen. Doch auch dies verpufft nach spätestens 200 Seiten, da sich das Buch als Liebesroman nach Schema F zeigt. Hübsche, junge, schlanke, blonde Frau stellt sich ständig dämlich an, obwohl sie angeblich klug ist, und muss darum von ihrem ebenfalls hübschen Galan ständig heldenhaft gerettet werden. – Lach! Dabei ist in der Realität doch alles immer anders, oder? -
Gerade noch rechtzeitig, bevor ich das Buch tatsächlich weggelegt hätte, kommt dann wieder Spannung in dem Buch auf, die mich erneut fesselt. Bücher abbrechen möchte ich nämlich nie, weil ich den Autoren immer noch eine Chance gebe, mich zu überzeugen. Dies gelang der deutschen Autorin, mit dem platten, sicher vom Verlag aufgezwungenen und an das Buchthema angepassten Pseudonym, dann auch in Folge noch einigermaßen.
Kurz zur Inhaltsangabe auf der Buchdeckelinnenseite der von mir gelesenen Printversion, die Widersprüche zum Roman aufweist, was die Zeit (hier 1910 statt 1903 – oder ist es umgekehrt richtig?) und auch den Namen eines wichtigen Protagonisten, nämlich des Mexikaners Andrés, der wohl ursprünglich Benicio heißen sollte, betrifft. Auch hier hätte Benicio besser gepasst: Die Malerin Alice Wegner begibt sich auf eine große Reise zu ihrem Bruder nach Veracruz. Ihr Bruder Patrick ist nach Mexiko ausgewandert, um dem Archäologen Dr. Scarsdale bei der Erforschung einer Maya-Ruine zu helfen und scheint in irgendwelche Schwierigkeiten geraten zu sein. In Veracruz wird Alice von dem attraktiven Mexikaner Juan Ramirez abgeholt, der ihr die Zeit vertreiben soll, bis Patrick aus dem Dschungel zurückkehrt. Juan und Alice verstehen sich blendend, doch ihr Glück wird getrübt, als sie von Patricks Tod erfahren, der im Dschungel Opfer eines Verbrechens wurde. Als Alice Näheres zu den Umständen wissen möchte, stößt sie überall auf eine Mauer des Schweigens, sogar Juan wendet sich von ihr ab. (Auch hier verhalten sich manche Protas meiner Meinung sehr unlogisch, realitätsfern und widersprüchlich zu ihrem tatsächlichen Charakter, was einzig dem Spannungsaufbau und der Verwirrung des Lesers dient.) Ausgerüstet mit Patricks Tagebuch beschließt Alice nun den Dingen auf den Grund zu gehen. Im Zuge ihrer Nachforschungen bringt sie nicht nur die Wahrheit über Patricks Unglück ans Licht, sondern kommt auch dem charismatischen Andrés näher.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr schön, fließend und auch über längere Phasen fesselnd. Mitunter wird jedoch zu oft Erklärendes zu Verhaltens- oder Denkweisen der Protagonisten wiederholt. Leider werden wieder zu viele Klischees bedient und auch manche Handlungsabläufe wirken sehr an den Haaren herbeigezogen. Dabei hat der Roman tatsächlich Potential zum Tiefgang, der auch hier und da etwas greift. Gefühle werden auch zu wenig transportiert.
Toller Stoff, der leider vom üblichen Liebesroman-Thema überdeckt wird und nur als Kulisse dient.