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Der Duschenkrieg. Eine transsibirische Reise ist der authentische, nur unwesentlich überspitzte Bericht einer fast 8.000 Kilometer langen Expedition mit der legendären Transsib, einem der letzten wahren Abenteuer, die jenseits des All inclusive-Universums noch zu haben sind. Dank ihres bösen, aber nie verletzenden Blicks und ihres feinen Gespürs für die Komik in Alltags- und Extremsituationen vermag Susanne Jaspers selbst einer perfekt durchorganisierten Gruppenreise, für viele der touristische worst case schlechthin, durchaus sympathische Züge abzugewinnen.

Produktbeschreibung
Der Duschenkrieg. Eine transsibirische Reise ist der authentische, nur unwesentlich überspitzte Bericht einer fast 8.000 Kilometer langen Expedition mit der legendären Transsib, einem der letzten wahren Abenteuer, die jenseits des All inclusive-Universums noch zu haben sind. Dank ihres bösen, aber nie verletzenden Blicks und ihres feinen Gespürs für die Komik in Alltags- und Extremsituationen vermag Susanne Jaspers selbst einer perfekt durchorganisierten Gruppenreise, für viele der touristische worst case schlechthin, durchaus sympathische Züge abzugewinnen.
Autorenporträt
Susanne Jaspers wurde 1970 in Aachen geboren.Neben literarischen Texten in Zeitschriften und Anthologien hat sie mehrere Bücher veröffentlicht, u. a. die Romane "Trio mit Ziege" (2009), "Der Duschenkrieg. Eine transsibirische Reise" (2010) sowie zuletzt den Erzählband "Dann drehe ich mich um und gehe.Restaurantgeschichten" (2013).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.04.2011

Die Soziologie einer Gruppenreise

Eigentlich wollte die Autorin ihren Ehemann nur in die Stadt schicken, damit er sich ein neues Polo-Hemd kauft. Stattdessen überrascht der mit dieser Aufgabe völlig überforderte Mustergatte seine Frau, eine notorische Verächterin des organisierten Unterwegsseins, indem er für sie beide eine Gruppenreise mit der Transsibirischen Eisenbahn bucht. Über Peking und die Mongolei führt die Reise quer durch Sibirien bis Moskau. Die legendäre Nostalgiestrecke gerät durch die "krampfhafte Konversation" und die Begegnungen mit den wenig kulturbeflissenen Mitreisenden zum erwarteten Horrortrip. Der Plot kreist um aufgezwungene Kennenlernspiele und Verkaufsveranstaltungen, konfuzianische Harmonielehren und Verheißungen des Autochthonen. Nach striktem Zeitplan werden die Chinesische Mauer und Ming-Gräber besichtigt. Rikscha-Touren durch historische Viertel Pekings zelebrieren Reste einer "längst unter die Baggerräder" gekommenen Authentizität, Jurten entpuppen sich in der nur noch bedingt nomadischen Mongolei als Touristenfallen. Einen zentralen Platz im Buch nehmen die von "billigem Revanchismus" geprägten "ständigen Auseinandersetzungen um die Gemeinschaftsdusche" und Interaktionen in den aufgrund oft defekter Klimaanlagen "aufgeheizten Kompartimenten" ein. Leider bietet das Buch aufgrund des hermetischen Charakters der Reise und der bestenfalls standardisierten Programmpunkte oder inszenierten Folklore naturgemäß nur wenig Mehrwert an Information über die bereisten Kulturen: Bei den Besichtigungen von mongolischen Adlertänzen, "ollen" Tempeln und "orthodoxen Kirchen und orthodoxen Ikonen" hat die Gruppe nach kurzer Zeit "ganz orthodox die Nase voll". Der Leser wünscht sich, dass es dem Ehepaar öfter gelungen wäre, sich von der tumben Touristengruppe abzuseilen und in Begegnungen mit Einheimischen mehr über die indigenen Biographien - so etwa in einem Gespräch mit den Besitzer des Khan Brauhauses in Ulaanbaatar, der einst in der DDR deutsche Braukunst kennenlernte - zu erkunden. Auch zur Historie der Transsibirischen Eisenbahn erfährt man bis auf den Hinweis, dass schon Breschnew und Chruschtschow ihren Komfort zu schätzen wussten, wenig. Als Soziologie einer Gruppenreise und Tourismussatire vom Berufsquerulanten in Bermudashorts bis hin zur linksalternativen Lehrerin kommt der Leser des von Susanne Jaspers hinreißend beobachteten "Duschenkriegs" allerdings voll auf seine Kosten.

sg

"Der Duschenkrieg. Eine transsibirische Reise" von Susanne Jaspers. Editions Guy Binsfeld, Luxemburg 2010. 214 Seiten. Gebunden, 21,90 Euro.

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