In seiner Vorlesung über Existenzphilosophie spricht Odo Marquard Themen an, die er in dieser Form in seinen Schriften noch nicht behandelt hat: Im Mittelpunkt stehen Philosophen wie Kierkegaard, Heidegger und Sartre. Aber auch Aristoteles, Schopenhauer und andere kommen zu Wort. Am ausführlichsten geht er auf Kierkegaard ein, dessen überaus komplexe Philosophie er auf den Punkt bringt. »Zu den formalen Besonderheiten dieser Vorlesungen gehört, dass der Leser hier an der allmählichen Entstehung philosophischer Ideen teilhaben darf« (F. J. Wetz). Die Zeitlosigkeit der Themen, ihre originelle Behandlung und der faszinierende Denkstil dieses »Transzendental-Belletristen«, wie Marquard sich gern selbst bezeichnet, machen den Wert dieser Erstveröffentlichung aus.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Peter Vogt kann nur staunen angesichts dieser aus Beständen des Deutschen Literaturarchivs in Marbach herausgegebenen Kosbarkeit im Gewandt eines schlichten Raclam-Heftchens. Nicht nur, dass ihm der Text als Grundlage für Marquards "Plädoyer für die Einsamkeitsfähigkeit" taugt. Die Vorlesung zur Existenzphilosophie zeigt ihm auch einen eher unbekannten Marquard der mühsamen Windungen und Wendungen, einen Autor beim Verfertigen seiner Gedanken; beim Lesen wähnt sich der Rezensent glatt im Hörsaal. Inhaltlich überrascht ihn der Text ferner nicht so sehr durch Marquards philosophigeschichtliche Einordnung der Existenzphilosophie, sondern durch die Interpretation von Kierkegaards "Stadienlehre". Kierkegaards Einzelner, meint Vogt, ist der Einzelne, über den Marquard schreibt. Und das scheint dem Rezensenten doch höchst bemerkenswert.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH