Gegen Willkür und Misswirtschaft bildete sich im Herbst 1953 im thüringischen Eisenberg eine jugendliche Widerstandsgruppe, die sich 1956 auf die Universität Jena ausdehnte und fast viereinhalb Jahre gegen die SED-Herrschaft opponierte. Nach einer Denunziation wurde sie im Februar 1958 zerschlagen, ihre Angehörigen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Studie ist ein beklemmendes Panorama vom Alltag der deutschen Teilung. Mit Aktionen, Flugblättern, Mauerparolen und eingeschmuggelter west licher Literatur opponierte der Eisenberger Kreis gegen das Machtmonopol der SED. Nach seiner Zerschlagung und der Aburteilung von 24 Mitgliedern folgten weitere Prozesse gegen Augenzeugen und Sympathisanten. Auch später noch beobachtete die Staatssicherheit die »Eisenberger«, deren Neuorganisation sie fürchtete. Der Autor hat Zeitzeugen befragt und Archiv material der Staatssicherheit, der Volkspolizei, der SED und der Universität Jena ausgewertet.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.07.2008Gegen das Parteiregime
Zwischen 1953 und 1958 gab es im thüringischen Eisenberg eine Gruppe von Oberschülern und Lehrlingen, später auch von Studenten an der Universität Jena, die sich gegen das SED-Regime auflehnte. Der "Eisenberger Kreis" rekrutierte sich aus dem bürgerlichen Milieu der Kleinstadt. Repressionen und Diskriminierungen der mittelständischen Familien, das harte Vorgehen gegen die Junge Gemeinde 1952/53 und nicht zuletzt das Vorbild oppositioneller Gruppierungen aus dem "Dritten Reich" wie der "Weißen Rose" bildeten den Hintergrund für das Zusammenfinden von Gleichgesinnten. Ihre Aktivitäten umfassten die Verteilung von Flugblättern, Diskussionen, den Schmuggel verbotener Literatur und einen Brandanschlag auf einen Schießstand der "Gesellschaft für Sport und Technik". Die Jugendlichen wollten Aufmerksamkeit erregen, dem staatlichen Meinungs- und Informationsmonopol entgegenwirken und die Bevölkerung auf politische Veränderungen vorbereiten. Die Gruppe flog schließlich durch einen Geheimen Informanten des MfS auf. Ende September 1958 wurden 24 Personen vom Bezirksgericht Gera in vier Schauprozessen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Neuauflage des Buches aus dem Jahre 1995 ist zu begrüßen; angesichts des erweiterten Forschungsstandes wäre eine Überarbeitung wünschenswert gewesen. (Patrik von zur Mühlen: Der "Eisenberger Kreis". Jugendwiderstand und Verfolgung in der DDR 1953-1958. Verlag J.H.W. Dietz, Bonn 2007. 256 S., 24,- [Euro].)
Hermann Wentker
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zwischen 1953 und 1958 gab es im thüringischen Eisenberg eine Gruppe von Oberschülern und Lehrlingen, später auch von Studenten an der Universität Jena, die sich gegen das SED-Regime auflehnte. Der "Eisenberger Kreis" rekrutierte sich aus dem bürgerlichen Milieu der Kleinstadt. Repressionen und Diskriminierungen der mittelständischen Familien, das harte Vorgehen gegen die Junge Gemeinde 1952/53 und nicht zuletzt das Vorbild oppositioneller Gruppierungen aus dem "Dritten Reich" wie der "Weißen Rose" bildeten den Hintergrund für das Zusammenfinden von Gleichgesinnten. Ihre Aktivitäten umfassten die Verteilung von Flugblättern, Diskussionen, den Schmuggel verbotener Literatur und einen Brandanschlag auf einen Schießstand der "Gesellschaft für Sport und Technik". Die Jugendlichen wollten Aufmerksamkeit erregen, dem staatlichen Meinungs- und Informationsmonopol entgegenwirken und die Bevölkerung auf politische Veränderungen vorbereiten. Die Gruppe flog schließlich durch einen Geheimen Informanten des MfS auf. Ende September 1958 wurden 24 Personen vom Bezirksgericht Gera in vier Schauprozessen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Neuauflage des Buches aus dem Jahre 1995 ist zu begrüßen; angesichts des erweiterten Forschungsstandes wäre eine Überarbeitung wünschenswert gewesen. (Patrik von zur Mühlen: Der "Eisenberger Kreis". Jugendwiderstand und Verfolgung in der DDR 1953-1958. Verlag J.H.W. Dietz, Bonn 2007. 256 S., 24,- [Euro].)
Hermann Wentker
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