Dies ist die berührende Geschichte einer Freundschaft zwischen Mensch und Tier vor dem Hintergrund der
schwindenden Traditionen in der Lebensweise der Ewenken, der Rentiernomaden in der Inneren Mongolei in
China.
Eines Tages sieht sich der alte Ewenke Gree Shek mit einer ungewöhnlichen Situation konfrontiert: Ein
mutterloses Elchkalb folgt ihm aus dem Wald bis in sein Lager und sogar bis in sein Zelt. Gree Shek zieht das
Kalb auf. Er nennt es Xiao Han, Kleiner Elch. Bald ist der Kleine Elch größer als die ausgewachsenen Rentiere
in Gree Sheks Herde und folgt ihm überallhin. Doch Gree Shek weiß, dass Xiao Han nicht ewig bei ihm bleiben
kann; es ist zu gefährlich, und Gree Shek wird alt. Und so führt er den Elch eines Morgens in den wildesten
Teil des Waldes und gibt ihn der Natur zurück. Ihr besonderer Bund aber wird noch sehr lange im Gedächtnis
der Ewenken bestehen bleiben.
schwindenden Traditionen in der Lebensweise der Ewenken, der Rentiernomaden in der Inneren Mongolei in
China.
Eines Tages sieht sich der alte Ewenke Gree Shek mit einer ungewöhnlichen Situation konfrontiert: Ein
mutterloses Elchkalb folgt ihm aus dem Wald bis in sein Lager und sogar bis in sein Zelt. Gree Shek zieht das
Kalb auf. Er nennt es Xiao Han, Kleiner Elch. Bald ist der Kleine Elch größer als die ausgewachsenen Rentiere
in Gree Sheks Herde und folgt ihm überallhin. Doch Gree Shek weiß, dass Xiao Han nicht ewig bei ihm bleiben
kann; es ist zu gefährlich, und Gree Shek wird alt. Und so führt er den Elch eines Morgens in den wildesten
Teil des Waldes und gibt ihn der Natur zurück. Ihr besonderer Bund aber wird noch sehr lange im Gedächtnis
der Ewenken bestehen bleiben.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Harald Eggebrecht ist gerührt von Gerelchimeg Blackcranes Geschichte von einem mongolischen Jäger, der versehentlich eine trächtige Elchkuh erlegt und daraufhin ihr Junges großzieht. Der "geradlinige", trotz ruhigen Tempos fesselnde und nie sentimentale Erzählton gefällt dem Rezensenten, und auch die realistischen, aber nicht detailversessenen Illustrationen von Jui Er lobt er. Besonders erheiternd: eine Episode, in der der junge Elch nach einem ganzen Sack Bohnen Blähungen bekommt, schmunzelt der Rezensent. Nur zu gerne behält er dieses Buch in Erinnerung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.03.2021Der Elch und der Bohnensack
Eine Geschichte aus der Inneren Mongolei von Gerelchimeg Blackcrane
Bilderbücher, in denen es um Tier-Mensch-Beziehungen geht, geraten oft ins Niedliche, Kitschige, Sentimentale, literarisch wie illustratorisch. Das Tränendrücken ist da meist nicht fern.
Doch es geht auch anders, wie der mongolische Autor Gerelchimeg Blackcrane und die chinesische Illustratorin Jiu Er mit ihrer Bilderzählung vom „Elch der Ewenken“ zeigen. Die Geschichte ist so einfach wie anrührend: Der alte Jäger Gree Shek vom Volk der Rentiere züchtenden Ewenken in der Inneren Mongolei erlegt eine Elchkuh, ohne zu ahnen, dass sie ganz gegen die Jahreszeit schon ein Kalb hat. Das Jungtier traut sich heran und folgt dem bestürzten Jäger ins Lager, der sich nun verantwortlich fühlt und den kleinen Elch, den er Xiao Han nennt, großzieht. Es folgen die Abenteuer des Heranwachsens, des Ungestüms, der Neugier und der unstillbaren Fresslust. Aus dem kleinen, schüchternen Elch wird ein Riese inmitten der Rentiere, er bleibt immer nah bei seinem Menschenfreund, dem er auch ins Tal folgt, als Gree Shek wegen einer Fußverrenkung dorthin ziehen muss. Hier gibt es neue Streiche mit angreifenden Hunden und einem unwiderstehlichen Sack Bohnen. Als Xiao Han von Blähungen geplagt wird, lässt Gree Shek den Armen nicht im Stich. Der Elch wird erwachsen, der Jäger alt und schwach. Gree Shek vertreibt das Tier mit Mühe in die Wildnis, bevor er stirbt. Danach wird der Riesenelch zum Mythos, der das Revier und Grab seines Freundes bewacht.
Der Erzählton von Gerelchimeg Blackcrane bleibt zurückhaltend, geradlinig, manchmal auch lakonisch, wenn es um Tolpatschigkeiten des Jungtiers oder das Fazit eines aufregenden Erlebnisses geht. Jiu Er zeichnet Menschen und Tiere realistisch, ohne sklavisch genau zu werden. Sie entwirft in zarten Graugrüntönen die weiten Waldlandschaften, in denen die Ewenken mit ihren Rentieren ein karges Leben führen. Sie charakterisiert Gree Shek als freundlich-ernsten Graukopf. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf dem Elch, von dem Dynamik und Dramatik ausgehen. Er ist die Hauptperson, seinem Großwerden, seinen Unternehmungen folgt die Geschichte ohne Schnörkel und in einem fesselnden, dabei ruhigen Grundtempo. Die Illustrationen wechseln zwischen Detailreichtum in den Totalen und Konzentration aufs Wesentliche in den kleinen Szenen. Manchmal genügen geradezu malerische Bildsequenzen ohne Text zum Fortgang der Geschichte, etwa während der lustigen Blähungsepisode. So entwickelt die Story vom Jäger und von dem Elch einen leisen, doch unwiderstehlichen Sog aus Sympathie und Spannung. Man behält sie in Erinnerung, den Jäger Gree Shek und seinen Elch-Sohn Xiao Han, ohne jede Gefühligkeit. (ab 6 Jahre)
HARALD EGGEBRECHT
Gerelchimeg Blackcrane: Der Elch der Ewenken. Mit Illustrationen von Jui Er. Aus dem Englischen von Nicola T. Stuart. Jacoby & Stuart 2020. 64 Seiten, 19 Euro.
Illustration aus
Gerelchimeg Blackcrane/Jui Er:
Der Elch der Ewenken
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Eine Geschichte aus der Inneren Mongolei von Gerelchimeg Blackcrane
Bilderbücher, in denen es um Tier-Mensch-Beziehungen geht, geraten oft ins Niedliche, Kitschige, Sentimentale, literarisch wie illustratorisch. Das Tränendrücken ist da meist nicht fern.
Doch es geht auch anders, wie der mongolische Autor Gerelchimeg Blackcrane und die chinesische Illustratorin Jiu Er mit ihrer Bilderzählung vom „Elch der Ewenken“ zeigen. Die Geschichte ist so einfach wie anrührend: Der alte Jäger Gree Shek vom Volk der Rentiere züchtenden Ewenken in der Inneren Mongolei erlegt eine Elchkuh, ohne zu ahnen, dass sie ganz gegen die Jahreszeit schon ein Kalb hat. Das Jungtier traut sich heran und folgt dem bestürzten Jäger ins Lager, der sich nun verantwortlich fühlt und den kleinen Elch, den er Xiao Han nennt, großzieht. Es folgen die Abenteuer des Heranwachsens, des Ungestüms, der Neugier und der unstillbaren Fresslust. Aus dem kleinen, schüchternen Elch wird ein Riese inmitten der Rentiere, er bleibt immer nah bei seinem Menschenfreund, dem er auch ins Tal folgt, als Gree Shek wegen einer Fußverrenkung dorthin ziehen muss. Hier gibt es neue Streiche mit angreifenden Hunden und einem unwiderstehlichen Sack Bohnen. Als Xiao Han von Blähungen geplagt wird, lässt Gree Shek den Armen nicht im Stich. Der Elch wird erwachsen, der Jäger alt und schwach. Gree Shek vertreibt das Tier mit Mühe in die Wildnis, bevor er stirbt. Danach wird der Riesenelch zum Mythos, der das Revier und Grab seines Freundes bewacht.
Der Erzählton von Gerelchimeg Blackcrane bleibt zurückhaltend, geradlinig, manchmal auch lakonisch, wenn es um Tolpatschigkeiten des Jungtiers oder das Fazit eines aufregenden Erlebnisses geht. Jiu Er zeichnet Menschen und Tiere realistisch, ohne sklavisch genau zu werden. Sie entwirft in zarten Graugrüntönen die weiten Waldlandschaften, in denen die Ewenken mit ihren Rentieren ein karges Leben führen. Sie charakterisiert Gree Shek als freundlich-ernsten Graukopf. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf dem Elch, von dem Dynamik und Dramatik ausgehen. Er ist die Hauptperson, seinem Großwerden, seinen Unternehmungen folgt die Geschichte ohne Schnörkel und in einem fesselnden, dabei ruhigen Grundtempo. Die Illustrationen wechseln zwischen Detailreichtum in den Totalen und Konzentration aufs Wesentliche in den kleinen Szenen. Manchmal genügen geradezu malerische Bildsequenzen ohne Text zum Fortgang der Geschichte, etwa während der lustigen Blähungsepisode. So entwickelt die Story vom Jäger und von dem Elch einen leisen, doch unwiderstehlichen Sog aus Sympathie und Spannung. Man behält sie in Erinnerung, den Jäger Gree Shek und seinen Elch-Sohn Xiao Han, ohne jede Gefühligkeit. (ab 6 Jahre)
HARALD EGGEBRECHT
Gerelchimeg Blackcrane: Der Elch der Ewenken. Mit Illustrationen von Jui Er. Aus dem Englischen von Nicola T. Stuart. Jacoby & Stuart 2020. 64 Seiten, 19 Euro.
Illustration aus
Gerelchimeg Blackcrane/Jui Er:
Der Elch der Ewenken
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