Vieles scheint in der Interpretation der Prosa Ingeborg Bachmanns einer Verschiebung und Verflachung unterworfen zu sein. Das hängt mit der Art und Weise zusammen, wie Literatur als moralische Reflexion heute diskriminiert wird, obwohl der Engel der Literatur in Malina verkündet, dass wir "am Anfang des Philosophierens und der Menschwerdung" zu stehen haben. Ohne eine Auseinandersetzung mit dem Individuum und dessen Anteil am sozialen Bösen können zwar fiktive Erzählungen entstehen, aber es wird keine dichterische Wahrheit, kein Ethos geschaffen. Deshalb deutet Bachmanns Engel auf das Ende der sakrifiziellen Sprachen sowie jeder sakrifiziellen Lektüre hin. Die Literatur als Utopie beschreibt die Heterotopie eines neuen - konfliktträchtigen - Ortes, indem eine letzte Gefahr enthüllt wird: die immer mögliche Rückkehr der Gewalt eben dorthin, wo sie höchst verborgen bleibt, im Herzen des Denkens und der Sprache.
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