An diesem Buch ist nichts glaubwürdig. Weder die Sprache, noch die Figuren. Die Dialoge unfassbar hölzern, die Handlung gewollt und voller sprachlicher Laubsägenarbeiten, brüchig, billig. Ein ein Lektorat hat es offenbar nicht gegeben: da wird ständig "laut gebrüllt, leise geflüstet, Licht scheint
hell, jemand tapst wie ein Blinder, meckert wie eine Ziege" usw. - fehlt nur noch, dass die Nacht…mehrAn diesem Buch ist nichts glaubwürdig. Weder die Sprache, noch die Figuren. Die Dialoge unfassbar hölzern, die Handlung gewollt und voller sprachlicher Laubsägenarbeiten, brüchig, billig. Ein ein Lektorat hat es offenbar nicht gegeben: da wird ständig "laut gebrüllt, leise geflüstet, Licht scheint hell, jemand tapst wie ein Blinder, meckert wie eine Ziege" usw. - fehlt nur noch, dass die Nacht dunkel ist, und der Winter kalt. Das ganze Buch voller ausgelutschter Sprachbilder und schiefer Metaphern.
Wie in einem Groschenheftschen oder einem Bahnhofskioskroman wird dem Leser jede banale Regung der blassen Figuren erklärt. Statt dass man die Figur etwas TUN oder SAGEN lässt erklärt Dorner seine Figuren, lässt dem Leser keinen Raum selbst zu sehen und zu ahnen, was sie denken und fühlen könnten. Die Figuren und Dialoge sind allerdings auch so schwach, dass sie erzählerische Gehhilfen brauchen. Und dann Sätzw wie dieser "Vielleicht wollte sie ihn am Vortag gar nicht tot auf dem Hof, sondern lebendig im Bett haben." Aua! Da hört man, wie der Autor sich ins Fäustchen lacht über seine schlüpfrige Formulierung. Noch mehr Beispiele? Eins aus der Riege Groscheroman: "Ihre auflehnende Haltung gefiel ihm, doch sollte er ihr das besser nicht zeigen. Frauen wie sie ((die Hauptfigur Martin kennt die Frau seit fünf Minuten übrigens)) mochten es nicht, wenn man sich zu offensichtlich für sie interessierte, das wusste er aus Erfahrung." Ohje! Oder diesen hier: "Aber bei der Unterhose kommt es dir mehr auf den Inhalt, als auf die Verpackung an, oder?" sagt unser Held Martin zu der gleichen Frau. Und in der nächsten Zeile geht ihm dann ihre Angriffslust auf die Nerven, die ihn gerade noch so heiß gemacht hat. Diese Figur ist ähnlich unentschlossen wie Dorners Sprache. Das klingt alles wie "Meine erste Kurzgeschichte" in irgendeiner Schülerzeitung.
Und dann die Einfahrt in das zerbombte München. "Wahnsinn!", sagt der Martin da nur. Ja, das zeigt literarisches Können und Einfallreichtum, muss schon sagen!
Oder diesen Satz als er mit der Frau durchs zerbombte München läuft: "Letztendlich war es nicht besser, allein zu sein wie in den letzten Wochen." Nee klar, so was geht mir auch durch den Kopf wenn ich in meine total zerstörte Heimatstadt einfahre. Und der direkt folgende Satz, bei dem man aufheulen möchte und es auch tut: "Eine Frau an seiner Seite zu haben, war immer von Vorteil, auch bei der Eroberung einer fremden Stadt." Erobern?? Eine Ruinenstadt? Eine Frau an der Seite? Ja, es geht immer noch um das zerstörte München 1945 und das ist kein Satz aus dem Tagebuch eines 17 Jährigen Interrailreisenden, sondern von einem Romanautor. Kaum zu glauben.
Keine Ahnung warum so ein Text zum Buch wird. Blutleere, uninspirierte Sprache, schiefe Bilder, blasse, empörend klischeehafte Figuren, Dialoge die so hölzern sind, dass man glaubt, man schaut eine Soap im Fernsehen. Und die überflüssigen musikwissenschaftlichen Erklärungen und das Schlauerle-Fachvokabular, der Tosca Opernteil, was dem Buch offenbar Intellekt und Tiefe geben sollte; das wirkt einfach nur fehl am Platz und aufgesetzt. Aber passt deswegen zum Buch ganz gut.
FAZIT: Lesen lohnt nicht, dafür gibt's zuviele gute Bücher, mit denen man seine Zeit verbringen kann. Auch und besonders über die Nachkriegszeit. Z.B. die Romane von Dieter Forte oder Gert Ledig.