Auch hundert Jahre nach seinem Ausbruch bleibt uns der Erste Weltkrieg unverständlich. Dabei wird gerade aus Anlass des Jubiläums mit zahlreichen Publikationen versucht, die historischen Hintergründe aufzuarbeiten. In den letzten Wochen habe ich schon einige Bücher (meist Bild-Text-Bände) zu diesem
Thema gelesen. Nun also der Reclam-Band „Der Erste Weltkrieg“ von Gerhard Henke-Bockschatz, der in…mehrAuch hundert Jahre nach seinem Ausbruch bleibt uns der Erste Weltkrieg unverständlich. Dabei wird gerade aus Anlass des Jubiläums mit zahlreichen Publikationen versucht, die historischen Hintergründe aufzuarbeiten. In den letzten Wochen habe ich schon einige Bücher (meist Bild-Text-Bände) zu diesem Thema gelesen. Nun also der Reclam-Band „Der Erste Weltkrieg“ von Gerhard Henke-Bockschatz, der in einer Hardcover-Version erschienen ist.
Um es gleich vorweg zu sagen, diese Darstellung ist ausgezeichnet, da der Autor erstens ein anerkannter Historiker ist und zweitens, es wunderbar versteht, den Grund, den Verlauf, die Ergebnisse und die Folgen des Ersten Weltkriegs umfänglich zu beschreiben. Dabei wendet sich der Autor mit seiner äußerst verständlichen Abhandlung weniger an Fachleute sondern vor allem an historisch Interessierte.
Zunächst beleuchtet der Autor die europäische Mächtekonstellation im Sommer 1914, die vor allem vom unterschiedlichen Tempo der Wirtschaftsentwicklung in den europäischen Ländern geprägt war. Hinzu kam, dass die Außenpolitik zwischen den Ländern einen unsteten, unberechenbaren Charakter zeigte, was sich in unterschiedlichen, wechselnden Bündnissen äußerte.
Ausführlich werden dann der militärische Verlauf und die Kriegsschauplätze behandelt. Separate Kapitel beschäftigen sich mit der Kriegsführung (u.a. mit dem technischen Kriegsgerät und den Soldaten). Die engen Beziehungen zwischen der wirtschaftlichen und der politischen Expansion der europäischen Staaten werden ebenfalls eingehend dargestellt. Daneben macht der Autor auch auf die wachsende Kriegsmüdigkeit aufmerksam, die schließlich zum Waffenstillstand und zu Friedensverhandlungen führte. In dem Schlusskapitel „Der Krieg in der Rückschau“ reflektiert Henke-Bockschatz noch einmal das Thema „Kriegsschuld“, wie es in den zurückliegenden hundert Jahren recht unterschiedlich diskutiert wurde. Komplettiert wird die kompakte Darstellung durch einige Statistiken und Karten sowie Literaturhinweise und ein Personenregister.
Der Reclam-Band beschränkt sich auf die großen Linien (Grund, Verlauf, Ergebnisse und Folgen) des Ersten Weltkrieges. Die knapp 300 Seiten bestechen durch ihre Anschaulichkeit und die verständliche Darstellungsweise, sodass sich selbst längere Passagen in einem Stück lesen lassen. Sehr empfehlenswert (auch für Schule und Studium).