Es ist uns allen klar, dass jeder sich als Kind eine Sprache, die Muttersprache, aneignet und zu sprachlichen Äußerungen befähigt wird, die mit den Regeln der Grammatik der Muttersprache in Einklang stehen. Was die meisten Studien über den kindlichen Spracherwerb bestätigen, ist, dass das Kind im Verlauf des Erwerbs aus einem gegebenen Input ein Regelsystem ableitet. Die Frage, die sich aber stellt, ist, wie der kindliche Zweitspracherwerb erfolgt, da bei den Kindern eine zweite Sprache zu einem späteren Zeitpunkt zu der Erstsprache hinzutritt. Das Kind muss hier zwei Sprachsysteme bewältigen. Wie geht nun es an diese Aufgabe heran? Die vorliegende Arbeit stellt diese Frage in den Mittelpunkt ihres Interesses und versucht, anhand des Beispiels der Aneignung der deutschen Nominalflexionsmorphologie durch arabische Kindergartenkinder eine Antwort darauf zu geben. Die Kernfragen dieser Arbeit bestehen also darin, a) ob die Kinder beim Erwerb der Kategorien Genus, Kasus und Numerus eine bestimmte Systematik entwickeln oder folgen sie einfach der Auswendiglernen-Strategie? b) Ob die Vernetzung dieser Kategorien einen positiven bzw. einen negativen Einfluss auf deren Erwerb ausübt?